Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


Скачать книгу
ihn töten, morden! Virg ist kein Mensch wie Wyatt. Er hat nicht…«

      Morgan wollte hinaus.

      »Du sollst mir zuhören.«

      »Dora, ich mag es so wenig wie Virg, wenn über Wyatt geschimpft wird. Sorry.« Er suchte rasch wegzukommen; aber Dora Earp hatte seine kurze Weste schon gepackt.

      »Ihr mögt es nicht! Ich weiß. Aber ich halte es für meine Pflicht, es euch zu sagen. Ihr seid beide keine Wyatts. Virg nicht, und du auch nicht. Ihr seid keine Sheriffs. Ihr seid nicht hart, wie er hart ist. Ihr könnt nicht schießen wie er, habt keine Freunde wie er…«

      »Er hat auch keine Freunde«, unterbrach Morgan hastig.

      »Ach? Und Doc Holliday, ist er nicht sein Freund?«

      »Ich weiß es nicht«, knurrte er.

      »Ihr werde es beide bereuen, du und Virgil. Damned, weshalb wollt ihr Wyatt nachäffen?«

      Da wandte Morgan sich noch einmal um.

      »Hör zu, Dora. Ich will nicht mit dir streiten. Aber wir beide lieben Wyatt. Noch etwas: Hast du vielleicht mal darüber nachgedacht, daß Virgil hier Feinde hat? Wyatt hat oben in Dodge City eine Mauer geschaffen, die so leicht keine Bande mehr durchbricht. Und bei mir drüben in Santa Fé stehen genug Boys, die so etwas wie eine Clanton Crew gleich ersticken. Hier aber ist dein Mann Sheriff…«

      »Ich denke, Jonny Behan ist Sheriff?«

      Eine spöttische Lache huschte über Morgans Gesicht.

      »Jonny Behan? Er ist eine Puppe. Eine Marionette für Ike Clanton. Virgil ist hier Gesetzesmann, Dora. Und wenn Wyatt ihm beisteht, mußt du ihm dafür dankbar sein.«

      »Dankbar, ich? Wofür?« zeterte die Frau erbost. »Daß Virg durch ihn ein Mensch geworden ist, der ständig Feinde hat? Daß er jeden Augenblick mit einer Kugel im Leib ins Haus getragen werden kann? Nein, Morgan Earp! Du kannst mich nicht beirren: Wyatt ist an allem schuld. Wenn er nicht der große Sheriff ist, dann hätte mein Mann auch wohl niemals den blauen Rock ausgezogen.«

      Der junge Mann blickte seine Schwägern zornig an.

      »Niemand hat den Lieutenant Earp gekannt. Den Tombstoner Marshal Earp kennt jeder. Aber auch darauf kommt es nicht an. Virg ist Gesetzesmann; er ist das, was sein Bruder Wyatt ist, und was ich bin. Er erweist auf seinem Platz diesem Lande ganz sicher einen größeren Dienst, indem er nämlich dem Gesetz zum Durchbruch verhilft, als wenn er irgendwo in einem Fort viele Jahre lang auf der faulen Haut läge. – Well, in Tombstone wird es Kampf geben, und wir werden bei diesem Kampf an Virgils Seite stehen.«

      »Kampf, Kampf, immer wieder Kampf!«

      »Yeah, Kampf!«

      Als Virgil an diesem Tag nach Hause kam, fand er unter dem Türschlitz einen Brief. Er riß ihn auf und las die wenigen Worte, die da in Krakelschrift standen:

      Verschwinden Sie aus der Stadt, Virgil Earp. Sie werden sonst das Ende dieses Monats nicht erleben!

      Ohne Unterschrift.

      Virg knüllte den schmierigen, mit Fettflecken und Tintenklecksen besäten Fetzen zusammen und stopfte ihn in seine Westentasche.

      Mit seiner Frau sprach er nicht darüber. Auch nicht mit seinem Bruder Morgan.

      Doch als Morg an diesem Abend gegen halb zehn vor seinem Gesicht ein Bowiemesser in einen Türbalken klatschen und im Holz federnd stecken sah, hielt Virgil, der nur einen Schritt vor ihm ging, inne und riß seinen Revolver aus dem Halfter.

      »Verdammte hinterlistige Bande!«

      Morgan zog das Messer aus dem Holz und schob es in seinen Gurt. Er meinte nur:

      »Offenbar führen die Clantons jetzt einen lautlosen Indianerkrieg gegen uns.«

      Was in diesen Tagen von seiten der Banditen auch gegen die Earps unternommen wurde – es schlug alles fehl. Morgan ließ alles von sich abprallen wie Wasser von einer Regenhaut. Aber Virg machte sich schwere Sorgen.

      Nicht seinetwegen; er war hart wie Morg. Er sorgte sich um seine Familie. Um Dora und die Kinder.

      So gut wie der Schlag mit der schweren Faßdaube die Schädelbasis verfehlt hatte, hätte er sie tödlich treffen können. Und der schwere Stein, der durch das große Fenster seines Büros hereingeschleudert worden war, hätte ihn ebenfalls lebensgefährlich treffen können.

      Mayor Clum suchte Virgil in seinem Office auf.

      »Hallo, Marshal!«

      »Hallo, Mayor!«

      Der alte Zeitungsmann und jetzige Bürgermeister von Tombstone ließ sich seufzend auf einen Hocker nieder.

      »Wie geht’s?«

      »Leidlich.«

      Clum zündete sich eine Pfeife an.

      »Ich weiß nicht, Virg – ich werde das Gefühl nicht los, daß es in Tombstone stinkt.«

      »Das Gefühl habe ich schon lange, Mister Clum.«

      »Well, aber jetzt ist es besonders stark. Irgend etwas liegt in der Luft…«

      Virgil Earp nickte. »Da können Sie recht haben. Wenn ich bloß wüßte, was es ist.«

      Der Mayor rieb sich die Nase und stopfte die hochgegangene Glut in den Pfeifenkopf zurück.

      »Ich werde mal mit Behan sprechen. Vielleicht weiß er ja etwas.«

      Virgil ließ ein leises Lachen hören.

      »Sie sind ein Optimist, Mayor. Selbt wenn er etwas weiß – Sie werden aus diesem Kerl nichts herausbringen.«

      Jonny Behan blickte mit Unbehagen im Genick auf, als der Bürgermeister sein Büro betrat.

      »Sheriff, ich muß Sie sprechen.«

      »Ja, was wollen Sie, Mayor? – Ich meine…«

      Clum ließ sich auf einer nicht eben sehr sauberen Wandbank nieder. Und dann begann er. Aber so geschickt er es auch versuchte – er brachte aus dem verstockten, unsicheren, feigen und doch wieder verschlagenen Hilfssheriff von Tombstone nichts heraus. Mußte ihn aber in dem festen Bewußtsein verlassen, daß dieser Jonny Behan eine ganze Menge von dem wußte, was in der Stadt vorging.

      Als er schon an der Tür war, schnarrte Behan dem Bürgermeister zu:

      »Morgan Earp ist in der Stadt.«

      John Clum wandte sich um.

      »Ich weiß. Und…?«

      Behan zog die Nase geräuschvoll hoch und gab sich sorgenvoll.

      »Hoffentlich gibt’s keinen Ärger.«

      John Clum lachte dröhnend auf.

      »Sie machen mir Spaß, Behan. Sie wissen doch so gut wie ich und jeder andere in dieser nervösen Stadt, daß Morgan Earp ein friedlicher Bursche ist, wenn ihn niemand reizt.«

      »Kann sein, aber vielleicht sind die Männer um ihn nicht auch so friedlich.«

      Da kam der Mayor zurück und blieb vor dem Schreibtisch des Hilfssheriffs stehen.

      »Wissen Sie, Behan. Sie sind ein merkwürdiger Bursche. Jetzt haben Sie zum erstenmal gewagt, Farbe zu bekennen.«

      Jonny Behan lief rot an.

      »Ich – ich habe Farbe bekannt? Das – was soll das denn heißen?«

      »Sie haben gegen die Earps geredet.«

      »Na und? Das tun doch viele Leute.«

      »Viele?« Der Mayor schüttelte den Kopf. »No, Behan. Nur die, die auf seiten einiger Strolche stehen.«

      »Ich kümmere mich nicht um die kleinen Streitigkeiten der Leute. Ich bin schließlich Sheriff…«

      »Well. Und Virgil Earp ist US Marshal.


Скачать книгу