Killer im August: 11 Thriller. A. F. Morland

Killer im August: 11 Thriller - A. F. Morland


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Sekretärin trat mit grazilen Schritten auf uns zu.

      "Haben Sie einen Termin bei Mister Kelly?", säuselte sie.

      Ich hielt ihr meinen Ausweis unter die Nase.

      "Ich denke, Mister Kelly wird sich für uns etwas Zeit nehmen müssen", sagte ich.

      Sie musterte uns einen nach dem anderen. Agent Leslie besonders lang. Vielleicht erinnerte sie sich an ihn.

      Allerdings ließ sie sich in dieser Hinsicht nichts anmerken.

      Die Wächter blickten etwa unschlüssig drein. Der Anblick des FBI-Ausweises in meiner Hand schien sie für einen Moment zu lähmen.

      Eine Tür ging auf.

      Ein Mann mit dunkel gelocktem Haar trat heraus. Er trug einen teuren Maßanzug aus edlem Stoff. An seinem Arm hing eine grazile Schönheit in einem enganliegenden Kleid. Ihre meergrünen Augen sahen mich mit dem Ausdruck der Überraschung an. Sie stutzte.

      Und ich auch.

      Janet Carino!

      Die Sekretärin wandte sich an den Lockenkopf. "Mister Kelly, es tut mir leid, aber..."

      Der Anblick unsrer Ausweise ließ Kellys Gesicht finster werden.

      "Special Agent Jesse Trevellian", stellte ich mich vor. "Meine Kollegen und ich haben ein paar Fragen an Sie..." Dann wandte ich mich Janet zu und ergänzte noch: "...und vielleicht auch an Sie, Miss Carino!"

      Janets Blick war kühl.

      Kellys Blick musterte uns einen nach dem anderen. Dann blieb er an Robert Leslie hängen.

      "Wir hatten ja bereits mal das Vergnügen", zischte er dann.

      "Allerdings", erwiderte Leslie.

      Kelly sah sich Leslies Ausweis an und lachte dann zynisch.

      "Ihr falscher Name passte besser zu Ihnen, G-man!"

      "Alles Geschmackssache!"

      Ich merkte, wie das Gespräch auf eine Ebene abglitt, die mir nicht gefiel. Wir brauchten Informationen, keine unnötige Animositäten.

      Daher sagte ich sachlich: "Wir ermitteln im Mordfall Parisi..."

      "Und da kommen Sie zu mir?", fragte Kelly scharf.

      "Nun, Mister Parisi war doch einer Ihrer wichtigsten Geschäftspartner - sagt man..."

      "Ach, sagt man das?"

      "Ja, und man sagt auch, dass Sie und ein gewisser Loomis jetzt Parisis Geschäfte übernommen haben..."

      Kellys Zeigefinger schnellte vor wie ein Klappmesser.

      "Wenn Sie so etwas in der Öffentlichkeit verbreiten sollten, dann kriegen Sie eine Verleumdungsklage an den Hals, die..."

      "Wir sind vom FBI. Nicht von der Presse", erinnerte ich ihn. "Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?"

      Kellys Gesicht wurde jetzt von einer leichten Röte überzogen. Er war zornig.

      Kelly wandte sich an seine Sekretärin.

      "Sagen Sie alle Termine ab und versuchen Sie meinen Anwalt zu erreichen. Er soll so schnell wie möglich her kommen!", verlangte er.

      "Gut, Mister Kelly!"

      "Und ich habe nichts dagegen, wenn Sie schnell arbeiten!"

      Kelly mache eine Seitwärtsbewegung mit dem Kopf in Richtung seiner Bürotür. "Kommen Sie!", forderte er uns auf.

      "Haben Sie etwas dagegen, wenn ich gehe?", fragte Janet und musterte mich dabei. "Ich habe noch wichtige Termine..."

      Die anderen folgten Kelly ins Büro. Ich blieb mit Janet Carino im Empfangsraum stehen. Ich wartete mit meiner Antwort, bis Kelly uns nicht mehr hören konnte.

      "Ihre Trauer um Mister Parisi war wohl nicht von langer Dauer..."

      "Wieso?" Ihre Stimme klirrte wie Eis.

      "So, wie Sie beide - Sie und Kelly - da gerade herauskamen..."

      "Was wollen Sie damit sagen?"

      Wir sahen uns an. Einen Moment lang flackerte es unruhig in ihren katzenhaften Augen.

      Schließlich sagte sie: "Das Leben geht weiter, Mister..."

      "Trevellian."

      "Ja, richtig."

      "Und was haben Sie mit Arnold Kelly zu tun?"

      "Geschäfte."

      "Ich hätte gedacht, es wäre mehr privat..."

      "Es kann Ihnen gleichgültig sein, Mister Trevellian."

      "Was für Geschäfte?"

      "Geht das den FBI etwas an?"

      "Möglicherweise schon."

      "Ich dachte, Sie untersuchen einen Mordfall und nicht die Rechtmäßigkeit irgendwelcher Immobilientransaktionen..."

      "Das eine kann doch mit dem anderen zu tun haben!"

      "Wir drehen uns im Kreis, Mister Trevellian."

      "Scheint so."

      "Wenn Sie dann also keine Fragen mehr haben..." Sie ging an mir vorbei in Richtung Tür. Ihr Gang war aufreizend. Ihre Hüften schwangen hin und her.

      "Miss Carino...", stoppte ich sie, kurz bevor sie hinaus ging. Sie drehte sich noch einmal um.

      "Ja?"

      "Wir haben die beiden Leibwächter von John Parisi gefunden." Ihr Gesicht ließ keinerlei Regung erkennen.

      "Ach, ja?"

      "Jemand hat sie förmlich mit Blei durchsiebt."

      "Die Armen", sagte sie. Dann zuckte sie mit den Schultern. "Was habe ich damit zu tun?"

      17

      "Sie wollen mir doch nur was anhängen!", rief Arnold Kelly erregt. "Aber Sie werden nicht das geringste Haar in der Suppe finden! Ich bin Geschäftsmann, kein Gangster! Aber Sie scheinen nichts anderes zu tun zu haben, als schwer arbeitende Unternehmer daran zu hindern, ihren Geschäften nachzugehen!"

      Kelly machte eine große Geste. Mit einer wütenden Handbewegung ließ er den Drehstuhl kreisen.

      Eine Platz hatte uns der Immobilien-Hai gar nicht erst angeboten.

      "Sie sind mit Lawton in DOLLY'S SEX BAR gesehen worden, das ist eine Tatsache", sagte ich. "Und Sie sind auch dabei gesehen worden, wie Sie ihm ein Kuvert übergaben..."

      "Wer behauptet so etwas?"

      "Tut das etwas zur Sache?"

      "Das ist doch alles Hörensagen! Damit kommen Sie vor Gericht nicht durch!"

      "Noch sind wir auch nicht vor Gericht, sondern in der Phase der Ermittlungen. Und es geht hier nicht darum, auf Geschworene einen guten Eindruck zu machen, sondern um Tatsachen. Sie haben sich mit Lawton getroffen... Streiten Sie es besser nicht ab!"

      "Wenn es so wäre... Was ziehen Sie daraus für Schlüsse, Mister Trevellian?"


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