Tägliche Erneuerung. Ole Hallesby

Tägliche Erneuerung - Ole Hallesby


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Matthäus 9,36-38

      Als Jesus das Volk und ihre Not sah, begann er sofort mit seinen Jüngern darüber zu sprechen, was er da sah. Es liegt etwas Anrührendes darin, dass Jesus seinen so kleinen und unvollkommenen Freunden seine Gedanken und Gefühle mitteilt. Sieht er etwas, was sein zartfühlendes Herz anspricht, so wendet er sich gleich an den einen oder anderen seiner Freunde in seiner Nähe und spricht mit ihm über das, was er sieht. Aber es sind nicht alles Freunde Jesu, die ähnliche Gespräche mit ihm wünschen. Die möchten gerne erbaut werden, gerne etwas Gutes über Gott hören, wie sie das nennen sowohl unter vier Augen als auch in Gemeinschaft. Aber wenn er kommt und fragt: Hast du gehört, dass er krank ist? Hast du gehört, dass es ihr so schlecht geht? Hast du gehört, dass ich für jene Arbeit dort noch keine Freunde fand? Hast du gehört, dass denen das Geld für ihre Arbeit fehlt, die ich sie bat anzufangen? Aber wenn Jesus so zu reden beginnt, dann sagen viele, sie hätten keine Zeit. Andere aber freuen sich, wenn Jesus mit ihnen über die Not spricht und über das, wozu er sie braucht. Ja, sie freuen sich über diese stillen Stunden, denn sie spüren, wie leicht es geht, sich mit seiner eigenen Not zu beschäftigen und darüber die Not der anderen zu vergessen. Aber wenn Jesus mit ihnen reden kann und sie wiederum die Not mit Jesu Augen sehen können, da treten sie mit Freuden in Jesu Arbeit ein. Und während sie in Jesu Arbeit stehen, da summen sie leise für sich diesen schönen Vers:

      „Wer bin ich selber, dass ich mit Leib und Seele kann dienen einem so gnädigen Herrn!“

      26. Februar

       Kämpfe den guten Kampf des Glaubens.

       1.Timotheus 6,12

      Zu glauben, das ist eine Übung, denn Glauben ist eine Kunst, die höchste Kunst im Leben. Die Übung besteht unter anderem darin, zu unterscheiden zwischen dem, was ich in Christus bin und dem, was ich in mir selber bin.

      Ich sehe mein abgestumpftes Leben, mein rebellisches Herz, meine lauen Gebete, meine Liebe zur Welt, meine Furcht zu verzagen, meine Unlust zu Gott und seinem Wort. Ich werde ungeduldig, verwirrt und ängstlich, bis ich wieder darin mit Gott einig geworden bin, dass ich in mir selber hilflos bin; dass ich aber im Glauben, also im Vertrauen auf meinen Stellvertreter, vor Gott, stehen kann wie früher.

      Was Christus mir gegeben hat, das macht mich vor Gott lieb. Und nun stehe ich da, etwas dankbarer als vorher, etwas sicherer meines Stellvertreters wegen, und etwas gewisser in dem, was ich in ihm besitze. Und ich bekam etwas mehr Übung im Glauben. Kämpfe den guten Kampf des Glaubens! Hier ist die entscheidende Front in diesem Kampf. Am Ende seines Lebens sagt Paulus triumphierend: Ich habe den Glauben bewahrt!

      Es ist eine Kunst im Kampfe des Glaubens, dass ich ihn bewahre, dass ich nach meinen Versäumnissen und Versündigungen nicht stehen bleibe, sondern im Vertrauen auf meinen Stellvertreter freimütig wieder vor Gott trete. Das ist des Gläubigen beste Verteidigung. Das ist der Schild des Glaubens, der alle glühenden Pfeile des Bösen auslöschen kann.

      Halleluja, ich habe Jesus nun gefunden, sein Gnadenglanz hat sich an mich gebunden. Ich seh‘ den Weg zum Vaterhaus, wohin ich will, und schreite freudig aus.

      27. Februar

       Herr, wir möchten gerne Jesus sehen.

       Johannes 12,21

      Die Zeit von jetzt bis Ostern nennen wir Fastenzeit. Gottes Gemeinde hat seit Alters her in diesen sieben Wochen vor Ostern gefastet. Fasten besteht zum Teil im Verzicht auf Essen und Trinken und auch im Verzicht auf alle Feste und Vergnügungen. Der Sinn dieses Fastens lag darin, sich so weit als möglich von allen irdischen Dingen zu lösen, um mit gesammelten Sinnen Jesus in seinem Leiden zu folgen.

      Im Laufe der Zeit hat sich mit diesem Fasten viel ungeistliches und unbiblisches Wesen verbunden. Dennoch liegt ihm ein tiefer und evangelischer Gedanke zugrunde. Könnte es nicht sein, dass viele von uns evangelischen Christen eine solche Fastenzeit brauchten? Unsere Arbeit, sei sie weltlich oder geistlich, macht es uns leicht, uns nach außen zu wenden. Viele von uns brauchten es dringend, eine Zeit des Jahres der Vertiefung im Leiden unseres Erlösers zu widmen. Das würde bestimmt Auswirkungen haben, nicht nur auf unser eigenes Glaubensleben, sondern auch für unsere Familie, für die Gemeinschaft der Heiligen und auch für die Unbekehrten.

      Viele von uns leben ein schlechtes Christenleben. Dabei denke ich nicht nur an die, die Gottes Namen durch Mogelei und Schurkenstreiche in Unehre bringen. Das sind ja nicht so viele. Nein, ich denke an die vielen unter uns, die ein sehr verdünntes und schwaches Glaubensleben führen. Hier ist keine Unredlichkeit im Wege. Hier ist keine Wirkung des Heiligen Geistes zu sehen. Bei einigen ist ihr inneres Leben nur fadenscheinig und abgenutzt.

      Wir, denen es so geht, lasst uns darin einig werden, dass wir in diesen Wochen für andere beten! Und besonders wollen wir um das eine beten, dass wir Jesus sehen mögen.

      28. Februar

       Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des Herrn.

       Psalm 84,3

      Der alte Dichter ist auf die eine oder andere Art davon ausgeschlossen, in den Tempel zu gelangen, dahin, wo Gott im alten Bund seinem Volk begegnete. Und nun singt er in diesem schönen und ergreifenden Gedicht von seiner Sehnsucht nach dem Heiligtum.

      Vor seinem inneren Auge sieht er die kleinen Spatzen, die unter den Dachziegeln bauen und die Schwalben, die unter dem Dach ihre Nester haben. Fast beneidet er diese glücklichen Geschöpfe, die so jeden Tag in den Vorhöfen sein können. Es gibt viele Seelen, denen es ganz ähnlich geht. Hier sitzt ein Gotteskind, alt und grau, zitternd und schwach. Das ist lange her, dass du das letzte Mal mit anderen zusammen auf geebneten Wegen zum Gotteshaus gingst. Du hast Sehnsucht nach der Versammlung der Heiligen, nach Lesung und Gebet; nach der Verkündigung des Wortes und des Abendmahls heiliger Zeit, nach dem Unaussprechlichen, das so oft deine Seele inmitten der Heiligen erfüllte. Da liegt ein Gotteskind krank, Jahr für Jahr. Du kämpfst nicht nur mit den Schmerzen, sondern auch mit der Einsamkeit. Seitdem du krank wurdest, hast du dein Gebetskämmerlein viel besser kennengelernt als früher. Jetzt hast du aber auch die Versammlung der Heiligen viel mehr schätzen gelernt als damals, als du noch mit dabei warst. Oft genug bist du versucht, die zu beneiden, die die Versammlung besuchen können. Ja, du verspürst ab und zu bittere Gedanken gegen den, der dich besuchte, als du noch gesund warst, aber jetzt nicht einmal 10 Minuten findet, nach dir zu sehen. Du bist kein Dichter und kannst deiner Sehnsucht keine so poetische Form geben wie der alte Sänger, aber all deine unaussprechlichen Seufzer steigen auf zu dem, der im Grunde der Seele jedes Verlangen sieht.

      29. Februar

       Der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird es auch vollenden bis an den Tag Jesu Christi.

       Philipper 1,6

      Das ist ein gutes Wort für alle Suchenden. Sie suchen, aber sie finden nicht. Sie klopfen an, aber Gott will für sie nicht öffnen. Sie beten, aber erhalten nie das eine, um das sie Tag und Nacht flehen und beten, nämlich Gewissheit. Sie lesen im Wort Gottes, finden aber keine bleibende Hilfe, selbst wenn ab und zu eine kleine Erleuchtung durch ihre Seele zieht. Sie hören Gottes Wort. Und wie sie hören! Es ist, als wenn sie jedes Wort, das sie hören, geradezu aufsaugen. Und dennoch bleibt es dunkel für sie. Sie sprechen mit Predigern und anderen Gläubigen, und eine kleine Weile können sie eine Erleichterung und eine Freude in der Seele spüren. Aber danach ist es wieder dunkel, oft sogar noch schlimmer als vorher. Sie kämpfen gegen ihre Sünden und verlieren fast immer. Sie leiden des Missmuts vernichtende Qualen. Was mag der Grund dafür sein, dass sie keinen Frieden und keine Gewissheit erlangen, von dem andere ständig bezeugen, dass sie es erhalten hätten? Hin und wieder versuchen sie in ihrer Verzweiflung mit Gewalt sich diese Gewissheit zu erzwingen. Gewissermaßen stellen sie Gott den Stuhl vor die Tür und sagen: Nun muss er die Gewissheit geben.


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