Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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zuckte zurück und rannte wie von Furien gepeitscht hinaus.

      Holliday blieb vier Yards vor dem jüngeren McLowery stehen.

      Der hatte die Hand von seinem Glas genommen. »Was – wollen Sie, Doc?« kam es heiser aus seiner Kehle.

      Der Spieler sah ihn nur schweigend an.

      Dem Verbrecher wurde höllisch unbehaglich zumute. Plötzlich brüllte er los: »Was wollen Sie?«

      Als der Gambler auch jetzt noch nichts sagte, ihn nur unverwandt ansah, schrie Tom mit überschlagender Stimme:

      »Was wollen Sie von mir? Ich – habe nichts – mit Ihnen zu schaffen, Doc!« Er drehte ab und stakste auf steifen Beinen zur Tür.

      Als die Schwingarme hinter seinem Rücken zuschlugen, warf der Georgier ein Geldstück auf die Theke.

      »Brandy!«

      Sehr rasch schob ihm Jonny Gennan ein Glas Brandy über die Theke.

      Der alte Norton rieb sich das Kinn. Das Unbehagen, das ihm Tom McLowery eingeflößt hatte, war noch stärker geworden. Norton warf zwei Nickel auf das Thekenblech und schlurfte hinaus.

      Der Gambler trank in Ruhe sein Glas aus und verließ dann die Schenke ebenfalls.

      Vorm Crystal Palace hatte eine gutaussehende blonde junge Frau gewartet, die sofort auf den Georgier zulief.

      »Doc! Um Himmels willen! Die Clantons verbreiten in der Stadt das Gerücht, du hättest…«

      Der Mann wehrte die Frau von sich und sah mit harten Augen die Straße hinunter.

      »John!« Die hübsche junge Frau spannte ihre schlanke Hand um den Unterarm des Mannes. »John, es geschieht etwas. Etwas Furchtbares! Ich fühle es. Was wollen sie von dir? Du mußt weg. Wir könnten heute noch die Overland hinüber nach Santa Fé nehmen. Wir fahren weiter nach Dodge City. John, ich flehe dich an! Du weißt, ich habe es unten in Fort Griffin auch gespürt, in Syracuse und in Virginia City. Es war schlimm. Aber hier zieht sich etwas Fürchterliches zusammen.«

      »Laß mich in Ruhe!«

      Wieder löste der Mann ihre Hand von seinem Arm und wandte sich ab.

      Kate Fisher sah ihm nach, als er mit seinem elastischen, federnen Schritt die Straße überquerte und auf Velbers Mietstall zuhielt.

      Wenige Minuten später sah sie ihn aus dem Tor kommen. Er saß im Sattel seines Scheckenhengstes und ritt nach Osten aus der Stadt.

      Tom McLowery kreuzte gegen zehn Uhr im Crystal Palace auf. Er lehnte sich mit dem linken Ellbogen auf die Theke.

      »Schon gehört, Boy? Holliday ist verschwunden.«

      Der Keeper nickte nur und spülte seine Gläser weiter aus.

      »He, Schnapsverdünner, ich habe dich etwas gefragt.«

      »Yeah, ich habe gehört, daß er weggeritten ist.«

      Da fuhr der Bandit herum und knurrte: »Weggeritten? Geflohen ist er, Mensch! Aber das kann ja ein Dummkopf wie du nicht kapieren. Der Hund ist geflohen, weil er weiß, was ihm hier blüht.«

      »Was blüht ihm?« forschte der schiefgesichtige Messerwerfer Frank Stilwell, der angetrunken am Stirnende stand.

      Tom sah ihn wütend an. »Was einem Mann eben blüht, der eine Postkutsche überfallen hat.«

      »Ich verstehe gar nicht, daß er getürmt ist«, meinte der Gorillamensch Curly Bill Brocius, »wo doch die Earps ganz sicher für ihn einstehen werden?«

      »Die Earps?« Tom wandte sich um. »Hm? Virgil ist ein sonderbarer Vogel; ich weiß gar icht, ob er sich so ohne weiteres vor ihn stellen würde.«

      »Morg ist doch auch in der Stadt«, krächzte Frank Stilwell.

      »Morg?« Tom schob sich eine widerborstige schwarze Haarsträhne aus der Stirn. »He, das wußte ich noch gar nicht. Was will denn der Bursche hier?«

      »Einer von den Kerlen scheint dauernd hier zu Gast zu sein!« krächzte der kleine hartgesichtige Eddie Flanagan.

      »Das werden wir ihnen schon noch austreiben!« röhrte Frank Stilwell mit einer weitausholenden theatralischen Geste.

      Indian Charly, der schlitzäugige verschlagene Mestize, beugte sich tief über das Thekenblech und meinte mit seiner gutturalen Stimme:

      »Es wundert mich, daß Wyatt Earp so lange nicht mehr hier war.«

      Wie auf ein stummes Kommando flogen die Köpfe der Tramps herum.

      Auch Frank McLowery, der in diesem Augenblick die Schenke betreten und den rechten Schwingarm der Tür noch festgehalten hatte, warf den Kopf zur Seite und ließ den Türpendel los.

      Tom pfiff: »He, Rothaut, was schnatterst du da? Wyatt Earp? Willst du vielleicht den Teufel an die Wand malen? Wir sind froh, daß wir den Zahnklempner mit seinen höllischen Schießeisen los sind, und jetzt faselst du von seinem Kompagnon!«

      »Ich finde, ihr faselt überhaupt alle zuviel!« kam da Frank McLowerys näselnde Stimme vom Eingang her.

      Curly Bill blickte sich um. »He, Frank, wo kommst du denn so plötzlich her? Ist Ike etwa auch in der Stadt?«

      Der Desperado dachte gar nicht daran, auf diese Frage eine Antwort zu geben.

      Stilwell wischte sich durch sein vom Whisky stark gerötetes Gesicht und lachte blöd.

      »Frankieboy! Wie sieht’s aus?«

      »Maulhalten!« fuhr ihn der Desperado an.

      »Yeah, Maulhalten!« lallte Stilwell dumm. »Immer sollen wir das Maul halten.«

      »Richtig«, glaubte Curly Bill zustimmen zu müssen. »Wir haben das Maul gehalten, als Wyatt Earp hier mit dem Holzhammer sein Gesetz hereinpauken wollte. Wir haben das Maul gehalten, als Doc Holliday eine Kutsche überfiel. Wir haben auch das Maul gehalten, als Ikes Vater neulich an der Grenze niedergeknallt wurde. Ike weiß immer noch nicht, wer ihn umgebracht hat…«

      »Mexikanische Cowboys!« Es war der greise Jerome Villiers, dem diese beiden Wörter entschlüpft waren.

      Sofort richteten sich die Augen der Banditen auf ihn. Der Alte war lange Zeit unten im Courthouse gewesen, wo er Schreibarbeiten für Richter Jefferson und den Mayor erledigt hatte.

      Frank McLowery wandte sich an den Keeper.

      »He, sag dem Alten, daß er verschwinden soll, ehe ich an der Theke bin, sonst gibt’s Maulschellen.«

      Der Keeper sah den alten Villiers hilflos an.

      »Es tut mir leid, Mister – aber Sie haben ja gehört…«

      »Was tut es dir?« knurrte Tom, »leid tut es dir? Ich habe das Gefühl, daß du Zahnschmerzen hast, Boy!«

      Frank nahm den Bruder an der Schulter und zog die Brauen zusammen.

      »Kümmere dich nicht um ihn, Tommy. He, gib mir ein Bier!«

      Der Keeper schenkte ein Bier ein.

      Frank Stilwell fegte sein Glas von der Theke, daß es an der Wand zerschellte. Dann ballte er seine Fäuste und grölte:

      »Sie sollen sterben – die Earps! Sag, daß ich sie auseinandernehmen soll, Frank Mc Lowery! Sag es – ich – harke mit meinen Colts in Stücke! Yeah – damned!« Plötzlich hatte er den Revolver in der Faust, und schon bellte der Schuß auf.

      Die Kugel klatschte gegen ein Metallschild, das an seinem Pfeiler befestigt war und ein Getränk anpries. Jaulend heulte sie als Querschläger davon, und an einem der Spieltische schrie eine Frau auf. Sie hatte den Abpraller als glühenden Streifer über den nackten Oberarm bekommen.

      Eiskalt hatte Frank McLowery seinen Colt genommen und ihn dem Angetrunkenen über den Schädel gezogen.

      »Bill, schaff ihn raus!«

      Bill


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