Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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als die drei Tramps am Boden lagen und der letzte wie eine Vogelscheuche vor dem Marshal stand, da nahm Stilwell den Revolver hoch und zielte sorgfältig.

      Urplötzlich spannte sich eine braune Fraust um sein Handgelenk.

      Frank Stilwell war so erschrocken, daß er es nicht wagte, den Kopf zu wenden.

      Die näselnde Stimme Frank McLowery schlug an sein Ohr.

      »Wahnsinniger! Bildest du dir denn wahrhaftig ein, daß du ihn von hier aus treffen kannst?«

      »Frank«, entfuhr es Stilwell erleichtert, »du bist es! – Da, hast du gesehen, es ist Wyatt Earp! Wyatt Earp ist gekommen!«

      »Ich würde noch lauter brüllen, vielleicht hört er es dann! Nimm den Colt herunter, du Geisteskranker! Wenn er dich so sieht, bist du schon tot.«

      »Aber wenn ich ihn doch nicht treffen kann, dann er mich doch auch nicht…«

      »Ike hat es schon einmal gesagt, und ich sage es noch mal: Entweder bist du so gehirnschwach auf die Welt gekommen, oder der Whisky hat dich verblödet. – Erstens ist er ein anderer Schütze als du, und zweitens weiß jedes Kind, daß der Colt, den er da an der linken Seite trägt, doppelt so weit trägt wie ein normaler Revolver. Jedes Kind weiß das im Westen – nur Frank Thomas Daniel Stilwell nicht, der kluge Stilwell! Vorwärts, Mensch, schieb das Eisen weg. Wenn er hier herübersieht, bin ich durch dich verdammten Skunk auch noch in Gefahr.«

      »Und Tom? Dein Bruder…?«

      »Was denn? Ihn als einzigen hat er doch stehenlassen.«

      Der Cowboy aus dem San Pedro Valley hatte es mit einer gewissen Bitterkeit gesagt. Er war Zeuge des ganzen Fights gewesen. Wie angenagelt hatte er am Ende des Bankhauses auf der Vorbauecke gestanden und zugesehen.

      Wyatt Earp ist gekommen!

      Was Stilwell ausgesprochen hatte, dröhnte im Hirn des Desperados Frank McLowery wie in einer Kesselschmiede.

      Wyatt Earp ist gekommen!

      Es dröhnte in den Schädeln der Tramps, die sich jetzt, ächzend und stöhnend aus dem Straßenstaub erhoben.

      Auch Morgan stand wieder auf den Beinen.

      »Geh ins Office«, sagte Wyatt.

      Morgan torkelte davon und kam gleich darauf mit einer Winchester zurück.

      Wyatt sah ihn fragend an.

      Morgan lud die schwere Waffe durch.

      »Da drüben steht Frank McLowery.«

      Ohne sch umzudrehen, entgegnete der Dodger Marshal:

      »Ich weiß, und die Ratte Stilwell steht neben ihm. Bring die Flinte trotzdem weg, Morg.«

      Der zog die Brauen hoch, wandte sich um und blieb in der Tür auf einmal stehen. Dann fuhr er rasch herum und starrte den Bruder entgeistert an.

      »He, Wyatt – wo kommst du denn her?« Erst jetzt war ihm alles richtig zum Bewußtsein gekommen.

      Der Marshal blickte den Tramps nach, die in der Thirdstreet davonzogen.

      »Ich komme aus Dodge, Morg.«

      Morgan stellte den Gewehrkolben hart auf die Vorbaudielen. Plötzlich lachte er über sein ganzes, von blutigen Schrammen bedecktes Gesicht.

      »Dora hat recht…«

      »Hatte sie wieder einen ihrer Wutanfälle?« fragte Wyatt, aber man hörte, daß er die Sache nicht sonderlich tragisch nahm.

      »Yeah – aber in einem hat sie eben recht. Ich weiß es jetzt endgültig: du bist nicht zu erreichen! Damned, wie kommst du ausgerechnet in dieser verdammten Minute hierher? Und weshalb? By Gosh, als Claiborne fiel und Curly neben mir in den Dreck plumpste, dachte ich: Das kann nur Wyatt sein. Yeah, du wirst es mir nicht glauben, aber es ist wahr! So kracht es nur, wenn du zuschlägst! Ich habe natürlich nicht wirklich gedacht, daß du hier sein könntest, in so einem vertrackten Augenblick fällt einem das Denken nämlich ziemlich schwer. Aber als sich dann Spence um seine eigene Achse drehte, hell und all thousand devils – wer sollte sonst noch so ein Feuerwerk loslassen?« Morgan ging auf den Bruder zu und hielt ihm die Hand hin.

      »Erst bringst du die Flinte weg.«

      Morgan lachte breit, brachte das Gewehr ins Office und kam wieder auf die Straße.

      Wyatt saß auf der Vorbautreppe und hatte sich eine Zigarre angezündet. Die beiden Brüder begrüßten einander herzlich.

      »Wo ist Virgil?« erkundigte sich Wyatt.

      Morgan deutete über seine Schulter. »Er schläft.«

      Wyatt nickte, dann flog sein Kopf herum. Er sah den ›kleinen Morg‹ verdutzt an.

      »Sag mal, bist du vielleicht krank? Er schläft? Im Office? Jetzt am hellen Tag?«

      Morgan nickte und grinste wie ein Schuljunge.

      »Bei dem Lärm?« Wyatt zog ungläubig die dunklen Brauen zusammen. »Die Kerle haben das Fenster doch sicher auch vorhin zerschlagen?«

      »Schon, aber Virg hat einen guten Schlaf.«

      Wyatt erhob sich und betrat das Bureau. Hinten in dem kleinen Nebengemach lag Virgil und schlief tatsächlich.

      Wyatt griff nach dem Glas, das neben ihm auf der Konsole stand, und roch daran. Dann sah er dem Bruder forschend ins Gesicht.

      »Mir scheint, du hast seinem tiefen Schlaf ein bißchen nachgeholfen?«

      Morgan zuckte die Schultern.

      »Das war auch nötig. Doc Goodfellow hat ihm das Zeug gegeben, weil er seit dem Schlag auf den Kopf nachts schlecht schlafen kann. Stilwell oder Brocius haben ihm neulich in der Dunkelheit mit einer Faßdaube niedergeknüppelt. Er soll die Pillen schlucken.«

      »Welche Pillen?

      Morgan nahm ein leeres Fläschchen aus der Tasche.

      »Er nahm sie aber nicht. Jeden Abend nahm er eine heraus und steckte sie Doras Beruhigung in den Mund. Wenn wir dann auf den Hof oder auf die Straße gingen, spuckte er das Zeug sofort aus. Ich schlucke doch kein Gift, sagte er. Und heute morgen hatte er Durst. Ich holte ihm nebenan bei Bob ein Glas Bier.«

      »Und da hast du ihm die Pillen hineingetan.«

      »Ja…«

      »Wieviel waren denn noch in dem Fläschchen?«

      »Och, so drei oder vielleicht auch fünf…«

      »Das heißt: es können also auch sieben gewesen sein?«

      »Allerhöchstens, Wyatt. Ehrenwort.«

      Der Marshal schüttelte den Kopf.

      »Menschenskind, du hättest ihn doch vergiften können.«

      »Aber er war todmüde und lief nur noch wie ein Gespenst durch die Gegend. Er mußte einfach einmal richtig schlafen. Lange und gründlich. Und das tut er jetzt, wie du siehst.«

      »Hoffentlich wird er auch wieder wach«, meinte Wyatt kopfschüttelnd, ging hinaus und suchte sofort Doc Goodfellow auf.

      Der kam ihm schon an der Tür entgegen.

      »Wyatt, ich habe alles mitangesehen. Ich habe geweint, daß ich nichts für Morg tun konnte. Ich bin eben kein Kämpfer – und vor allem bin ich zu alt…«

      Wyatt berichtete ihm die Sache mit den Pillen.

      Goodfellow schlug sich die Hand vor den Mund.

      »Morg ist ein Engel. Auf den Dreh bin ich noch gar nicht gekommen. Jetzt schläft Virgil also endlich. Er machte mir nämlich wirklich schon Sorgen.«

      »Kann ihm das Zeug denn nichts schaden?«

      »Nein, wenn er nur sieben Pillen geschluckt hat, dann tut ihm das nichts. Im Gegenteil, er ist ein harter Bursche und wird sich


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