Wir kommen alle wieder!. Detlef K.H. Würth

Wir kommen alle wieder! - Detlef K.H. Würth


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Interesse war irgendwie geweckt. Berichte über irgendwelche mittelalterlichen Dörfer im Wald hörte ich zu genüge. Auch mal von einem napoleonischen Soldaten, der sich auf einer Wiese eine Kugel fing. Aber etwas, das nur 250 km von mir entfernt stattgefunden hatte, war mir bis zu diesem Tage noch nicht untergekommen! Gerade noch in meinen Gedanken versunken, nahm ich eher unbewusst die Frage von Frau B. wahr: Herr Würth, glauben Sie, dass das alles jetzt echt war oder bilde ich mir das nur ein? Meine Antwort darauf war knapp: Um ehrlich zu Ihnen zu sein, ich weiß es nicht!

      Es gibt in dieser Hinsicht leider so gut wie keine Untersuchungen, als dass man mit Bestimmtheit sagen könnte, was es wirklich ist oder wie dieses Phänomen funktioniert. So zumindest, war bis dahin mein Wissensstand und eigentlich auch meine Meinung darüber. Aber eines ließ ich sie ganz sicher wissen, dass ihre Angst- und Panikzustände nun der Vergangenheit angehörten, aus der sie auch entsprungen waren. Sofort brach es aus hier heraus: Ja, weil ich jetzt weiß warum! Irgendwie hab ich auch jetzt ein anderes Gefühl dazu! Die Zeiger meiner Uhr signalisierten mir nun mehr als deutlich, dass es Zeit war zu gehen. Schnell vereinbarten wir noch den nächsten Termin und Frau B. verabschiedete mich dankend an ihrer Tür. Zügig fuhr ich los und die ersten Schneeflocken rieselten langsam vor sich hin. Mein Unterbewusstsein steuerte mein Fahrzeug, während mein bewusster Anteil noch immer bei Frau B. war. Irgendetwas spulte die Sitzung immer und immer wieder in mir ab. Was war es, was mich im Kopf nicht abschließen ließ? War es vielleicht eine Möglichkeit, die sich hier bot? Hm, vielleicht sollte ich, sobald zu Hause angekommen, nur mal kurz nachschauen, wo dieses Kloppenheim liegt. Das würde auch Aufschluss darüber geben, um welches Frankfurt es sich handelte. Aber sollte ich wirklich damit Zeit verschwenden? Mit diesen Gedanken kam ich dann endlich zu Hause an, um schon wenige Minuten danach den nächsten Patienten zu behandeln. Einen halben Tag später dachte ich schon nicht mehr daran. So verging die Zeit bis zu unserem nächsten Wiedersehen.

       Kapitel 2.

       Ein weiterer Hausbesuch

      Es war morgens gegen zehn Uhr und ich befand mich wieder, in der Wohnung von Frau B. Ihr ging es bestens, wie sie mir sagte. Seit unserem letzten Treffen waren mittlerweile drei Wochen vergangen und seither hätten sich die Symptome bei ihr nie wieder gezeigt. Sie wirkte deutlich ausgeglichener, aber auch bedeutend neugieriger, was ich in einem Bombardement an Fragen von ihr zu spüren bekam. Besonders der angenehme Trancezustand war ihr noch bestens in Erinnerung, über den sie doch etwas mehr wissen wollte. Das Erlebte von damals, wie sie mir sagte, hatte sie in den Bereich ihrer Fantasie verschoben und die Dinge schienen immer mehr zu verblassen. Während wir noch gemütlich am Tisch mit dem guten Kaffee saßen, begann sie frei von der Seele zu reden. Sie berichtete mir von einer Kindheit, die sich kein Mensch in seiner Fantasie so vorstellen möchte. Ihr ganzes Leben schien sich wie unter einem „Damoklesschwert“ zu befinden.

      Geboren in eine sozial schwache Familie und hinsichtlich ihrer Entwicklung in keiner Weise gefördert, war ihr Schicksal, in solch ärmlichen Verhältnissen aufzuwachsen. Ständig unterdrückt und lebend in Ängsten multipler Art, einerseits bedingt durch den Vater, andererseits durch die gesellschaftlich ablehnende Haltung gegenüber sozial schwacher Personen. Was sie auch sehr schmerzlich in Form von Schlägen auf dem Schulhof erkennen musste. Das daraus zwangsläufig resultierende Versagen schulischer Leistungen, endete mit der Eingliederung in eine Sonderschule. Es berührte mich. Ich höre jeden Tag viele schlimme Dinge, was sich Menschen unentwegt gegenseitig antun, aber die Art und Weise mit der Frau B. ihr Leben schilderte, ließ mich verstummen. Irgendwie hatte ich das Gefühl vom typischen Kloß im Hals. Was sich damals schon leise an Verdacht regte, hatte sich nun vollends vor mir ausgebreitet. Ich rang in mir zu verstehen, wie ein Mensch mit solchen Erlebnissen überhaupt noch in der Lage war, ein einigermaßen geordnetes Leben zu führen. Bei ihr war wirklich viel passiert! Es schien, als hätte sich das Tor des Leidens, über einer einzigen Person ergossen. Mit leichten Tränen in den Augen sagte sie mir in einer mehr gezwungen anmutenden Ironie: Wie Sie sehen, gibt’s bei mir noch viel zu tun!, was ich leider nur nickend bejahen konnte. So befand ich mich nun bei ihr, um die geschilderten Symptome im Zusammenhang mit den „grünen Augen“ zu beseitigen. Sie nahm wieder auf ihrer Couch eine liegende Position ein, um sich anschließend in einer angenehmen Trance wiederzufinden. Meine Vorgehensweise war die Gleiche: Erst mal die Kindheit etwas beleuchten, um darin Näheres zu erfahren. Aber wie schon beim ersten Mal, wollte sich die Ursache nicht zeigen.

      Da ich den unbewussten Anteil bereits im vorherigen Kapitel erwähnt hatte, möchte ich nun auch die Erklärung dafür geben. Zuerst einmal ist es sehr wichtig zu wissen, dass wir auf psychischer Ebene aus zwei Anteilen bestehen. Der eine Anteil ist unsere Analyse, also unser bewusstes Sein. Er ist dafür da, Entscheidungen zu treffen oder Probleme zu lösen. Der andere ist der, der praktisch hinter der Bühne lebt und dort die Fäden zieht, das Unbewusste. Es regelt die automatisierten Abläufe, also wenn etwas verinnerlicht wurde, wie zum Beispiel das Autofahren, Schwimmen etc. So nutze ich in einer tiefen Hypnose auch die Möglichkeit, mit dem Unterbewusstsein zu kommunizieren, während der bewusste Anteil weitestgehend „eingeschläfert“ ist.

      Schon bereits kurz nach der hypnotischen Induktion (Einleitung), gebe ich die Anweisung über Folgendes zu kommunizieren: ein Zeigefinger des Patienten für ein - Ja -, ein Mittelfinger für ein - Nein - sowie ein Daumen für ein - Vielleicht -. Wenn ich dann eine Frage stelle, sehe ich als Antwort die Reaktion an den entsprechenden Finger. Man kann sich das in etwa so vorstellen, wie ein Zucken, das man mal hin und wieder kurz vor dem Einschlafen haben kann. Es ist nicht bewusst gesteuert, sondern unterliegt einem völlig unbewussten Reflex, einer sogenannten ideomotorischen Steuerung. Wenn man dieses Vorgehen richtig anwendet, stellt es ein hervorragendes Werkzeug dar, das unglaublich hilfreich sein kann. Im Übrigen ist das keine Erfindung von mir, sondern wurde maßgeblich von den Therapeuten Milton H. Erickson, Lesley le Cron und David Cheek entwickelt. Diese Technik wird von vielen Therapeuten erfolgreich genutzt. Nun aber zurück!

      Ich vertiefte Frau B. noch etwas mehr in ihrer Trance, nutzte den unbewussten Anteil und gab diesem die Anweisung, an den Zeitpunkt zu gehen, der im Zusammenhang dieser grünen Augen stand. Es dauerte etwas, dann aber sah ich den ideomotorischen Reflex, der sich in einem kurzen Zucken des Daumens äußerte. Das war ein klares „Vielleicht“! Aus irgendeinem Grund wollte es nicht genau an diesen Zeitpunkt. Ich wusste, dass es dafür viele Gründe gab. Aber ich erinnerte ich mich noch gut an die erste Sitzung mit Frau B. und dem Erlebnis, das nicht viel mit unserer Zeit zu tun hatte. Zugegeben ein wenig Neugierde saß in meinem Hinterkopf, so tat ich etwas, was ich noch nie getan hatte. Ich befragte den unbewussten Anteil, ob das Problem der grünen Augen, mit diesem Leben oder einem vorherigen Leben in Verbindung stand. Ein - Ja - für das vorherige Leben, ein - Nein - für das Jetzige! Ich hatte meine Frage noch nicht richtig ausgesprochen, da zuckte schon Frau B’s Zeigefinger. Ein ganz klares „Ja“ für ein vorheriges Leben!

      Ein Schauer lief mir über den Rücken, denn so etwas hatte ich bis zu diesem Moment auch noch nicht erlebt. Scheinbar unterschied dieses Unterbewusstsein ganz exakt zwischen einem bereits gelebten Leben und dem Jetzigen. Da lag nun Frau B. vor mir in tiefer Trance und vielleicht lag auch hier die Antwort auf eine Frage, die sich wohl jeder Mensch schon mindestens einmal in seinem Leben gestellt hatte: Was passiert mit uns nach dem Tod? Meine Neugierde nahm jetzt ein unvergleichliches Maß an. Ich bat den unbewussten Anteil, ob es möglich wäre, nur ansatzweise etwas über den Zusammenhang zu zeigen. Das Ja-Zeichen des Fingers war nicht zu übersehen. Was sich hier für den Leser wahrscheinlich wie ein großer Hokuspokus anhört, kam mir selbst ganz genauso vor. Aber egal was man davon halten mag, das Unbewusste von Frau B., tat genau das, worum ich es gebeten hatte. Es zeigte mir die Verbindung, nämlich ihre erste Begegnung mit einem Mann, der später ihr Ehemann werden sollte.

      A: ..ich hatte es eilig!…..Er hatte eine Uniform an und ich war an ihn gestoßen!…Ich hatte etwas in meiner Tasche gesucht und hatte es eilig…ich hatte ihn umgerannt! Er drehte sich hoch und blickte sich um!……War an ihn gestolpert und hatte mich entschuldigt….er hatte schöne Augen…(lächelt)..er hatte gelacht und er sagte, das müsste ich wieder gut machen und so hatte ich….mich mit ihm verabredet im Park zu treffen!

      F: in welchem Park?

      A: in Rüsselsheim….da gibt’s


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