Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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sieht das also aus! Die Earps stellen sich vor einen Postkutschenräuber! Vor Doc Holliday! Und so etwas will hier in Tombstone noch mit dem Stern herumlaufen dürfen.«

      Tom McLowery stand plötzlich an der Vorbauecke vor Haffords Corner Saloon, gleich neben dem Marshals Office.

      »Das ist eine ziemlich eindeutige Sache!« krächzte er mit seiner blechernen, unangenehmen Stimme. »Die Earps sind Banditen und nennen andere Leute so! Sie verschanzen sich hinter dem Stern und werfen anständigen Leuten Diebstahl und Raub vor! Banditen sind sie! Yeah!«

      »Banditen!« echote Curly Bill in röhrendem Baß.

      Auch Stilwell und Claiborne fielen in den Chor ein.

      Phin Clanton kam torkelnd aus Bob Hatchs Saloon, der auf der anderen Seite lag. Er schrie im Chor der anderen mit und taumelte vor die Scheibe des Marshals Office.

      Plötzlich riß er den Colt aus dem Halfter und zertrümmerte das große Glas, auf das der Stern des Gesetzes gemalt war.

      Da sprang die Tür auf. Morgan Earp stand in ihrem Rahmen.

      Er sah Phin an, ging auf ihn zu, packte ihn am Arm und zerrte ihn ins Office.

      Man konnte von der Straße aus sehen, daß er ihn in den Zellengang führte. Gleich darauf fiel eine schwere Gittertür ins Schloß.

      Die Männer waren so verblüfft, und es war auch zu schnell gegangen, als daß jemand zum Eingreifen gekommen wäre.

      Und da war doch etwas, das die Banditen wie gelähmt verharren ließ: Die ganze Aktion hatte sie in ihrer Schnelligkeit und Präzision an einen Mann erinnert, an den niemand von ihnen erinnert werden wollte: an Wyatt Earp.

      Morgan glich dem Dodger Bruder Wyatt so sehr, daß man ihn im Halbdunkel oder erst recht bei Nacht leicht mit ihm verwechseln konnte.

      Jetzt röhrte Curly Bill:

      »Was soll das, Earp! Holen Sie ihn sofort raus, sonst tun wir es! Wissen Sie denn nicht, was Sie sich da geleistet haben? Er ist Phin Clanton!«

      »Ich weiß genau, was ich getan habe und auch wer er ist, Brocius! Und Ihnen sage ich: Machen Sie, daß Sie weiter kommen, sonst landen Sie noch bei Ihrem Freund Phin.«

      Curly Bill sah sich um.

      Pete Spence lauerte hinter einer Vorbautreppe. Tom McLowery, der Morgan am nächsten stand, rührte sich nicht. Indian Charly und auch die anderen blieben still.

      Sie warteten auf den anderen Earp, auf den Marshal Virgil Earp.

      Nur Frank Stilwell hielt nichts vom Warten. Er bückte sich, raffte einen Stein unter der Vorbaukante hoch und schleuderte ihn dem abdrehenden Morgan nach.

      Das heimtückische Geschoß traf den Sheriff von Santa Fé im Genick. Er schwankte nach vorn und wandte sich um.

      Da aber war Tom McLowery heran und hieb auf ihn ein.

      Noch in halber Betäubung warf Morgan ihm einen rechten Haken an den Schädel, der ihn zurückschleuderte.

      Aber schon war Curly Bill da und stürmte dem Angeschlagenen entgegen.

      Wilder Schlagwechsel.

      Pete Spence sprang auf den Vorbau.

      Indian Charly hielt sich zurück.

      Dafür griff Bill Claiborne ein.

      Zu dritt, ja zu viert droschen sie auf den Sternträger ein.

      Die Wut der Banditen schien sich wie eine Explosion entladen zu wollen. Sie zerrten den verhaßten Gegner auf die Straße. Dort ging es weiter.

      Noch im Unterbewußtsein schlug Morgan zurück.

      Spence wurde am Kinn getroffen und wankte.

      Curly Bill drang von der Seite mit wilden Hieben auf den Torkelnden ein.

      Claiborne kam von hinten.

      Und drüben stahl sich Indian Charly davon.

      Frank Stilwell, der Mann, der nur aus dem Hinterhalt heraus zu kämpfen verstand, schloß sich ihm an. Die beiden dachten an Virgil, der jeden Augenblick kommen konnte.

      Aber die anderen dachten nicht an ihn. Sie waren ja so gewaltig in der Überzahl, daß sie glaubten, selbst drei Earps nicht fürchten zu brauchen.

      Aber schon der eine machte ihnen höllisch zu schaffen.

      Da fällte ihn Bill Claiborne mit einem Hammerschlag auf den Hinterkopf.

      Morgan lag auf den Knien. Er konnte nichts mehr sehen, da ihm das Blut aus den Brauen in die Augen drang.

      Trotzdem wollte er sich wieder erheben.

      Das Johlen der Banditen kam nur noch wie aus weiter Ferne an sein Ohr.

      Tom McLowery versetzte ihm einen Fußtritt, der den Sternträger mit dem Kopf nach vorn in den Straßenstaub schickte.

      Aber wieder richtete sich der eisenharte Earp auf die Knie auf.

      Spence, der noch von dem Uppercut benommen war, schrie lallend:

      »Schlag ihn doch tot, Curly! Reiß ihn auseinander. Dann sind wir den wenigstens los.«

      Curly Bill Brocius war in Rage. Er, der wildeste der Clanton Gang, würde der erste sein, der einen der verdammten Earps auslöschte. Mit einem heiseren Schrei riß er die Rechte zum fürchterlichen Schlag hoch – und wurde wie von Geisterhand zur Seite geschleudert.

      Wild wie ein Raubtier fuhr er herum – und dachte, er sähe ein Gespenst.

      Anderthalb Yards vor ihm stand ein Mann. Sehr groß, breitschultrig, schmalhüftig, mit tiefbraunem Gesicht und einem Augenpaar, das etwas von der Farbe zugefrorener Bergseen an sich hatte. Sein Haar, das unter dem schwarzen flachkronigen Hut hervorsah, war schwarz. Energisch, und gutgeschnitten das Gesicht. Er trug ein weißes Hemd, eine schwarze Samtschleife, eine schwarze Weste und eine schwarze enge Lewishose, die unten über die hochhackigen Stiefel auslief.

      An den beiden Hüftseiten seines breiten, büffelledernen Waffengurtes sahen die schweren Kolben zweier

      fünfundvierziger Revolver hervor. Wie ein Rachegott stand er da.

      Die vier Banditen kannten ihn alle.

      »Wyatt Earp!« entfuhr es Pete Spences heiserer Whiskykehle.

      Da warf sich Claiborne herum, um zu flüchten.

      Der Missourier reagierte gedankenschnell. Seine Rechte flog herum, und der Backhander traf den Banditen wie ein Keulenschlag am Kopf.

      Curly Bill stürzte sich auf den neuen Gegner. Aber selbst mit all seiner Bullenkraft vermochte er diesem Mann nicht beizukommen.

      Der Dodger Marshal steppte mit einem halben Schritt zur Seite und wuchtete einen fürchterlichen linken Haken in die rechte Flanke des Verbrechers.

      Mit einem gellenden Schrei knickte Curly Bill Brocius, der Muskelmensch, in sich zusammen.

      Pete Spence riß ein Messer aus dem Gurt, aber schon traf ihn die rechte Faust des Marshals wie ein Hufschlag und warf ihn über Claibornes Körper.

      Dies alles war in Sekundenschnelle vor sich gegangen.

      Tom McLowery hatte den Coltgriff in der Rechten.

      »Nimm deine klebrige Hand vom Revolver, Tom!« Schneidend hart trafen die Worte des Missouriers das Ohr des Desperados.

      »Nein – nein!« schrie Tom und zog den Revolver.

      Da sauste der linke Stiefel Wyatt Earps hoch und traf das Handgelenk des Outlaws, ehe der Colt oben war.

      Die Waffe flog im hohen Bogen zur Seite.

      Drüben in der Eingangsnische der Cochise County Bank kauerte der Bandit Frank Stilwell. Mit flackernden Augen hatte er alles beobachtet.

      Seine Rechte hatte den Colt ganz langsam gezogen. Aber drüben auf der


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