Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


Скачать книгу
wechselte einen raschen Blick mit Clint und antwortete dann: »Well, du sollst es wissen! Da liegt ein Gefangener von uns!«

      »Ein Gefangener?«

      »Yeah.«

      »Na und? Was geht das mich an. Ich will da nur bleiben, bis die Overland vorbei ist.«

      »Es ist aber kein – kein gewöhnlicher Gefangener.«

      »Aha – etwa ein Weib?«

      Die beiden Harpers schüttelten die Köpfe.

      »Also ein Geldsack?«

      »Auch nicht.«

      »Laßt sehen!«

      Er wollte weiter.

      Aber Joe packte ihn am Arm.

      »Es ist ein Scheriff«, sagte er leise.

      Ric Costers Gesicht wurde urplötzlich noch spitzer.

      »Ein Sheriff? Seid ihr denn wahnsinnig?«

      »Nein. Wir brauchen Geld.«

      »Aber träumt doch nicht, daß ihr von einem Sheriff Geld bekommen könnt. Das sind doch selbst arme Schlucker.«

      »Kann sein. Aber vielleicht gibt es Leute, die für die Freilassung eines Sheriffs Geld ausspucken.«

      Coster lachte blechern. »Ihr seid doch wirklich geisteskrank!«

      »Ich meine für einen bekannten Sheriff«, fuhr Joe Harper lauernd fort.

      Die grünen Augen des Vogelmenschen wurden schmal wie Schießscharten. »Spuck aus, Harper!«

      »Ich sagte doch, er ist ein berühmter Mann!«

      »Du sollst das Maul aufmachen!«

      Clints Hand kroch zum Colt.

      »Hör zu, Coster, damit wir uns nicht mißverstehen. Ich habe den Sheriff von Clarence erschossen, und meine drei Brüder haben andere Burschen aus dem Wege geräumt, um vorwärts zu kommen. Du wärst auch kein schwerer Stein…«

      Coster warf einen schrägen Blick zum Stall hinüber.

      Aber Joe fauchte.

      »Ehe deine Boys hier sind, liegst du flach.«

      »Trotzdem«, krächzte der zwergenhafte Verbrecher, »wüßte ich gern, wen ihr euch da eingepackt habt.«

      Joe sagte verhalten: »Wyatt Earp!«

      Wie von einer Cobra gebissen zuckte Coster zurück.

      »Wyatt Earp!« zischte er. »Seid ihr des Teufels? – He, ihr habt mich zum besten, he! Das rollt bei mir nicht!« Er stiefelte rasch auf den Schuppen zu und riß die Tür auf.

      Mit geweiteten Augen und völlig fassungslos blickte er auf den Mann am Boden.

      »Hell and devils!« Er wirbelte herum und schlug die Schuppentür hinter sich zu.

      »Na, hast du ihn schon einmal gesehen?«

      »Yeah, zweimal. Flüchtig…«, keuchte der Bandit, »und ich war froh, daß er mich nicht ansah…«

      Joe Harper hatte blitzschnell überlegt: Die vier sind im Augenblick doch nicht abzuschütteln, und da es in jedem Falle besser ist, sie für sich anstatt gegen sich zu haben, weiht man sie eben ein.

      »Was später wird, findet sich auch noch.«

      Dieses »Später« stand für Joe Harper bereits genau fest: Die vier würden nie einen Pfennig des Lösegeldes bekommen!

      Die Costers machten alle Augen wie Zwanzigdollarstücke, als sie die Neuigkeit erfuhren.

      Und keiner von den drei »Boys« war begierig darauf, in den Schuppen zu gehen und den Marshal anzusehen.

      Sie hatten alle das Gefühl, einen gefährlichen grauen Bären, vor dem sie jahrelang gezittert hatten, in einem Käfig zu haben, von dessen Stabilität und Sicherheit sie nicht allzusehr überzeugt waren.

      Man wurde sich schnell einig. Vor allem über die Teilung des Lösegeldes. Und Clint Harper schielte den Bruder böse an, weil der so großzügig über das Geld, das ja noch nicht einmal da war, verfügte.

      Joe konnte ja leichten Herzens teilen, da er an sein »Später« dachte.

      Sie ritten fast um die gleiche Zeit los wie die drei Männer aus Dodge.

      Ric Coster hatte einen seiner Leute zur Bewachung des Alten und des Verwundeten zurückgelassen.

      Joe Harper ritt mit Coster voran. Clint folgte, dann die beiden Costerboys Jonny Clay und Cass Brassat.

      Sie verteilten sich im nördlichen Halbkreis um den Hügel, und zwar war Coster dafür, so weit zu bleiben, daß man auch mit dem schnellsten Pferd die Distanz nicht zu rasch durchmessen konnte.

      Bei Tagesanbruch steckten sie in den Büschen auf ihren Posten, getrennt durch wenige hundert Yards jeweils.

      Auch die Pferde waren versteckt.

      Und wer aus dem Süden kam, mochte selbst mit dem schärfsten Fernglas nichts von den Banditen entdecken.

      Stunde um Stunde verann.

      Endlich, kurz vor zwölf, als die Sonne schon am Zenit stand, sichtete Joe Harper im Süden einen einzelnen Reiter, der auf den im Westen liegenden Hügel zuritt.

      Auch die anderen sahen ihn und beobachteten ihn scharf.

      Bill Tilghman ritt bis auf die Hügelkuppe, tat, als suche er mit den Augen die Gegend ab und legte dann etwas auf den Boden nieder, das er mit einem Stein beschwerte. Dann ritt er langsam zurück.

      Die Banditen ließen sich Zeit. Mehrere Stunden. Coster hatte sie gewarnt: »Wenn Doc Holliday in der Stadt ist, dann könnt ihr sicher sein, daß er sich auf den Weg macht…«

      Sie warteten, bis die Dämmerung hereinbrach.

      Dann preschte Clint auf den Hügel los und fand unter dem Stein einen Zettel.

      So schnell bringen wir das Geld nicht zusammen. Heute nacht kommt der Bote wieder. Wir wollen alles versuchen.

      Joe Harper las den Zettel tief an die Erde gebeugt im Schatten eines Zündholzes.

      »Es rollt jedenfalls«, meinte er, als er die erste Enttäuschung geschluckt hatte.

      Ric Coster war auf dem Ritt zur Station ziemlich still.

      Clint knurrte ihn an:

      »He, du wolltest wohl gleich die Tausender sehen, was?«

      »Nein, aber irgendwas gefällt mir an der Sache nicht.«

      »Und was wäre das?«

      »Ich werde den Gedanken an den höllischen Spieler nicht los. Wenn er in Dodge ist, dann rollt der Karren garantiert schief.«

      »Weshalb denn?«

      »Der Hund ist schlau wie ein Indianer. So leicht führt ihr den nicht hinters Licht. Ich glaube, daß wir das noch anders anpacken müssen, wenn wir nicht alle am Strick landen wollen.«

      Was Coster schon mißfiel, war das Hinauszögern der Dodger. »Sie wollen Zeit gewinnen«, rätselte er, »vermute ich jedenfalls. Sie haben etwas vor.«

      »Was denn?« fragte Joe, der immer noch von seinem großen Coup fasziniert war. Vor allem, da er den Marshal ja in seiner Hand hatte.

      »Wir müssen noch geschickter vorgehen!« mahnte Coster.

      Clint war damit einverstanden.

      Joe meinte prahlerisch:

      »Die Sache läuft, Coster. Verlaß dich drauf. Aber wir können gern beraten, ob sich noch sichere Wege finden lassen…«

      Sichere Wege, wo Charly nicht zurückgekommen war.

      Wo jeder wirklich denkende Mensch sich gesagt hätte: Die Sache


Скачать книгу