Tägliche Erneuerung. Ole Hallesby
ist unseres Lebens Schicksalsstunde. Da werden die Weichen unseres Lebens gelegt. Zwischen diesen Stunden fließt unser Leben verhältnismäßig still und ungefährlich dahin. Aber in der Zeit der Versuchung geschieht etwas in uns, etwas Entscheidendes für unser Leben. Die Stunden der Versuchung sind kurz, aber schicksalsschwer und ewigkeitsvoll. Unser ganzes Leben, nicht nur das zeitliche, auch unser ewiges, entscheidet sich in diesen kurzen Augenblicken.
Darum ist die unsichtbare Welt mit dabei und so aktiv in der Stunde der Versuchung. Sie weiß, was dieser kleine Augenblick für uns bedeutet. Darum folgt sie der Versuchung mit ihrer unsichtbaren Aktivität. Das ist es, was Jesus uns heute in seinem Wort sagen will. Lasst uns auf die starken Worte achten, die er gebraucht: Satan verlangt euch zu sichten wie den Weizen. Es ist das teuflisch Aktive, Draufgehende, Zielbewusste, was Jesus hier unterstreichen will. Das gibt dem Ganzen einen Ernst, der weit über den Augenblick aller Zeiten geht und auch über alle Grenzen der Zeit.
6. März
Freut euch nicht darüber, dass euch die Geister gehorchen, aber freut euch, dass eure Namen im Himmel angeschrieben sind.
Lukas 10,20
Hier hören wir von der Arbeitsfreude der Christen. Alle christliche Arbeit ist eine Frucht der Freude erlöster Menschen, Freude an Gott. Jesus freut sich mit den Siebzig, als sie voll von jubelnder Arbeitsfreude wieder zurückkommen. Er wünscht sich frohe Mitarbeiter. Nun sind wir seine Mitarbeiter. Und wir haben Grund, uns zu freuen. Wir freuen uns über die Männer und Frauen, die der Herr der Ernte in die Missionsfelder sandte, der ihnen Vollmacht gab, Gottes Botschaft zu denen zu bringen, die in Finsternis und im Schatten des Todes sitzen. Wir freuen uns über die daheim, die arbeiten, opfern, beten und die große Sache der Mission in unserem Volk leiten. Und wir freuen uns über die Arbeit, die zu unseres eigenen Volkes Erlösung geschieht: Die vielfällige, opferwillige und zielbewusste Arbeit, die täglich getan wird. Wir wagen uns auch zu glauben, dass Jesus sich mit uns freut. Aber er wünscht, er könnte uns, seinen Jüngern, diesmal eine milde, aber doch ernste Warnung erteilen: Lass nicht die Arbeit und ihre Resultate, das Leben, das Leben in Gott, überschatten! Es besteht dafür die Gefahr. Das gilt uns allen. Die Gefahr ist groß in aller christlichen Arbeit. Das Wort des Tages stellt uns zwei wichtige Fragen: Sind wir frohe Arbeiter? Sind wir froh, weil die Arbeit gelingt oder arbeiten wir, weil wir froh sind? Dann arbeiten wir mit Freuden, ob die Arbeit gelingt oder zu misslingen scheint. Wir können hier lernen, was Jesus meinte als er sagte: „Umsonst habt ihr es empfangen, umsonst gebt es auch.“ (Matth. 10,8)
7. März
Ehre deinen Vater und deine Mutter, auf dass es dir wohl gehe und du lange lebst auf Erden.
Epheser 6,2-3
Hier haben wir das Grundgesetz für das Menschenleben. Gott, der es uns gab, gab uns auch die Freiheit, es zu brechen. Aber, ob wir es halten oder brechen, das Leben selber wird uns davon überzeugen, dass dieses Gebot heilig ist. In jungen Jahren meinten viele, dass sie ungestraft Vater und Mutter Kummer machen könnten. Aber nachdem die Jahre vergingen, erfuhren sie, dass das Leben schwer wurde für die, die mit Willen und Verstand Vaters und Mutters Herz verletzten und in ein zu frühes Grab brachten. Ihr lieben Kinder, die ihr heute diese Worte hört, seid freundlich und gehorsam gegen Vater und Mutter, solange ihr sie habt, damit ihr nicht später Tränen der Reue zu weinen braucht, wenn sie fort sind! Lasst Vater und Mutter merken, dass ihr deren Fürsorge, Mühe und Opfer für euch versteht! Sie tun ja nichts anderes, als an euch zu denken. Mach den Eltern Freude, während sie leben! Wenn sie tot sind, ist es zu spät.
Ihr lieben Jungen, die Ihr aufgehört habt, die Gebete zu beten, die Eure Eltern Euch lehrten; Ihr, die Ihr den Gott verachtet, der ihnen Trost im Leben und im Sterben war. Die Ihr auf Wegen geht, über die Vater und Mutter weinen, denkt doch darüber nach, was Ihr ihren empfindlichen Herzen antut! Du weißt, wie sie dich lieben, du weißt, wie sie für dich beten, du weißt, wie sie über dich weinen. Jeder Schritt, den du auf dem breiten Wege gehst, ist wie ein Stich in ihrem Herzen. Wie hältst du das aus? Wie kannst du mit der Sünde spielen, die leise und sacht deiner Eltern Leben peinigt? Und ihr lieben Jungen, die ihr durch Vaters und Mutters Gebete zu Gott gebracht worden seid, ich will euch sagen, was sie sehen, wenn der Tag vergeht. Sie sehen, wie sich euer Christsein gegen Eltern und Geschwister zeigt. Sie brennen darauf, bei ihren Kindern Christsein im Alltag zu sehen.
8. März
Dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis.
Lukas 22,53
Dieses tiefe und dunkle Wort sprach Jesus in Gethsemane in dem Augenblick, als die Feinde kamen, um ihn zu verhaften. Auch schon früher war der Teufel hinter ihm her gewesen. Zuerst in der Wüste, aber später noch oft. Aber immer hielt der Vater seine Hand dazwischen. In der Wüste musste Satan weichen und Engel kamen und dienten Jesus, ebenso in Gethsemane. Die Versuchung war fürchterlich, aber die Vaterhand war dabei: Ein Engel vom Himmel stärkte ihn. Nun aber spürte Jesus, dass die Vaterhand sich zurückgezogen hatte. Nun ist Jesus ungeschützt in der Menschen und des Teufels Macht. Ohne Zweifel ist es das, was Jesus mit unsäglicher Angst und Grauen erfüllte. Nun bekommen der Teufel und seine menschlichen Handlanger die Möglichkeit, mit dem Heiligen zu tun, wozu sie Lust und Laune haben. Sie verspotteten ihn, schlugen ihn, spuckten ihm ins Gesicht, peitschten ihn aus, drückten ihm eine Krone aus Dornen auf sein edles Haupt und sie nahmen ihm sein Leben auf die schändlichste Art, die sie kannten. All dies war grauenvoll, aber Jesu eigentliches Leiden war doch ein anderes. Es war von innerer, seelischer Art. Zuerst und zuletzt das, dass der Vater sich zurückgezogen hatte. Und dann das, dass Jesus sehen musste, dass die Menschen nun endlich ihr ganzes böses Wesen, ihren Hass und ihre Feindschaft gegen Gott nach außen kehrten. Das war das Letzte, was Jesus vor seinem Tod von ihnen sah. Aus den Evangelien geht hervor, dass Jesus unter seinem letzten Leiden auffallend still war. Er hatte nicht mehr so viel zu sagen, dafür sah er um so mehr. Er sah Menschen in ihrer erbärmlichsten Erniedrigung, nun, wo der Vater ihnen die Freiheit gegeben hatte, zu tun, was sie wollten. Er sah das rasende Volk, das sich heiser schrie, um ihn gekreuzigt zu bekommen. Er sah sie zuletzt unter dem Kreuz. Nun fühlten sie sich sicher, nachdem er gekreuzigt war. Das gibt uns reichlich Stoff für viele Gedanken in der Fastenzeit.
9. März
Der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird es auch vollführen bis an den Tag Jesu Christi.
Philipper 1,6
Er fing an. Er fing an bei uns allen. Leider ging es bei den meisten von uns so, dass wir sein gutes Werk abbrachen. Wir verließen das Vaterhaus und zogen hinaus in ein fremdes Land. Aber wenn auch wir ihn verließen, er gab uns nicht auf. Er folgte uns auf allen Wegen. Er rief nach uns, wo wir auch gingen. Selbst in den hässlichsten Stunden unserer Sünden konnten wir seine milde und ernste Stimme hören. Schon in den Jahren unserer Kindheit und in der Jugendzeit überschüttete er uns mit seiner Gnade. Endlich blieben wir stehen. Er überzeugte uns, so dass in unserer Seele kein Zweifel blieb, dass wir uns bekehren müssten. Er sprach mit uns über unser sündiges Leben und über unser sündiges Herz, bis alle Risse geschlossen waren. Da glaubten wir, es wäre unmöglich, dass wir noch erlöst werden könnten. Aber er griff ein. Die Gnade, von der wir uns durch unsere gewollten Sünden ausgeschlossen hatten, strömte wieder hinein in unsere Seele. Und wir, was machten wir bei dem allen? Wir machten Schwierigkeiten. Vor der Bekehrung flüchteten wir jedes Mal, wenn seine milde Stimme uns nahte. Wir mogelten und machten uns selbst und Gott etwas vor, um in den Sünden Frieden zu finden. Und er war es, der den Trotz unseres Willens schmolz. Er wirkte beides in uns, das Wollen und das Vollbringen. Er schenkte uns Bekehrung. Und nach der Bekehrung? Da ist es ganz etwas anderes als Schwierigkeiten, die wir ihm bereiteten. Wie haben wir ihn doch jeden Tag betrübt und enttäuscht durch unseren Eigenwillen, unsere Eigenliebe, unsere Streitsucht, Gleichgültigkeit oder Misstrauen. Aber er setzte das gute Werk, das er begonnen hatte, auch fort. Immer wieder