Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket. A. F. Morland

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Absperrung wie ein Geschoss durchschlagen und auf die Schotterfabrik hinunterstürzen. Keine Schraube würde meinen Wagen zusammenhalten können. Und so ähnlich würde es mit meinem Körper sein.

      Links und rechts wehten graue Schleier an mir vorbei. Ich konnte sicher sein, dass diese Schleier in Wirklichkeit verteufelt feste Körper waren, und es war nicht ratsam, den Mustang allzu nahe an sie heranzubringen.

      Ich versuchte verzweifelt, den Wagen in der Mitte der Straße zu halten. Mein lahmes Bein suchte kraftlos nach dem Bremspedal. Ich fand es zwar schließlich, brachte jedoch nicht so viel Energie auf, das Pedal durchzudrücken und damit die beängstigende Geschwindigkeit wirkungsvoll zu reduzieren.

      Rauschend strich der Fahrtwind über die Windschutzscheibe meines ohne laufenden Motor fahrenden Wagens, Ich sauste schnurgerade auf die Endstation zu. Endstation, das war die hölzerne Absperrung und die dahinter liegende Schotterfabrik.

      Mit einemmal ging alles verblüffend schnell. So schnell, wie ich gar nicht reagieren konnte. Ich hörte das Brüllen eines Motors. Ein Wagen überholte meinen dahinfegenden Mustang im Irrsinnstempo. Schon schnitt der wahnsinnige Fahrer vor mir in meine Fahrspur. Im selben Moment verlangsamte er das Tempo, indem er den nächsten niederen Gang wählte. Gleichzeitig flammte vor meinen trüben Augen eine Flut von grellroten Bremslichtern auf. _

      Da soll noch einer behaupten, mit Biff Calder könne man nicht buchstäblich alles machen. Um dem verrückten Kerl nicht den Spaß zu verderben, ließ ich ihn machen, was er sich in den Kopf gesetzt hatte.

      Ich fuhr damit im wahrsten Sinne des Wortes nicht schlecht. Der Verrückte verlangsamte das Tempo seines Wagens so konstant, bis die Stoßstange meines Mustang mit der seinen Chromfühlung erreicht hatte.

      Das ganze Manöver konnte nur einen Sinn haben: Der Kerl wollte meinen Mustang abfangen und noch vor der Schotterfabrik zum Stehen bringen.

      Er schaffte das Bravourstück. Unsere beiden Fahrzeuge rieben sich zwar in knirschender Hassliebe aneinander, trugen jedoch keinen ernstlichen Schaden davon.

      Es waren die aufgepeitschten Nerven, die mich zittern ließen, als würde ich eben erfrieren.

      Vorne öffnete sich der Wagenschlag. Eine schwarzgekleidete Gestalt faltete sich aus dem Fahrzeug. Ich hing wie ein Häufchen Elend am Volant, und genauso fühlte ich mich auch. Meine Augen versuchten sich auf die näher kommende Gestalt zu konzentrieren.

      Es bestand kein Zweifel darüber, dass sich mir hier mein Lebensretter näherte. Als er an die Tür meines Mustang trat, sie aufmachte und sich zu mir herunterbeugte, sah ich, dass er ein Chinese war.

      Ich grinste ihn schief an. „Hallo! Wie geht’s Mao?“

      Er sagte kein Wort, beugte sich stumm über mich, langte nach der Handbremse und zog sie mit einem Ruck an. Dann klappte er die Tür zu, ging zu seinem Wagen zurück und fuhr davon.

      „Auf den Mond fliegen", stöhnte ich mit einem dicken Kloß im Hals, „aber mich nüchtern bekommen, das können sie nicht.“ Dann fiel ich um, und mir wurde schrecklich schlecht.

      21

      Als ich aus einer tiefen Ohnmacht erwachte, fand ich mich zu meiner grenzenlosen Verblüffung zu Hause in meinem Bett. Ich trug meinen Pyjama, die Daunendecke reichte mir bis an die Magengrube.

      Susan und Charles lächelten mich freundlich an. Ich setzte mich mit einem Ruck auf. Das hätte ich lieber bleibenlassen sollen, denn sofort rumorte es in meinem Schädel wie in einer Müllverbrennungsanlage.

      Ich musste die Augen eine Weile fest schließen. Als ich sie dann wieder öffnete, waren Susan und Charles immer noch da. Also waren sie mir nicht bloß im Traum erschienen.

      Ihr Lächeln ging mir allmählich auf die Nerven „Was guckt ihr so doof?“, fragte ich. „Habt ihr noch nie einen Mann im Pyjama gesehen?"

      Susan atmete auf. „Es geht ihm schon wieder gut“, sagte sie zu Charles.

      „Wer behauptet das?“, protestierte ich. „Ich fühle mich hundeelend.“

      „Sie waren ja auch blau wie ein Leichtmatrose nach dem ersten Landurlaub“, grinste Charles.

      „Mein Bier“, knurrte ich.

      „Junge, ich hätte nicht gedacht, dass Sie heimlich so bechern würden, Biff.“

      Ich ging auf seinen blanken Hohn nicht ein. „Kann mir jemand verraten, wie ich hierherkomme?“, fragte ich statt dessen und berichtete von dem Zwangsgelage mit den beiden Killern.

      Susan Tucker erzählte es mir. „Als ich von der City Police nach Hause kam, sagte mir Charles, dass du zu Astor gefahren bist. Ich fuhr sogleich hinterher, fand dich im Mustang — vollkommen hinüber — und Astor in der Badewanne.“

      „Auch vollkommen hinüber“, nickte ich gallbitter. Allmählich dämmerte es wieder in meiner Erinnerung.

      „Susan rief mich an“, erzählte Charles Lenoire. „Nachdem der Rummel mit der Mordkommission bei Astor vorbei war, brachten wir Sie nach Hause. Der Arzt drückte Ihnen zwei Spritzen in die Venen, den Rest konnte dann nur Ihre eiserne Natur schaffen.“

      Ich leckte mir benommen die trockenen Lippen. „Kann ich Kaffee haben?“, fragte ich flehend.

      Susan machte mir welchen in meiner Küche. Als sie damit wiederkam, wusste sie mir noch etwas zu erzählen. „Tom Harris hat angerufen, während du... weg warst, Biff.“

      „Er wollte mich doch nicht etwa auf einen Drink einladen?“, fragte ich entsetzt. Ich konnte mir nichts Grauenvolleres vorstellen.

      „Der FBI hat herausgefunden, dass Ronnie Love zur Ross-Gang gehört hat.“

      Ich horchte auf. Während ich den dampfenden Kaffee inhalierte, überlegte ich. Zur Zeit machten zwei Banden in Chicago von sich reden: die Ross-Gang und die Tyrrell-Gang.

      Susan klärte mich auf, dass die Toten in der Villa — also jene Männer, die mit Gasmasken vor den Visagen die kleine Privatbank um neunhundertfünfzigtausend Dollar erleichtert hatten — der Tyrrell-Gang angehört hatten.

      Es sah so aus, als hätte die Ross-Gang der Konkurrenz die Beute abgejagt.

      „Warum aber musste Brian Astor sterben?“, fragte ich. „Die Kerle waren ja ganz versessen darauf, ihn fertigzumachen.“

      Charles zuckte die Achseln. „Vielleicht hat er der Tyrrell-Gang einen Tipp gegeben, wann das meiste Geld im Safe ist“

      „Oder er hatte versucht, mit der Ross-Gang gemeinsame Sache zu machen“, meinte Susan.

      „Doppeltes Spiel, meinst du“, sagte ich nachdenklich. „Den einen sagte er, wann das meiste Geld zu greifen wäre, und den anderen erzählte er, wie sie es den Räubern abnehmen könnten. Das nahm man ihm krumm.“

      „Doppeltes Spiel ist eben nirgends beliebt“, sagte Charles weise.

      „Seltsam ist, dass niemand den Sitz der Ross-Gang kennt“, meinte Susan Tucker und nahm mir die leere Kaffeetasse aus der Hand. „Die Polizei weiß bloß, dass es diese Gang gibt."

      „Muss ein toller Schlupfwinkel sein“, sagte Charles.

      Ich lehnte mich müde in die Kissen zurück. „Sagt mal, Kollegen, glaubt ihr an Halluzinationen?“

      „Bei der Menge Alkohol, die Sie in den Adern rollen hatten, muss man Ihnen so was schon zugestehen, Biff“, schmunzelte Charles. „Der Arzt sagte, Sie hätten nur noch Blut im Alkohol und nicht umgekehrt.“

      „Was hast du gesehen, Biff?“, fragte Susan neugierig.

      „Einen Chinesen.“ Ich erzählte ihnen, wie mich der Unbekannte mit seinem Wagen abgefangen und so vor dem sicheren Tod gerettet hatte. Ich hoffte, dass ich alles so wiedergab, wie es tatsächlich gewesen war. Beschwören hätte ich es aber nicht mögen. Schließlich war die Grenze zwischen


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