Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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sich der Bursche hoch, trat zu dem Gefangenen und hieb ihm die flache Hand ins Gesicht.

      Ein verächtliches leises Lachen schlug ihm entgegen.

      »Auch das kann nur ein Feigling tun, Boy.«

      »Ich bin nicht Ihr Boy! Und das Lachen wird Ihnen schon vergehen, Marshal! Das schwöre ich Ihnen!«

      Die Tür flog auf, und Joe stand in ihrem Rahmen. Er starrte in das für ihn im Augenblick undurchdringliche Dunkel und rief:

      »Gregg?«

      »Ja…«

      »Was war los?«

      »Nichts…«

      »Ich habe doch ein Geräusch gehört?«

      Gregg krächzte. »Du träumst.«

      »Hat er sich gerührt?«

      »Nein.«

      Joe nickte und schob die Tür wieder hinter sich zu.

      Gregg lauschte seinen Schritten nach. Dann wandte er den Kopf zur Seite:

      »Und weshalb haben Sie jetzt auch geschwiegen?«

      »Weil der Bursche dir die Ohrfeige sonst ziemlich rauh zurückgegeben hätte«, entgegnete der Gefangene.

      »Joe? Er ist mein Bruder.«

      »Eben. Und daß er Feiglinge nicht leiden kann, weißt du so gut wie ich.«

      »Mr. Earp!« knurrte der Bursche. »Sie sind unser Gefangener…«

      »Denk dir, Gregg, das ist mir schon aufgefallen.«

      »Der Spott wird Ihnen noch vergehen! Und wenn Ihre Freunde gezahlt haben, ist es aus mit Ihnen!«

      Gregg zog sich wieder in den Hintergrund des Schuppens zurück, weil er Schritte auf dem Hof vernommen hatte. Es war Clint, der einen Rundgang machte und die Gäule anschließend aus dem Stall holte und in den Corral brachte.

      Eine halbe Stunde verging.

      Da erhob sich Gregg, tastete sich zu dem Gefangenen vor und zerrte ihn ein Stück von der Wand weg.

      »Thanks, Boy. Ich werde es mir für die Abrechnung vormerken.«

      »Es gibt keine Abrechnung mehr, Earp«, entgegnete der Bandit zischend. »Joe und Clint haben Ihren Tod beschlossen. Und was meine Brüder beschlossen haben, ändert niemand mehr.«

      *

      Kurz vor elf kam ein Reiter in voller Karriere in die Frontstreet. Die vielen Lichter aus den Saloons und Spielhöllen interessierten ihn nicht im mindesten. Er hielt direkt auf das Marshals Office zu und brachte sein Pferd in einer Wolke von Staub zum Stehen.

      Es war genau sieben Minuten bevor Gregg und Joe Harper in die Stadt einritten, um ihren »großen Coup« zu starten.

      Der Reiter warf sich aus dem Sattel, setzte mit einem einzigen Satz über die Vorbaustufen und stürmte auf das Office zu.

      Es war zwar erhellt – schien aber leer zu sein.

      Da wurde die Tür zum Nebenraum einen Spaltbreit geöffnet.

      Das bullige Gesicht des Chief Deputys William Bat Masterson kam zum Vorschein.

      »Bat! Wo ist der Marshal?«

      »Nicht da. Was gibt’s?«

      »Rustler sind auf meiner Weide. Wenistens sechs Kerle! Sie sind dabei, das Vieh abzutreiben. Meine beiden Jungen und ich können sie nicht aufhalten…«

      »Right, ich komme, Miller.«

      Masterson ging in den daran anschließenden Raum und trat an die Pritsche, auf der ein hochgewachsener breitschultriger Mann schlief, der Wyatt Earp zum Verwechseln ähnlich sah.

      »Morg!«

      Ja, es war Morgan Earp, Wyatts jüngster Bruder, der zu Besuch nach Dodge gekommen war und wie immer bei solchen Gelegenheiten dem Bruder bei der Arbeit half.

      »Ich muß auf die Miller-Ranch, Morg. Tilgman ist unten am Flußcamp, wo sich die Boys an den Haaren haben. Potts ist zu Hause, weil er achtundvierzig Stunden hintereinander in den Corral Staub geschluckt hat, und Kid…«

      »Schon gut!« Morgan fuhr sich durchs Haar, erhob sich, zog sich an und winkte Masterson zu, der aus der Hintertür in den Hof stürzte, um sein Pferd aufzusatteln.

      Kurz darauf sprengte er mit dem alten Miller aus der Stadt.

      Morgan warf, noch schlaftrunken, einen Blick auf die Uhr und ging dann in den Hof, um die Stallaterne zu löschen, das Tor zu schließen und die beiden Sättel aufzuheben, die der Chief Deputy seines Bruders in der Hast vom Balken gestoßen hatte.

      Dann ging er die Brückenstraße hinunter an Blacks Mietstall vorbei zum Kornspeicher der Henderson Company.

      Als er zurückkam, waren die beiden Harpers schon in der Stadt, sie waren schon auf dem Boot Hill und warteten jetzt auf Clint und Charly.

      Eine Frau trat ins Office.

      »Marshal – bitte, Sie müssen sofort kommen. Zwei betrunkene Büffeljäger sind in unserem Hof und schlagen alles kurz und klein. Mein Mann ist im Krieg gefallen, Sie wissen ja – und meine beiden Jungen sind noch in der Schule und…« Die Frau trat näher. »O Gott!« Sie schlug die Hand vor den Mund.

      »Jetzt hätte ich geschworen, daß Sie der Marshal sind…«

      »Ich bin sein Bruder, Morgan.«

      »Ja – stimmt ja. Ich habe Sie schon gesehen, Mr. Morgan…«

      Morg ging mit ihr, transportierte die beiden Angetrunkenen aus dem Hof, und als er von diesem Gang zurückkam, waren die Harpers eben damit beschäftigt, den Wagen zweihundertfünfzig Yards weiter westlich aus dem Hof zu schieben.

      Morgan Earp war hundemüde. Er war am späten Nachmittag von Santa Fé herübergekommen. Ein Dreihundertmeilenritt, der selbst einen geübten Reiter anstrengte.

      Er legte sich auf Wyatts Pritsche in der Nische vorn im Office und nickte sofort ein.

      Aber irgendein Geräusch schreckte ihn bald wieder hoch. Er stand auf und ging hinaus. Todmüde verließ er den Vorbau und ging zum Long Branch Saloon hinüber.

      Und alles, was danach geschah, wäre einem ausgeruhten, wachen Morgan Earp nie passiert…

      *

      Gegen zwei Uhr kam von Süden durch die Brückenstraße ein Reiter. Er saß nach Cowboyart im Sattel und stieß vom Sattel aus die Hoftür des Marshals Office auf.

      Die Stallampe flackerte blakend und warf einen geisterhaften Schein auf das markante Gesicht des Mannes.

      Wyatt Earp war zurückgekommen; er hatte einen Mann gejagt, der in der Chestnutstreet eine Frau niedergeschlagen und völlig ausgeraubt hatte. Eine Frau von sechzig Jahren. Aber sie hatte das Gesicht des Mannes gesehen, ehe sie umsank, und es dem Marshal beschreiben können.

      Es war ein kleiner breit gebauter Mann mit blätternarbigem Gesicht und dunklen Augen. Über seinem rechten Auge war eine blutrote Narbe.

      Wyatt hatte sich sofort mit seinem jüngsten Deputy, Kid, aufgemacht und nach dem Banditen gefahndet.

      Die Spuren wiesen nach Westen.

      Aber schon in Garden City verloren sie sich.

      Er mußte also über den Fluß gegangen sein.

      Am Ausgang von Garden City war der Missourier den beiden Harpers begegnet, ohne natürlich zu ahnen, welche Rolle die beiden Verbrecher noch zu spielen gedachten. Allein sein auf Banditen geeichter Spürsinn hatte sich sofort gemeldet. Aber die beiden hatten nichts ausgefressen, und es lag kein Grund vor, sie festzusetzen. Außerdem war er hinter Jim Barring her. Den Namen hatte er am Abend vorher von einem Schmied erfahren.

      »Yeah, Marshal, der Bursche war hier. Ich kenne ihn. Er heißt Barring und streicht wie


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