Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


Скачать книгу

      Der Keeper wagte nicht, seinen Unwillen in seinem Mienenspiel erkennen zu lassen.

      Frank McLowery richtete sich auf und sah sich im Saloon um.

      »Es herrscht Ordnung in Tombstone. Und wenn der Marshal nicht dafür sorgen kann, dann werden wir es eben tun.« Bedeutend schärfer fügte er hinzu: »Und vor allem bei uns herrscht Ordnung. Ike will es so!« Damit ging er hinaus.

      Obgleich niemand wagte, der rechten Hand Ike Clantons offen zu widersprechen, hatten die ›Boys‹ doch ziemlich weit auseinandergehende Ansichten von Ordnung.

      Curly Bill und Frank Stilwell zum Beispiel. Diese beiden ›Gents‹ hatten eine ganz eigene Meinung von den Dingen. Und sie beschlossen, noch an diesem Tag, oder vielmehr noch an diesem Abend, dieser ihrer Ansicht handgreiflichen Nachdruck zu verleihen.

      Sie hatten bis gegen neun bei dem zwergenhaften Mexikaner Alvarez oben in der Fremonstreet an der Theke gestanden. Mit schweren schleppenden Schritten gingen die beiden hinaus. Obgleich es nur wenige Yards bis hinunter in die Allenstreet waren, brauchten die beiden Outlaws doch eine halbe Stunde dazu. Sie hatten nämlich einen kleinen Umweg gemacht. An Ive Houndrys Holzlager vorbei.

      Und als sie in die Mainstreet kamen, hatte Frank Stilwell eine anderthalb Ellen lange schlanke Faßdaube in der rechten Faust.

      Jetzt gingen sie hintereinander, wortlos, dicht an den Häuserwänden entlang.

      Als sie die Allenstreet erreichten, blieb Stilwell stehen und sah sich um. Curly Bill nickte und stampfte auf die Straße hinaus.

      Drüben an der Ecke hielt er inne, zog seinen Colt, packte ihn am Lauf und zertrümmerte mit dem schweren Knauf eine Fensterscheibe.

      Stilwell war inzwischen weitergegangen. Er stand jetzt dicht neben der Tür des Marshals Office.

      Die Tür sprang auf.

      Ein Mann stürmte hinaus. Es war Virgil Earp.

      Stilwell riß die schwere Daube hoch.

      Sofort warf sich Virgil Earp herum. Aber zu spät. Hart und knackend sauste der Hieb auf seinen Kopf nieder, ließ ihn schwanken, gegen die Hauswand taumeln und da langsam zusammensinken.

      Stilwell hatte die Schlagwaffe fallenlassen und die Flucht ergriffen.

      Auch Curly Bill hatte längst seinen Platz neben der zertrümmerten Fensterscheibe an Geoffreys Bäckerei verlassen.

      Kaum eine Minute später spurtete ein Mann von Westen die Allenstreet herauf.

      Morgan Earp! Er sah seinen Bruder neben der Officetür am Boden liegen, riß seinen Colt aus dem Halfter und rannte weiter.

      Aber von dem Täter war nichts mehr zu sehen.

      Sie hatten es genau auskalkuliert, die beiden Outlaws.

      Curly Bill würde durch Finners Hof rasch in die Toghnutstreet flüchten. Und Stilwell brauchte nicht einmal bis zur nächsten Ecke zu laufen. Denn kurz davor war Gaby Bonneys schmalbrüstiges Haus, wo man zu jeder Nachtstunde hineinkommen konnte. Das bildhübsche aber verrufene Tanzgirl aus dem Crystal Palace hatte nie etwas gegen späte Besucher einzuwenden.

      Zu ihr flüchtete Frank Stilwell.

      Die neunundzwanzigjährige Frau stand am Fenster und wandte sich erschrocken um, als der Bandit bei ihr eintrat.

      »Frank? Was willst du hier?«

      »Still!« zischte der Tramp, der draußen auf dem Vorbau die raschen Schritte eines Mannes hörte. Es war Morgan, der vorbeihastete, um in die Seitentraße sehen zu können.

      »Hast du drüben die Scheibe zertrümmert?« flüsterte Gaby erregt.

      »Nein.«

      Draußen kam der Mann wieder vorbei.

      Die Frau preßte sich in die Fensternische. »Morgan Earp!«

      »Verdammt! Sei doch still!« fauchte der Verbrecher.

      Gaby Bonney kam langsam in die Raummitte und blieb stehen. Verächtlich musterte sie den Banditen.

      »Feigling!«

      Stilwell zog seine borstigen rotblonden Brauen zusammen.

      »Was fällt dir ein, du Schlampe!«

      »Elender Feigling. Läufst du vor dem kleinsten Earp weg!«

      »Dem kleinsten? Bist du verrückt? Der Bursche ist einen halben Kopf größer als ich und bärenstark. Außerdem schießt er so gut wie seine Brüder. Ganz davon abgesehen ist es immer lebensgefährlich, einen von dem Earp-Clan anzugreifen. Es ist fast immer ein anderer in der Nähe.«

      Morgan kniete neben seinem Bruder. »Virg! He, Virg!«

      Aber der US Deputy Marshal von Tombstone rührte sich nicht mehr.

      Eine Glutwelle des Zorns stieg in Morgan hoch. Mit zusammengebissenen Zähnen packte er den Bruder hoch und schleppte ihn ins Office.

      Doc Goodfellow war nicht mehr der Jüngste. Es dauerte eine Viertelstunde, ehe er kam. Er hatte kaum einen Blick in das Gesicht des Bewußtlosen geworfen, als er mit besorgter Miene erklärte: »Sie müssen ihn sofort nach Hause schaffen, Morg!«

      Mit harten Augen blickte Dora Earp den Männern entgegen, die ihren Mann ins Haus trugen.

      Im dunklen Korridor starrte sie auf den leblosen Körper.

      »Ist er – tot?« stammelte sie.

      Morgan schüttelte den Kopf.

      »Er ist niedergeschlagen worden, von hinten…«

      Da packte die Frau ihn derb am Arm.

      »Hör zu, Morgan, du brauchst das Von-Hinten gar nicht zu betonen. Es ist mir völlig einerlei, ob er von hinten, von vorn oder von der Seite niedergeschlagen wurde. Mir reicht die Tatsache, daß sie ihn niedergeschlagen haben! Wie mir überhaupt alles reicht, was mit eurem irrsinnigen Beruf zusammenhängt.«

      Nach einer halben Stunde kam Virgil zu sich und sah verwundert in das Gesicht seiner Frau.

      »Tut mir leid, Dora.« Er versuchte zu lächeln. »Irgend so ein Halunke hat mir eins über den Kopf gegeben. Aber es ist nur halb so schlimm. He, der Doktor ist ja auch hier? Wozu denn das? Morg, wie komme ich überhaupt hierher? Hast du mich etwa hergebracht?«

      Morgan nickte. Er stand am Fenster und starrte mit blanken, zornigen Augen auf die Straße.

      Virgil war schon am nächsten Vormittag wieder auf den Beinen. Er verspürte zwar einen stechenden Schmerz im Schädel, wenn er sich bewegte, aber mit der eisernen Energie, die eine Familieneigenschaft der Earps zu sein schien, ging er tatsächlich zur Arbeit ins Office.

      Die Frau sah ihm nach, ergriff den Arm ihres Schwagers und bat:

      »Morg, bleib bei ihm. Ich sehe es seinem Gesicht an: Er ist nicht in Ordnung. Er will es die anderen nur nicht merken lassen.«

      »Ich weiß.«

      »Du weißt gar nichts!« begehrte sie auf. »Morg, ich sage dir, es gibt ein Unglück!«

      »Yeah.«

      »Ich weiß es schon lange. Du kannst dich darauf verlassen. Dieses Gefühl hat mich noch nie betrogen.«

      »Yeah!«

      »Vielleicht kannst du störrischer Bursche auch einmal etwas anderes sagen als yeah! Virg wird diesen Job noch mit dem Leben bezahlen! Das wird er! Weil er sein will wie sein Bruder Wyatt. Wie euer Bruder Wyatt. Wie der große Wyatt Earp! Wie dieser…«

      Morg hatte sich abgewandt.

      Da packte die Frau seinen Unterarm.

      »Du wirst mir jetzt zuhören, Morgan!«

      »Yeah, Dora?«

      »Dein Bruder Virgil hätte ein besseres Leben haben können. Er war Offizier; und zwar ein guter Offizier. Bis er von Wyatt hörte.


Скачать книгу