Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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entdeckt.

      »Hier kommen also keine Pferde in den Hof?«

      »Nein.«

      Da wurde die Stalltür aufgestoßen und der Marshal erschien. Er trug

      ein zusammengeschnürtes schweres Bündel auf den Armen, bei dessen Anblick die Frau sofort einen schrillen Schrei austieß und sich an der Tür festhalten mußte.

      Wyatt hatte den Burschen hinter den Säcken in der Futterkammer gefunden.

      Als er von dem scheußlichen Knebel und den Verschnürungen befreit war, suchte er das ins Stocken geratene Blut durch Massage wieder in Gang zu bringen.

      »Ich weiß nur, daß ein Mann hinter mir gewesen sein mußte, der mich niederschlug, als ich zwei Schritte aus der Tür getan hatte…«

      Während die Frau, der Neger und eine lärmende Kinderschar den Vermißten umringten, wies der Gambler den Marshal auf die Hufspuren hin.

      »Yeah, ich habe sie vorhin schon bemerkt. Ich weiß, daß hier keine Pferde sind, jedenfalls im allgemeinen nicht…«

      *

      Auf der Pferdewechselstation war es Tag geworden.

      Der alte Bill hockte am Fenster und wagte nicht, sich zu rühren.

      Einer der Banditen hielt sich vorn unter dem Vorbau auf, und zwar so, daß er sowohl ihn als auch die Straße im Auge hatte.

      Die anderen schienen noch zu schlafen.

      Gregg Harper kauerte im Hintergrund des Schuppens und starrte zu den Brettern hinüber, wo der Gefesselte lag.

      Durch die Ritzen der Wände fiel das Licht des Tages herein, und alle Gegenstände waren deutlich zu erkennen.

      Der Gefangene lag still da.

      Gregg blickte auf sein glänzendes schwarzes Haar, auf seine dunkle Stirn, sein energisches Kinn, die breiten Schultern und die staubbedeckten Stiefel.

      Er war froh, daß er dem Marshal nicht ins Gesicht zu sehen brauchte.

      Das Geräusch von Schritten schreckte den Burschen auf.

      Die Tür wurde aufgestoßen und knarrte in den Angeln.

      Die wuchtige Gestalt des Einäugigen kam herein.

      »Hallo, Marshal! Hoffe, Sie haben gut geschlafen!«

      Gregg kam aus seiner Ecke und wollte an dem Bruder ins Freie.

      Der stieß ihn jedoch zurück.

      »Du bleibst hier. Bei einem so gefährlichen Kerl muß ständig ein Wächter sein.«

      Da tauchte Joes Gesicht hinter Clints Rücken auf. Er sah sofort, daß der Gefangene keinen Knebel mehr zwischen den Zähnen hatte.

      »Gregg, bist du verrückt!« schrie er. »Wo ist der Knebel?«

      Dem Burschen hämmerte das Blut in den Schläfen.

      »Den hatte er gestern schon nicht mehr, als der Alte mit der Overland hier war und das Halfter holte.«

      »Was ist das?« kreischte Clint. Er packte den Bruder und versetzte ihm einen Fußtritt, der ihn in den Hintergrund der Hütte torkeln ließ. »Weißt du nicht, in welche Gefahr du uns da gebracht hast?«

      Da meldete sich der Gefangene zum erstenmal: »Weshalb seid ihr alle so nervös, Boys?«

      Clints Schädel fuhr herum. Es zuckte in seinem Gesicht, als er auf den Gefangenen blickte.

      »Nervös?« belferte er. »Na, hören Sie, Sie werden doch wohl zugeben, daß es kein alltäglicher Coup ist, Wyatt Earp aus Dodge City zu entführen.«

      Morgan fand also bestätigt, was er selbst längst vermutet hatte.

      Die Banditen hatten ihn mit seinem Bruder Wyatt verwechselt.

      »Darf ich fragen, was ihr von mir wollt?«

      Da schob sich Joe an die Bretter heran. In seinem fahlen Gesicht stand wieder der diabolische Zug, der ihn so häßlich machte.

      Er zog den linken Mundwinkel herunter, kratzte sich sein ewig stoppelbärtiges Kinn und versetzte:

      »Von Ihnen? Nichts, Marshal, aber wir hoffen, daß Ihre Freunde so viel für Sie übrighaben, daß es für uns reicht.«

      Jetzt hatte Morgan verstanden. Die Verbrecher glaubten, Wyatt Earp entführt zu haben, und wollten jetzt ein Lösegeld für ihn erpressen.

      Ein tolldreistes Unterfangen.

      »Und von wem wollt ihr das Geld haben?« erkundigte sich Morgan.

      »Von der Stadt!« stieß Clint hervor, und stand jetzt neben seinen Brüdern vor dem Gefangenen.

      Morgan lächelte undurchsichtig.

      »Die Stadt wird keinen Cent für mich geben.«

      »Das wird sich zeigen. Außerdem ist da noch Ihr reicher Freund Holliday.«

      Morgan dachte trotz seiner Lage nicht ohne Freude daran, daß gerade der Spieler Holliday der Mann war, in dem sich die Tramps verrechnen würden.

      Im übrigen hoffte er auf den Bruder, der seine Fährte schon irgendwie finden und ihn heraushauen würde.

      Gregg starrte nur mit großen Augen in das braune Gesicht des Gefangenen.

      »Ich habe immer gedacht, daß Wyatt Earp älter wäre.«

      Womit du nicht Unrecht hast, dachte Morg.

      »Er ist nicht alt, der Wolf«, krächzte Clint. »Sie redeten schon im Westen von ihm, als er kaum zwanzig war. Ich habe zum erstenmal von ihm gehört, als er Ben Tompson in Ellsworth stellte. Das sind wenigstens zehn Jahre her. Und dreißig ist der Bursche.«

      Die Hand des Zyklopen schoß vor und riß dem Gefangenen den Stern von der Brust; er hielt ihn nahe vor das gesunde Auge.

      »Der Stern des großen Wyatt Earp!«

      Blitzschnell riß Joe ihm den metallischen Fünfzack aus der Hand.

      Clint wirbelte herum. Er hatte die Fäuste geballt.

      »Gib das Ding her!«

      Da tauchte Charly in der Tür auf.

      »Ein Reiter kommt.«

      Die drei Banditen fuhren herum. Gregg zerrte seine Revolver aus den Halftern.

      Sie rannten alle vier in den Hof.

      Aber Joe behielt die Übersicht.

      »Gregg, zurück in den Schuppen! Clint hinter die Hausecke drüben! Charly an die Vorbauecke!« Er selbst rannte dann durch die Hintertür ins Haus.

      Von Süden her kam ein Reiter über die staubige Fahrstraße auf die Pferdewechselstation zu.

      Es war ein älterer Mann mit hagerem Gesicht und hellen Augen. Er trug Weidereiterkleidung, hatte lederne Chapperals an, und an seinem Sattelknauf hing ein Lederlasso.

      Es war Jonny Tucker, ein Cowboy von der Hellmers Ranch, der zuweilen hier vorbeikam, um die Weide abzureiten, die hier von der Fahrstraße durchschnitten wurde.

      Joe stand hinter der Tür, den Revolver in der Hand.

      »Du weißt Bescheid«, zischte er dem Stationshalter zu. »Ein schiefes Wort, und dein Trail in die Hölle beginnt.«

      Der Cowboy war inzwischen an die Station herangekommen und machte Anstalten, abzusteigen.

      Joe Harper stieß dem Stationshalter den Revolver in den Rücken.

      »Sieh zu, daß der Bursche weiterkommt!«

      Von diesem Augenblick an hatte der Hellmers Cowboy nur noch eine knappe Minute zu leben.

      Der alte Bill lief auf den Vorbau.

      »Steig nicht erst ab, Jonny. Ich habe heute keine Zeit zu


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