Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket. A. F. Morland

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Korridor entlang. Sie hielten vor Astors Zimmer.

      „Du wartest hier“, sagte Surtees. „Bin gleich wieder da.“

      „Soll ich nicht doch lieber mitkommen, Em?“, fragte Marty.

      „Und wer steht Schmiere, du verrückte Frucht?“, zischte Emerson ärgerlich. „Denkst du, ich schaff's nicht allein, ihm sechs Kugeln in den Pelz zu brennen?“

      Surtees hob den Blumenstrauß hoch, drückte die Tür auf und schob als erstes die Nelken in den Raum. Dann folgte er schnell. Er ließ sich nicht lange Zeit, blieb gleich bei der Tür stehen, riss den Ballermann mit aufgeschraubtem Schalldämpfer aus dem Jackett und knallte sechsmal nach der aufgebauschten Daunendecke. Dann warf er grinsend die Blumen aufs Bett und verließ den Raum schnell wieder.

      „Erledigt“, flüsterte er zufrieden und schob blitzschnell die Kanone an ihren Platz zurück. „Sechs Bleihummeln übersteht keiner.“

      Surtees hatte das Jackett noch nicht über seinem Revolver zugeknöpft, da öffnete Brian Astor ahnungslos die Tür zu den Toiletten.

      Als erstes sah Astor den Revolver. Und dann die Gesichter der beiden Killer. Der Schreck fuhr ihm bis ins Knochenmark. Er zuckte zurück und schlug blitzschnell die Tür zu.

      Doch so, wie Astor die beiden gesehen hatte, hatten die Killer auch ihn sofort bemerkt und erkannt.

      „Verdammt!“, fauchte Surtees, außer sich vor Zorn.

      „Erledigt, wie?“, höhnte sein Komplice ärgerlich. „Denkst wohl, ich schaff’s nicht; ihm sechs Kugeln in den Pelz zu brennen?“, zischte Marty verächtlich. „Mann, du bist ja sogar zu blöd für den Job eines Fensterputzers.“

      „Ach, halt doch die Klappe“, schnaubte Surtees zurück. Er schnellte vorwärts, erreichte die Toilettentür, warf sich mit voller Wucht dagegen und preschte mit hochrotem Gesicht in den Raum.

      Astor hatte sich in seiner Todesangst inzwischen in eine der Toiletten eingeschlossen. Zitternd stand er auf der Sitzmuschel, hörte die Killer herankeuchen und wusste sich keinen Rat.

      „Mit dem machen wir kurzen Prozess", knurrte Surtees. Er fasste in die Tasche, lud seinen Revolver nach und richtete die Waffe dann blitzschnell auf die versperrte Tür.

      Als der erste Schuss aufploppte, dachte Astor, ihn würde der Schlag treffen. Der Kerl knallte einfach durch das Holz der Tür. Früher oder später musste ihn eine der Kugeln treffen.

      Schwach, aber in seiner grenzenlosen Furcht zu allem entschlossen, warf Astor den Kopf herum. Schon ploppte der nächste Schuss auf. Diesmal fegte die Kugel nur wenige Millimeter an seiner linken Schläfe vorbei.

      Das Fenster!

      Astor riss es mit zitternder Hand auf. Er kletterte durch die schmale Öffnung. Zwei Meter unter dem Toilettenfenster war ein breites Flachdach. Astor hatte keine andere Wahl. Er musste sich fallen lassen.

      Flatternd wehte das weiße Spitalhemd um seine Beine. Er kam hart auf dem Dach auf, kippte kraftlos zur Seite und blieb erschöpft und schwer keuchend auf dem staubigen Blech liegen.

      Noch war er aber nicht gerettet. Er musste weiter. Schnell fort von hier. Er rappelte sich unter Aufbietung all seiner Kräfte auf.

      Oben hatten die beiden Killer inzwischen die Tür der Toilette aufgeschossen und steckten nun den Kopf aus dem schmalen Rechteck.

      Surtees hielt seine Kanone nun mit beiden Händen, um besser zielen zu können. Astor hatte eben den Rand des Daches erreicht Sein Ziel war die Eisenleiter, die von hier nach unten in den Spitalgarten führte. Da drückte Surtees ab.

      Fast lautlos verließ die heiße Kugel den Lauf der Waffe. Astor strauchelte. Das rettete ihm das Leben, denn die Kugel hatte die richtige Richtung. Sie wäre Astor haargenau in den Hinterkopf gedrungen und hätte ihn vom Dach geschleudert.

      Astors Schutzengel schien auf dem Posten zu sein.

      Surtees stieß einen ellenlangen Fluch aus. Er drängte Marty zur Seite und kletterte nun ebenfalls aus dem Fenster, um Astor zu verfolgen.

      Brian Astor klapperte inzwischen in seiner grenzenlosen Verzweiflung die Leiter hinunter. Er wagte sich nicht mehr umzusehen. Er erreichte das samtweiche Gras und begann wankend zu laufen. Die Todesangst hatte ihm übermenschliche Kräfte verliehen. Sie hatte die letzten in seinem Körper schlummernden Kräfte mobilisiert. Doch nun war er beinahe am Ende seiner Leistungsfähigkeit angelangt. Die Beine waren so schwer, als hätte er Bleisohlen an den Pantoffeln. Die Glieder brannten wie Feuer und wollten sich nicht mehr so recht bewegen.

      Einen Moment lang dachte er, er sollte einfach stehenbleiben und auf seine Verfolger warten. Sie würden mit ihm sicher kurzen Prozess machen. Er würde bestimmt nicht lange zu leiden haben.

      Doch dann trieb ihn wieder der Lebenswille vorwärts. Weiter! Weiter!, hämmerte es heiß in seinem Innern.

      Weiter! Aber wohin?

      Nun hatte auch Emerson Surtees den Rand des Flachdaches erreicht. Er schwang sich mit einem schnellen Ruck auf die Leiter...

      15

      Da Susan Tucker immer noch nicht von der City Police zurückgekehrt war, nahm ich den Anruf an ihrem Apparat entgegen.

      Am anderen Ende war ein völlig fertiger Brian Astor. „Ist Miss Tucker nicht da?“, keuchte Astor.

      „Nein“, erwiderte ich. „Kann ich Ihnen vielleicht helfen, Mr. Astor?“

      „Sie sind hinter mir her, Mr. Calder!“, schrie Astor aufgeregt in die Sprechmuschel. „Sie kamen ins Spital; um mich umzulegen. Ich konnte über das Dach türmen. Im Gärtnereischuppen fand ich ein paar alte Klamotten. Die zog ich an, überkletterte die Anstaltsmauer und hielt ein Taxi an.“

      „Wo sind Sie jetzt?“, fragte ich aufgeregt. Er hatte mich mit seiner Nervosität angesteckt.

      „Zu Hause, Mr. Calder. Ich brauche dringend Ihre Hilfe. Ich bin vollkommen fertig, und ich weiß nicht, ob die Kerle nicht auch hierherkommen werden.“

      „Sagen Sie mal, Astor, warum sind die Burschen eigentlich so scharf darauf, Sie umzulegen? Das hat doch sicher einen triftigen Grund.“

      „Erzähle ich Ihnen alles, wenn Sie hier sind, Mr. Calder. Ich geb’s sowieso auf. Hat keinen Sinn mehr. Bitte, beeilen Sie sich, Mr. Calder. Ich schaff’s nicht noch mal, den Kerlen zu entwischen. Beim nächstenmal bin ich dran!“ Er nannte seine Adresse, und ich sagte: „Okay, Astor. Ich setze mich gleich in Gemini 15. Bin in einer Viertelstunde bei Ihnen. Geben Sie inzwischen auf Ihre Gesundheit acht.“

      Bevor ich mich aber in meinen roten Flitzer setzte, informierte ich Charles Lenoire von meinem Vorhaben. Schließlich sollte er wissen, dass der Chef auch wieder mal etwas arbeitete.

      16

      Astor hatte sich nach dem Telefonat den Angstschweiß vom Körper gewaschen, hatte die alten Gärtnerklamotten in den Müll geworfen, sich einen Rollkragenpulli und eine Kordhose übergestreift und hatte sich anschließend todmüde auf die Couch im Wohnzimmer gelegt.

      Mit geschlossenen Augen wartete er auf mein Eintreffen. Sein Herz klopfte immer noch aufgeregt. Er konnte die Glieder kaum bewegen und fühlte sich hundeelend. In diesem Zustand hatte er sich zur Wahrheit entschlossen. Sie hatten befürchtet, er würde eines Tages auspacken. Deshalb die beiden Mordanschläge. Diese verrückten Hunde. Er hätte geschwiegen. Schon im eigenen Interesse. Aber sie hatten ihm nicht getraut. Es war ihnen zu unsicher, nichts anderes als sein Versprechen in Händen zu haben, dass er den Mund halten würde. Ganz sicher würde er ihrer Meinung nach nur dann den Mund halten, wenn er tot war. Deshalb diese Treibjagd auf ihn.

      Astor war entschlossen, dem Spuk ein Ende zu bereiten. Es würde Heulen und Zähneknirschen geben, und viele würden hinter schwedische Gardinen wandern.

      Ihre


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