Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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als daß ihn irgend jemand von den Passagieren oder vom Fahrpersonal genau hätte erkennen können.

      Frank McLowery hatte bemerkt, daß die Leute den dritten Mann mit besonders ängstlichen Augen musterten. Wahrscheinlich hielten sie ihn für den Boß.

      Da rief Frank McLowery:

      »Yeah, seht ihn euch an, Leute, er hat noch keinen Revolver in der Hand, und das ist euer Glück. Denn wenn er erst einen Colt in die Hand nimmt, dann sieht es finster für euch aus. Wetten, daß er ihn alle kennt? Es ist Doc Holliday!«

      Den Gesichtern der Passagiere war der Schrecken deutlich anzusehen.

      Nur der Mann neben dem Driver, der siebenundvierzigjährige James Gordon, der die Kutsche als Gewehrschütze begleitete, zog die Brauen zusammen.

      »Wie denn das?« fragte er kaltherzig. »Da würde sich doch eher die Katze mit der Ratte vertragen, als Doc Holliday mit einem Clanton Man.«

      Also hatte auch Gordon die beiden McLowerys als Angehörige der Clanton Gang erkannt.

      Auf Franks Stirn grub sich eine tiefe Falte. Es zuckte ihm im Zeigefinger. Am liebsten hätte er den Overlandman niedergeschossen.

      »Mir scheint, du hast ein ziemlich großes Maul, Staubschlucker«, zischte er. »Du kennst uns nicht. Versuche keinen Bluff. Los, spring ab und erleichtere die Herrschaften um ihre Geldbörsen.«

      Händeringend bat die alte Frau, ihr doch die paar Dollars zu lassen, da sie sonst die Reise nicht fortsetzen könne.

      Brutal stieß Tom McLowery sie mit dem Revolverlauf zur Seite.

      Der Spuk dauerte nur drei Minuten.

      Da hob Frank die Rechte mit dem Revolver.

      »Los, einsteigen!«

      Rasch und mit zitternden Gliedern kletterten die Passagiere wieder in den Wagen.

      Mit Schüssen und Schreien trieben die Banditen die Pferde an. Die Overland rumpelte davon.

      Frank hatte die Beute in einen der Lederbeutel gestopft, die auch das Geld aus dem Bankhaus enthielten.

      Die Desperados lenkten nach Süden ab. Vor ihnen lag die staubige Wüste Arizonas mit den windverschliffenen roten Sandsteinsäulen.

      Frank McLowery hatte es so eingerichtet, daß Oakland mit Tom voranritt.

      Frank sah sich noch einmal nach der Overland um, und als er feststellte, daß sie nur als kleiner staubziehender Punkt in der Ferne sichtbar war, zog er ohne Hast mit der Rechten den Revolver, hob ihn an, so daß die Mündung auf den Rücken Oaklands zeigte, und spannte geräuschlos den Hahn.

      Wie ein Keulenschlag traf das Geschoß den Voranreitenden.

      William Oakland rutschte sofort tot aus dem Sattel.

      Er hatte keine Zeit mehr gefunden, an den Vater zu denken, den er in der vergangenen Nacht niedergeschossen hatte.

      Die beiden McLowerys stiegen von den Pferden, nahmen die Campspaten von den Sätteln und schaufelten den Toten ein. Sie taten es stumm und mechanisch. Danach zogen sie sich in die Sättel und ritten weiter.

      *

      Schnell war das Gerücht in Tombstone.

      Doc Holliday sollte den Überfall auf die Overland geleitet haben? Undenkbar!

      Als US Deputy Marshal Virgil Earp davon hörte, lachte er hellauf. Er schob seinem Bruder Morgan den Bericht der Butterfield Line zu.

      »Hier, die scheinen plötzlich verrückt geworden zu sein. Doc Holliday als Bandenführer! Als Postkutschenräuber.«

      Morgan, der jüngste der Earp-Brüder, schüttelte den Kopf. Er war ernster als Virgil und ganz sicher der schweigsamste Mann, den man sich denken konnte. Aber diese Nachricht entlockte ihm denn doch einige Worte.

      »Wenn das die Clantons auf den Weg gebracht haben, dann war es ihr dümmster Streich. Ausgerechnet Doc als Postkutschenräuber! Der Mann kann am Spieltisch soviel Geld verdienen wie er will.«

      Dennoch machte das Gerücht seinen Lauf. Wenn auch die meisten Menschen, die den Georgier kannten, die Köpfe schüttelten, so blieb es aber doch bei einigen Clanton-Freunden hängen.

      Eine Woche darauf schlug eine Nachricht wie ein Donnerschlag in der Stadt ein: Die Passagiere der überfallenen Overland hatten die Banditen erkannt. Es waren Leute von der Clanton Gang.

      Niemand trompetete lauter gegen diese Nachricht als Tom McLowery. Er stand im Oriental Saloon an der Theke und gebärdete sich wieder einmal so, daß die anderen Gäste von ihm wichen und schließlich allein an der Theke stand.

      Das heißt, der alte Jimmy Norton blieb am Stirnende der Theke stehen und schlürfte sein Bier hinunter. Er war schwerhörig und hatte keinen Grund, vor dem räsonnierenden Banditen auszuweichen.

      Das allerdings mißfiel Tom entschieden. Er zog seinen Colt und zerschoß das Bierglas, als der Alte es gerade zum Mund führen wollte.

      Norton starrte ihn aus zornigen Augen an. »Was soll das?«

      Der Desperado lachte schrill auf. »So gehts Leuten, die zuviel Mut haben, Alter.«

      Da wurden die bastgeflochtenen Schwingarme der Pendeltür aufgeschoben. Ein großer, aschblonder Bursche blickte in das Halbdunkel, das zu dieser Morgenstunde noch in der Schenke herrschte. Es war Billy Claiborne, einer von der Gang. Er hatte ein fahles, nichtssagendes Gesicht mit vorgeschobenem Kinn und wäßrigen verschlagenen Augen. Den Hut hatte er weit in den Nacken geschoben. Sein blaues Hemd sah schmutzig aus, und seine gestreiften Hosen hatten sich vorn über den Knien derart ausgebeult, daß man glauben konnte, die Haut durchschimmern zu sehen. Nur eines war an dem Mann blank und offenbar gut gepflegt: sein Revolver, ein schwerer vierundvierziger Parker Colt, dessen brauner Knauf aus dem mit silbernen Nägeln beschlagenen Halfter hervorsah.

      Claiborne hielt sich mit beiden Armen an den hohen Schwingarmen der Tür fest und sah zu Tom McLowery hinüber.

      »He, Tom!«

      »Yeah, Bill!«

      Claiborne kam heran und blieb neben dem ›San Pedro Valley Cowboy‹ (wie die beiden McLowerys genannt wurden) stehen.

      »Ich würde ja einen Drink werfen, aber…«

      Tom nickte, ohne den anderen anzusehen. »Ich weiß, das würdest du immer gern. Aber zufällig ist dir heute morgen das Geld ausgegangen.«

      »Woher weißt du…?«

      »Ich weiß es seit Jahren«, entgegnete Tom mit einer wegwerfenden Handbewegung. Dann winkte er dem Barkeeper zu. »He, Jonny, gib dem durstigen Hund einen Whisky!«

      Claiborne lachte schief und kippte den Schnaps hinunter.

      »Hast du schon gehört? Doc Holliday hat eine Raubüberfall auf die Overland ausgeführt! Und zwei Clanton-Leute sollen mit dabei gewesen sein.«

      Tom machte wieder seine wegwischende Handbewegung.

      »Das mit den Clanton-Leuten ist Unsinn. Aber Doc Holliday? Weshalb nicht? Vielleicht hatte er keine Lust mehr, am Spieltisch auf sein Geld zu warten und zog einmal die schnellere Route vor. Schließlich ist er nicht eben langsam mit dem Colt und…«

      Quietschend wurden die Schwingarme der Tür geöffnet.

      Die beiden Tramps drehten sich um.

      Drüben am Eingang zeichnete sich gegen die blendende Helle der Straße die Silhouette eines Mannes ab; er war groß, sehnig, schlank, trug einen breitrandigen dunklen Hut und einen schwarzen Anzug. An seinen Hüften blickten die elfenbeinbeschlagenen Knäufe von zwei fünfundvierziger Frontier Revolvern aus den Halftern.

      Die Haltung des Mannes war auch in der Silhouette unverkennbar. Obgleich er sich jetzt nicht bewegte, wirkte seine Erscheinung so drohend und gefährlich, daß es dem großmäuligen und prahlerischen Tom die Sprache verschlug.

      Der Mann in der Tür war Doc Holliday!


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