Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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das Gesicht Chris Oaklands.«

      »Er ist bei Bewußtsein.« Der Fremde hatte es mit Bestimmtheit gesagt.

      »Nein, Doc – das ist ausgeschlossen, mit solch einem Schmerz kann kein Mensch…«

      »Er ist bei vollem Bewußtsein«, wiederholte der Fremde.

      Schon hatte er seine Tasche geöffnet und hielt dem Sheriff ein Fläschchen mit Äther unter die Nase. Mit seltsam beruhigender Stimme sagte er zu dem Kranken:

      »Atmen Sie ganz tief ein. Das wird Ihnen guttun. Yeah – ganz tief atmen…«

      Chris Oakland sank endlich hinüber in den grauen Nebel einer erlösenden Bewußtlosigkeit.

      Und dann begann der fremde Doktor seine Arbeit. So schnell, so sicher und geschickt, daß dem alten Landarzt, dem zunächst der Angstschweiß auf die Stirn getreten war, die Sprache wegblieb.

      Dann hatte der Fremde das verformte Geschoß plötzlich zwischen den Spitzen seiner Pinzette.

      »By Gosh! Die Kugel! Er hat die Kugel!« entfuhr es Baker. »Damned. Ich habe es ja gewußt, daß Sie ein Chirurg sind.«

      »Ich bin kein Chirurg!« entgegnete der Fremde.

      Nachdem er sich gewaschen hatte, drückte Baker ihm bewegt die Hände.

      »Ich danke Ihnen, Mister. Sie haben dem Sheriff das Leben gerettet…«

      »Das ist noch nicht raus«, bremste der Fremde ab. »Er ist ein Sheriff?«

      »Yeah, Sheriff Oakland. Banditen haben ihn in der vergangenen Nacht drüben im Eingang der Bank von hinten niedergeschossen. Von den Tätern gibt es keine Spur.«

      Der Fremde ging zur Tür.

      »Wo wollen Sie hin?«

      »Weiter.«

      »Weiter? Aber das ist doch nicht Ihr Ernst. Sie sind mein Gast, Doc! Einen so tüchtigen Menschen, der wie ein Engel in die Stadt gekommen ist…«

      Bei dem Wort Engel verzog der Fremde ein wenig schmerzlich das Gesicht.

      »Tut mir leid, Doc – ich muß weiter.« Der Fremde tippte an den Rand seines Hutes und öffnete die Tür.

      »Bitte«, bat Baker. »Ihren Namen müssen Sie wenigstens hierlassen.«

      Der Fremde sah sich um, und der Blick, der den alten Arzt traf, ging diesem bis ins Mark.

      »Ich glaube nicht, daß mein Name Ihnen Freude bereiten würde, deshalb nehme ich ihn lieber mit.«

      Baker verstand das nicht. Aber er sagte:

      »Well, Doc, wie Sie wollen. Sie werden mir in Erinnerung bleiben, solange ich lebe, weil…«

      Der Fremde war schon auf dem Vorbau, und als er die zweite Treppenstufe erreicht hatte, gellte plötzlich ein schriller Schreckensschrei von der Straße.

      »Damned! Doc Holliday!«

      Ein Schuß peitschte über den Vorbau, und die Kugel klatschte in die Hauswand.

      Die Tür war noch so weit offen, daß der alte Arzt den Fremden hatte beobachten können.

      In einem Fallwurf ohnegleichen hatte der sich herumgeworfen und zurückgeschossen.

      Dann war es still draußen.

      Auf weichen Knien ging Baker an die Tür.

      Der Fremde lag noch auf der Treppe.

      Baker eilte auf ihn zu, beugte sich neben ihm nieder und griff mit zitternden Händen nach ihm.

      »Sind Sie – verwundet?« stammelte er verstört.

      »Nein«, entgegnete der Georgier schroff.

      Baker sah sich um.

      Drüben, mitten auf dem Vorbau, lag ein Mann, reglos wie ein gefällter Baum.

      Leise kam es von Bakers Lippen:

      »Sie sind also Doc Holliday…!«

      »Yeah! Ich bin Doc Holliday. Und ich schätze, daß Sie sich Mühe geben werden, meinen Namen möglichst schnell zu vergessen.« Mit elastischen Bewegungen erhob sich der Gambler und ging zu seinem Pferd.

      Für den Toten auf dem Vorbau hatte er keinen Blick. Er, der sich gerade noch mit äußerster Anstrengung und größter Gewissenhaftigkeit um das Leben eines Menschen bemüht hatte, er hatte Minuten später ein anderes Leben mit einem einzigen Schuß auslöschen müssen.

      Baker starrte auf die Stelle, wo der Gambler gekauert hatte. Ein dunkler feuchter Fleck schimmerte auf dem sandigen Holz. Baker starrte darauf nieder und stieß den Finger hinein.

      Dann fuhr er hoch.

      »Doc Holliday! Sie sind verletzt…!«

      Der Spieler hatte sich schon in den Sattel gezogen und nahm die Zügelleinen hoch.

      »Doc…!«

      Der Schecke trottete los.

      Baker preßte die Zähne aufeinander. Dann wandte er sich um und lief auf den Niedergeschossenen zu.

      Er schleppte ihn in seinen Hauseingang – und sah sofort, daß der Mann keineswegs tot war.

      Ein Streifschuß an der Stirnkante hatte ihn betäubt; das war alles. Es war ein wild aussehender pockennarbiger Mensch von vielleicht achtundzwanzig Jahren.

      »Doc Holliday!« murmelte Baker vor sich hin. Er kannte den Ruf des Gunfighters und Gamblers genau. Es hieß, dieser Holliday könne einer Fliege auf fünfzehn Yards ein Auge ausschießen. Er hatte den Burschen, der ihn aus der Dunkelheit heraus mit einem Schuß angefallen hatte, nur verletzt! Sicher nicht zufällig…

      Selbst aber war er verwundet und ritt davon.

      Welch ein sonderbarer Mann!

      Schon am nächsten Tag konnte Doc Baker feststellen, daß es dem Sheriff besserging.

      Mayor Fork stand mit gewichtiger Miene an der Tür des Krankenzimmers.

      »Hallo, Sheriff! Das ist ja ein wahres Wunder, das der Mann da an Ihnen vollbracht hat. Wenn ich bedenke, wie Sie noch gestern aussahen. Ich hatte mal hier durch den Fensterladenschlitz hereingesehen. Heiliger Himmel. Sie sahen aus wie ein Toter! Und ausgerechnet dieser Revolverschwinger hat Sie wieder hingekriegt.«

      Bis hierher hatte Baker schweigend zugehört. Jetzt lief ihm die Galle über.

      »Hören Sie, Mayor, wenn Sie gekommen sind, dem Sheriff solchen Unsinn vorzukauen, dann gehen sie gefälligst wieder hinüber an Ihren Stammtisch, wo Dick Morris und Hale Ferguson ganz gewiß schon mit den Pokerkarten auf Sie warten.«

      Der schnauzbärtige schwerleibige Mayor wandte sich entrüstet zur Seite.

      »He, was ist denn mit Ihnen los, Doc! Sie haben es gerade nötig. Sind Sie nicht gestern selbst ganz schön vollgesogen aus Barks Kneipe rausgetorkelt, he?«

      »Verschwinden Sie aus meinem Haus!« herrschte Baker den Bürgermeister grimmig an. »Gestern haben Sie sich nicht sehen lassen. Und heute ist der Sheriff nicht gesund genug, um Ihnen selbst die richtige Antwort auf Ihre albernen Worte geben zu können.«

      Der Mayor ging, aber er kam am nächsten Morgen wieder. Mit seinem dröhnenden Baß redete er auf den Sheriff ein.

      »Sie sind der einzige, der den Überfall überlebt hat. Ich nehme von den Beteiligten…«

      »Sie reden Unsinn, Fork!«, knurrte der Arzt. »Der Sheriff war doch nicht an dem Überfall beteiligt.«

      »Was…?« Eine dröhnende Lache seitens des Mayors. »Natürlich nicht. Ich meinte ja auch, daß er… Nun ja, er kam doch wohl dazu, schließlich haben Sie ihn auf der Straße direkt vor der Bank gefunden. Und die Straße war sonst leer. Bis auf Lonegan, und der ist tot.«

      Da schoß die rechte Faust des greisen Arztes schnell vor und klammerte sich


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