Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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Die Herde steht bereit. Unser Vater ist dafür gestorben und…«

      Hart und brennend saß die Hand Ikes in dem Gesicht des Burschen.

      Die Frau in der Ofenecke war zusammengezuckt.

      Ike sah sich nach ihr um.

      »Was redest du von ihm? Ich habe es dir verboten. Er hatte Pech.«

      »Pech?« Es war die Frau, die dieses Wort wie einen hysterischen Schrei von sich gegeben hatte. »Nein, Ike, dein Vater war ein Dieb. Ein ganz gewöhnlicher Rinderdieb. Weil er nicht mehr die Kraft hatte, auf der Ranch zu arbeiten, weil der Alkohol ihn ausgehöhlt und vernichtet hatte, deshalb stahl er Rinder. Und deshalb mußte er sterben.«

      Die drei Clanton-Brüder standen stumm und reglos da.

      »Yeah, Ike«, fuhr die Frau fort, »und du hast es ihm gezeigt, wie man ohne allzuviel Arbeit auch zu Rindern und Dollars kommt. Du allein trägst die Schuld an allem!«

      Die Frau hatte sich in ihrem Lehnstuhl aufgerichtet. Auf ihrem grüngelben bleichen Gesicht brannten plötzlich hektische Flecken. »Sein Tod sollte dir eine Warnung sein, Ike! Du wirst deine Brüder und dich selbst, uns alle und die anderen, die dir folgen, in den Tod reißen. Ich weiß es!«

      Ike zerbiß die Strohhalmspitze seiner Zigarre. »Mutter, du weißt nicht, was du sprichst.« Damit ging er zur Tür. Seine wuchtige Gestalt füllte den Rahmen und ließ es fast dunkel im Zimmer werden.

      Billy trat an die Ofenecke.

      »Er trägt nicht die Schuld. Ma, das darfst du nicht sagen. Ike ist – er ist ein besonderer Mensch. Es waren die Feinde, well, unsere Feinde, die Vater ermordet haben. Und unsere Feinde sind die Earps. Wyatt Earp und seine Brüder sind unsere einzigen echten Gegner. Vater hatte gegen sie zu kämpfen. Und Ike tut seit Jahren nichts anderes.«

      »Was schwätzt du da!« zischte die Frau wild vor Zorn und Verzweiflung. »Merkst du nicht, daß es Unsinn ist, was du da sagst! Daß es Ike ist, der aus dir spricht! Was haben die Earps euch getan? Was hat Ike mit ihnen zu schaffen? Sie sind Gesetzesmänner. Wyatt ist ein berühmter Marshal. Und auch seine Brüder sind überall im Westen als gute Sheriffs bekannt. Weshalb stemmt Ike sich gegen sie? Ich will es euch sagen!«

      Ike wandte sich um.

      »Bill!«

      Der Bursche wandte den Kopf.

      »Du wirst die Gatterstangen am Corral reparieren. Und zwa sofort. Wenn ich zurückkomme, ist das vordere Gatterteil zum Corraltor hin in Ordnung. Komm, Phin!«

      Bill stieß Phin zur Seite und flog mit vier, fünf Schritten hinter Ike her. An der Vorbaukante erreichte er ihn und faßte ihn am Arm.

      »Du hast kein Recht, mich wegzuschicken, Ike. Ich gehöre zu euch. Zu dir! Und ich werde mit dir reiten. Ich weiß so gut wie du, daß es Kampf geben wird. Kampf um Leben und Tod. Daß gekämpft werden muß, wenn du der Herr im County bleiben willst. Und ich weiß, daß du mich zu diesem Kampf brauchst.«

      In dem Kaktusfeld, das von Mesquitegestrüpp durchsetzt war, stieg eine Staubwolke auf, die sich wie eine Fahne rasch näher zog.

      »Sam!« sagte Bill nur.

      Ja, es war Sam Jenkins, einer der Männer, die früher für den alten Clanton hier auf der Ranch gearbeitet hatten. Jetzt trieb er sich im County und vor allem in der Stadt herum, hatte jede regelmäßige Arbeit aufgegeben und folgte den Befehlen seines Boß’ Ike Clanton.

      Es war ein kleiner Mann, breitschultrig, sein Kopf saß halslos auf dem massigen Rumpf, das Gesicht war bärtig, dunkel und wirkte wie der ganze Mann verwildert.

      »Boß – der Marshal hat Ferguson niedergeschlagen…«

      »Der Marshal?« kam es fast leise von den Lippen des Bandenchiefs.

      »Virgil Earp.«

      »Und…?«

      »Morgan war bei ihm.«

      »Und…?!« donnerte Ike Clanton den Cowboy an.

      »Sie mußten umkehren.« Der kleine Sam Jenkins hatte es fast furchtsam und mit heiserer Stimme hervorgebracht.

      Ike schleuderte den Rest seiner Zigarre in den Hof. Da war also der erste Teil des großen Schlages danebengegangen!

      Drüben hinter der Grenze stand die große Herde, die der Vater noch mit zusammengetrieben hatte. Gestohlene Rinder! Die Ware des wichtigsten Geschäftes der Clantons.

      Jonny Ferguson und Kid Barry hatten eine Tarnherde durch Tombstone zu treiben. Nur ganz wenige Rinder, Tie-re, die auch aus Mexiko kamen. Virgil Earp hatte Ferguson nicht passieren lassen.

      Es war sogar zum Kampf gekommen. Ferguson war niedergeschlagen worden. Und wenn Jenkins berichtete, daß die Herde hatte umkehren müssen, dann war das ein sehr schlechtes Zeichen, denn Ferguson hatte fünf Männer bei sich gehabt.

      Und Virgil hatte nur einen einzigen Mann bei sich.

      Jenkins rutschte aus dem Sattel und schlug seinen staubigen Hut aus.

      »Es riecht nach Pulver in den Straßen von Tombstone, Ike – obgleich alles still zu sein scheint«, sagte er dumpf. »Buster Loon hat seinen Laden geschlossen. Break und Idstein haben dichtgemacht. Und Garry Goldman will seinen Saloon auch vernageln, hieß es heute morgen.«

      Langsam zogen sich die Hände des Bandenführers zu Fäusten zusammen.

      »Wo ist Frank?«

      »Frank McLowery oder Frank Stilwell, Boß?«

      »Hast du Idiot je gehört, daß Ike einen Kerl wie Stilwell Frank nennt!« fuhr Billy den Cowboy an.

      »Frank McLowery ist nicht da, soviel ich weiß. Er hätte sich sonst sehen lassen. Henry Cidwell hätte sonst nicht versucht, Morgan anzugreifen, und die beiden Flahertys wären nicht auf die schiefe Idee gekommen, dem Marshal aufzulauern, wie es neulich Stilwell und Curly Bill versuchten. Solange Frank da ist, hat alles mehr Hand und Fuß. Am besten wäre es, wenn Ike in die Stadt käme.«

      Billy fauchte den Zwerg an:

      »Am besten wär es, wenn du das Ike selbst überlassen würdest, verstehst du. Vorwärts, kriech in deinen Sattel, und such Frank!«

      Jenkins nickte, stülpte sich seinen Hut auf und setzte einen Fuß in den Sattel.

      »Kann ich nicht wenigstens einen Drink bekommen?«

      Da schoß Billy auf ihn zu und riß ihn herum.

      »Hier ist keine Schenke, Jenkins! Hier ist die Clanton Ranch, und wenn du nicht sofort verschwindest, mache ich dir Beine!«

      Ike hatte stumm zugesehen.

      Er wußte längst, daß der ›kleine‹ Billy kein kleiner Billy mehr war. Daß er ihm nachgewachsen war und Phin längst ausgestochen hatte. Das war ein Mann, wie er ihn brauchte.

      Jenkins stob davon.

      Ike sah zum Corral hinüber.

      »Trotzdem – du bringst den Zaun in Ordnung, Bill.«

      Der Bursche zog die Lippen zwischen die Zähne und stemmte die Fäuste in die Hüften.

      »Phin, unsere Pferde. Wir reiten«, befahl Isaac Clanton.

      Billys Kopf flog herum.

      »Wohin reitet ihr?«

      »Das geht dich einen Dreck an.«

      »Ich dachte, wir sind Brüder. Und da werde ich dich doch fragen können…«

      »Das kannst du nicht!« herrschte Ike ihn an. »Aber ich will es dir trotzdem sagen: Wir reiten zum Kloster. Da warten Freunde von drüben auf mich.«

      Das ›Kloster‹ war die Ruine einer Mission, die von spanischen Mönchen vor Hunderten von Jahren dicht an der mexikanischen Grenze errichtet worden war. Seit langem benutzte Ike Clanton diesen Ort als Treffpunkt für seine ›Freunde‹ von drüben.


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