Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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Holliday auch zu sehr an die Bucks, die auf den Hügel kommen würden.

      Aber auch die größte Vorsicht hätte den Desperados nichts genutzt, denn sie hatten auf der Gegenseite ja nicht nur den gefürchteten Spieler, sondern auch Wyatt Earp selbst gegen sich.

      Hätten sie das gewußt, würde ih-

      re Zuversicht höchstwahrscheinlich blitzartig unter den Nullpunkt gesunken sein.

      Aber sie fühlten sich stark. Im Schuppen lag der wertvolle Gefangene, dem der Stationshalter immer nur ein paar Brocken zu essen und ein paar Becher Wasser bringen durfte – und sie selbst waren sechs Männer. Das war schon eine starke Sache.

      Clint dachte auf dem Ritt zur Station, als Costers Worte noch in seinen Ohren waren: Wir waren noch bis vor kurzem zu fünft. Und alle hießen sie Harper.

      Jetzt heißen nur noch zwei Harper, und die vier anderen sind Fremde.

      Gregg – den hatten sie längst abgeschrieben, obgleich er noch lebte.

      Aber Clint war nicht tief genug veranlagt, als daß er solche Gedanken länger in sich hätte wirken lassen können; der bleierne Gedanke an das große Geld hatte ihn zu sehr überwältigt. Vor allem, da Joe und die anderen dauernd davon sprachen.

      Der Blitz sollte mit fürchterlicher Wucht und viel schneller und krachender bei ihnen einschlagen, als sie es sich selbst in ihren schlimmsten Angstvorstellungen hätten träumen lassen.

      Es war späte Nacht, als sie die Lichter der Station fern im Osten vor sich auftauchen sahen.

      Joe und Ric ritten voran.

      Clint, dem es nicht paßte, daß Coster ihn von der Seite des »denkenden« Bruders weggedrückt hatte, folgte ihnen. Wäre der Gedanke an das Geld nicht gewesen, hätte es längst Streit gegeben.

      Der verschlagen dreinblickende Cass Brassat ritt mit dem blutjungen Schießertyp Jonny Clay hinter ihnen drein.

      *

      Wyatt Earp hatte seit dem Morgengrauen fern im Süden des Hügels in einer kleinen Bodenmulde, gegen Sicht von Norden und Osten von einem Gestrüpp gedeckt, gelegen und konnte sich mit seinem Chief Deputy Masterson durch Zeichen verständigen.

      Tilghman schickte er pünktlich los.

      Als der zurückkam, beuftragte Wyatt die beiden, nun wieder nach Dodge zurückzureiten.

      Masterson schlich sich dichter zu dem Boß heran.

      »Soll ich nicht bleiben?«

      »Nein, Bat, wenn die Halunken gerissen sind, dann haben sie uns hier in die Prärie gelockt, um inzwischen in Dodge einzukaufen. Nichts da, ihr reitet zurück.«

      Masterson nickte. Er sah ein, daß der Marshal recht hatte.

      Wyatt blieb bis zum Einbruch der Dunkelheit in seinem Versteck, dann ritt er in weitem Bogen nach Nordwesten um den Hügel herum.

      Es war fast ausgeschlossen oder hätte doch jedenfalls ein Zufall genannt werden müssen, daß sich in dieser Dunkelheit zwei Reiter auf eine Entfernung von zwölf Meilen an einem bestimmten Punkt getroffen hätten.

      Aber die beiden Freunde standen nicht zum erstenmal vor einer solchen Situation. Oben in Montana hatten Wyatt Earp und Doc Holliday sich sogar inmitten der Volatta Mountains einmal in dunkler Winternacht verabredet und genau am vereinbarten Punkt getroffen. Unten in der Sandwüste von Texas hatten sie einander nicht verfehlt, obgleich der eine weit aus dem Süden und der andere von Oklahoma herunterkam. An den Salzseen Utahs hatten sie sich treffen wollen – und Wyatt Earp hatte nur einen halben Tag warten müssen, bis der Freund eintraf.

      In dieser Nacht war es schwieriger, weil der Savannenhügel dazwischen lag und die Möglichkeit bestand, daß die Bande die Gegend durchstreifte.

      Der Georgier war so scharf geritten, daß er um die Mittagszeit sechs Meilen nördlich des Hügels war.

      Da das Land vor ihm übersichtlicher war, als er zu hoffen gewagt hatte, ritt er weiter südlich und prüfte ständig mit seinem Nelsonrohr den Horizont.

      Eine Regennacht kündigte sich an.

      Scharf und singend trieb der Wind die ersten schweren Tropfen vor sich her. In wilden aufgerissenen Fetzen flogen die Wolken über den Himmel.

      Hin und wieder kam ein fahler bleicher Mond durch und schickte sein silbriges Licht auf die nächtliche Prärie.

      Der Missourier war genau im Halbkreis geritten, und als er annehmen konnte, weit genug geritten zu sein, hielt er an, stieg ab und lauschte in die Nacht.

      Das Singen des Windes machte ihm Sorge – aber plötzlich drang das piepende Geräusch eines Schwarzfedervogels an sein Ohr.

      »Holliday!« entfuhr es ihm. Er lauschte schärfer hin, sprang dann in den Sattel und ritt dem Geräusch entgegen.

      Nach mehreren hundert Yards hielt er an und ahmte die Laute des Savannenvogels selber nach.

      Jetzt kam das Piepen ganz aus seiner Nähe.

      Wyatt stieg ab.

      »Doc!«

      »Marshal!«

      Drüben aus einem in der Dunkelheit fast schwarz erscheinenden Gebüsch kam der Schecke des Gamblers hervor.

      Wyatt ritt dem Freund entgegen.

      »Etwas gesehen?« fragte Holliday.

      Der Missourier verneinte. »Leider nicht. Die Halunken sind offensichtlich doch gerissener, als ich dachte.«

      Holliday zündete sich eine Zigarette an. Wyatt wunderte sich, daß der Doc das so unbekümmert tat – und ein Hoffnungsschimmer stieg in ihm auf.

      »Oder sind sie vielleicht doch nicht so gerissen…?«

      »Nein, das möchte ich nicht behaupten. Wir waren nur etwas dünn besetzt mit unserem Kreis, Marshal. Und die Tramps kamen aus Nord-osten. Genau zwischen mir und dem Hügel hindurch.«

      »Sie haben sie gesehen?«

      »Yeah, wenn auch aus sehr weiter Ferne.«

      »Wie viele?«

      »Ich habe fünf Reiter gezählt.«

      »Fünf? – Und konnten Sie noch mehr erkennen?«

      Holliday lachte leise in sich hinein.

      »Die Halunken warteten, bis es dunkel wurde. Darin waren sie so klug wie wir. Aber eben doch nicht gerissen…«

      Der Dodger Marshal war ein stiller Mann. Er konnte warten, obgleich er Angst um den Bruder hatte.

      Holliday stieg auf und trieb sein Pferd an.

      Wyatt blieb neben ihm.

      Der Spieler kannte also die Richtung, in der der Banditentrupp davongeritten war.

      »Sie haben auf die gelben Berge zugehalten.«

      »Da müßten sie ja über die Straße – über die Overlandstraße.«

      »Merken Sie etwas?«

      »Glauben Sie etwa, daß die Bande sich bei Bill verschanzt hat, auf der Pferdewechselstation?«

      »Das scheint mir sogar sicher, weil sie haargenau diese Route eingeschlagen haben. Wir könnten warten bis zum Morgen und dann ihrer Fährte folgen. Aber erstens hat sich das Gras dann fast wieder völlig aufgerichtet und zweitens…«

      »… sehen sie uns kommen und könnten uns mit heißem Blei schon von weitem begrüßen«, unterbrach ihn der Marshal.

      »Genau.«

      Stumm trabten die beiden Freunde nebeneinander her.

      »Es war ein weites Stück, zur Station hinüber.

      Als endlich ihr Licht fern am Horizont auftauchte, hielten die beiden an.

      »Wollen wir uns trennen?«


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