Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket. A. F. Morland

Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket - A. F. Morland


Скачать книгу
Partnerin auf, ihn gründlich zu informieren. Mir traute er anscheinend noch keinen umfangreichen Bericht, der von A bis Z stimmte, zu.

      Während Susan die alte Speise erneut aufwärmte, verdrückte sich Charles Lenoire mit der Ausrede, er hätte noch eine Menge Büroarbeit zu erledigen.

      Nun waren wir SGS-Leute unter uns. Wir hätten eine Milchparty veranstalten können.

      Myers blieb nicht lange. Er wünschte mir noch einmal mit militärischer Knappheit baldige Besserung und ging dann.

      In dem Moment, wo er die Tür hinter sich zugeklappt hatte, schlug ich trotz Susans Protest die Decke zurück und rutschte aus dem Bett. Ich wollte mal sehen, wie es mit der Besserung stand.

      Es stand beängstigend schlecht damit.

      24

      Marty Barrimore wohnte in einer alten zehnstöckigen Mietskaserne. Die Fenster seiner Dreizimmerwohnung gingen in den Hinterhof hinaus. Wenn er Lust hatte, konnte er den Nachbarn gegenüber bei allem zusehen, was sie machten. Ob sie sich nun prügelten, stritten oder liebten. Er konnte alles sehen, wenn er wollte. Hin und wieder machte er es auch. Wenn er sich einsam und allein fühlte. Dann nahm er sein Fernglas zur Hand, stellte einen Whisky aufs Fensterbrett, schaltete das Licht in der ganzen Wohnung aus und glotzte in die gegenüberliegenden Käselöcher.

      Heute war mal wieder so ein Abend. Er wusste nichts Rechtes anzufangen. Schräg gegenüber wohnte ein niedliches, kleines Hippiegirl. Er hatte sich schon oft vorgenommen, sie einmal anzusprechen. Denn so intim, wie er sie kannte, hätte er sich das schon erlauben können.

      Sie war hautschlecht, die Kleine. Lief die meiste Zeit nackt in der Wohnung herum und empfing auch ihre Freunde gleich nackt, damit es keine Missverständnisse und keine Komplikationen gab. Sie verspeiste mehrere Jungen die Woche, ohne dass sie deshalb hässlicher wurde. Im Gegenteil. Barrimore fand, dass ihr die Liebe sichtlich guttat.

      „Was ist ihr denn heute in den Sinn gekommen?“, knurrte Barrimore, am Fenster sitzend. Er leckte sich über die trockenen Lippen und starrte gebannt durchs Fernglas. „Warum trägt sie denn einen Bikini? Empfängt sie etwa heute einen Pfaffen?“

      Er beobachtete das Mädchen mit geröteten Wangen. Sie lief im Wohnzimmer umher, holte von irgendwo bunte Polster und warf sie einfach auf den Boden, Danach überblickte sie den Polsterberg nachdenklich, langte schließlich nach dem Verschluss des Büstenhalters und nahm das kleine Textil mit einer raschen Bewegung ab.

      „Na, endlich", grinste Barrimore und nahm einen Schluck von seinem Whisky, „Und jetzt das Höschen, Kleine. Nun mach schon.“

      Als hätte das Mädchen ihn gehört, streifte sie nun auch den Slip mit einer schnellen Bewegung ab.

      „Das Spiel kann wieder mal beginnen“, lachte Marty Barrimore heiser. Ihm gefielen die wohlgerundeten Schultern. Er war fasziniert vom Glanz der schweren, straffen Brüste. Es erregte ihn, die Bewegungen ihrer makellosen Beine zu beobachten. Das Gleiten ihrer schwellenden Hüften brachte ihn ins Schwitzen, die gottvollen Kurven raubten ihm jedesmal beinahe den Verstand.

      Jetzt zuckte das Mädchen drüben zusammen. Sie wandte sich um und verließ das Wohnzimmer.

      Marty zog mit seinem Glas nach. Gleich musste sie in der Diele auftauchen. Da war sie auch schon. Sie ging an die Tür.

      Marty nahm sich vor, mal hinüberzugehen und an der Tür zu lesen, wie sie hieß.

      Sie machte die Tür auf. Ein Mädchen und ein junger Mann traten ein. Sie hatten beide lange Haare, trugen eine Variation von mexikanischen Ponchos, und Marty tat sich schwer, auseinanderzuhalten, wer nun das Mädchen und wer der Junge war.

      Das Mädchen stellte den Burschen vor. Die Nackte gab ihm unkompliziert die Hand und führte die beiden dann ins Wohnzimmer. Dort ließen sie sich auf den bunten Polstern zwanglos nieder.

      „Jetzt geht’s gleich los“, grinste Marty. Er griff aufgeregt nach dem Whiskyglas und trank, ohne das Fernglas von den Augen zu nehmen.

      Als die Glocke an der Tür anschlug, erschrak er wie ein Kind, das man bei etwas Verbotenem ertappt hatte. Er stieß einen mürrischen Fluch aus, erhob sich widerwillig, machte Licht und ging nach draußen, um nachzusehen, wer um diese Zeit für ihn Interesse hatte.

      „Hallo, Marty“, sagte Mirja Stewart lächelnd. Sie lehnte am Türpfosten und schien leicht angeheitert zu sein.

      „Was willst du?“, fragte Barrimore irritiert.

      „Fragt man das ein Mädchen, wenn es eines Abends unvermutet vor der Tür steht?“, fragte Mirja mit einem sinnlichen Augenaufschlag zurück.

      Marty betrachtete sie jetzt genauer. Er konnte es kaum begreifen, warum er es nicht eher getan hatte. Sie trug einen Pulli, den sie mal zu heiß gewaschen hatte. Er hörte kurz über dem Nabel auf. Unter dem Nabel begannen dann die dunkelblauen Samtjeans, die sich um ihren Po spannten wie eine zweite Haut. Marty erkannte, dass sie unter dem Pulli nichts als ihre sündhaft schöne Nacktheit trug, und er wurde merklich unruhig.

      Mirja war immer schon sein Typ gewesen. Er hatte es niemals gewagt, ihr das zu sagen. Er hatte geglaubt, sie wäre um ein paar Nummern zu groß für ihn.

      Und nun passierte das!

      Sie stand doch wahrhaftig ein wenig beschwipst vor seiner Tür und schien allem Anschein nach auf ein Abenteuer aus zu sein.

      „Komm doch ’rein, Mirja“, sagte er erfreut. Das Abenteuer konnte sie gerne haben.

      Er lief ins Wohnzimmer, nahm den Stuhl vom Fenster, versteckte das Fernglas hinter seinem Rücken und legte es schnell in die Lade der Kommode. Dann nahm er den Whisky auf, machte einen hastigen Schluck und stellte das Glas auf den Tisch, der in der Mitte des Zimmers unter dem Lüster stand.

      Mirja blickte sich im Raum um. Die Wände waren mit billigen, geschmacklosen Tapeten beklebt, auf dem Boden lag ein farbloser, abgetretener Teppich, die Türen waren zerkratzt und die Möbel alt.

      „Nett hast du’s hier“, sagte Mirja anerkennend.

      „Setz dich doch“, erwiderte Marty verlegen. „Freut mich, dass es dir bei mir gefällt, Mirja.“

      Mirja setzte sich aufs Sofa.

      „Einen Drink?“, fragte Marty unsicher. Er hatte keine Ahnung, wie er sich verhalten sollte. Er wollte auf keinen Fall etwas verpatzen. Das Glück kam nicht oft in sein Haus. Er wollte es nicht verscheuchen.

      „Hast du was Scharfes im Haus?“, erkundigte sich Mirja.

      „Wodka vielleicht?“, fragte Marty.

      „Okay. Wodka. Aber versprich mir, dass du nicht damit knauserst.“

      Marty lachte. „Du kannst die ganze Flasche austrinken, wenn du willst.“

      „Nur mal sachte, Kleiner“, kicherte Mirja. „Wenn ich blau bin, bin ich für die Liebe nicht zu gebrauchen.“

      Marty spürte es angenehm wohlig über den Rücken kribbeln. Sie hatte ihm eben anvertraut, weswegen sie zu ihm gekommen war. Sie wollte Liebe von ihm. Von ihm! Er konnte es noch gar nicht richtig fassen. Mirja war doch ein Prachtmädchen. Wieso kam sie ausgerechnet zu ihm? Sie konnte jeden haben, den sie nur wollte.

      Marty brachte ihr den Wodka. „Auf einen netten Abend, Baby“, sagte er grinsend.

      Mirja trank das scharfe Zeug wie Wasser. „Da bist du wohl platt, dass Mirja dich in deiner Einsiedlerklause besucht, wie?“

      „Kann man wohl sagen“, gab Marty schüchtern zu.

      „Wollte schon lange mal zu dir kommen“, sagte Mirja offenherzig. „Wollte nur nie so recht klappen.“

      „Und heute?“

      „Heute hatte ich Streit mit meinem Freund. Ich hab’ ihm den Laufpass gegeben.“

      „Weshalb?“


Скачать книгу