Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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Unterschied ist, ob man bei Nacht in eine Bank eindringt, die man ganz genau kennt, oder ob man am hellenTag auf offener Savanne eine Postkutsche überfällt.«

      Die beiden gaben ihm überhaupt keine Antwort auf seinen Einwand. Sie erhoben sich, machten ihre Pferde los, nahmen ihre Colts aus den Halftern und ließen die Trommeln rotieren. Dann schoben sie die Waffen wieder in die Lederschuhe zurück und prüften ihren lockeren Sitz.

      Frank schwang sich in den Sattel und strich prüfend über seinen scharf ausrasierten Bart.

      »Vorwärts, Oakland, steig auf. Es geht los!«

      Tom war auch aufgestiegen.

      Bill Oakland stand noch neben seinem Pferd.

      »Und – was soll ich dabei tun?«

      »Du bleibst genau hinter mir und hältst die Halunken mit dem Gewehr in Schach.«

      »Mit – dem Gewehr?« Bill Oakland war ein mäßiger Revolverschütze, aber von Gewehren verstand er noch weniger. Er fühlte sich mit der großen Winchester unsicher und gehandicapt. Nie hätte er in der Not zu einer solchen Waffe gegriffen.

      Aber er war zu feige, dem Desperado Frank McLowery seine Bedenken einzugestehen.

      »Krieche auf deinen Gaul!« schnarrte Frank.

      Sie ritten los.

      Oakland trabte hinter den beiden her. Wenn er sie nicht so gefürchtet hätte, würde er jetzt ganz sicher seinen Schimmel umgedreht haben, um davonzureiten.

      An einer Wegbiegung hinter einer ziemlich niedrigen roten Felssteinbastion hielt Frank an.

      Tom ließ auf einen Wink von ihm sein Tier weitertraben und blieb hinter den Steinen.

      Frank glitt aus dem Sattel und zog sich seine schwarzen dünnen Handschuhe glatt. Überhaupt diese Handschuhe! Nie hatte Bill Oakland einen Mann gesehen, der in diesem heißen Land Handschuhe trug.

      Der Desperado beschwerte seine Zügelleine mit einem kleinen Metallgewicht, das einen Ring hatte und das er immer bei sich trug. So vermochte das Pferd nicht ohne weiteres wegzulaufen.

      Oaklands Tier wurde einfach an McLowerys Rappen festgekoppelt.

      Dann stand der Verbrecher vorn am Weg, doch nicht an den Steinen, mit leicht gespreizten Beinen und ein wenig nach innen gesetzten Stiefeln. Dazu stemmte er die Hände in die Hüften und sah der Overland entgegen.

      Ganz deutlich war nun das dumpfe Rumpeln und Rollen, Stoßen und Rattern der Overland zu hören.

      Oakland wischte sich die schweiß-nassen Hände an den Hosen ab, und dann griff auch er nach seinem Revolver. Aber kaum hatte er ihn in der Rechten, als der Kopf des Tombstoner Banditen herumflog.

      »Steck das Ding weg, Mensch. Ich habe dir doch gesagt, daß du das Gewehr nehmen sollst!«

      Stumm gehorchte Oakland diesem Befehl. Eine ungeheure Spannung hatte von ihm Besitz ergriffen. Der Einbruch in die Bank von Camp Bowie war ihm nicht sonderlich gefährlich erschienen, aber das, was er jetzt hier mitmachen sollte, bedeutete Gefahr!

      Er fürchtete sich.

      Die Overland konnte höchstens nur noch zweihundert Yards entfernt sein.

      Frank McLowery federte etwas in die Knie und richtete sich rasch wieder auf, als wolle er die Gelenkigkeit seiner Glieder prüfen, nahm dann beide Revolver aus den Halftern und ließ sie um die Mittelfinger rotieren. In Handsaltos flogen die Waffen wieder in ihre Lederschuhe zurück.

      Bill hatte es mit weitoffenen Augen beobachtet. Seine Kehle war wie ausgedörrt. Er schluckte und holte krampfhaft Atem.

      Dreißig Yards hatte die Overland noch bis zu der Gesteinsenge zu durchmessen.

      Die vier Füchse trommelten mit sechzehn Hufen in dumpfem Takt über den staubtrockenen Savannenboden dahin.

      Bill Oaklands Augen hafteten an der hochaufgerichteten Gestalt des Banditen Frank McLowery.

      Dieser Mann hatte den Nerv eines Höhlenbewohners. Erst als die Kutsche bis auf etwa zwölf Yards herangekommen war, straffte sich sein Körper und federte in zwei weiteren Sätzen auf die Mitte des Wegs. Die beiden Revolver in seinen Fäusten brüllten auf.

      Mervil Parker war auf der Fahrt nach New Mexico. Der Trader hatte in Benson Geschäfte erledigt und saß schweißgebadet in der einen Ecke des Fahrgastraumes. Hin und wieder wischte er sich mit einem grauweißkarierten Taschentuch durch den Kragen und über die Stirn. Und wenn er sich eine Zigarre anstecken wollte, verzog die ältliche Frau mit dem verwelkten Gesicht ihm gegenüber grämlich das Gesicht, so daß er es erst gar nicht riskierte.

      Mrs. Pinglewood war dem Trader ohnehin gram, weil er auf dem ›schönen‹ und begehrten Eckplatz gesessen hatte, als sie die Kutsche bestieg. Mrs. Pinglewood wollte auch nach New Mexico. Drüben in Albuquerque wohnte ihre Tochter, die sie schon seit Jahren einmal besuchen wollte.

      Der dritte Passagier war ein großer schlanker Mann mit hagerem strengen Gesicht, silbergrauem Haar und goldgeränderter Brille. Er hatte bisher noch kein einziges Wort gesprochen. Niemand wußte, wohin er reiste, wie er hieß, woher er kam, noch sonst irgend etwas von ihm. Erst sehr viel später sollte sich herausstellen, daß es ein ehemaliger Offizier und jetziger Angehöriger der Regierung namens

      Clarke McIntosh war.

      Der vierte Passagier war ein junges Mädchen von vielleicht sechzehn Jahren. Sie hieß Judy Wilkins, hatte dunkles Haar, ein blasses Gesicht, wasserhelle Augen und einen vollen geschwungenen Mund. Sie wollte nach Santa Fé, ihren Vater besuchen, der sich von Judys Mutter in Benson getrennt hatte und in Sandta Fé sein Geld am grünen Spieltisch verdiente.

      Der fünfte Passagier war ein dreijähriger Junge, den der Driver für ein Trinkgeld von drei Dollar von Benson nach Angola City mitzunehmen hatte. Der Kleine quäkte und heulte fast ununterbrochen, so daß Mrs. Pinglewood sich immer wieder die Ohren zuhielt.

      Da ließ ein Schuß die Menschen in der Overland zusammenzucken.

      Mit lauten Schreien suchte der Driver die Pferde zu stoppen. Der hochrädrige Wagen geriet gefährlich ins Schlingern. Den Fahrgästen hatte es vor Angst den Atem verschlagen. Sogar der kleine Junge war verstummt.

      Mitten auf dem Weg stand ein Mann. Er war groß, schlank und hatte in seinen vorgestreckten Händen zwei Revolver. Die untere Hälfte des Gesichtes wurde von einem schwarzen Tuch verdeckt.

      Mit einem scheußlichen Knirschen war die Overland zum Stehen gekommen.

      Verstört blickte der Driver auf den maskierten Mann auf der Straße. Auch sein Beifahrer musterte den Banditen mit furchtsamen Augen.

      Fank McLowery, der berüchtigte Desperado aus dem San Pedro Valley, rief mit schriller Stimme:

      »Nehmt die Hände hoch! Aber ganz hoch, wenn ich bitten darf.«

      Der Driver und der Beifahrer nahmen die Hände in Schulterhöhe.

      »So, und jetzt raus mit den Passagieren!«

      Mervil Parker war der erste, der ausstieg. Mit erhobenen Händen und ängstlichen Augen trat er an den Wegrand. Ihm folgte McIntosh, auch er hatte die Hände erhoben.

      Dann kam Judy Wilkins; sie trug das Kind auf dem Arm.

      »Da ist noch einer drin«, ertönte plötzlich die Stimme Tom McLowerys hinter einem Stein hervor. Er sprang auf den Wagen zu, riß den Schlag auf und zerrte die vor Angst halb ohnmächtige alte Frau ins Freie.

      Lloyd Nuget, der dreiundvierzig-jährige Driver, schoß einen schnellen Blick Tom McLowery hinüber.

      Damned, die beiden Halunken kenne ich doch, überlegte er. Das sind doch zwei von Ike Clantons Leuten. Devils! Sollte der größere nicht gar Frank McLowery sein? Dann war der andere todsicher sein Bruder.

      Und plötzlich tauchte hinten an den Steinen noch ein dritter Mann auf. Hochgewachsen, schlank, mit dunkelgrauem Anzug. Auch er trug wie die anderen eine schwarze Gesichtslarve. Die Augen,


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