Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket. A. F. Morland

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bleibst, Calder. Wir wollen auf den da drinnen anstoßen“, lachte er und wies mit dem Revolver auf die Tür zum Bad. „Hat uns ganz schön zu schaffen gemacht, der Kleine.“

      „Warum habt ihr ihn umgelegt?“

      „Weil uns seine Nase nicht gefallen hat“, grinste Marty.

      „Denkt ihr, eure Nasen gefallen mir?“, maulte ich.

      „Calder, Calder“, sagte Surtees vorwurfsvoll. „Du wirst es noch mal zu weit treiben. — Marty, bring den Whisky. Und du setz dich endlich, Calder, sonst jag’ ich dir eine Kugel ins Knie. Dann bist du froh, wenn du sitzen darfst.“

      „Okay“, sagte ich achselzuckend. „Du scheinst zu wissen, dass ich nicht nein sagen kann, wenn mich jemand schön bittet.“

      Marty Barrimore brachte die Whiskyflasche von der Hausbar. Sie nahmen beide einen großen Schluck von der fast vollen Flasche.

      „Der Rest ist für dich“, grinste Surtees.

      „Zu einem Gläschen hin und wieder in netter Gesellschaft sag’ ich nicht nein“, sagte ich kopfschüttelnd. „Heute ist aber weder die Gesellschaft danach, noch passt mir das Quantum, das ihr mir zugedacht habt.“

      „Und ich prophezeie dir, dass du trotzdem trinken wirst, Calder“, fauchte Emerson Surtees schneidend. „Und nicht zu knapp.“ Er richtete seinen Revolver auf meine Nasenwurzel. „Marty“, sagte er eiskalt.

      „Hm“, machte Marty, der die Flasche in der Rechten hielt.

      „Setz ihm die Pulle an die Lippen.“

      Ich sagte: „Auf euer Wohl!“, und machte einen kleinen Schluck. „Nicht übel“, grinste ich hinterher. „Kann ich noch was haben?“

      Surtees lachte. „Du kannst so viel haben, dass dir der Saft bei den Ohren ’rausrinnt. Und du wirst auch soviel davon bekommen.“

      „Ihr wollt doch nicht etwa einen Säufer aus mir machen?“, tönte ich entrüstet.

      „Marty, gib ihm wieder einen Schluck.“

      Ich musste erneut trinken. Ich hatte längst begriffen, welch schändliches Spiel Surtees sich für mich ausgedacht hatte: Er wollte mich erst mal total unter Alkohol setzen. Dann hatte er mit mir leichtes Spiel. Er konnte sich meinen Tod aussuchen. Vielleicht schleppten sie mich hinterher aufs Dach und ließen mich hinunterfallen. Oder sie legten mich auf die Schienen der Eisenbahn. Jedenfalls würde es immer so aussehen, als hätte der total besoffene Biff Calder einen bedauerlichen Unfall erlitten.

      Wieder zwangen sie mich, zu trinken. Allmählich verlor ich den Mut. Der Inhalt der Flasche wurde rasch weniger, und ich spürte langsam die Wirkung des Saftes.

      Je mehr sie in mich hineinschütteten, desto mehr wuchs meine Abneigung gegen den Whisky. Bald war ich an dem Punkt angelangt, wo ich ihn nicht mehr riechen konnte.

      „Lasst gut sein, Kameraden“, lallte ich und schielte die beiden Ganoven leutselig an. „Mir reicht es.“ Es war ein bisschen Schau dabei, denn so voll, wie ich mich gab, war ich noch nicht.

      Surtees ließ sich jedoch nicht bluffen. Sein Grinsen verfolgte mich nachher noch tagelang, und ich konnte mich noch lange an seine Worte erinnern: „Dir reicht es erst, wenn die Flasche leer ist, Calder. Begriffen?“

      Wenn Marty sich mir mit der Pulle näherte, lief mir voller Abscheu ein eiskalter Schauer über den Rücken. Ich vermochte nicht mehr genau auseinanderzuhalten, wen ich eigentlich mehr verabscheute, Marty oder den Whisky. Ich glaube aber doch, dass Marty dem Gerstensaft immer noch um eine Nasenlänge voraus war.

      Langsam hob in meinem Schädel ein dumpfes Brausen an. Meine Lippen wurden gefühllos, die Augen verloren an Sehschärfe. Ein Glück, dass ich saß, sonst wäre ich lang auf den Boden hingeschlagen.

      Als ob die beiden nicht schon vollauf gereicht hätten, verdoppelten sie sich nun auch noch. Zweimal Surtees, zweimal Barrimore. Das war selbst mir, der ich an und für sich Kummer gewöhnt bin, zuviel.

      Ich weigerte mich, weiterzutrinken, denn ich fürchtete die Folgen: dreimal Surtees und dreimal Barrimore. Das wäre nicht auszuhalten gewesen.

      „Mach’s Maul auf, Calder!“, hörte ich Surtees aufgebracht schreien.

      „Halt’s Maul, Calder! Mach’s Maul auf, Calder!“, röhrte ich benommen. „Wer von uns beiden ist nun besoffen, du oder ich? Du weißt ja nicht mehr, was du willst.“

      Er schlug mir ins Gesicht. Ich spürte es nicht. Es gab mir nur einen Ruck, und hätte Marty mich nicht aufgefangen, wäre ich vom Stuhl gekippt.

      „Wirst du wohl weitertrinken, verdammter Schnüffler?“, fauchte Surtees wild.

      „Nein“, sagte ich stocksteif. „Und was nun?“

      „Das wirst du gleich erleben“, bellte er mich an. Er riss Marty die Flasche aus der Hand.

      „Halt ihm die Nase zu, Marty“, knurrte er.

      Barrimore fasste nach meiner Nase und drückte zu. Eine Weile ging das ja gut. Ich hielt einfach die Luft an. Doch die beiden hatten den längeren Arm.

      Sobald ich den Mund aufmachte, um nach Luft zu schnappen, stieß Surtees mir den Flaschenhals in den Mund. Ich musste schlucken, wenn ich nicht ersticken wollte.

      Es war ein grausames Spiel, das sie mit mir spielten. Ich fühlte mich fürchterlich, doch sie ließen nicht locker. Ich musste die Flasche leeren. Erst dann ließen sie von mir ab.

      Zwar hatte Marty eine Menge von dem Zeug verschüttet, doch was sie mir in die Figur gebracht hatten, wäre selbst einem kraftstrotzenden Ackergaul zuviel gewesen.

      „So“, trompetete Surtees zufrieden. „Und nun komm mal mit, Calder.“

      „Wollen wir noch irgendwo einen heben?“, fragte ich und grinste dämlich.

      „Du wirst jetzt die Heimreise antreten“, grinsten die beiden Surtees zurück. „Na, komm schon. Wir helfen dir in deinen Wagen.“

      „Ich fahre nie, wenn ich in Promille gebadet habe“, verkündete ich.

      „Wirst keine andere Wahl haben“, kicherte Emerson Surtees vergnügt. „Wir setzen dich in deinen Mustang. Der Rest ergibt sich von selbst.“

      Ich wusste, was das für ein Rest sein würde. Obwohl ich stockbesoffen war, wusste ich es. Aber ich konnte mich nicht dagegen wehren. Sie packten mich wie ein Kleiderbündel, das in die Putzerei muss, und schleppten mich nach draußen. Sie sprachen davon, dass sie nachher noch zu irgendeiner Tankstelle fahren mussten. Das schien aber nichts mit mir zu tun zu haben. Mich hatten sie allem Anschein nach bereits abgeschrieben.

      Es war nicht schwer zu erraten, weshalb.

      Brian Astors Haus stand am Ende einer verteufelt abschüssigen Straße. Wenn sie mich nun in meinen Mustang setzten, die Handbremse lösten und den Wagen einfach losrollen ließen, war das die sicherste Höllenfahrt, die man sich für mich vorstellen konnte.

      Ich hing schwer zwischen den beiden Gangstern. Meine Beine schlurften funktionslos über die Natursteine der Terrasse. Ich lallte den Kerlen die Ohren voll und erzählte ihnen, wie übel mir war. Es hätte mir viel gegeben, wenn ich sie hätte anspeien können, doch soweit war mein Magen noch nicht.

      Meinen Mustang erkannte ich nur an der Farbe wieder. Er war in meinen benebelten Augen ein unförmiger roter Klotz, in den mich meine Peiniger lachend steckten.

      Ich vermochte nicht mehr festzustellen, wer von den beiden sich über mich beugte, um die Handbremse zu lösen. Dann klappte die Tür zu, und der Wagen begann langsam zu rollen.

      20

      Ich konnte kaum noch die Augen offenhalten. Dabei wäre jetzt äußerste Konzentration nötig gewesen. Ich sah es nicht, aber ich spürte, wie der Mustang immer schneller


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