CORONA - Lasst sie sterben, wo sie sind.... Werner Meier
117 Unterschriften gegen das Camp, weil sich Frauen nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr auf die Straße trauten. „Die Ängste“ waren als >offener Brief< auch der Zeitung zugeschickt worden, aber Redaktionsleiter Helge Hinrichs hatte die „Hetze ohne jede Faktengrundlage“ nicht drucken lassen. Dann war am 19. Dezember der LKW-Mordanschlag auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin passiert. In Heiligbrück nahmen die Revolvermänner den Rotties die Maulkörbe ab. Die Nacht zum 2. Weihnachtstag fackelten Kapuzengestalten am Flussufer auf der Villenseite gegenüber dem Camp ein Holzkreuz ab. Henriette rüstete ihre kleine Truppe vor der Brücke mit Gummigeschosswaffen auf. Das Villenviertel kochte über. Dass Volksverräterpolizei Waffen gegen deutsche Bürger richtete, um Flüchtlingspack zu schützen waren noch die gemäßigten Angriffe. Leitender Oberstaatsanwalt Dr. Rigobert de Mille„mahnte „angemessene, sensible Ermittlungsarbeit“ an, die „nicht im Übereifer zur Diffamierung und Belästigung unbescholtener Bürger ausarten darf.“ Hieß im Klartext Polizei sollte die Füße still halten. Polizeidirektor Dr. Hubertus Schwammerl entschuldigte sich für den „von einer übereifrigen Dienststellenleiterin angeordneten martialischen Aufmarsch gegen unsere besorgten Bürger“ und ließ den Polizeischutz für die Flüchtlinge von der Brücke abziehen. Augenscheinlich war die KuKluxKlannummer aus dem Villenviertel gekommen, Epizentrum der Stammwähler vom Oberbürgermeister. Sprengstoff für Polizei, die mit peinlichen Fragen da rein schnüffeln wollte. Als dort zuständige Inspektionsleiterin und ihrer renitenten Vorgeschichte gegen die Obrigkeit war PHK Henriette Peter als Sündenbock für die Oberen jederzeit ein Geschenk mit Schleifchen drumrum.
„Jessas, Teifi. Sobald ich mich aus dem Fenster lehn, haben sie mich am Arsch. Und wenn ich nix tu auch.“
„Kannst das bescheuerte Jessas lassen? Du bist nicht die Polizeichefin in Fargo.“
„Ist mein Jessas.“
The Fog! Nebelfetzen, wie plötzlich aus dem Flussbett gestiegen krochen übers Wasser auf mich zu und machten mir Beine. Wenn sie mich jetzt für einen abergläubischen Schisser halten, sind Sie schief gewickelt. Ich bin Niederbayer. Wir fürchten nichts, außer der Himmel könnt uns auf den Kopf fallen, wie die gallischen Dörfler in Aremorica. Mein Zaubertrank ist Weißbier. Schütt ich es in mich rein, schüttet mein Hirn Glückshormone aus. Ich bin als Kind nicht rein gfallen, darum darf ich es immer noch saufen. Ich hatte in diesem Moment keines bei mir, weshalb ich auf Nummer sicher ging und flink abgehetzt oben an der Böschung war. Beim Verschnaufen schaute ich weit rechts auf einen der drei gemauerten Wasch- und Toilettenräume des ehemaligen Campingplatzes und sah Flüchtlinge im Geiste wieder in der Schlange anstehen, oder vor Wohncontainern zum Warten verdammt, worauf auch immer. In Heiligbrück hatten die Zwischengelagerten durch Maschendraht über den Fluss auf Schöner Wohnen geschaut. Ich hielt mich nicht lange mit Betrachtungen auf, machte, dass ich zur Lichtung kam und stieg in den Frosch. Weit hinter mir ganz oben kippte der Burgfelsen wie eine Riesenbeule aus den Latschen. Dort oben nahm die schaurige Mär um Betrug, Eifersucht, Tod und Fluch ihren Anfang. Irgendwo zwischen dort oben und hier unten hatte sich der Hotzenplotz verkrochen.
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Auf dem Rückweg vom Fluss wieder nahe der City quälte der Verkehr sich zähflüssig dahin wie meine Integration im Hinterland, seit ich vor fünf Jahren aus der vom roten Reiter regierten lebensbunten Hauptstadt in ein schwarzes Loch gefallen war. Das Misstrauen hockte auf meinem Beifahrersitz, wenn ich durch die Stadt fuhr. Nicht erst seit Corona, aber seitdem war mit jedem Tag mehr fühlbar, wie das Virus biedere Fassaden zerbröselte, als Brandbeschleuniger bis dahin dahinter verborgene Konflikte anfachte, die sich irgendwann auch nach außen Bahn brechen mussten. Klammheimlich hinter der Fassade deutscher Lockdowndisziplin tobte der häusliche Showdown. Schon vor Corona starb in Deutschland jeden dritten Tag ein anderes Kind, meist durch Papa oder Mama. Soziologen sahen ein weiteres Ansteigen solch häuslicher Gewalt als Kollateralschaden durch Ausgeh-Beschränkungen. Nach meinem Gefühl machten nur noch mehr Eltern die erschütternde Erfahrung, dass sie es nicht ertragen konnten, mit ihren Kindern zusammen zu sein, weil nur Kita und Schule Familie am Funktionieren hielten, wo Papa und Mama ihre lieben Kleinen plötzlich nicht mehr hatten auslagern dürfen. Sogar nur Zweisamkeit war kaum auszuhalten. Noch mehr Paare erkannten, dass sie sich Tag und Nacht nicht ertrugen. Plötzlich empfanden nicht wenige das Zusammensein mit ihren vermeintlichen Wunschkindern und frei gewählten Lebenspartnern als notgedrungen, während sie sich schon nach ein paar Wochen Coronabeschränkungen darüber beschwerten, dass sie nicht mit anderen zusammen sein durften. Wo sie es unter einem Dach nicht mit denen aushielten, die angeblich ihre Liebsten waren.
Bis spätestens Weihnachten würde Corona die tatsächlichen Verlierer aus dem Milliardenkonjunkturprogramm der Regierung herausgeschält haben. Es würde wie immer die Schwächsten treffen, die ohne Lobby. Wenn die sich auch noch von Spinnern, Populisten und Radikalen einfangen ließen, dann gute Nacht Deutschland.
Ich traute auch der Stadt mit dem geheiligten Namen nicht. Hinter ihrer frommen Maske und scheinbar lethargischen Langweiligkeit steckten auch Biedermänner, die Brandstifter wählten, mit denen sympathisierten, die auch in Heiligbrück Frauen mit Kopftüchern angespuckt und „Corona“ geschrien hatten.
Sei vorsichtig, Teufel!
In der Stadt gärte der Hass.
Mitte April hatten weiß vermummte Kapuzentypen mit Atemmasken mir meinen schwarzen Golf abgefackelt, einer mit einem Hammer eine Scheibe eingeschlagen, der andere einen Molotow rein geschmissen. Mitten an einem Samstagnachmittag auf einem Supermarkt-Parkplatz in der Innenstadt. Es hatte Zeugen gegeben, Menschen die harmlos einkaufen waren wie ich. Die Brandstifter waren mühelos entkommen. Wegen der Versicherung hatte ich mir die Mühe einer Anzeige bei der PI 1 gemacht.
„Es waren zwei. Und ihr Mummenschanz hat eine verdammte Ähnlichkeit mit dem der Schläger ghabt, die den Laden von meinem Freund Serdar überfallen haben.“
Die junge Uniform vom Nebenschreibtisch hatte sich eingemischt.
„Das ist der Teufel mit seinem Schmierblattl. Der unsern Oberbürgermeister dauernd anpisst.“
Der Grauhaarige hatte mir die Anzeige zur Unterschrift rübergeschoben.
„Glaub nicht, dass wir die erwischen.“
Ich hatte mühsam zwei Beamtenbeleidigungen runtergeschluckt und draußen tief Luft geholt. Er ist wieder da war mir eingefallen. Ein paar Wochen vorher hatte ich die Wiederholung in der Glotze gesehen, Hitler als Wiederkehrer, der zum Medienstar aufstieg. Weil alle ihn für einen Comedian hielten. Der ihn am Ende als Monster durchschaute landete in der Psychiatrie, nach dem Versuch das Monster zu erschießen. Ich brachte es nicht mehr wörtlich zusammen, sinngemäß hatte der Wiederkehrer gesagt man könnte ihn nicht töten, weil er das Monster in uns allen war. Er wäre nicht einfach aufgetaucht und hätte die Macht an sich gerissen, wir das deutsche Volk hätten ihn demokratisch gewählt. Längst hatten wir wieder demokratisch gewählte Nazis und ihre Mitläufer im Bundestag und allen Landesparlamenten. Chronisch Unzufriedene, Selbstmitleidige und ewig Gestrige hatten Haufen gemacht, seit Pegida in blinder Wut geifernd und volksverhetzend durch Städte zog, von Polizei und Justiz begleitet, nicht gestört, als „besorgte Bürger“ verniedlicht. Die AfD pappte ihr Parteimarkerl aufs Klo und brachte die Scheiße richtig zum Dampfen und sammelte neben den ewig Gestrigen auch die Weinerlichen ein. Schluchz, niemand hat uns lieb. Brauchte ich Streichelheiten umarmte ich ein Weißbier, nicht Grattleropa Gauland oder die Giftweidel. Machte ich bei schneidenden Reden der Weidelschen die Augen zu, hörte ich Adolf nach einer Geschlechtsumwandlung. Unsere schwarzen Kreuzritter mit dem großen C im Parteinamen ließen sich von Brüllaffen in Geiselhaft nehmen und kriegten schnell das Stockholmsyndrom. Sie liefen mit der Paranoia, statt dagegen anzugehen und jaulten mit den Angstbeißern über totalen Kontrollverlust des Staates. Mich nervten die Dummenfängerei und Unterstellung der selbsternannten Hüter des deutschen Volkes allen anderen wäre egal wer ins Land kam. Jeder wollte das wissen. Ich auch. Die meisten Flüchtlinge auch. Kaum jemand unserer Polit- und Mediengranden erinnerte daran, dass islamistischer Terror nicht nur auch, sondern global vorwiegend Muslime traf. Am unwohlsten bei einem Kontrollverlust ihres Schutzstaates mussten sich die Schutzbedürftigen fühlen. Sie hatten das geringste Interesse daran, das System der neuen Heimat zu destabilisieren, waren selber Kanonenfutter für