Killer im August: 11 Thriller. A. F. Morland
dass du auf dem absteigenden Ast bist, Kelly!", erklärte sie kalt.
Kelly machte einen Schritt auf sie zu.
"Seit wann planst du das, du Luder?"
"Schon sehr lange... Überrascht, Kelly? Du stehst auch auf meiner Liste. Schon lange..."
"Aber..."
"Es ist sinnlos, es dir zu erklären. Du würdest es doch nicht verstehen. Das einzige, was ich will ist, dass du etwas Todesangst schmeckst..."
Janet ging an einen Schrank, zog eine Schublade heraus. Sie holte einen länglichen Gegenstand heraus. Einen Schalldämpfer. Den schraubte sie auf die goldfarbene Pistole.
Kelly ließ seine Hand zum Gürtel fahren. Er schlug sein Jackett zur Seite. Der Griff einer Pistole wurde sichtbar.
Janet streckte einfach den Arm aus und feuerte. Sehr schnell, sehr sicher.
Ein zweiter und dritter Schuss folgten im nächsten Sekundenbruchteil. Kelly zuckte zusammen. Der Griff seiner Rechten krampfte sich um die Waffe an seinem Gürtel. Schwer sackte sein Körper zu Boden.
Janet trat an ihn heran.
Mit einem Fußtritt gegen die Schulter drehte sie die Leiche herum. Als sie in das erstarrte Gesicht des Toten sah, begann ein beinahe sanftes Lächeln ihre vollen Lippen zu umspielen.
Dann wandte sie sich an die beiden Bodyguards.
"Räumt hier auf, Boys!"
22
Am nächsten Morgen saßen wir in Mister McKees Büro und mussten uns von unserem Chef erklären lassen, dass wir bislang keinerlei Handhabe gegen Kelly hatten. Die Beweislage reichte nicht für einen Haftbefehl. Noch nicht. Wir würden noch etwas graben müssen. Und ihm eine Falle zu stellen, würde nicht leicht werden.
Ähnliches galt für Lebediov.
Solange Dimitrov weiterhin eisern schwieg, konnten wir über die Hintergründe dieses Gangsterkrieges nur spekulieren.
"Es hat gestern eine Zusammenkunft der Ukrainer gegeben", erklärte Agent Medina. "In Lebediovs Haus... Wir haben versucht, mit Richtmikrofonen herauszubekommen, was dort besprochen wurde, schließlich lag ja eine richterliche Genehmigung vor... Leider sind wir nicht durchgekommen."
Clive Caravaggio ergänzte: "Lebediovs Haus hat einen Keller, der als Atomschutzbunker ausgebaut wurde... Aus dem bisschen, was wir aufzeichnen konnten, könnte man schließen, dass sie sich dorthin zurückgezogen haben. Jedenfalls wäre es nicht schwer, einen solchen Schutzkeller dermaßen abzuschirmen, dass er absolut abhörsicher ist!"
"Wie würden Sie dieses Treffen interpretieren?", fragte Mister McKee.
"Sie sind nervös", erklärte Orry.
Ich sagte: "In Anbetracht der Tatsache, dass wir ihren Killer Dimitrov haben, ist das auch kaum verwunderlich!"
"Ich weiß nicht, ob das der einzige Grund für ihre Nervosität ist", erwiderte Orry. "Wir haben uns intensiv umgehört. Normalerweise könnten die Ukrainer sehr zufrieden mit der Lage sein. Parisis Syndikat steht vor der Auflösung. Angeblich sind die führenden Leute fast alle tot oder übergelaufen..."
"Wo liegt dann das Problem?", erkundigte sich Mister McKee.
"Es geht das Gerücht um, dass da noch jemand aus dem Hintergrund heraus operiert... Jemand, den die Ukrainer fürchten und der auch für Parisis Tod verantwortlich sein soll", erläuterte Orry Medina. "Vielleicht ein anderes Syndikat, das seinen Einflussbereich erweitern will..."
Robert J. Leslie mischte sich jetzt ein. "Als ich noch verdeckt gearbeitet habe, hat es solche Befürchtungen auch in Parisis Organisation immer gegeben. Angeblich wollte die Bostoner Müll-Mafia ihre Finger nach New York ausstrecken. Aber unseren Erkenntnissen nach ist das nie versucht worden. Solche Gerüchte werden oft gezielt in die Welt gesetzt, um die eigenen Leute zu disziplinieren. Parisi hat das so gemacht - warum sollte Lebediov nicht auch so verfahren?"
Etwas später erläuterte uns Marvin F. Gordon, ein Mitarbeiter der Scientific Research Division, was es für neue Erkenntnisse in Bezug auf Parisis Limousine gab. Die Scientific Research Division war der zentrale Erkennungsdienst aller New Yorker Polizeieinheiten. Auch das FBI nahm die Hilfe des SRD häufig in Anspruch.
Parisis Limousine war inzwischen eingehend untersucht worden. Es ließ sich daher recht genau rekonstruieren, wie Parisi gestorben war. Mit seinem eigenen Wagen war er zu der abbruchreifen Halle in Queens gefahren worden. Seine Leibwächter waren vermutlich bei ihm gewesen. Im Wagen war es wahrscheinlich zu einem Handgemenge gekommen. Kleinere Faser-und Blutspuren hatten unsere Leute sicherstellen können.
Parisi musste in den Aschenbecher der Limousine hineingegriffen haben. Es gab entsprechende Druckstellen an der Hand. Und deshalb hatte man später auch die Reste einer Lucky Strike in seiner Faust gefunden. Ob es sich nur um ein krampfhaftes Zusammenziehen der Faust handelte oder der große Boss ganz bewusst im Angesicht seines nahen, unausweichlichen Todes einen Hinweis auf seine Mörder geben wollte, blieb im Dunkeln.
Beides war möglich.
Dem gerichtsmedizinischen Gutachten nach, war Parisi nämlich mehrfach heftig geschlagen worden.
Wer ihn dann auf der Baustelle in Queens erschossen hatte, blieb natürlich Spekulation.
Die beiden Leibwächter von John Parisi waren die Hauptverdächtigen.
Aber bisher hatten wir keine Tatwaffe. Und da die beiden Leibwächter selbst sich zu ihrer Rolle in der ganzen Angelegenheit nicht mehr äußern konnten, stocherten wir weiter im Nebel. Und zwar in drei Richtungen. Arnold Kelly als ein Konkurrent in der eigenen Organisation war eine davon. Vielleicht hatte er mit Loomis zusammengearbeitet. Die zweite Richtung war Lebediov. Und die dritte? Ich war mir nicht sicher, ob man den großen Unbekannten im Hintergrund, von dem Orry gesprochen hatte, überhaupt als dritte Spur bezeichnen konnte.
23
Wir versuchten, Arnold Kelly aufzutreiben, um ihn noch einmal zu vernehmen. Aber in seinem Büro war er an diesem Morgen noch nicht aufgetaucht. Mir fiel auf, das seine Leibwächter nicht anwesend waren. Zeugen hatten gesehen, dass Kelly am Abend zuvor mit seiner Limousine davongefahren worden war.
Mit unbekanntem Ziel. Der Chauffeur hieß Calvers und wohnte in einem Appartement in Queens. Telefonisch überprüften wir, ob er zu Hause war. Er nahm seinen Apparat nicht ab.
Wir versuchten, Kellys Büro-Mitarbeiter etwas unter Druck zu setzen. Insbesondere seine Sekretärin.
Sie hieß Bella