Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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Daumennagel herum.

      Wo bleibt Charly?

      Seit dem Morgengrauen hatte diese Frage die beiden Harpers unruhig gemacht.

      Charly mußte längst zurück sein. Er hatte das beste Pferd mitbekommen, nur damit er rasch aus der Stadt verschwinden konnte.

      »Ich hätte selbst reiten sollen«, murmelte Joe vor sich hin. Aber der Ritt in die Stadt war nicht gerade ein Spaziergang. Die Gefahr, daß Charly erkannt wurde, war groß, denn immerhin hatte er den Zettel ja am Marshal Office anzubringen.

      Dazu gehörte schon eine Stange Mut und eine gehörige Portion Verwegenheit.

      Joe hatte nicht reiten wollen, weil er Clint nicht mit Charly zurücklassen wollte. Er traute beiden nicht.

      Was hätten sie anstellen können?

      Joe hatte es immerhin für möglich gehalten, daß sie den wertvollen Gefangenen und die Pferde mitnahmen – irgendwohin verschwanden, wo sie allein das Geschäft mit Dodge machen konnten. Die Hauptarbeit war ja nun getan, und aus dem Dunkel konnte man jetzt von überall mit den Lösegeldzahlern verhandeln.

      Das Geschäft! Der große Coup!

      Er lag dem Verbrecher Joe Harper zu sehr im Hirn. Vielleicht hätte er sonst doch umsichtiger gehandelt. Schon der ganze Entführungsplan war ein Irrsinn ohnegleichen. Daß er halbwegs geklappt hatte, war einem direkt unwahrscheinlichen Zufall zu danken gewesen.

      Niemals wäre es den Harpers gelungen, Wyatt Earp auf diese plumpe Weise zu überlisten. Morgan aber war todmüde, daher nur mit der Hälfte seiner wachen Sinne dabei, und außerdem waren ihm die Geräusche und Gepflogenheiten auf der Dodger Frontstreet doch längst nicht so in Fleisch und Blut übergegangen wie etwa seinem Bruder Wyatt. Das Hin und Her der Tramps auf der Fahrbahn, das seltsame Anrollen des Wagens mitten auf der Straße, überhaupt, daß sich der Schooner drüben in der dunklen Hälfte der Straße vorwärtsbewegte, das wäre dem Marshal ganz sicher sofort aufgefallen.

      Außerdem war es so gut wie ausgeschlossen, einen Mann, der ständig so auf der Hut war wie Wyatt Earp, so rasch zu fällen.

      Wenn die Tramps an den wirklichen Marshal von Dodge geraten wären, hätte der ganze Harper-Spuk längst ein Ende gehabt. Wyatt Earp hätte sie mit blutigen Köpfen abgeschlagen und dann todsicher, wenn sie den Fight überlebt hätten, ins Jail gestopft.

      Aber Joe Harper traf die seltene Stunde an, in der das Office unbesetzt oder doch nur mit einem todmüden, nur noch halbwachen Mann besetzt war.

      Jetzt warteten sie auf Charly.

      In Joe war auch jetzt Mißtrauen. Er hat sich davongemacht. Die Sache ist ihm zu heiß geworden. Vielleicht hat ihn auch die Angelegenheit mit Gregg im Genick gepackt.

      Joe glaubte, alles erwogen und einkalkuliert zu haben.

      Daß der aalglatte Charly von Wyatt Earp niedergestreckt worden sein könnte, auf diesen Gedanken konnte der Verbrecher ja nicht kommen.

      Clint kam heraus und steckte sich eine krumme Selbstgedrehte zwischen seine gelben Zähne.

      Dann lief er ums Haus herum, warf einen kurzen Blick in den Schuppen und kam an den Vorbau zurück.

      Wie die Wölfe streunten die beiden übriggebliebenen Harpers umeinander.

      Und wer weiß, wie die nächsten Stunden ausgesehen hätten, wenn Ric Coster nicht gewesen wäre.

      Es war am frühen Nachmittag.

      Die beiden Harper-Brothers standen auf dem Vorbau und starrten die Fahrstraße nach Südwesten hinunter.

      Wie sie es seit Sonnenaufgang taten.

      So kam es, daß sie die vier Reiter, die sich von Norden der Pferdewechselstation näherten, erst bemerkten, als sie fast schon auf dreihundert Yards herangekommen waren.

      Joe hörte den Hufschlag zuerst. Er fuhr erschrocken herum und sah den Reitern entgegen.

      »He…!«

      Clint hatte den Laut richtig gedeutet und wandte sich ebenfalls um.

      »Schnell weg hier!« zischte er.

      Joe blieb stehen. »Zu spät.«

      Mehr und mehr zeigte es sich, daß dieser Joe Daniel Harpers der härteste Brocken war, den man sich denken konnte. Härter sogar noch als sein Bruder Clinton, der wirklich schon ein Stück Felsstein zu sein schien.

      »Wahnsinn, hier stehen zu bleiben!« knurrte Flint. »Es sind vier…«

      »Hilft nichts, Mensch. Sie haben uns doch längst gesehen.«

      Die vier kamen heran. Hoch wirbelte der Staub auf, als sie vor der Station ihre Pferde zügelten.

      Der vorderste von ihnen saß auf einem Fuchs, es war ein kleiner Bursche mit verschlagenem Gesicht, viel zu eng beieinander stehenden Augen und kurzer spitzer Nase. Nur sein Kinn stach weit hervor.

      Er trug sich wie ein Cowboy.

      Auch die drei anderen Männer, die hinter ihm hielten, trugen Weidereitertracht. Es waren hartgesichtige, staubige Burschen mit verwegenen Augen und blanken Coltknäufen.

      Banditen – Joe Harper sah es sofort.

      Und Clints Gesicht hatte sich plötzlich auf eine sonderbare Art verändert, er starrte den Anführer aus weiten Augen an, wobei sein Mund sperrangelweit offenstand. Mit vorgeschobenem Kopf krächzte er zu Joes Verblüffung:

      »He, ich lasse mich hängen, wenn das nicht Ric Coster ist!«

      Der kleine Mann rutschte feixend aus dem Sattel.

      »Hell and devils, Clint Harper! – Mensch, was krauchst du denn hier in Kansas herum – he?«

      Die beiden blieben voreinander stehen, ohne sich die Hände zu reichen.

      »Du kennst ihn?« forschte Joe mißtrauisch.

      »Yeah, aus Weekfield!«

      Das genügte Joe. Vor Jahren hatte Clint etwas ausgefressen und verschwand eine Zeitlang. Er zog hinüber nach Wyoming und wurde in Buster wegen Rinderdiebstahls festgenommen und für ein halbes Jahr nach Weekfield in die Steinbrüche des Straflagers geschickt.

      Da also hatte er diesen Richard Coster, diesen Burschen mit dem Vogelkopf kennengelernt.

      Das war für Joe Empfehlung genug.

      Ric winkte seinen Leuten.

      »Steigt ab, das sind Freunde von mir.«

      Bei dem Ausdruck Freunde musterte er Joe forschend. »Dein Bruder?«

      Clint nickte.

      Die Costerbande machte sich auf dem Vorbau breit.

      Clint stieß den Bruder an.

      »In einer halben Stunde kommt die Overland.«

      Joe nickte. Dann wandte er sich an Coster.

      »Wir müssen jetzt verschwinden.«

      »Weshalb?«

      »Weil wir kein Interesse daran haben, gesehen zu werden.«

      Coster nickte. Auch er habe kein Interesse, sich hier zur Schau zu stellen, und befahl seinen Leuten, die Pferde in den Stall zu bringen.

      »Und da bleibt ihr auch, bis die Kutsche wieder weg ist.«

      Er selbst ging ums Haus und hielt auf den Schuppen zu.

      Wie Schatten huschten Clint und Joe Harper neben ihn.

      Der Raubvogelmensch blieb stehen und sah Clint verdutzt an. »Was gibt’s?«

      »Wo willst du hin?«

      »Mich da hinten verkriechen.«

      »Geht nicht.«

      »Weshalb?«

      »Unsere Sache.«

      Coster


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