Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket. A. F. Morland

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losrennen, doch eine Schmerzwoge schoss brennend von seinem Knie aus durch seinen Körper, und er brach zusammen.

      Das Gewicht eines auf ihn fallenden Körpers presste ihn in den Waldboden. Barry schrie. Hände griffen nach seinem Hals.

      Irgendeine Ecke in seinem Kopf registrierte das Bulldoggen Gesicht des Oberpflegers. Sam also sollte ihn fertigmachen.

      Die Luft blieb ihm weg, unter dem Schraubstock an seinem Hals zerbrach etwas an seinem Kehlkopf.

      Barry packte die Ohren des Bulldoggen Gesichts und zog es zu sich heran. Sam schrie, als Barry ihm in die Nase biss. Er biss so fest zu, wie er sich in diesen Sekunden an seinem bisschen Leben festgebissen hatte, biss zu, bis ein metallischer Geschmack auf seine Zunge trat und sich seine Mundhöhle mit warmem Blut füllte.

      Brüllend ließ Sam los, sprang auf.

      Links neben der dunklen Wand des Waldes ein Schatten. Mündungsfeuer blitzte auf.

      Barry fühlte einen Schlag an der rechten Schulter.

      Trotzdem gelang es ihm aufzustehen. Er spuckte Blut aus - Sams Blut und wollte sich auf den immer noch feuern den Schatten stürzen.

      Massino schoss und schoss, und Barry taumelte zurück, fiel über den vor Schmerz heulenden Sam, der hinter ihm im Gras hockte.

      Barry klammerte von hinten beide Arme um Sams Hals und drückte zu. »Ich will nicht verrecken!«, krächzte er und hebelte Sams Kopf nach hinten, drückte und klammerte, bis Sam unter ihm erschlaffte.

      Ein Schuss peitschte durch die Dunkelheit. Jemand schoss ohne Schalldämpfer.

      Wie von fern hörte Barry schnelle Schritte auf der Brücke. Sie entfernten sich. Er ließ seine Stirn auf Sams kaltschweißigen Hinterschädel sinken.

      Das Paar Schuhe neben sich im Gras und die Hosenbeine darüber sah Barry nur noch wie durch einen Nebel. Ein Leinentuch schien sich in seinem Kopf zu entfalten. Ein schmutziges Leinentuch, und alles deckte es zu.

      Und es roch gut. Es roch nach seiner Mutter.

      Und es wurde schwärzer, immer schwärzer...

      25

      Im Zimmer, neben der Eingangstür an der Wand, stand die fremde Frau. Sie rauchte. Theresa sah eine zerschlissene Couch, sah drei Sessel, sah einen Tisch - alles schien aus der Zimmermitte an die Wand gerückt worden zu sein.

      Und mitten im Raum war eine schmutzige Plastikplane ausgebreitet.

      Theresas Herzschlag dröhnte ihr in den Schläfen.

      »Auf die Plane!«, bellte der Kahlkopf.

      Jetzt erst sah Theresa die Klinge in seiner Hand.

      Sie schloss die Augen. Und sah das Gesicht ihrer Tochter.

      »Prinzessin«, murmelte sie, »ich komme zu dir.«

      Und dann hörte sie die Stimme ihres Großvaters: Alles ist möglich - nur aufgeben nicht.

      Manchmal aber hatte er auch gesagt: Nur ein Idiot spielt weiter, wenn er weiß, dass er verloren hat.

      Zuletzt hatte sie diesen Satz von ihm gehört, als er todkrank im New York University Medical Center lag. Eines Tages hatte er die ganze Familie aus dem Klinikzimmer geschickt und verlangt, dass man ihn drei Stunden lang in Ruhe lässt. Als sie dann nach diesen drei Stunden wieder ins Zimmer gekommen waren, lag er tot zwischen Fenster und Bett.

      Obwohl er seit Langem bettlägerig gewesen war, war er auf gestanden. Um wenigstens im Stehen zu sterben.

      Das alles ging Theresa in den wenigen Sekunden durch den Kopf, die sie benötigte, um in die Mitte der Plane treten.

      »Hinlegen!«, befahl der Kahlkopf.

      »Nein.«

      »Leg dich hin, verflucht!«

      »Ich bin mein Leben lang auf diesen zwei Beinen hingegangen, wo ich hingehen wollte. Und ich will jetzt auf meinen zwei Beinen stehen bleiben, wenn ich hingehen muss, wo ich nicht hingehen will.«

      Der Kahlkopf guckte sie verblüfft an. Die schwarze Frau neben der Tür wurde blass. Drohend kam der Mann auf Theresa zu.

      »Du legst dich jetzt hin, aber schnell!«

      Theresa spuckte dem Mann ins Gesicht.

      Er brüllte auf wie ein verwundeter Stier und stürzte sich auf sie.

      Theresa spürte das Messer nicht. Weder den Stoß ins Herz noch den Schnitt an ihrer Kehle.

      Sie starb, ohne einen Laut von sich zu geben...

      26

      Was der Kampf zu bedeuten hatte, zu dem ich an der Bow Bridge hinzukam, brauchte ich mir nicht lange zu überlegen. Mein Zeuge sollte kaltgestellt werden.

      Ich jagte dem Schützen einige Kugeln hinterher und ließ ihn laufen.

      Mit zwei Schritten war ich am Waldrand. Zwei reglose Körper lagen dort übereinander. Der unten liegende Mann - ein wahrer Koloss - starrte mit offenen Augen in irgendeine Ferne, über die er nie mehr etwas erzählen würde. Vermutlich in die Hölle.

      Der oben Liegende röchelte schwach. Ich wälzte ihn auf den Rücken. Er atmete noch, doch der Puls war kaum noch zu ertasten. Er blutete aus zahllosen Wunden. Seine Lippen bewegten sich.

      Ich neigte meinen Kopf zu ihm hinunter, bis mein rechtes Ohr seinen Mund berührte.

      »... Howard Newby...«, flüsterte er, »... Vanhouven...« Ohne Zweifel das musste der Mann sein, der mich angerufen hatte.

      »Was wollen Sie mir sagen? Reden Sie!« Ich hielt seinen Kopf fest und lauschte.

      Aber er sagte nichts mehr. Er würde nie wieder etwas sagen.

      Ich tastete nach der Halsschlagader. Nichts mehr.

      Ich durchsuchte beide Männer nach Papieren. Barry O’Connors, las ich. Wir waren nahe dran gewesen.

      Dem zweiten Toten nahm ich auch ein Notizbuch ab. Im Laufen riss ich mein Handy heraus und rief die Zentrale an. Ich schilderte Clive, was passiert war.

      »Howard Newby - versucht rauszufinden, wer der Kerl ist, und vor allem, wo er wohnt.« Auch den Namen des zweiten Toten gab ich durch.

      Mit Vollgas raste ich Richtung Eastside aus dem Central Park. Das Rotlicht knallte ich durch das heruntergekurbelte Fenster aufs Autodach. Ich hatte vor, über die Fifth Avenue Lower Manhattan anzusteuern. Kaum hatte ich mich in den Verkehr der breiten Straße eingefädelt, als sich Clive über Funk meldete.

      »Halt dich fest, Jesse dieser Newby hat einen Antiquitätenladen in der 49. Straße!« Er nannte mir auch die Hausnummer.

      Ich war wie elektrisiert. »Ich fahr hin!«, schrie ich ins Mikro. »Wir treffen uns da! Sagt Milo Bescheid!«

      Ich brauchte nicht mal zehn Minuten, bis ich die 49. erreicht hatte. Langsam rollte der Sportwagen auf die von Clive angegebene Hausnummer zu.

      Plötzlich schoss ein Wagen aus einer bogenartigen Hofausfahrt - ein Taxi.

      Ich hing mich dran und griff zum Mikro. »Sie hauen ab, Clive, in einem Taxi! Richtung East River! Schaut, dass ihr schleunigst ein paar Straßensperren aufgestellt kriegt! Und schickt Streifenwagen zu der Adresse!«

      Es war natürlich Quatsch, das gelbe Auto vor mir so kurzfristig mit Straßensperren auf halten zu wollen. Doch ich wollte, dass jetzt alle Register gezogen wurden.

      Ständig gab ich meinen Standort durch. Der Wagen vor mir bog mit quietschenden Reifen in die Second Avenue ein und raste nach Süden.

      Rotlichter tauchten im Gegenverkehr auf.

      Das Taxi zog nach rechts und verschwand in der 36. Straße


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