Killer im August: 11 Thriller. A. F. Morland
war.
R.L.
"Auch diese Buchstaben werden dir nichts sagen, Loomis. Jedenfalls nicht auf Anhieb... Ich möchte, dass du die letzte Zeit, die dir bleibt, pausenlos mit dieser Frage beschäftigt bist. Dass du dir das Gehirn zermarterst! Und dass die Angst an dir frisst, so dass du schließlich als halb Wahnsinniger in den Tod gehst, Loomis... Ich habe lange auf diesen Moment gewartet. Einen so leichten Tod wie er Kelly und Parisi vergönnt war, wirst du nicht bekommen!"
"R.L... Mein Gott, ich kenne niemanden, der diese Initialen hat..."
"Gib dir Mühe, Loomis. Du kommst schon drauf..."
"Hör zu, worum immer es auch geht, können wir uns nicht einigen? Ich habe Geld..."
"Nicht genug, Loomis. Nicht genug, um dein Schuld damit zu begleichen."
"Welche Schuld, verdammt nochmal?"
"Früher hast du mit der Waffe in der Hand getötet, wenn andere mit dem Finger geschnippt haben. Jetzt gehörst du zu denen, die mit dem Finger schnippen!" Janet lachte heiser. In ihren Augen blitzte es. Eine leichte Röte überzog ihr Gesicht. Tränen der Wut glitzerten auf ihrer Wange.
Sie reichte ihm einen kleinen Zettel.
"Was ist das?", fragte er.
"Der Text, den du gleich aufsagen wirst!"
"Was?"
"Wo ist dein Telefon?"
"Im Arbeitszimmer..."
"Dann los!"
Sie führte ihn vor sich her. Durch eine Tür ging es ins Arbeitszimmer, in dem sich ein riesenhafter Schreibtisch aus Teakholz befand. Durch das Panoramafenster konnte man über den East River bis weit nach Queens sehen.
"Wie bist du überhaupt in meine Wohnung gelangt?", fragte Loomis.
"Ich habe so etwas gelernt", sagte sie. "Ich habe gelernt zu schießen und Türen zu öffnen... Und außerdem noch ein paar andere Dinge, die ich brauchte, um meine Rache zu vollenden."
"Ich habe dir nie etwas getan, Janet!"
"Ach, hör auf!"
"Ich dachte wirklich, dass du zu den Bostonern gehörst und es irgendwie geschafft hast, Kelly unter deinen Einfluss zu bekommen..."
"Ich will dein Gewinsel nicht hören, Loomis! Du widerst mich an..." Janet deutete auf das Telefon auf dem Schreibtisch. "Wähl die Nummer, die ich dir sage, Loomis."
Loomis nahm den Hörer.
Er hatte den Verdacht, dass jemand sein Telefon abhörte.
Vermutlich das FBI. Deshalb benutzte er die normalen Leitungen gar nicht mehr. Aber in dieser Situation konnte ihm das vielleicht das Leben retten... Eine letzte, verzweifelte Hoffnung, der Gewalt dieser Wahnsinnigen doch noch zu entgehen.
Loomis atmete tief durch.
Janet diktierte ihm eine New Yorker Nummer. Sie setzte ihm dabei die Mündung ihrer Waffe an die Schläfe.
"Sobald sich jemand meldet, sagst du den Text!"
"Was ist das für ein Anschluss?"
"Der von Lebediov. Ich weiß nicht, ob du wichtig genug bist, um mit ihm persönlich sprechen zu können. Aber im Grunde spielt das keine Rolle. Lebediov wird von dem Anruf erfahren. So oder so..."
Loomis schaute auf den Zettel. Er schluckte.
Auf der anderen Seite der Leitung nahm jemand ab.
Loomis schwitzte, als er zu sprechen begann. Seine Stimme war brüchig. Todesangst glänzte in seinen Augen. "Hier spricht Loomis. Ich habe Mister Lebediov eine wichtige Mitteilung zu machen", las er von dem Zettel ab. "Ich habe Janet Carino in meiner Gewalt. Sie hat versucht, mich umzubringen, so wie Parisi und Kelly. Wenn ihr sie haben wollt, wenn ihr sie lebend haben wollt, müsst ihr euch beeilen. Mir ist es lieber, Sie machen mit ihr kurzen Prozess, als wenn ich hier in der Wohnung eine Leiche beseitigen muss..."
Janet lächelte kühl.
Mit einer Handbewegung bedeutete sie Loomis aufzulegen.
"Und was soll das Ganze?", fragte Loomis.
Sie zuckte die Schultern. "Du hast dafür gesorgt, dass diese ukrainische Meute mir an den Fersen kleben wird. Ich brauche zumindest so etwas wie einen fairen Vorsprung. Und den werde ich mir verschaffen..." Sie schwenkte die Pistole etwas seitwärts. "Los, komm..."
"Was hast du vor?"
"Du wirst die Leichen der beiden Leibwächter aus dem Wohnzimmer holen. Das sieht einfach nicht gut aus, wenn wir gleich Besuch bekommen!"
Loomis schüttelte den Kopf.
"Was glaubst du denn, wer hier gleich auftaucht? Lebediov selbst wird sich kaum hier her bemühen..."
"Nein, aber die Leute, die die Schweinereien für ihn machen."
"Und du denkst, dass du die ausschalten kannst!"
"Zerbrich dir deinen eigenen Kopf, Loomis!", versetzte sie. "Und sei Sie froh, dass du überhaupt noch einen hast!"
33
Wir brausten mit Blaulicht durch die Straßen. Agent Max Carter aus dem Innendienst hatte uns auf eine interessante Spur gesetzt. Er war noch einmal alle verfügbaren Daten durchgegangen, die in irgendeiner Form mit dem Parisi-Syndikat zusammenhingen. Janet Carino erschien dabei wie eine Frau, die aus dem Nichts aufgetaucht war. Ohne Vergangenheit, ohne Verbindungen... Ihre wahre Identität lag im Dunkeln. Es schien keinerlei Hinweise zu geben.
Aber Carter hatte schließlich doch eine Spur entdeckt.
Vor einigen Jahren war ein Mann namens Richard Logan brutal ermordet worden. Logan war ein kleiner Spediteur für Gefahrgut gewesen, der in finanzielle Schwierigkeiten geraten war und sich so in den Fängen der Müll-Mafia verstrickte.
Logan war für einige Firmen gefahren, die unter Parisis Kontrolle gestanden hatten. Ein kleines Rädchen in der Maschinerie des Syndikats, das im wahrsten Sinne des Wortes die Drecksarbeit zu verrichten gehabt hatte. Logans Transporter hatten Sondermüll kreuz und quer durch die USA gefahren und irgendwo abgeladen.
Es hatte Indizien dafür gegeben, dass Logan aussteigen wollte. Vermutlich war Logan deshalb umgebracht worden. Aber konkrete Beweise, die seinen Tod mit Parisi und seinen Leuten in Verbindung brachten, gab es natürlich nicht. Dafür hatten die hohen Herren schon gesorgt.
Die Ermittlungen waren bis heute nicht abgeschlossen.
Ein ungeklärter Mafiamord mehr, der am Ende nichts weiter als einen Aktenmeter im Archiv oder ein paar Kilobyte in einer Datenbank ausmachte.
Logan hatte eine junge Frau gehabt.
Ihr Name war Janet.
Und es sprach viel dafür, dass sie mit Janet Carino identisch war...
"Es würde alles zusammenpassen", meinte ich an Milo gewandt, während ich den Motor des Sportwagens aufbrausen ließ.
Wir fuhren auf der Überholspur.
"Vor allem die Art und Weise, in der die Taten begangen wurden", stimmte