Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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für Ruhe und Frieden in dieser Stadt zu sorgen. Es wird ganz sicher schlecht für Sie sein, wenn Sie sich gegen Ihren Kollegen Virgil Earp stellen, Mister Behan. Wir haben Sie uns nicht ausgesucht; aber nun sind Sie einmal da sind, mache ich Sie als Mayor von Tombstone darauf aufmerksam, daß Sie sich an das Gesetz zu halten haben. Und nicht an den jeweils stärksten Mann dieser Stadt.«

      Der lasche Jonny Behan sprang nicht auf, um sich diesen Vorwurf zu verbitten. Er schluckte ihn, weil er ihn schlucken mußte. Weil er auf einem Posten beharrte, auf dem ein Schwächling wie er nichts zu suchen hatte. Weil er sich hinter den Männern verkroch, die er für mächtiger hielt als die Sternträger, die zufällig alle drei den Namen Earp trugen. Weil er ein Versager war!

      *

      Der späte Oktobertag hatte ein warmes Licht. Im Cochise County herrschte immer noch Sommer. Indianer-Sommer! Graubraun lag die Wüste von Arizona hinter einem wolkenlosen, azurfarbenen Himmel.

      Hier und da unterbrach ein Turm-kaktus die Eintönigkeit der Landschaft. Es war ein ödes, trostloses, heißes Land, dieses südliche Arizona unweit der mexikanischen Grenze.

      Am Ende einer der wenigen von

      Mesquitegestrüpp durchsetzten Kakteenfelder lag ein länglicher flacher Holzbau, der einen verwahrlosten Anblick darbot.

      Wohnhaus und Stallung befanden sich unter einem Dach. Die Corralgatter waren morsch und zerfallen. Die beiden Wagendächer, die den Stall überragten, ließen mehr Sonne durch, als sie Schatten spendeten.

      Ein Anwesen, auf dem vielleicht vor einem Vierteljahrhundert einmal ein Mensch die Absicht gehabt hatte, zu arbeiten. Heute jedoch eine Räuberhöhle. Ein Banditennest. Die Clanton Ranch!

      Die Tür stand offen. Aber das Vorbaudach und das niedrige Fenster gönnten dem Tageslicht dennoch nur wenig Eintritt.

      Ein armseliger Raum. Düster, mit rohbehauenen Möbeln bestellt. Ohne die geringste Spur jener Sorgfalt, die eine weibliche Hand verraten hätte.

      Und doch hockte in der Herdecke eine Frau. Eben über fünzig, mit verhärmtem Gesicht und leidvollen großen dunklen Augen. Das strähnige Grauhaar hing ihr bis auf die Schultern, ihre Hände lagen auf den mageren Schenkeln.

      Elizabeth Clanton war gelähmt; seit Jahren schon. Tatenlos hatte sie dem Verfall der Ranch zusehen müssen. Damals, als sie mit ihrem Mann hergekommen war, war sie fest davon überzeugt gewesen, daß in einem Vierteljahrhundet hier einmal eine blühende Farm stehen würde. Vor allem, als ein Junge nach dem anderen zur Welt kam.

      Die frühzeitig Gealterte wandte den Kopf zur Seite und sah die drei Männer an, die am Tisch saßen. Rasch schloß sie die Augen und drehte den Kopf wieder nach vorn.

      Es war nach dem zweiten Überfall von weißen Banditen gewesen, da hatte ihr Mann mit dem Trinken angefangen. Und war dabei geblieben.

      Wieder blickte die Frau zur Seite.

      Vorn der Tür gegenüber saß ein großer wuchtiger Mann mit hartem dunklen Gesicht und seltsam bernsteinfarbenen schimmernden Augen. Er hatte dunkles Haar und ein glattrasiertes Gesicht. Den Stetson trug er weit in den Nacken geschoben. Scharf stach das grellgelbe Halstuch von seinem roten Hemd und dem dunklen Gesicht ab. Sein Gesicht war grob und herrisch. Mit einem harten Mund, mit einem energischen Kinn, leicht gebogener Nase und einer Stirn, die von scharfen Falten durchzogen war.

      Mein Sohn Isaac, dachte die Frau. Was hatte sie sich nicht alles von ihm erhofft! Und was war aus ihm geworden? Ein Desperado, ein Bandit, der sich Rebell nannte, König von Arizona.

      Er war der Anführer einer ganzen Reihe von Männern, die höchstwahrscheinlich selbst nicht genug wußten, weshalb sie ihm folgten und auf ihn schworen – die aber seine Macht bedeuteten. Eine Macht, vor der Tombstone und das ganze County zitterten.

      Rechts hinter ihm an der Längssei-

      te des Tisches saß sein Bruder Phin.

      Ein mittelgroßer Mensch mit bläßlichem, aufgedunsenem Gesicht, schmalen Lippen, ebenfalls weitvorspringendem Kinn und einem Augenpaar, das von einem seltsam verwaschenen Blau war.

      Phin war der unbedeutendste der Clanton-Brüder.

      Vorn an der Wand zwischen Fenster und Tür stand ein junger drahtiger, wild dreinblickender Bursche von etwa siebzehn Jahren. William oder ›Billy‹, wie er gerufen wurde, der jüngste der Clantons.

      In seinen Augen brannte ein dunkles Feuer. Er war ein echter Clanton und doch auch wieder nicht.

      Sie glichen einander alle drei, die Clanton Brothers, und doch waren sie grundverschieden. Ike war ein selbstherrlicher, verblendeter Mann, der seine zweifellos vorhandenen organisatorischen Fähigkeiten an eine Gang, an eine Verbrecherbande verschleuderte, und dadurch sich und seine Brüder, seine Familie und seine Freunde und Anhänger mit in den Strudel des Unheils riß.

      Phin war ein Bandit, darin ein Clanton – aber er war auch feige, und darin kein Clanton.

      Um Billy Clanton war es schade. Er hätte ein nützliches Mitglied der menschlichen Gesellschaft werden können, wenn er nicht das große Unglück gehabt hätte, zwei Männer als Brüder zu haben, von denen der eine zwar eine Persönlichkeit, aber von geradezu napoleonischem Größenwahn und mit dem Starrsinn eines sizialianischen Straßenräubers behaftet – und der andere ein hemmungsloser Trinker, ein hinterlistiger, charakterloser und deshalb gefährlicher Mensch war.

      Dazu brannte in Billy das Feuer der Jugend, der Ehrgeiz, ein großer Mann zu werden, wie der von ihm verhängnisvoll hochgeschätzte Bruder Ike.

      Jetzt stieß er sich von der Wand ab und blieb vor dem Tisch stehen.

      »Wann reiten wir?« fragte er mit einer Stimme, der man noch deutlich den Jüngling anhörte.

      Ike antwortete nicht. Er schien den kleinen Bruder überhaupt nicht zu beachten.

      »Halt den Rand«, krächzte Phin und fischte sich die Whisky-Flasche und ein Glas heran.

      Mit einem linken Backhandwischer fegte Ike dem Bruder das Glas aus der Hand. Er sah ihn nur an.

      Phin stieß die Luft ärgerlich durch die Nase aus, lehnte sich aber zurück und ließ von der Flasche ab.

      Billys Augen hafteten unverwandt auf Ike.

      »Wann reiten wir?«

      Der ›große‹ Clanton nahm sich mit seltsam bedächtigen Bewegungen eine lange braune Virginia aus der Reverstasche seiner hellen Jacke, riß ein Zündholz unter der Tischkante an und sagte in die erste blaue Tabakwolke hinein:

      »Hörst du schlecht, Kleiner. Phin hat dir doch etwas gesagt.«

      Phin lachte kichernd. »Yeah, Ike, er hört schlecht. – Du sollst nämlich dein Maul halten, Billyboy, wenn Ike denkt.«

      Ike wandte den Kopf wieder Phin zu.

      »Wer sagt dir, daß ich denke?«

      Phin rutschte unbehaglich zurück. »Ich – sehe es dir an.«

      »Aha. Du bist ein kluger Junge«, versetzte der Ältere spöttisch.

      »Also!« Billy spannte die Rechte um den Griff seines großen Revolvers. »Wann reiten wir?«

      Ike blickte langsam zu ihm auf.

      »Was heißt überhaupt: wir? Habe ich dir nicht hundertmal gesagt, daß du nichts mit uns zu tun hast, daß du hierbleiben sollst, bei deiner Mutter, daß wir keine Kinder in der Crew brauchen können…?«

      »Ich bin kein Kind!« unterbrach ihn Billy trotzig. »Ich werde demnächst achtzehn, und da hattest du schon den ersten Gunfight hinter dir!«

      »Rede nicht!« wies ihn der ›große‹ Bruder zurecht. »Du bleibst hier auf der Ranch!«

      Billy funkelte ihn an. »Auf der Ranch! Was soll ich hier, auf deiner herrlichen Ranch?«

      »Es ist auch deine Ranch!«

      »Meine? Pah! Wenn ich einen Stuhl


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