Wyatt Earp Staffel 9 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 9 – Western - William Mark D.


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schlug die Hände vors Gesicht.

      »Sie haben ihn gesehen. Er war bei Ihnen?«

      Sie nickte.

      »Er hat ein Pferd eingetauscht?«

      »Ja…«

      »Und? Auch die Kleider?« fragte Wyatt ahnungsvoll.

      »Ja.«

      »Was für ein Tier haben Sie ihm gegeben?«

      »Sie hat keine Pferde«, sagte Holliday rauh. »Ich war ja an ihrem Haus, vorgestern.«

      »Ich wußte nicht, was Sie wollen, Mister.«

      »Doch, Sie wußten es. Eine der Deputies, die bei mir waren, hat es Ihnen gesagt. Schön, daß wir uns hier wiedertreffen. Ein Pferd haben sie ihm also nicht geben können. Dann vielleicht Geld?«

      »Ja. Sehr wenig, für den alten Falben.«

      »Genug aber vielleicht für ein neues Tier – oder?«

      Holliday brach ab, er sah, daß Wyatt seinen Rappen schon gewendet hatte.

      Sie preschten wieder zur Station.

      Der Stationsmaster mußte ihnen sagen, wo seine beiden Gehilfen wohnten.

      Einer schlief daheim im Hühnerstall. Er war der achtzehnte Sohn eines Schuhmachers.

      Der Mann wußte nichts zu berichten.

      Der andere schaffte auf einem Feld.

      Wyatt rutschte neben dem Mann aus dem Sattel.

      Er erkannte ihn sofort; Holliday hatte ihn schon am ersten Tag, als sie hier ankamen, auf der Straße angesprochen.

      Als der Mann den Marshal jetzt mit dem Georgier auf sich zukommen sah, wurde er leichenblaß.

      Wyatt Earp nahm den Revolver aus dem Halfter. »Reden Sie, Flanagan.«

      »Er… kam nachts… Mußte mit dem Zug. Hatte nicht genug Geld für Leadville. Er schleppte zwei Bündel. Proviant vielleicht…«

      Da wußten sie es also.

      Die Ahnung hatte den Missourier nicht getrogen.

      Jonny Tancred hatte das alte Pferd hier stehenlassen, sich gut mit Proviant ausgerüstet und den Stationsgehilfen bestochen, damit er ihn ohne Ticket auf den Wagen ließ.

      Der Mörder hatte jetzt einen Vorsprung von dreizehn Tagen.

      Als sie zum Hotel zurückritten, meinte Doc Holliday:

      »Ein Glück, daß wir mit der Railway fahren. Sie wären bestimmt nicht mehr auf den Highlander gestiegen.«

      »Nein!« entgegnete der Marshal schroff.

      »Wußte ich. Und aus dem Sattel wären Sie mir schon nach sieben Meilen gekippt.«

      »Wer weiß!«

      »Es wäre noch viel zu früh…«

      Sie stellten den Wagen im Hotelhof unter, packten ihre Taschen und zahlten die Zeche.

      Dann ging’s zur Bahn.

      Die beiden Hengste wurden verladen. Und mit dem Abendzug ging es hinauf in die Berge, dem Mörder hinterher, der nun einen so gewaltigen Vorsprung hatte.

      *

      Wo war Tancred ausgestiegen?

      Das war die große Frage. Immer und immer wieder starrte der Missourier auf die kleine Landkarte Doc Hollidays, suchte zu erraten, zu ergründen, wohin es den Verbrecher zog.

      Aber hier schien es keinen logischen Fluchtweg mehr zu geben.

      Der Ohioman hatte einfach die Bahn benutzt, um Strecke zu machen, um Meilen zu schaffen.

      Als der Zug in Natrop hielt, stieg der Marshal aus, bedeutete dem Zugführer:

      »Warten Sie bitte, bis ich zurück bin.«

      »Sicher, wenn Sie bis zur Abfahrt des Zuges zurück sind, Mister…«

      »Earp ist mein Name.«

      Der Marshal ging mit staksigen Schritten weiter auf das Stationshaus zu.

      Wyatt Earp! hörte der Railroader da die klirrende Stimme eines anderen Mannes in seinen Ohren.

      Es war Doc Holliday, der dem Marshal gefolgt war. Er blieb jetzt neben dem Eisenbahner stehen und blickte ihn scharf an.

      »Sie müssen warten, Mister!«

      »Natürlich«, beeilte sich der Mann zu sagen. »Es wird ja wohl keine fünf Stunden dauern. Da kommt nämlich der nächste Zug. – Was sucht der Marshal hier?«

      »Keine Stiefmütterchen, Mister«, entgegnete Holliday, der sein Zigarettenetui herausgenommen hatte, dem Railroader eine der langen Zigaretten zwischen die Lippen schob und weiter ging.

      Der Aufenthalt währte nicht lange über die normale Zeit.

      »Er ist hier nicht ausgestiegen.«

      »Auch nicht auf der anderen Seite?« fragte Holliday. »Es war schließlich Nacht.«

      »Ausgeschlossen«, erklärte der Marshal. »Da ist ein hoher Zaun von einer Geflügelfarm, direkt am Gleis; weil die Leute dauernd bestohlen werden, haben sie nachts immer zwei große deutsche Schäferhunde am Zaun, die hätten ihn bestimmt nicht aus dem Wagen gelassen…«

      Am nächsten Tag waren sie in

      Leadville.

      Wieder stiegen sie beide aus.

      Der Stationsmaster war ein junger arroganter Mann, der sich sehr wichtig nahm.

      »Soso, Wyatt Earp sind Sie. Interessant; melden Sie sich heute abend nach Dienstschluß noch mal bei mir. Vielleicht habe ich da etwas Zeit für Sie, und wir können uns unterhalten. Habe schon eine Menge von Ihnen gehört. Muß ja ein aufregender Job sein, den Sie da haben…«

      Da reichte es dem Marshal. »Ich habe Sie nach einem Mann gefragt, Mister!«

      »Ja, ach, wissen Sie, hier steigen so viele aus, und wahrscheinlich fahren auch viele weiter.«

      »Es wäre gut für Sie, wenn Sie einmal etwas schärfer nachdenken würden!« sagte Holliday da scharf von der Tür her.

      Der Stationsmaster lachte blechern.

      »Kann sein, aber ich weiß es nicht genau…«

      Wyatt Earp sah sich um. »Da ist der Telegraph, Doc. Geben Sie nach Denver durch, daß der hiesige Bahnaufseher Schwierigkeiten macht. Wie war Ihr Name, Mister?«

      Der Stationsmaster wurde blaß. »Emmerson, Marshal. Aber ich bitte Sie…«

      Der Georgier ging auf den Telegraphen zu.

      »Warten Sie. Ja, jetzt erinnere ich mich. Es muß dieser Zug gewesen sein. Ist ja eine Weile her. Da kam er…, der Mann… Mit zwei Bündeln. Es stiegen auch damals nur zwei, drei Leute aus und ein. Er fiel mir auf, wegen der Bündel, die er schleppte. Und sein Hut, der war tatsächlich so schmalrandig wie Sie sagten, wie man ihn eben hier bei uns nicht trägt…«

      »Und weiter?«

      »Ich habe nur gesehen, daß er bei Hampton einkehrte…«

      Das genügte.

      Die beiden ließen ihre Pferde ausladen, und zehn Minuten später war Doc Holliday in Hamptons Saloon.

      Eine Frau stand hinter dem Schanktisch und musterte ihn aus kranken, griesgrämigen Augen.

      »Lieber Mann, hier kommen und gehen so viele Leute. Wenn Sie jemanden suchen, gehen Sie doch zum Sheriff.«

      Aber der Georgier blieb beharrlich.

      Und dann erinnerte sich die Frau plötzlich.

      »Ja, der war tatsächlich da, Emmerson hat recht, er kam mit dem Morgenzug, um diese Zeit.« Sie wischte sich


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