Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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die Pferde noch den Eingang der Bank in seinem Blickfeld.

      Da zerriß der Schuß die Stille der Nacht.

      Oakland saß einen Herzschlag wie erstarrt da, dann fuhr er hoch, nahm den Revolver aus dem Halfter und stürmte hinaus.

      Drüben rannten zwei Männer auf die Pferde zu, lösten die Zügelleinen und sprangen in die Sättel.

      Der Sheriff stieß den Revolver vor, brüllte: »Stop!« und schoß dann. Aber zu weit war die Distanz, und zu kurz lagen die Geschosse.

      In wildem Galopp preschten die beiden Banditen davon.

      Oaklands Augen hafteten auf dem dritten Pferd, das noch am Zügelholm stand. Dann flog sein Blick auf den offenen Eingang der Bank.

      Er stürmte vorwärts.

      Links neben der Tür hing ein Windlicht. Der Sheriff zündete es an und gab der Tür, die wieder halb zugefallen war, einen Fußtritt, daß sie weit aufsprang.

      In der erhobenen Linken hielt er die Lampe, und in der Rechten den Revolver.

      So betrat er das Bankhaus. Kaum hatte er drei Schritte getan, als sich der zitternde Lampenschein an einem staubigen Stiefelpaar festfraß.

      Oakland stieß den Revolver vor und ließ den Hahn knacken. Mit einem Ruck hob er die Lampe höher

      Der Lichtkreis erfaßte die Gestalt eines Mannes. Es war ein hochgewachsener, sehniger Mann, der einen grauen Anzug trug, einen patronengespickten Waffengurt, ein graues Hemd und eine bestickte Weste. Sein Gesicht wurde bis zu den Augen von einem fleckigen schwarzen Tuch bedeckt.

      Und da geschah etwas Seltsames: Der Revolver in der Hand des Sheriffs ging nicht los, sein mattschimmernder Lauf begann statt dessen zu zittern. Dann stampfte Chris Oakland plötzlich drei, vier Schritte vorwärts, und riß dem Banditen mit der Hand, in der er den Revolver hielt, das schwarze Tuch herunter.

      Es war die fürchterlichste Sekunde im Leben des Sheriffs Chris Oakland. Der Mann, der vor ihm stand, war Bill Oakland, sein eigener Sohn!

      Das Windlicht entglitt der Hand des Sheriffs und zerschellte laut klirrend am Boden. Sekundenlang standen die beiden einander im Dunkeln gegenüber.

      Als Chris Oakland sich umwandte und mit unendlich müden Schritten auf die Tür zu hielt, brüllte ein Schuß los. Das glühende Blei drang dem Gesetzesmann in den Rücken.

      Bill Oakland hatte seinen eigenen Vater von hinten niedergeschossen.

      Während der Sheriff mit einem harten dumpfen Geräusch vornüber auf die Dielen aufschlug, sprang Bill wie ein Tiger vorwärts und hastete an ihm vorbei.

      Es gelang dem Verbrecher, ungeschoren davonzukommen. Er zog sich in seinen Sattel, hieb seinem Pferd die Sporen so brutal in die Weichen, daß es schmerzgeplagt aufstöhnte und vorwärts schoß.

      Danach herrschte in der Stadt wieder Totenstille.

      Als der kleine Doc Baker neben Lonegan im Straßenstaub kniete, konnte er nur noch den Tod des Salooners feststellen. Der alte Arzt erhob sich und ging zu den Männern hinüber, die mit Fackeln und Windlichtern oben im Eingang des Bankhauses standen.

      Chris Oakland war noch nicht tot. Das Geschoß seines eigenen Sohnes hatte die Lunge unweit von der Herzspitze durchbohrt. Noch war der unglückliche Sheriff bei vollem Bewußtsein.

      »Wir bringen ihn hinüber in mein Haus«, ordnete Baker an.

      »Und Lonegan?« fragte einer der Männer.

      Der Arzt wandte den Kopf und sah ihn trübe an.

      »Er kommt ins Totenhaus«, sagte er mit düsterer Miene.

      Chris Oakland lag bereits seit einer halben Nacht und einem Tag in dumpfem Schmerz seiner lebensgefährlichen Verletzung in Bakers Haus, ohne daß das Schicksal ihm die Gnade einer Ohnmacht erwiesen hätte.

      Doc Baker hatte um sein Leben gerungen, aber er hatte dem tödlich Verwundeten keine Hilfe bringen können. In düsterer Niedergeschlagenheit stand der Arzt vor dem Lager des Sheriffs.

      Weshalb sagte Oakland nichts? Ob der Schmerz ihn gelähmt hatte?

      Gegen neun Uhr vermochte Baker es nicht mehr in der stickigen Krankenstube auszuhalten. Es erschütterte ihn zum erstenmal in den langen Jahren seiner Tätigkeit als Arzt, daß er mitansehen mußte, wie ein Mensch langsam starb.

      Mit gesenktem Kopf schlenderte er zu Budd Bark hinüber.

      Als er die Schenke nach einer Stunde verließ, war ihm auch nicht wohler. Der Whisky hatte sein Hirn umnebelt und ihm seinen Jammer doch nicht nehmen können.

      Auf der zweiten Vorbautreppenstufe stolperte er und stürzte vornüber auf die Straße.

      Betäubt blieb er liegen.

      Als er wieder zu sich kam, lag er auf dem Rücken und blickte in ein helles, sonderbar eindrucksvolles Augenpaar.

      Der Mann kniete neben ihm und hatte ihn etwas aufgerichtet.

      »Wie sieht’s aus, Mister?« hörte Baker ihn mit einer rauhen Stimme fragen.

      Baker sog die Nachtluft tief ein und wischte sich über die Augen.

      »Was war los: Herzanfall?«

      Der Fremde schüttelte den Kopf. »No, Mister, Sie sind ganz einfach die Vorbautreppe hinuntergefallen.«

      Baker richtete sich auf die Ellenbogen auf und verspürte auf einmal einen eigenartigen scharfen Geruch in der Nase.

      »Damned.« Er sah den Fremden mißtrauisch an. »Hier riecht es nach Salmiak…?«

      »Yeah.«

      Doc Baker klopfte den Staub aus seinem Anzug, und ohne den Fremden anzusehen, fragte er: »Sie – sind Arzt?«

      »Ich war einmal so etwas Ähnliches.« Baker knurrte. »Man kann nicht einmal so etwas gewesen sein und ist es plötzlich nicht mehr. Ein Doc bleibt ein Doc!«

      Der Fremde schob wortlos das Salmiakgeistfläschchen in seine krokodillederne Tasche, und da erst gewahrte Baker den Schecken, der ein paar Schritte seitwärts stand.

      Baker bot dem Fremden die Hand.

      »Thanks, Doc. Mein Name ist Baker. Ich bin auch Arzt. Und jetzt habe ich gleich eine Bitte. Ich komme gerade drüben aus der Bar…«

      Der Fremde entgegnete rauh: »Das war nicht zu überriechen.«

      »Yeah, ich war im Saloon, weil ich meinen Jammer ersticken wollte. Ich habe nämlich drüben im Haus einen Mann liegen, dem ich – yeah, ich kann ihm nicht helfen.«

      »Was fehlt ihm?«

      »Er hat eine Kugel in der Brust.«

      »Und – weshalb haben Sie sie nicht herausgeholt?«

      Baker zog die Brauen zusammen. »Hören Sie, ich bin kein Chirurg. Der Einschuß liegt direkt neben dem Herzen.«

      »Und seit wann…?«

      Der Fremde, der seine Tasche schon hatte hinterm Sattel festschnallen wollen, entgegnete unwillig:

      »Ich bin auch kein Chirurg.«

      »Aber – vielleicht – vielleicht verstehen Sie mehr davon als ich.«

      »Wie kommen Sie darauf?« entgegnete der Mann frostig.

      Baker schluckte.

      »Ich weiß nicht, Sie sehen so aus.«

      Da lachte der Fremde leise in sich hinein.

      »Gehen wir.«

      Zwei Minuten später stand Baker mit dem Fremden in dem Zimmer des sterbenden Sheriffs. Eine kleine Kerosinlampe erleuchtete den Raum nur spärlich.

      Baker beobachtete den Fremden erwartungsvoll von der Seite.

      Aber dessen Gesicht blieb undurchdringlich. Er trat dich an Oakland heran


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