Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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Stimme. »Well, dann reite zum Kloster. Aber reite allein. Phin wird mir bei dem Corralzaun helfen. Ich bin hier kein Knecht für euch! Wenn du schon der Boß bist, dann reicht mir ein Boß. Phin kann hierbleiben und mitarbeiten.«

      »Da hast du nicht einmal so unrecht.« Zum erstenmal schob Ike seinen ständigen Schatten, seinen Bruder Phineas, ab. Der ›kleine‹ Billy hatte sich durchgesetzt.

      Mit gleichgültiger Miene nickte Phin und wandte sich zum Hauseingang.

      Ike nahm die Zügel hoch.

      »Wann kommst du zurück?« fragte Billy.

      Ike zog die Brauen finster zusammen.

      »Das wirst du schon erleben.«

      »Und wenn es inzwischen in Tombstone losgeht?«

      »Was soll losgehen?« röhrte Ike. »Ohne mich kann gar nichts losgehen! Außerdem seid ihr alle viel zu nervös. Das County gehört uns, und Tombstone liegt im County.«

      »Gehört Tombstone dir auch?«

      »Ich habe das verdammte Gefühl, daß du darauf wartest, daß ich absteige, um dir eine runterzuhauen, Bill! – Tombstone ist meine Stadt, unsere Stadt. Und wer sie uns streitig machen will, der stirbt. Larry Anderson hat in den Sand gebissen, als er mit seinen Boys kam. Marty Collins liegt auf dem Craveyard, Norman Teck und Jack Billinger sind ihm gefolgt. Und wie war es mit Bliff Bristol, he? Ich habe ihn ausgelöscht wie alle anderen vor ihm, die sich in Tombstone Rechte anmaßen wollten, die ihnen nicht zustanden.«

      »Und die Earps?«

      Ike Clanton schien einen Schein blasser geworden zu sein, als sein jüngerer Bruder diesen Namen aussprach.

      »Die Earps? Hör zu, Billy, es wohnt nur ein Earp in Cochise County.«

      »Aber die anderen gibt’s auch. Es gibt sie, wie es beispielsweise die beiden McLowerys gibt, die ja auch nicht aus dem County stammen, die aber doch mit dir reiten. So gibt es eben Wyatt Earp, Doc Holliday und Morgan Earp.«

      »Ich hörte, daß Morgan in der Stadt ist. Er hat Pech. Hätte daheim bleiben sollen, wenn in Tombstone gerade reiner Tisch gemacht wird.«

      »Und wann willst du reinen Tisch machen?«

      »Du fragst entschieden zuviel, Boy.«

      »Nein – ich frage nur, was ich fragen muß. Du willst die große Herde durchs County treiben. Du willst sie sogar durch Tombstone bringen. Und dazu hast du alle deine Leute aufgebracht. Ich weiß, daß Cleve Norton und Mat Fedderson in Tombstone sind, daß Vinc Cattova und Charlie Best zum Kloster kommen, daß die Hendersons unterwegs sind und die Slaughters in der Stadt gesehen worden sind. Du willst die Earps endgültig stellen…«

      »Nicht die Earps!« brüllte der Bandenführer. »Nur Virgil Earp!«

      Billy schob sich eine störrische lackschwarze Haarsträhne aus der Stirn.

      »Hoffentlich wartest du damit nicht, bis er in der Stadt ist.«

      Es war eine halbe Minute still. Phin spürte, wie ihm ein kalter Schauer über den Rücken kroch.

      Und obgleich Ike genau wußte, wen Bill gemeint hatte, fragte er mit schiefgelegtem Kopf und rostiger Stimme:

      »Er…?«

      »Ich meine den einzigen, den du zu fürchten hast: Wyatt Earp!«

      Ike sog die Luft tief ein und sah über das steppenartige Land, das sein Haus umgab, und sagte wie nebenher:

      »Wenn er kommt und mitsterben will, Bill, dann ist das allein seine Sache.«

      »Wenn er kommt, ist es nicht ausgeschlossen, daß auch Doc Holliday kommt.«

      »Auch er lebt schon viel zu lange«, knurrte der Bandenführer. »Sie können beide mit Virg und Morg abkratzen. Und sie werden abkratzen!« Plötzlich schrie er mit drohend erhobenen Fäusten:

      »Ich werde sie vernichten! Alle, die gegen mich sind, die mir den Weg verlegen wollen. Sie werden ausgerottet, mit Stumpf und Stiel. Und wenn sie alle hier sind, um so besser. Dann ist es ein Abwaschen. Ich dulde keine Quertreiber in meinem Land…«

      *

      Gegen Abend ritten Phin und Billy Clanton in die Allenstreet ein.

      Die Stadt machte einen sonderbar bedrückenden Eindruck, dem sich auch die beiden Reiter nicht entziehen konnten.

      Virigl Earp war auf dem Weg zum Post Office, als er die beiden sah.

      Billy hielt sein Pferd an.

      »He, Phin, sieh dir den Mann mit dem Stern an. Noch lebt er. Wie gesund manche Leute doch vor ihrem Tod aussehen.«

      Virgil hatte diese lautgesprochenen Worte eigentlich überhören wollen, aber das entsetzte Gesicht zweier Bürger, die auf dem Vorbau standen, veranlaßte ihn doch zu einer Entgegnung.

      »In deinem Alter sollte man doch nicht vom Tod sprechen, Boy. Er läßt nicht mit sich spaßen. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß er manchmal Appetit gerade auf blutjunge Burschen hat, die ein zu großes Maul riskieren.«

      Billy Clanton wurde flammendrot vor Zorn. Er rutschte aus dem Sattel. Wäre Phin ihm nicht im Hechtsprung aus dem Sattel nachgesprungen und hätte ihn im Sturz mit sich niedergerissen, so wäre der verblendete Bursche tatsächlich auf den bulligen Marshal zugerannt.

      Phin keuchte.

      »Du bleibst, Billy, oder ich schlage dir den Schädel ein.«

      Der bedeutend gewandtere Billy riß sich los und federte hoch. Drohend stand er vor dem Bruder.

      »Was fällt dir ein. Wie kannst du mir ins Kreuz fallen! Ich sollte dich…«

      »Mach hier kein Lamento!« fuhr Virgil dazwischen. »Wenn ihr krakeelen wollt, könnt ihr das draußen in eurem Kuhstall tun!«

      Billy Clanton bebte vor Wut.

      »Kuhstall? Hat er – Kuhstall gesagt, Phin?«

      Da trat Virgil Earp dicht an ihn heran. Er überragte den ungebärdigen Burschen um eine halbe Haupteslänge.

      »Yeah, Billy, ich habe Kuhstall gesagt. – Phin, nimm deinen kleineren Bruder und wasch ihm den Kopf in kaltem Wasser, sonst gibt’s Ärger.«

      Phin, der hinter Billy stand und sah, daß der mit einem wilden Schrei losstürmen wollte, hatte den Colt hochgerissen und den Bruder niedergeschlagen.

      Er packte den Torkelnden und schleppte ihn zum Pferd.

      Virgil half ihm, den Burschen in den Sattel zu bringen.

      »Verschwindet!«

      Phin ritt ein paar Schritte weiter, wandte sich dann um und schrie wie ein heiserer Kojote:

      »Wir verschwinden, wann wir wollen. Die Stadt können Sie uns nicht verbieten! Je eher Sie das begreifen, Earp, um so besser ist es für Sie!«

      »Schwing keine Reden, Clanton, zieh ab!«

      Aber Phin dachte gar nicht daran, zu verschwinden. Er brachte Bill zu seinem Onkel Jonny Harwood, der an der Ecke der Third- und Fremontstreet, also direkt neben dem Eingang zu O.K. Corral wohnte.

      Der alte Harwood sah dem benommen dreinblickenden Burschen, den Phin stützte, verstört entgegen.

      »Damned!« knurrte der vor siebzehn Jahren aus Manchester eingewanderte Engländer ärgerlich. »Was habt ihr denn jetzt schon wieder angestellt? Könnt ihr denn keine Ruhe halten?«

      »Billy wollte sich mit Virgil Earp anlegen!«

      »Mit Virgil – sagt mal, seid ihr verrückt? Dann stimmt es also, was in der Stadt gemunkelt wird, daß euer Bruder Ike zum großen Schlag gegen den Marshal ausholen will?«

      »Yeah, es stimmt!«

      Billy steckte seinen Kopf in eine Pferdetränke. Das lange schwarze Haar flog um seinen Kopf, als er die Nässe wie ein Hund von sich


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