Killer im August: 11 Thriller. A. F. Morland
nicht erst einmal einen Drink, Mister Trevellian?"
"Eigentlich wäre mir eine klare Antwort auf eine klare Frage sehr viel lieber..."
Sie seufzte. Ihr Augenaufschlag war gekonnt. Professionell, konnte man sagen. Vielleicht wäre sie in einem anderen Leben eine gute Schauspielerin geworden.
"Nach wie vielen Dienstjahren beim FBI bekommt man diese besondere Sturheit, Mister Trevellian?", fragte sie dann. Ihr Busen hob und senkte sich dabei. Ihre vollen Lippen verzogen sich zu einem beinahe spöttischen Lächeln.
"Arnold Kelly ist heute Morgen erschossen aufgefunden worden", sagte ich kühl. "Und wir haben jetzt ein paar ernsthafte Fragen an Sie."
"Oh", sagte sie.
Der Tod Kellys schien sie nicht im Mindesten zu berühren.
"Sie scheinen nicht sehr überrascht", stellte ich fest.
"Das Leben ist gefährlich", sagte sie, zischend wie eine Schlange.
"Ich habe noch Ihren Spruch in Erinnerung, als ich Ihnen von Parisis Tod berichtete..."
"So?"
"Das Leben geht weiter."
"Entsprach das nicht der Wahrheit?"
"Es scheint gefährlich zu sein, Ihre Bekanntschaft zu machen, Miss Carino!"
"Übertreiben Sie nicht."
"Parisi und Kelly sind jedenfalls tot. Ganz zu schweigen von Lawton und McCarthy, Parisis Leibwächter, an deren Namen Sie sich angeblich nicht erinnerten..."
"Irre ich mich oder höre ich da eine Unterstellung heraus, Mister Trevellian?"
"Ich stelle nur gewisse Parallelen zwischen verschiedenen Todesfällen fest."
"Ach!"
"Diese Männer starben alle durch dieselbe Waffe, auf dieselbe Weise... Jemand muss sie sehr gehasst haben..."
Janet schluckte. Eine leichte Röte überzog ihr hübsches Gesicht, das nun von Anspannung gezeichnet war. Ich schien da irgendeinen entscheidenden Punkt bei ihr berührt zu haben.
"Stellen Sie Ihre Fragen, Mister Trevellian. Und dann gehen Sie wieder!"
"Meinetwegen", sagte ich. "Frage Nummer eins hatte ich schon gestellt und Sie hatten inzwischen Zeit genug, sich eine Antwort zu überlegen: Wann war Mister Kelly gestern Abend hier?"
"War er das?"
"Spielen Sie mit uns nicht Katz und Maus, Miss Carino!"
"Er war nicht hier."
"Wir haben eine Zeugin!"
"Dann lügt diese Zeugin. Kelly war nicht hier. Punkt. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen."
"Wo waren Sie gestern Nacht zwischen zehn und Mitternacht?"
Sie sah mich einen Augenblick lang nachdenklich an. Ihr Lächeln gefror.
"Sie wollen allen Ernstes ein Alibi?"
"Weichen Sie nicht aus!"
"Ich war hier."
"Allein?"
"Allein." Sie zuckte die Achseln. "Es ist nicht strafbar, allein in seiner Wohnung zu sein, oder?"
Ich kam nicht dazu, zu antworten. Die Türklingel ertönte.
Alle im Raum erstarrten einen Augenblick.
"Wer kann das sein?", fragte ich.
"Ich habe keine Ahnung", erwiderte Janet Carino. "Wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich jetzt die Tür öffnen..."
Jetzt mischte sich Robert J. Leslie in das Gespräch ein.
"Bleiben Sie, wo Sie sind, Miss Carino!", bestimmte er.
Leslie ging zum Kontrollmonitor.
"Drücken Sie auf den Knopf links, dann betätigen Sie die Sprechanlage", erläuterte Janet.
"Scheint der Postbote zu sein", meinte Leslie. Er betätigte die Sprechanlage. "Was möchten Sie?"
"Ein Einschreiben für Janet Carino", kam es durch die Sprechanlage.
Janet hob die Fernbedienung. Die Tür öffnete sich in der nächsten Sekunde. Der Postbote griff zu der schweren Tasche, die er über der Schulter trug. Er riss etwas heraus. Eine zierliche MPi vom Typ Uzi.
Den Bruchteil eines Augenblicks später blitzte das Mündungsfeuer rot auf.
Die Uzi knatterte los. Ein halbes Dutzend Kugeln durchbohrte Agent Leslie, noch ehe er auch nur den Griff seiner P226 berührt hatte.
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Leslie taumelte rückwärts und schlug dann der Länge nach hin.
Der Postbote wirbelte herum. Die MPi feuerte dabei einen Kugelhagel ab.
Ich warf mich seitwärts, rollte mich auf dem Boden ab. Milo tat das Gleiche.
Der Postbote war nicht allein.
In geduckter Haltung stürmte er in den Raum und schoss, während zwei weitere Männer im folgten. Dunkel gekleidet waren sie. Sie trugen Sturmhauben und Maschinenpistolen. Von ihren Gesichtern waren nur die Augen zu sehen.
Ich riss meine P226 hoch und feuerte. Rechts und links schlugen die Kugeln ein und rissen den Teppichboden auf. Ich hechtete mich hinter einen der dicken Ledersessel.
Aus den Augenwinkeln heraus sah ich Janet.
Sie hatte einen Satz in Richtung des Ledersofas gemacht, unter eines der Seidenkissen gegriffen und etwas Blinkendes hervorgeholt. Messingfarben. Es sah aus wie Gold und ich brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, dass es eine Pistole war.
Ein Sprung und sie war hinter dem Sofa.
Milo hatte es indessen bis zu einer der Stellwände geschafft. Dort hatte er Deckung.
Er feuerte wild drauflos, um meine Lage zu verbessern.
Janet tauchte hinter dem Sofa hervor, in das bereits ein gutes Dutzend Projektile hineingefetzt waren. Ganz kurz nur kam sie hervor, legte an, feuerte. Es ging blitzschnell, aber auf der anderen Seite des Raums gellte ein Schrei.
Auf der Stirn des Postboten bildete sich ein rotes Loch, das rasch größer wurde. Er wirkte wie erstarrt und fiel dann hart zu Boden.
Von der Tür aus wurde noch immer gefeuert.
Ich versuchte aus meiner unsicheren Deckung hervorzutauchen, feuerte drei, vier Schüsse ab.
Einen der Männer erwischte ich an der Schulter. Sie zogen sich zurück.
Für Sekunden schwiegen die Waffen.
Mit den Augen suchte ich Janet.
Dann warf jemand etwas von draußen herein.
Im nächsten Moment war ein ohrenbetäubender Knall zu hören.
Eine mörderische Hitzewelle fegte durch den Raum. Die Stellwände wurden durch den Druck zum Teil niedergerissen.
Die Detonation war gewaltig. Es war unsagbar heiß. Die Terrakotta-Fliesen