Fixin. Rayton Martin Villa

Fixin - Rayton Martin Villa


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sie Schwimmhäute zwischen den Beinen. Zu deren Bewegung waren unter ihrer Außenhülle künstliche Muskeln aus einem elektrisch sensitiven Elastomer vorhanden, der wie bei Menschen oder Tieren auf elektrische Steuerimpulse reagierte.

      Jerik hatte inzwischen den Klima- und den Schutzanzug angezogen, als B1 die aktuellen Windbedingungen mitgeteilt bekam.

      »Du musst Dich leider noch ein paar Minuten gedulden. Es sind gerade ein paar heftige Böen aus Ost, Stärke neun bis zwölf im Anmarsch. Danach geht's aber wieder runter auf maximal Stärke sechs. Ab da kannst Du raus. Ich gebe Dir das Go. «

      B1 streamte die dreidimensionale Windgraphik mit der Karte des Seegebiets einschließlich der Lage des Archipels und des Subs an Jerik, und fügte hinzu: »Wir können aber schon mal hoch.«

      »Alles klar«, antwortete Jerik ruhig. »Ich kann warten.«

      Dass er bei seinem Projekt zur Wiederbesiedlung der Erde jede Menge Geduld brauchte, hatte er in den letzten Jahren durch viele Rückschläge gelernt.

      Er folgte B1 die Rampe hinauf. Sie führte in fünf Zickzack-Abschnitten vom mittleren Deck zum zehn Meter höher gelegenen ersten Schleusenraum direkt unterhalb des Turms.

      Nachdem Jerik und B1 diesen durch die ovale Bodenluke betreten hatten, senkte und verriegelte sich deren Verschlußplatte völlig lautlos wieder hinter ihnen. Da dies ein wichtiger Vorgang war, wurde er selbst im Realmodus von Anfang bis Ende mit künstlichen Geräuschen versehen.

      Im nächsten Moment schob sich über ihnen schon die Platte zum eigentlichen Turmbereich zur Seite. Jerik und B1 gingen die Treppe an der Turminnenwand hinauf und erreichten die unterste Ebene des oberen Turmbereichs. Dieser ähnelte mit seinen fünfzehn kreisartigen Stufen am Rand einem kleinen Amphitheater. Die riesige, in die Außenwand integrierte tonnenschwere Verschlussplatte darüber stellte die letzte Barriere zur Außenwelt dar und machte diesen Raum zu einer zweiten Schleuse, sodass das Sub doppelt zur Außenwelt hin abgesichert war.

      »Müsste gleich so weit sein.«, meldete B1.

      Er hatte soeben die Lidardaten über die hereinkommenden Böen gecheckt.

      »Okay, bin echt gespannt. Ich bleibe auf real.«, erklärte Jerik.

      Seine Eyefoil übertrug ab diesem Moment den unverfälschten Ton der Umgebung. Das Donnern der Wellen und das scharfe Heulen des gerade wieder auffrischenden Winds wirkten jetzt so kurz vor dem Ausstieg viel furchterregender als bei den Simulationen.

      Nach etwa zwei Minuten waren die Böen vorüber und ein moderater Wind stellte sich ein. Kurz darauf erfolgte die Freigabe.

      Sie erschien in Jeriks Eyefoil:

      Go for EVA

      EVA war ein gebräuchlicher Begriff für Extra Vehicular Activity, also Außenbordaktionen.

      »Na, was habe ich gesagt?« freute sich B1, als sich die Außenplatte scheinbar mühelos mit leisem Surren anhob und für ihre Größe ziemlich schnell nach achtern schob.

      Jerik war wie elektrisiert, als sein Anzug jetzt heftig im Wind zu flattern begann. Die Temperaturanzeige schnellte von dreiundzwanzig Grad Celsius, die in dem klimatisierten Sub herrschten, auf einundvierzig Grad hoch. Wegen des Anzugs spürte er natürlich nichts von der extrem feuchten Hitze. Er hastete die Stufen empor, den Blick schon in Fahrtrichtung nach Westen gerichtet.

      Der Anblick, der sich ihm jetzt bot, sollte sich tief in sein Gedächtnis einbrennen.

      Isla Deceit lag jetzt nur noch wenige Kilometer entfernt vor ihnen. Der schneeweiße Bambuswald, der die Insel vollständig bedeckte und die kleinen, bauschigen Cumuluswolken, die der Ostwind am leicht violett erscheinenden Himmel nach Westen trieb, leuchteten in kräftigem Orange im Morgenlicht. Das Meer dagegen war wegen der hier vorkommenden Algen gelbgrün milchig trüb.

      Jerik checkte kurz die wichtigsten Wetterdaten, um sich zu vergewissern, dass die Chancen für einen Aufenthalt auf der Insel immer noch gut waren:

Wind5erwartet6
Luftdruck1055erwartet1057
Niederschlag0erwartet2
Luft- Tmp.41erwartet57
UVI31erwartet55
Wasser-Tmp.47erwartet57

      Die Werte hatten sich sogar stabilisiert, ein auch in dieser Region extrem seltenes Ereignis. Die weitergehende Prognose für die nächsten Tagen zeigte sogar noch leicht bessere Werte.

      Der Sturm, der seit Tagen diesen Teil des Südatlantiks unzugänglich gemacht hatte, war in der vergangenen Nacht weitgehend abgeflaut. Das Meer war daher hier in Küstennähe mit Wellen von nur zwei bis drei Metern Höhe entsprechend ruhig. Das Sub, mit zweihundert Metern doppelt so lang wie die sonst üblichen U-Boote und um ein Vielfaches schwerer, hatte damit keinerlei Probleme. Neben der durch seine reine Masse gegebenen Trägheit besaß es kräftige Stabilisatoren, die es spielend in seiner Ideallage hielten. Nur die Dünung, die noch vom Sturm herrührte, bewegte es während der Weiterfahrt zu seinem Zielpunkt langsam periodisch einige Meter auf und ab.

      Jerik musste kurz daran denken, dass erst vor etwa einem Jahr Bewegung in sein Projekt gekommen war. Er hatte damals endlich die Genehmigung bekommen, die alten Kontinente zu erforschen und sollte dazu die erste Expedition vorbereiten. Als Ziel hatte er diese Inselgruppe gewählt, weil man von Satellitenaufnahmen wusste, dass es hier Vegetation gab. Außerdem war sie von Antarktika schnell zu erreichen. Vor sechs Monaten konnte er zum ersten Mal eine Gruppe Bots herschicken, vor drei Monaten dann noch eine zweite. Vorsichtshalber waren bei beiden Expeditionen keine Menschen beteiligt gewesen. Jetzt bei der aktuellen dritten Expedition hatte es auch grünes Licht für ihn selbst gegeben.

      So wurde endlich sein Wunsch war und er könnte die Verhältnisse vor Ort zum ersten mal selbst erleben. Selbst die perfekte Technik und Unterstützung durch die intelligenten Bots bei den ersten beiden Expeditionen, die er von Finistere aus mitverfolgt hatte, konnten die viel intensivere, eigene Wahrnehmung nicht ersetzen.

      Die Bots waren bei den ersten beiden Expeditionen mit dem Kopter direkt vom FF-Lab hierher geflogen. Jerik hatte sich jedesmal auf die Datenströme der Bots geschaltet, sodass er über seine Eyefoil die identischen Bilder sehen und Geräusche hören konnte, so als ob er selbst an ihrer Stelle gewesen wäre. Die Bots hatten versucht, eine vollständige Analyse der Flora und Fauna von Isla Deceit zu erstellen. Das Auffälligste dabei war ein bizarrer Bambuswald. Jerik war fasziniert von den ungewöhnlichen weißen Bäumen.

      Der größte Erfolg dieser Expedition war jedoch die Entdeckung einer Vielzahl kleiner Löcher im Mark von abgeknickten und abgestorbenen Bambusstämmen. Sie hatten offensichtlich Insekten als Bruthöhlen gedient. In einigen davon hatten sie auch Reste von winzigen, stiftförmigen Eiern gefunden. Sogar Bruchstücke von Chitinpanzern, also Skelettteilen von Insekten, lagen über den Boden verstreut. Jerik hatte diese natürlich analysiert, allerdings wusste er danach immer noch nicht, um welche Art Insekten es sich dabei handelte, weil die wenigen gefundenen DNA-Reste sich nicht in bekannte Muster einordnen ließen. Die einzigen lebenden Tiere, die sie entdecken konnten, waren riesige Ameisen einer neuen, sehr giftigen Art. Jerik hatte sich sowohl vom Bambus als auch von diesen Ameisen einige Exemplare mitbringen lassen, um auch sie in seinem Labor zu untersuchen. Dabei erkannte er, dass sowohl Blätter, Äste und Stämme des Bambus als auch die Ameisen denselben Abwehrmechanismus gegen die extreme UV-Strahlung hervorgebracht hatten. Sie waren rundum mit einer dichten Schicht feinster, weißer Härchen überzogen, die für die Strahlung undurchdringlich war.

      Da die erste Expedition wegen schlechtem Wetter abgebrochen werden musste, waren sie bei der Suche nach Bienen, dem eigentlichen Hauptziel bei der Erkundung dieses einzigartigen Ökosystems, leider nicht weitergekommen.

      Die Bienen gehörten zu den empfindlichsten Insekten überhaupt. Trotz seiner vielen Versuche, Exemplare davon im Labor zu erzeugen, die auch in der von Giften verseuchten realen Umwelt überlebensfähig waren, hatte er bislang keinerlei Erfolg gehabt.

      Die Situation war daher ähnlich wie bei der Suche des CC-Teams nach geeigneten, giftresistenten Algen.

      Auch


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