Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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      Weiterer Worte bedurfte es nicht zwischen den beiden. Sie sprengten in die Dunkelheit davon, und jeder beschrieb wieder einen Halbkreis.

      Diesmal allerdings war das Ziel durch den Schein einer Kerosinlampe deutlich markiert. –

      Wyatt Earp ritt bis auf zweihundert Yards an die Station heran, hielt dann seinen Rapphengst an, den er für den nächtlichen Ritt absichtlich gewählt hatte, und stieg ab.

      Das Tier konnte er unbesorgt hier stehen lassen.

      Geduckt huschte er auf die drei Bauten und den großen Corral zu.

      Es war kurz vor Mitternacht.

      In wenigen Minuten würde in der jetzt noch so still daliegenden Pferdewechselstation bestimmt die Hölle los sein.

      Der Marshal hatte sich bis auf sechzig Yards herangeschlichen, wich dann dem Lichtschein aus, der weit über die Straße fiel, und schlich den Hof an.

      Er sah schon von weitem, daß nur zwei Pferde im Corral standen.

      Hatten die Banditen die anderen Tiere versteckt?

      Etwa in dem kleinen Stall?

      Unmöglich war es nicht, da der Posthalter selbst ein Pferd haben mußte, das sicher im Stall stand und da höchstwahrscheinlich ein Posten zurückgeblieben war, als der Trupp zu dem Hügel unterwegs war, also insgesamt sechs Pferde wenigstens fehlten.

      Der Stall war so klein, daß schon vier Pferde eng nebeneinander gestanden hätten.

      Der Umstand machte dem Marshal Gedanken.

      Vielleicht hatten sie berittene Posten ausgestellt, die im Kreis um die Station ritten. Die Indianer hätten das so gehalten, von denen Wyatt Earp vieles gelernt hatte. Aber diese Männer da waren keine Indianer. Es waren weiße Banditen, die zwar kaum weniger brutal als Rothäute, sicher aber nicht gerissener waren.

      Trotzdem war höchste Vorsicht geboten.

      Wyatt kam ungesehen in den Hof, huschte hinters Haus und sah an dem hellen Giebel das Fensterloch.

      Die Läden waren nur angelehnt, da die rechte Lade oben aus der Angel gerissen war.

      Auf Händen und Zehenspitzen schlich der Missourier an das Haus, blieb tief am Boden unter dem Fenster liegen und lauschte.

      Aus dem Raum drang das schwere röchelnde Atmen eines Menschen, das immer wieder von tiefem Stöhnen erfüllt wurde.

      Ein glühender Stich zuckte durch das Herz des Marshals.

      Da drinnen lag Morg – er war verwundet.

      Das Stöhnen wurde stärker und zerrte an den Nerven des Lauschers.

      Hätte er geahnt, daß sein Bruder gleich hinter dem Stall in dem kleinen Geräteschuppen lag, wäre vielleicht vieles anders gekommen.

      So aber hatte er keine Zeit mehr zu verlieren. Zu schrecklich war das Stöhnen des Verwundeten, sein Röcheln und Nach-Atem-Ringen!

      Ric Coster hatte dafür gesorgt, daß Clint Harper dem Gefangenen einen neuen Knebel zwischen die Zähne steckte.

      Morgan hatte in vielstündiger mühevoller Arbeit die Handfesseln über einen scharfen Stein im Boden fast durchgescheuert gehabt; der Einäugige hatte es bemerkt und grinsend eine neue doppelt starke Fesselung angelegt.

      Wyatt öffnete die linke Lade ein wenig.

      Jetzt hörte er auch die Stimmen vorn aus dem großen Raum.

      Noch mit dem Kopf unter der Öffnung, zischte er:

      »Morg?«

      Nichts, nur das röchelnde Luftschnappen, das Ächzen und Stöhnen.

      Mit einem Satz jumpte der Missourier über die Fensterbrüstung.

      Der Schwerverwundete zuckte von seinem Lager hoch und stieß

      einen lauten markerschütternden Schrei aus.

      »Hil-fee!«

      Im Nebenraum wurde es still.

      Dann flog die Tür auf.

      Die Gestalt Clint Harpers zeichnete sich gegen das Licht der Kerosinlampe ab.

      »Halt’s Maul!« bellte er in den dunklen Raum.

      »Hiil-fee!«

      Wyatt stand im Eckwinkel hinter dem Schrank. Nur mit Mühe vermochte er seine breiten Schultern so einzuzwängen, daß der Mann vorn in der Tür sie nicht sah.

      »Er – ist – da…!« schrie der Schwerverletzte mit sich überschlagender Stimme.

      Und Wyatt Earp wußte jetzt, als der matte Lichtschein, der noch an der massigen Gestalt des Mannes in der Tür vorbei in den Raum und auf das Gesicht des Kranken fiel, daß es nicht Morg war, der da lag.

      Das war der Bursche, der neben dem anderen vor Garden City zwischen dem Fluß und der Straße im Gras gelegen hatte!

      »Clint – Hil-fe! Er – ist – da!«

      »Du sollst dein Maul halten!« brüllte Clinton Harper den Unglücklichen an.

      »Er – ist – da – hier im Zimmer! Clint – du mußt – mir helfen! Er steht da. – Ich – kann – will – nicht hinsehen! Aber – er steht da. In der Ecke! Clint, in der Ecke…«

      Der Marshal hatte den Buntline Revolver schußbereit in der Linken und verhielt sich bewegungslos.

      Ric Costers rostige Stimme drang aus dem Vorraum:

      »Es ist das Fieber. Es geht mit ihm zu Ende.«

      »Du hältst auch das Maul!«

      Es war Joe Harper, der den vogelköpfigen Tramp anschnauzte.

      Der blutjunge Schießer Jonny Clay lachte gackernd. »Spielen wir jetzt weiter oder nicht, verdammt noch mal?«

      Clint drehte sich um.

      Da raffte sich der unglückliche Gregg aus dem Bett und wollte dem Bruder nach.

      »Clint…«

      Der Sheriffmörder drehte sich um.

      Wyatt, der mit einem Auge um die Schrankecke lugte, sah das scheußliche Profil des Verbrechers und sah auch, daß er zum Revolver griff.

      Gregg lag auf den Knien – das Wrack eines Menschen. Mit ersterbender Stimme schrie er:

      »Da – in der Ecke – da steht – er doch – und will mich holen – dich – uns alle!«

      Da hob der rücksichtslose Clinton Harper den Colt.

      Der Missourier hatte keine Sekunde mehr zu verlieren.

      Er verließ mit einem weiten Schritt sein Versteck.

      Breitbeinig und hochaufgerichtet stand er da – in jeder Faust einen Revolver.

      Clinton Harper vermochte sich vor eisigem Schreck nicht zu rühren.

      Aber hinter ihm die Männer sprangen auf.

      Weil sie das harte Knacken zweier Revolverhähne gehört hatten – und von hinten sahen, daß Clint nur einen Colt in der Hand hielt.

      Ric Coster warf sich gegen Clint und stieß ihn beiseite.

      Jonny Clay federte nach vorn und schoß sofort. Es war ein vielfach geübter Trick der beiden – aber diesmal ging er tödlich aus.

      Clays Kugel zischte so scharf an Wyatts rechter Wange vorbei, daß er den Luftzug verspürte.

      Die Kugel, die der Buntline Special ausspie, stieß Jonny Clay zurück und schleuderte ihn durch die ganze Breite des Raumes, bis er hinten, einen Stuhl mit sich reißend, zu Boden stürzte.

      Mit einem wilden Schrei war Brassat da.

      Eine Fensterscheibe zersprang.

      »Hier!« Klirrend


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