Das Geheimnis des wahren Evangeliums - Band 1. Johanne T. G. Joan

Das Geheimnis des wahren Evangeliums - Band 1 - Johanne T. G. Joan


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unserer Geburt in uns zu wirken beginnt. Eine Wahrheit, die in jedem von uns schlummert, die zeitlos und schon immer da gewesen ist und die darauf wartet, vom Menschen aus ihrem Schlaf geweckt zu werden.

      Seine Verwirrung hatte seinen Höhepunkt erreicht, denn der Inhalt der entdeckten Texte wies nicht nur Elemente aus den Evangelien, sondern eine verblüffende Affinität zu denen der kanonisierten Schriften auf. Doch der Held des Friedensevangeliums, der niemand anders sein konnte als Jesus von Nazareth selbst, machte keine Andeutung, wie in den Evangelien aus der Bibel, über seinen notwendigen bevorstehenden Tod und die daraus entstehende Gnade zur Rettung der Menschheit, weil die Menschen böse seien und unfähig die Gebote Gottes zu halten, nein, dieser Essener Jesus lehrte uns gerade das Gegenteil. Er gab uns einen Wegweiser zur Vollkommenheit. Carlucci las zum wiederholten Male:

      Und es begab sich, dass viele Kranke und Verstümmelte zu Jesus kamen und ihn fragten: „ Wenn du alle Dinge weißt, sage uns, warum wir unter diesen schlimmen Plagen leiden! Warum sind wir nicht gesund wie andere Menschen? Meister heile uns, damit wir stärker werden und nicht mehr in unserem Elend verharren müssen. Wir wissen, dass es in deiner Macht liegt, alle Arten von Krankheiten zu heilen. Befreie uns von Satan und von seinen großen Heimsuchungen, Meister, habe Erbarmen mit uns!“

      Und Jesus antwortete: „Glücklich seid ihr, die ihr nach der Wahrheit hungert, denn ich will euch mit dem Brot der Weisheit sättigen. Glücklich seid ihr, dass ihr anklopft, denn ich will euch die Tür des Lebens öffnen. Glücklich seid ihr, die ihr die Macht des Satans abschütteln wollt, denn ich will euch in das Reich der Engel unserer Mutter führen, wo die Macht Satans keinen Zugang hat.“

      Und sie fragten ihn mit Erstaunen: „Wer ist unsere Mutter, und was sind ihre Engel? Und wo ist ihr Reich?“

      „Eure Mutter ist in euch und ihr in ihr. Sie gebar euch; sie gibt euch Leben. Sie war es, die euch euren Körper gab, und an sie werdet ihr ihn eines Tages zurückgeben. Glücklich seid ihr, wenn ihr sie und ihr Reich kennenlernt, wenn ihr die Engel eurer Mutter empfangt und ihre Gesetze befolgt. Wahrlich ich sage euch, derjenige, der diese Dinge tut, wird nie krank werden; denn die Macht unserer Mutter steht über allem. Sie zerstört Satan und sein Reich, und sie beherrscht unsere Körper und alle lebenden Dinge. Das Blut, das in uns fließt, stammt vom Blut unserer Erdenmutter. Ihr Blut fällt aus den Wolken, entspringt dem Schoß der Erde, plätschert in den Quellen der Berge, fließt weit in den Flüssen der Ebenen, schlägt in den Seen, tobt mächtig in den stürmischen Meeren. Die Luft, die wir atmen, stammt aus dem Atem unserer Erdenmutter. Ihr Atemzug ist azurn in den Höhen der Himmel, seufzt in den Gipfeln der Berge, flüstert in den Blättern der Wälder, wogt in den Kornfeldern, schlummert in den Tiefen Tälern, brennt heiß in den Wüsten. Die Härte unsere Knochen stammt von den Knochen unserer Erdenmutter, den Felsen und Steinen. Nackt ragen sie in den Himmel auf den Berggipfeln, sind wie Giganten, die schlafend an den Hängen der Berge liegen, wie Götzenbilder in die Wüste setzt und sind verborgen in den Tiefen der Erde.“

      Die Zartheit unseres Fleisches stammt aus dem Fleisch unserer Erdenmutter, deren Fleisch gelb und rot in den Früchten der Bäume wächst, und uns nährt aus den Furchen der Felder.

      Unsere Eingeweide stammen aus dem Innern unserer Erdenmutter, wie die unsichtbaren Tiefen der Erde und sind unseren Augen verborgen. Das Licht unserer Augen, das Gehör unserer Ohren entstammen beide den Farben und den Geräuschen unserer Erdenmutter, die uns umschließen wie die Welle des Meeres einen Fisch, wie die wirbelnde Luft einen Vogel.

      Ich sage euch in Wahrheit, der Mensch ist der Sohn der Erdenmutter, und von ihr erhielt der Menschensohn seinen Körper, so wie auch der Körper des neugeborenen Kindes aus dem Schoße seiner Mutter geboren wird. Wahrlich ich sage euch, ihr seid eins mit der Erdenmutter, sie ist in euch und ihr seid in ihr. Aus ihr seid ihr geboren, in ihr lebt ihr, und zu ihr werdet ihr zurückkehren. Haltet darum ihre Gesetze, denn keiner kann lange leben, noch glücklich sein, außer dem, der seine Erdenmutter ehrt und ihre Gesetze achtet. Denn euer Atem ist ihr Atem, euer Blut ist ihr Blut, eure Knochen ihre Knochen, euer Fleisch ihr Fleisch, eure Eingeweide ihre Eingeweide, eure Augen und Ohren ihre Augen und Ohren.

      Ich sage euch, solltet ihr nur eines dieser Gesetze nicht halten können, solltet ihr nur eines eurer Körperteile schädigen, werdet ihr vollständig in eurer schmerzvollen Krankheit verloren sein, und es wird Heulen und Zähneklappern geben. Ich sage euch, wenn ihr nicht nach den Gesetzen eurer Mutter lebt, könnt ihr in keiner Weise dem Tod entrinnen. Und an dem, der sich an die Gesetze seiner Mutter hält, wird seine Mutter auch festhalten. Sie wird seine Leiden heilen, und er wird nie krank werden. Sie gibt ihm langes Leben und schützt ihm vor allen Leiden, vor dem Feuer, vor dem Wasser und vor den Bissen der giftigen Schlangen. Denn eure Mutter gebar euch, erhält das Leben in euch. Sie gab euch ihren Körper und niemand außer ihr heilt euch. Glücklich ist der, der seine Mutter liebt und ruhig an ihrem Busen liegt. Denn eure Mutter liebt euch, auch wenn ihr euch von ihr abwendet. Und um wieviel mehr wird sie euch lieben, wenn ihr euch wieder zu ihr wendet? Wahrlich, ich sage euch, die Liebe ist sehr groß, größer als die höchsten Berge, tiefer als die tiefsten Meere. Und jene, die ihre Mutter lieben, wird sie nie verlassen. So wie eine Henne ihre Küken schützt, wie die Löwin ihre Jungen, wie die Mutter ihr Neugeborenes, so schützt die Erdenmutter den Menschensohn vor aller Gefahr und allem Übel.

      Denn wahrlich, ich sage euch, unzählige Gefahren und Übel liegen auf der Lauer nach dem Menschensohn. Beelzebub, der Fürst der Teufel, die Quelle jeden Übels, lauert im Körper aller Menschensöhne. Er ist der Tod, der Herr jeder Plage, und indem er eine freundliche Kleidung anlegt, versucht und bedrängt er die Menschensöhne. Er verspricht Reichtümer, Macht, glänzende Paläste und Gewänder aus Gold und Silber und eine Menge Diener, all dies; er verspricht Ruhm und Herrlichkeit, Unzucht und Lüsternheit, Gefräßigkeit und Trunkenheit, liederliches Leben, Faulheit und müßige Tage. Und er lockt jedem mit dem, was sein Herz am meisten begehrt. Und an dem Tage, an dem die Menschensöhne schon die Sklaven all dieser Eitelkeit und Abscheulichkeiten geworden sind, schnappt er sich als Bezahlung all jene Dinge, welche die Erdenmutter so reichlich gab. Er nimmt von ihrem Atem, ihrem Blut, ihren Knochen, ihrem Fleisch, ihren Eingeweiden, ihre Augen und Ohren. Und der Atem des Menschensohns wird kurz und keuchend, voll Pein und übel riechend wie der Atem unsauberen Viehes. Und sein Blut wird dick und stinkend wie das Wasser der Sümpfe, es klumpt und wird schwarz wie die Nacht des Todes. Und seine Knochen werden hart und knotig, sie schwinden dahin und brechen entzwei, wie ein Stein, der auf Felsen fällt. Und sein Fleisch wird fettig und wässrig, es verrottet und fault mit Räude und Beulen, die abscheulich sind. Und seine Eingeweide füllen sich mit abscheulichem Unflat, mit schlammigen Strömen des Verfalls; und viele schreckliche Würmer hausen darin. Seine Augen trüben sich, bis die dunkle Nacht sie einhüllt, und die Ohren werden taub wie die Grabesstille. Und zuletzt verliert der irrende Menschensohn sein Leben. Denn er hielt nicht die Gesetze seiner Mutter und häufte Sünde auf Sünde. Darum werden ihm alle Geschenke der Erdenmutter genommen: Atem, Blut, Knochen, Fleisch, Eingeweide, Augen und Ohren, und nach allem andern auch noch das Leben, mit dem die Erdenmutter seinen Körper krönte.

      Aber wenn der irrende Menschensohn seine Sünden bedauert und sie ungeschehen machen will und wieder zu seiner Mutter zurückkehrt, und wenn er die Gesetze seiner Erdenmutter hält und sich aus den Klauen des Satans befreit, indem er dessen Versuchungen widersteht, dann empfängt die Erdenmutter ihren irrenden Sohn mit Liebe und schickt ihm ihre Engel damit sie ihm dienen. Wahrlich ich sage euch, wenn der Menschensohn dem Satan widersteht, der in ihm haust, und nicht dessen Willen ausführt, wird er zur gleichen Stunde die Engel der Mutter finden, auf dass sie ihm mit allen ihren Kräften helfen und den Menschensohn vollständig aus der Macht des Teufels befreien.

      Denn kein Mensch kann zwei Herren dienen. Entweder er dient Beelzebub und seinen Teufeln oder er dient der Erdenmutter und ihren Engeln. Entweder er dient dem Tode, oder er dient dem Leben. Wahrlich, ich sage euch, glücklich sind jene, die die Gesetze des Lebens halten und nicht den Pfad des Todes wandeln. Denn ihn ihnen wachsen die Lebenskräfte, und sie entkommen den Plagen des Todes.“ Und alle um ihn lauschten seinen Worten mit Staunen, denn in seinem Wort war Kraft und er lehrte ganz anders als die Priester und Schriftgelehrten.

      Und obwohl die Sonne untergegangen war, machten sie sich nicht zu ihren Wohnstätten auf. Sie saßen um Jesus herum und fragten ihn: „Meister,


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