Dr. Daniel Staffel 9 – Arztroman. Marie Francoise

Dr. Daniel Staffel 9 – Arztroman - Marie Francoise


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rüpelhaft.

      Währenddessen versuchte Kai noch einmal, seine Verlobte davon zu überzeugen, daß es besser für sie wäre, mit ihm nach Hause zu fahren, doch ihr gegenüber konnte er sein wahres Gesicht ja nicht zeigen, sondern mußte den Besorgten spielen.

      »Wenn du dir wirklich Sorgen um mich machst, dann solltest du froh sein, wenn ich hierbleiben will«, hielt Nikola ihm entgegen. »Zu Hause bin ich doch ganz allein. Das Medikament kann Nebenwirkungen haben. Wenn irgend etwas passiert – wer soll sich dann um mich kümmern?«

      Etwas Ähnliches hatte ja auch Dr. Daniel gesagt, was in Kai einen plötzlichen Verdacht weckte.

      »So schlimme Nebenwirkungen haben Antibiotika nun auch wieder nicht«, wandte er ein. »Hat dir das Dr. Daniel vielleicht eingeredet?« Er wartete Nikolas Erwiderung gar nicht ab, sondern fuhr fort: »Merkst du denn nicht, daß dieser Kerl nur an dir verdienen will? Sei klug, und komm mit mir nach Hause.«

      Doch die junge Frau ließ sich nicht überreden. »Ich möchte hierbleiben, Kai. Ich fühle mich in dieser Klinik gut versorgt. Hier ist es angenehmer für mich als allein zu Hause zu sein.« Sanft berührte sie seine Wange, ehe sie fortfuhr: »Schau mal, du bist doch den ganzen Tag im Büro, und oftmals hast du nicht einmal abends Zeit, um noch nach Steinhausen zu kommen.«

      Kai betrachtete sie durchdringend. »Liegt es etwa an diesem Kerl, den ich heute bei dir getroffen habe? Willst du seinetwegen in der Klinik bleiben?«

      Nikola schüttelte den Kopf. »Du bist völlig grundlos eifersüchtig, Kai. Mit diesem jungen Mann hat das überhaupt nichts zu tun. Bitte, glaube mir doch, ich fühle mich einfach sicherer, wenn ich in der Klinik bleibe.«

      Kai gab auf. Er spürte, daß er sich um Nikolas Vertrauen und womöglich auch um ihre Liebe bringen würde, wenn er weiter darauf beharrte, sie mit nach Hause zu nehmen.

      »Also schön«, bedeutete er ihr. »Wenn du meinst, daß du hier gut aufgehoben bist, dann bleibst du eben noch.« Er zwang sich zu einem Lächeln. »Ich werde dich jeden Tag besuchen, das verspreche ich dir.«

      Nikola lächelte glücklich und umarmte ihn einen Moment.

      »Ich liebe dich, Kai«, sagte sie mit Hilfe ihrer Hände, schmiegte sich danach noch einmal kurz an ihn und wünschte, sie könnte wieder so rückhaltlos glücklich sein wie vor diesem schrecklichen Erlebnis.

      *

      Ivo Kersten hatte nicht von ungefähr drei Jahre in einem Detektivbüro gearbeitet. Zuerst waren es nur Wut und Eifersucht auf Nikolas Verlobten gewesen, die seine Nachforschungen inspiriert hatten, doch dann war er da auf etwas gestoßen, was ihn gezwungen hatte, weiterzumachen… die ganze Wahrheit herauszubekommen. Völlig fassungslos saß er jetzt vor seinen Unterlagen und konnte kaum glauben, welche Ungeheuerlichkeit sich ihm da offenbarte.

      Nach einigem Zögern vertraute er sich Sándor an, und dieser riet ihm, Dr. Daniel zu sagen, was er herausgefunden hatte. Gleich am folgenden Morgen suchte Ivo den Arzt auf.

      »Herr Doktor, darf ich Sie kurz stören?« fragte er beinahe schüchtern.

      Dr. Daniel warf einen kurzen Blick auf die Uhr, dann nickte er lächelnd. »Natürlich, Ivo. Eine halbe Stunde habe ich noch Zeit, ehe ich in die Praxis muß. Wenn Ihnen diese Zeit reicht…«

      Ivo nickte. »Ja, ich denke schon.« Nervös drehte er die mitgebrachten Papiere in den Händen und fühlte sich plötzlich bei der ganzen Angelegenheit nicht mehr recht wohl. Wenn Dr. Daniel ihm nun nicht glauben würde?

      »Also, Ivo, worum geht’s?« hakte der Arzt nach, weil Ivo ganz offensichtlich nicht wußte, wie er beginnen sollte.

      »Um Nikola«, platzte Ivo heraus. »Fräulein Forster«, korrigierte er sich sofort. »Besser gesagt, um ihren Verlobten.« Er senkte den Kopf. »Ich will ganz offen sein, Herr Doktor. Ich habe mich auf den ersten Blick in Nikola verliebt, und eigentlich war es nur die Eifersucht auf diesen arroganten Kerl, die mich zu meinen Untersuchungen getrieben hat, aber dann…« Er legte die gesammelten Unterlagen auf den Tisch. »Kai Horstmann ist mit zwei Jahren gestorben.«

      Verständnislos starrte Dr. Daniel ihn an. »Wie bitte?«

      Ivo blätterte kurz in seinen Unterlagen. »Hier ist die Geburtsurkunde und hier die Sterbeurkunde. Die Horstmanns hatten nur ein Kind – Kai. Er kam schwerbehindert zur Welt und starb im Alter von zwei Jahren.«

      »Das ist doch völlig unmöglich«, entgegnete Dr. Daniel entschieden. »Ivo, glauben Sie nicht, daß Ihnen da die Eifersucht einen schlimmen Streich gespielt hat?«

      Ernsthaft schüttelte Ivo den Kopf. Er zeigte Dr. Daniel nun die Kopien der Einstellungsunterlagen von Kai Horstmann. »Hier sind das Geburtsdatum und der Geburtsort, außerdem die Namen der Eltern. Beides stimmt mit der Geburtsurkunde, die ich entdeckt habe, überein. Kai Horstmann ist mit zwei Jahren gestorben und zwanzig Jahre später wiederauferstanden – als erwachsener Mann. Dazwischen war nichts. Nikolas Verlobter hat nach diesen Unterlagen keine Schule besucht und keine Berufsausbildung gemacht. Diese Zeugnisse hier sind allesamt gefälscht. Einen Kai Horstmann gab es weder an dieser Schule noch in dieser Klasse, und auch der Lehrbetrieb, von dem er eine Beurteilung hat, hat niemals einen Kai Horstmann ausgebildet.«

      Fassungslos blickte Dr. Daniel von den Unterlagen zu Ivo und dann wieder zurück. »Woher haben Sie das alles?«

      Ivo lächelte ein wenig. »Tut mir leid, Herr Doktor, aber das ist mein Geheimnis. Allerdings kann ich Ihnen versichern, daß das alles echt ist. Ich habe in den vergangenen drei Jahren mein Handwerk gelernt. Ich habe öfter Personen auf diese Weise überprüft, allerdings… auf so etwas bin ich dabei noch nie gestoßen.« Er betrachtete die Ergebnisse seiner Recherchen. »Es gibt dafür eigentlich nur zwei Erklärungen: Entweder hat der Mann, der sich jetzt Kai Horstmann nennt, eine neue Identität bekommen oder er hat sie sich selbst beschafft. Möglicherweise war er in irgendwelche krummen Geschäfte verwickelt und hat sich diesen neuen Namen samt aller dazugehörgen Unterlagen durch eine Aussage vor Gericht erkauft. Möglicherweise ist er aber auch ein Verbrecher, der sich auf diese Weise geschickt der Strafverfolgung entziehen will.«

      »Wobei ich weder das eine noch das andere als beruhigend empfinde«, wandte Dr. Daniel nachdenklich ein.

      Ivo nickte eifrig. »Ich habe da ein paar Beziehungen… wenn ich ein Foto von ihm hätte, könnte man es durch den Computer des Bundeskriminalamtes laufen lassen. Allerdings… wenn er so gewieft ist, wie ich vermute, dann hat er nicht nur seinen Namen, sondern auch sein Gesicht verändert. Das muß nicht einmal unbedingt in Deutschland passiert sein – dafür stand ihm praktisch die ganze Welt offen.«

      »Was bedeutet, daß wir höchstens durch Glück herausfinden werden, wer er wirklich ist«, vermutete Dr. Daniel.

      Nachdenklich betrachtete Ivo seine Unterlagen. »Zu dem Zeitpunkt, wo er als Kai Horstmann aufgetaucht ist, mußte er seine wahre Identität ja sterben lassen.«

      »Ivo, das ist Irrsinn«, entgegnete Dr. Daniel. »Sie können nicht alle Todesfälle dieses Zeitraums in ganz Deutschland überprüfen. Vor allen Dingen hätte dieser fingierte Todesfall praktisch überall stattfinden können. Stellen Sie sich vor, er fährt unter seinem wirklichen Namen in Urlaub – Spanien, Italien, Karibik, Hawaii… Dann kommt er dort unter irgendwelchen Umständen scheinbar zu Tode und kehrt eine Woche später als Kai Horstmann nach Deutschland zurück.«

      Ivo nickte niedergeschlagen. Natürlich hatte Dr. Daniel recht. Es war aussichtslos, den wirklichen Namen von Kai Horstmann herauszubekommen, solange er keinen Anhaltspunkt dafür hatte.

      »Da habe ich nun drei Jahre lang in einem Detektivbüro gearbeitet, und jetzt stehe ich trotzdem auf verlorenem Posten«, murmelte Ivo.

      »Auf verlorenem Posten?« wiederholte Dr. Daniel, dann schüttelte er den Kopf. »Mein lieber Ivo, Sie haben da eine ganze Menge herausbekommen, und mit der wahren Identität dieses Mannes hätte wohl auch ein erfahrener Detektiv als Sie so seine Probleme.«

      »Möglich«, murmelte Ivo, dann stand er entschlossen auf. »Ich werde meine Beziehungen trotzdem mal ein bißchen spielen


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