Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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der noch den rauchenden Revolver in der Hand hielt.

      Langsam brach der Sheriff von Camp Bowie zusammen.

      Er war sofort tot. Das war das Ende seines für ihn so beschwerlichen Weges vom Camp hierher.

      Mit ausdruckslosem Gesicht hatte Ike Clanton die Szene beobachtet. Frank ging rasch auf die Balustrade zu.

      »Ein Spion…«

      Ike sah ihn aus kieselharten Augen an.

      »Hast du dir einmal Gedanken darüber gemacht, wie die Sache auszutragen ist«, überging der Bandenführer die Erklärung und den blanken Mord, bei dem er eben Zeute gewesen war.

      »Du meinst, den Kampf in Tombstone?«

      »Yeah.«

      Frank stieg langsam die abgetretenen Stufen der Balustrade hinauf.

      »Wir werden sie wegfegen.«

      »Wen?«

      »Virg und seinen Bruder, der ja nun einmal dabei ist.«

      »Und wer ist wir?«

      »Wir… Na, jedenfalls ein paar von uns. Wir beide, Tom, Claiborne, Curly Bill und Pete Spence…«

      Der Bandenführer schüttelte den Kopf.

      »Nein, Frank. Wir treten nicht mit sechs Mann gegen die beiden auf die Straße.«

      »Sondern…?«

      »Das erledigen zwei von uns.«

      Frank schluckte.

      »Und wer sollte das sein?«

      »Die besten von uns.«

      Der ältere McLowery schickte einen Seitenblick zu seinem Bruder.

      Der stand noch unten im Hof. »Ich gehe immer mit Frank, Ike.«

      »Du tust, was ich sage!« knurrte der Boß ihn an.

      Tom senkte den Kopf.

      Und sein Bruder hatte plötzlich ein verdammt heißes Gefühl in der Kehle.

      Ike wollte also mit ihm allein in den Fight gehen!

      »All right!« sagte er dumpf. »Wie du meinst, Ike…«

      Indian Charly lungerte in einer Mauernische herum und sagte, ohne irgend jemanden anzusehen:

      »Das ist eine faire Sache, Boß. Nur – die Earps schießen zu gut. Ich meine…«

      »Halt’s Maul!« herrschte Frank ihn an.

      »Ich meine…«, fuhr der Mestize unbeirrt fort, »daß ihr beide auch gut schießt. Aber bei solchem Gleichgewicht ist die Gefahr zu groß, daß wir alle nachher unter einer fehlgegangenen Kugel zu leiden haben. – Deshalb werde ich jedenfalls in der Nähe sein. Und wie ich Curly Bill kenne, kann ihn auch niemand halten.«

      Ike Clanton schrie:

      »Du hältst dein ungewaschenes Maul, Rothaut! Es ist Kampf. Und er muß so durchgestanden werden, daß nachher niemand etwas daran aussetzen kann.«

      Das Halbblut grinste.

      »Well. Aber was ist, wenn Doc Holliday ganz plötzlich wieder auftaucht? Vielleicht haben dir deine lieben Freunde, die dir immer um den Bart streichen, noch nicht verraten, daß der Spieler vor einigen Tagen in der Stadt war.«

      Der Bandenchief wurde um zwei volle Töne blasser. Sein Schädel flog zu Frank McLowery herum.

      »Was faselt das Stinktier da?«

      Frank rieb sich die Fingernägel an den Aufschlägen seiner Weste blank. »Ach ja, hältst du es denn für so wichtig? Ich vergaß, es dir zu berichten.«

      »Holliday war in der Stadt?« forschte Ike fassungslos. »Und das sagst du mir nicht?«

      »Na und? Willst du dich deshalb aufkrempeln?«

      »Aufkrempeln? Mensch, wenn dieser Wolf in der Gegend ist, dann sieht doch alles ganz anders aus! Dann muß ich doch die Sache völig anders einrichten. Idioten seid ihr, unfähige Idioten, alle miteinander.«

      Stumm standen die Banditen um ihren Anführer herum.

      Frank McLowery wurmte die Art, in der Ike mit ihm sprach, aber auch er riskierte keine Entgegnung mehr.«

      Es war der Halbindianer, der das Schweigen brach:

      »Ist doch alles in Ordnung. Ich bin in der Nähe, Curly Bill und Pete Spence auch. Wir halten auf jeden Fall das Gewicht in der Waage, falls der verdammte Doktor drüben auftauchen sollte.«

      »Nichts da!« brüllte Ike. »Ich werde mir die neue Lage genau überlegen müssen. Auf jeden Fall müßt ihr sofort in die Stadt. Frank, nimm die anderen alle mit.«

      McLowery nickte.

      »Und du…? Wo finde ich dich?«

      »Ich habe noch einen Weg zu erledigen. Dann komme ich auch in die Stadt…«

      *

      Clarke McIntosh war nach Tombstone gekommen. Man gedachte bei der Regierung den Überfall auf die Overland an der Butterfield Route nicht so ohne weiteres hinzunehmen. Clarke McIntosh war einmal ein hoher Offizier gewesen, der heute in Zivil für die Regierung arbeitete.

      Er stand in Tombstone bei Richter Spencer und erklärte ihm:

      »Sie können mir sagen, was Sie wollen: der eine war Doc Holliday. Well, einer der Banditen sagte es, aber es war mir ohnehin sofort klar! So mußte Doc Holliday aussehen. Groß, schlank, hager, gefährlich…«

      Der Richter sog die Luft tief in seinen mächtigen Brustkasten.

      »Würden Sie ihm das selbst sagen, Mister McIntosh?«

      Der Regierungsmensch schrak zusammen.

      »Wo denken Sie hin, Richter! Ich – soll das diesem höllischen Menschen selbst sagen? Ich bin doch nicht lebensmüde!«

      »Hm, wir werden aber nicht darum herumkommen. Wenn ein Mensch angeklagt wird, muß man es ihm auch sagen.«

      »Um Himmels willen, ist er denn in Tombstone?«

      »Ich glaube nicht. Aber das sagt nicht viel. Er kann jeden Augenblick in der Stadt auftauchen. Wie ich ihn kenne, wird das sogar ziemlich sicher geschehen. Denn hier braut sich etwas zusammen.«

      »Was denn, um Gottes willen?« erkundigte sich McIntosh, wobei er nach seinem Hut und seinem Stock griff.

      »Dinge, die Sie doch nicht verstehen würden, Mister. Ich verstehe sie ja selbst kaum.« Und während er sich abwandte und aus dem Fenster auf die Toughnutstreet schaute, meint er seufzend:

      »Vielleicht versteht sie niemand. Nicht einmal die, um die es dabei geht.«

      Mister McIntosh hatte es plötzlich fürchterlich eilig. Und er bereute bereits heftig, daß er kurz nach seiner Ankunft in Tombstone in einer großen Schenke über den Grund seines Kommens geredet hatte.

      Es ist nie geklärt worden, ob der pfauenhafte Mann nun aus purer Eitelkeit, aus Ruhmsucht oder als ein von den Clantons Bestochener nach Tombstone gekommen ist. Tatsache bleibt, daß er sehr rasch die Flucht ergriff und gar nicht daran dachte, etwa in einem Prozeß gegen Holliday als vermeintlichen Postkutschenräuber auszusagen.

      Lloyd Nugent, der Overlanddriver, sah später in Benson ein Foto Doc Hollidays – es war in Flys Galery zu Tombstone geknipst worden, und es war das einzige, das der Georgier je von sich hatte anfertigen lassen. Nugent erklärte vor Zeugen in Benson und auch in Dos Cabezas: Das war bestimmt nicht der Mann, der bei dem Überfall dabei war.

      Und als man den Toten neben der Fahrstraße aus der Erde holen wollte, um sein Gesicht zu sehen – war er verschwunden.

      So einfach war es nicht, gegen die Clantons zu Felde zu ziehen.

      Es war der vierschrötige Curly Bill, der sich in der Nähe vom Marshals Office aufbaute


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