OPERATION ARKTIS. William Meikle

OPERATION ARKTIS - William  Meikle


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die noch übrig waren, schafften es, die Tür freizumachen, retteten uns dahinter und schlugen sie anschließend mit einem lauten Knall zu.

       Wir hasteten jetzt die Treppe zur Brücke hoch, wo wir einen Moment lang herumstanden, uns ansahen und uns fragten, was zur Hölle da gerade passiert war. Auf dem ganzen Deck schwärmten diese Biester herum. Sie krabbelten und krochen übereinander, während sie eifrig nach Nahrung suchten. Ich sah jetzt niemanden mehr von der Mannschaft. Ich hoffte, dass die meisten es wie wir geschafft hatten, sich in Sicherheit zu bringen. Zumindest waren die Ladeluken geschlossen. Ich konnte nur hoffen, dass alle verbliebenen Zugänge unter Deck genauso fest geschlossen waren, denn der Gedanke daran, dass diese Dinger in den Korridoren und Kabinen herumwuselten und fraßen, war einfach unerträglich.

       »Und was jetzt?«, fragte eines der Crewmitglieder, der bei uns war. Mir wurde klar, dass die Frage an den Kapitän gerichtet war.

       »Jetzt entfernen wir diese Mistviecher von meinem verdammten Schiff«, sagte er und sein Gesicht wirkte dabei grimmig entschlossen. »Brutale Gewalt funktioniert anscheinend, aber wir sollten etwas probieren, das ein wenig schneller ist. Holt das Kerosin. Wir verbrennen diese Bastarde.«

       So begann der längste Tag meines Lebens. Der Kapitän schickte Teams los, die auf dem ganzen Boot nur eine Aufgabe erfüllen sollten … alle Isopoden an Bord finden und sie mit egal welchem Mittel entfernen. Wie sich herausstellte, war Feuer verdammt effektiv und die Dinger jagten in Windeseile davon, um sich vor den Flammen zu verstecken. Wir konnten große Mengen von ihnen in den Frachtraum treiben, wo sie dann verbrannten; schmurgelnd und platzend wie hastig gebratener Speck. Ich hatte damit gerechnet, dass sie wie gegrillte Meeresfrüchte riechen würden, aber ich hatte mich gewaltig getäuscht. Der Gestank, den sie verbreiteten, war beißend, wie verbrannter Essig und sie verkohlten, nicht wie gebratenes Krabbenfleisch, sondern zu einem grünen, öligen Matsch, der sogar noch schlimmer roch.

       Aber unsere Taktik funktionierte.

       Während ich mithalf, zehn weitere Isopoden in die dunkle Öffnung des Frachtraums zu treiben, sah ich zum ersten Mal die Lumineszenz. Es war nur ein schwaches, blaues Leuchten, denn das helle Sonnenlicht kam durch die offenen Türen des Frachtraums und überstrahlte den Effekt. Aber jetzt, wo ich es einmal gesehen hatte, bemerkte ich es auch in anderen dunklen Ecken, wo wir die Biester aufstöberten. Ich wusste sofort, was ich da sah. Das Licht, das sie nutzten, um in den Tiefen zu jagen, verriet sie hier auf dem Schiff.

       Als der Tag sich dem Ende zuneigte, die Sonne sich am Himmel weiterbewegte und längere Schatten in Korridore und Laderäume warf, sah ich das Leuchten immer stärker und damit verbunden, hörte man jetzt auch ein hohes, fiependes Brummen. Ich musste näher an eines der Dinger herangehen, um zu sehen, was die Ursache dafür war. Es rieb seine größten Beine zusammen, schnell und energisch und sendete dabei offenbar wie eine Grille eine Nachricht, die nur die anderen Isopoden verstehen konnten. Aber als ich es näher inspizierte, offenbarte sich mir auch etwas anderes und es war etwas, das man unbedingt näher untersuchen sollte. Ich wollte diese Information zuerst mit niemandem teilen, aber wenn es stimmte, dann steckten wir in wesentlich schlimmeren Schwierigkeiten als gedacht.

       Sehr zum Missfallen des Kapitäns bestand ich darauf, eines der Dinger lebend zu fangen, um es studieren zu können. Wir fingen schließlich eines in einem stabilen Fischernetz und ich ließ es zum Labor über dem Bohrloch auf der Station bringen. Ich hatte allerdings keine Zeit, es mir anzusehen, denn das Schiff war noch längst nicht von den Dingern befreit und es dauerte noch mehrere anstrengende Stunden, bis der Kapitän schließlich verkündete, zufrieden zu sein.

       Das Letzte, was wir an diesem langen Tag taten, war, raus auf die Bohrstation zu gehen und Kerosin über das Bohrgestänge und in den Bohrschacht zu schütten und es anschließend anzuzünden. Ich hörte das hohe Pfeifen jetzt nicht mehr, aber ich sah, wie mehrere kleine Körper brennend in die See fielen, tief unter dem Hauptteil des Bohrturmes. Als die Nacht hereinbrach, suchten wir das Schiff nach weiteren leuchtenden Stellen ab, aber wir fanden keine. Der Job war offenbar endlich erledigt.

       Der Kapitän ließ jedoch eine Wache auf dem Bohrturm, nur für alle Fälle, und ich schleppte mich müde in meine Koje, wo ich, komplett angezogen in eine willkommene Bewusstlosigkeit fiel, die ausnahmsweise keinerlei Wodka erforderte.

       Erneut wurde ich schroff geweckt, auch wenn es dieses Mal noch dunkel vor dem Bullauge war. Es war der Kapitän höchstpersönlich, der an meiner Schulter rüttelte.

       »Wir haben eines übersehen«, sagte er, als ich benommen aufstand.

       »Ist es noch am Leben?«

       »Nicht mehr. Aber Sie sollten es sich dennoch ansehen, und wir müssen außerdem über etwas reden.«

       Er führte mich zur Kombüse und durch den kleineren Kühlraum am Ende. Es sah aus, als wäre ein Wirbelwind hindurchgefahren … gefrorenes Fleisch, teilweise gegessen, war überall verstreut. Aber deswegen hatte er mich nicht hergebracht. Die Reste eines der Isopoden waren auf dem Boden zu Matsch zerquetscht, wenige Zentimeter von dort entfernt, wo er offensichtlich hereingekommen war. Es war ein Loch in der Metalltür des Lagerraums, entweder hineingekratzt oder gefressen. Ein Loch, das etwa die Breite und Höhe eines Isopoden hatte.

       Wir überließen es den Köchen, die Unordnung zu beseitigen, und gingen in die Kabine des Kapitäns, wo er, ohne zu fragen, für jeden drei Fingerbreit Wodka einschenkte, die wir so schnell tranken, dass ich nicht einmal eine Zigarette anzünden konnte, bevor er noch einen eingeschenkt hatte.

       »Erzählen Sie mir noch mal von der Diskontinuität«, sagte er schließlich, nachdem wir beide eine Zigarette angezündet hatten.

       Wir hatten schon vorher kurz über diese Theorie geredet, also war mir klar, dass es wenig gab, was er nicht bereits wusste, aber es war ebenso offensichtlich, dass er reden wollte. Dass die Isopoden in solchen Massen erschienen waren, und der daraus resultierende Tod des Besatzungsmitglieds, hatte uns alle aufgewühlt. Also erklärte ich es ihm noch einmal, während wir die Flasche leerten. Ich erzählte, wie unsere russischen Wissenschaftler eine anomale Schicht zwischen Mantel und Erdkruste entdeckt hatten, wo sich Schallwellen unterschiedlich verhielten und die Theorien darüber, was das verursachen konnte, von einer porösen Gesteinsschicht zu großen Ölvorkommen oder vielleicht sogar eine Schicht aus flüssigem Metall.

       Zuerst dachte ich, dass er vielleicht gar nicht auf meinen Bericht reagierte, aber dann stellte ich fest, dass er sich durchaus Gedanken gemacht hatte, und dass diese in eine Richtung führten, auf die ich selbst gar nicht gekommen wäre.

       »Diese Dinger, die Isopoden, wie Sie sie nennen – Sie sagen, die leben auf dem Grund, dem Meeresboden?«

       Ich nickte, auch wenn ich nicht wusste, worauf er hinauswollte.

       »Aber sie kamen erst den Schacht hoch, als wir auf Öl gestoßen sind und durch eine andere Schicht gebohrt haben. Ich habe mir gedacht, was ist, wenn sie in Wirklichkeit von dort gekommen sind und nicht vom Meeresboden? Sie haben gesehen, wie es sich durch die Metalltür gefressen hat. Was, wenn das die Diskontinuität verursacht? Was, wenn es diese Dinger da unten sind, die sich durch Fels und Sediment und was immer sie sonst noch finden, hindurchfressen? Sie sind auf jeden Fall gefräßig genug dafür.«

      Ich hätte fast gelacht, dann sah ich, dass es ihm todernst war, also zog ich lange an der Zigarette, bevor ich antwortete, und versuchte mir eine Antwort einfallen zu lassen, die nicht herablassend klang. Ich schüttelte den Kopf.

       »Die Unterschiede in Druck und Temperatur wären zu groß in dieser Tiefe, als das irgendein Wesen überleben könnte, mal ganz davon abgesehen, dass sie in solchen Mengen gedeihen. Das ist unmöglich …«

       »Es ist auch unmöglich, dass sich eines davon durch eine Metalltür frisst, und doch haben sie es getan.« Er gab mir keine Zeit,


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