SHEPHERD ONE (Die Ritter des Vatikan 2). Rick Jones

SHEPHERD ONE (Die Ritter des Vatikan 2) - Rick Jones


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Datenbank. Das Trio war nur Teil einer größeren Gruppe von insgesamt mindestens neun Personen gewesen.

      Der Analytiker klappte die Lasche einer Kartonmappe auf und suchte das Hochglanzbild der am Bombenfundort Erschossenen heraus. »Wie Sie bereits wissen, Mr. President, führte Abdul-Ahad die Gruppe vor Arizona an, bevor die Grenzpatrouille ihn getötet hat. Über seine beiden Begleiter allerdings …« Er reichte Burroughs zwei Schwarzweißabzüge der niedergestreckten Terroristen. »… weiß man nichts Genaues, nur dass sie in Lagern entlang der afghanisch-pakistanischen Grenze ausgebildet wurden. Unseren Kenntnissen zufolge war dies ihr erster Einsatz für den Dschihad.«

      »Sie sehen aus wie Kinder«, bemerkte Burroughs.

      »Waren sie mehr oder weniger auch.« Craner nahm ein weiteres Foto von einem Mann heraus, der einen krausen Bartansatz hatte und so kaltherzig dreinschaute, dass es der Sanftheit und Engelsgeduld widersprach, die seine Züge vermittelten. Sein Blick zeugte vielmehr von Heimtücke und deutete darauf hin, dass er insgeheim sehr gefährlich war.

      »Das ist al-Khatib Hakam«, fügte der Mann vom CIA hinzu. »Achtundzwanzig Jahre alt, hochgebildet und mit einem sagenhaften Intelligenzquotienten gesegnet. Er leitet die Gruppe unter dem Banner von al-Qaida. Und hören Sie sich das an: Geboren in Dearborn, Michigan – ein Amerikaner, der mit siebzehn als Student an der Universität Columbia in New York zu seinem Gott gefunden hat. Er ist Landsmann.«

      Als sich der Präsident das Bild anschaute, dachte er nur: Ein Amerikaner?

      »Dieser Mann ist ein Spitzentalent und hat seinen Abschluss mit Auszeichnung gemacht, als er neunzehn war. Dann ist er verschwunden. Später ist er auf der Fahndungsliste des FBI gelandet, weil er mit umstürzlerischen Gruppierungen Kontakt hatte.«

      »Wissen wir, wo er jetzt steckt?«

      »Nein, Sir. Angeblich zeigt sich Hakam nur, wenn es einem besonderen Zweck dient, hielt sich aber unbestätigten Berichten zufolge vor einem halben Jahr in Russland auf.«

      »Um Bomben zu kaufen?«, unterstellte Burroughs.

      »Das halte ich für sehr wahrscheinlich, Mr. President.«

      Offensichtlich hatte Hakam das Schicksal der Welt in einer Hand und ein Universitätszeugnis in der anderen gehalten, jedoch den Beschluss gefasst, Letzteres für seinen Idealismus aufzugeben. Der Präsident bedauerte zutiefst, dass ein im hohen Maß natürlich begabter Mensch wie dieser alles einfach so wegwarf. »Sie wollen also darauf hinaus, dass al-Khatib Hakam an der Spitze dieses Kreuzzugs steht?«

      »Al-Khatib Hakam ist der mutmaßliche Anführer der Muslimischen Revolutionsfront. Dabei handelt es sich nicht nur um eine Terrororganisation, sondern auch um einen Ring bestens ausgebildeter Killer, die al-Qaidas Fahne hochhalten und dem Durchschnittsextremisten überlegen sind. Sie verpflichten sich nicht, ihr Leben durch Selbstmordattentate für Allah zu lassen. Diese Gruppe setzt Kampftechniken ein, die unseren eigenen Special Forces alle Ehre machen, und lebt geradezu fürs Gefecht.«

      Craner zeigte weitere Fotos von Mitgliedern der Revolutionsfront. Auf den ersten Blick schätzte Burroughs sie als abgebrühte Typen ein, denn sie kehrten die gleiche stoische Härte hervor wie die Spezialeinheiten des US-Militärs. Da war aber noch etwas anderes. Schließlich rief er sich ins Gedächtnis, dass sie ihre Glaubenssätze als Ideologie verstanden, und diese fußte sowohl auf Wahnsinn als auch Intoleranz. Vielleicht hatte ihre Religion sie verdorben und zu anmaßenden Eiferern gemacht. Deshalb blieb ihnen letzten Endes nichts weiter als geistlose Entschlossenheit.

      Als sich Burroughs das letzte Foto vorhielt, kippte Marine One ein wenig zur Seite. Sie drehten ab, während er sich Hakams Antlitz einprägte. »Wie viele Mitglieder hat diese eine Gruppe jetzt noch?«, fragte er.

      »Sechs, glauben wir, al-Khatib mitgezählt. Aktenkundig ist sonst niemand, und mehr als diese sechs Bilder sowie die biologischen Daten haben wir nicht. Das heißt aber keinesfalls, dass es nur so viele sind. Unsere Informationen könnten noch unvollständig sein.«

      »Der Kerl sieht nicht wie ein Soldat aus.«

      »Ich bin mir sicher, er wäre nicht imstande, eine Fliege zu erschlagen, aber wahre Macht definiert sich nicht durch Mord, Mr. President. Man erkennt sie daran, dass andere die Drecksarbeit erledigen, und in dieser Hinsicht ist Hakam mächtig – eine Triebfeder, die jeden dazu bewegt, alles Erdenkliche für ihn zu tun, und dies macht ihn zu einem äußerst tückischen Mann.«

      Burroughs hielt die Fotos gefächert hoch, als wolle er seine Karten beim Pokern auf den Tisch legen. »Sagen Sie mir mehr über seine Mitstreiter.«

      »Fünf waren Elitekämpfer der Republikanischen Garde und der Iranischen Revolutionsgarde, die Crème de la Crème«, erzählte Craner. »Damit meine ich, dass es keine Besseren als sie gab. Ging im Krieg etwas schief, hat man diesen Haufen losgeschickt, um die Scharte auszuwetzen.«

      Der Präsident nickte. »Also sprechen wir von fünf Supersoldaten und einem Superhirn. Personen, die nach zahlreichen Niederlagen im Leben dachten, ihr Heil in al-Qaida gefunden zu haben.«

      Craner antwortete nicht, er fasste die Worte als einfache Aussage auf.

      Burroughs schob hinterher: »Ich schätze, wenn man einer Schlange den Kopf abschneidet, zieht sich der Körper zusammen und stirbt.«

      »Mag sein, Sir.«

      »Und Hakam wurde zuletzt vor einem halben Jahr in Russland gesehen, richtig?«

      »Genau, Sir.«

      »Aber seitdem hat niemand mehr etwas von ihm gesehen oder gehört.«

      »Nein, er ist komplett vom Radar verschwunden.«

      Der Präsident schürzte die Lippen und schnitt eine finstere Miene. »Alan, wie lautet Ihr Urteil über all das?«

      Thornton neigte sich vor, damit alle die Köpfe zusammensteckten und er die Triebwerke nicht übertönen musste. »Also, Mr. President, ungeachtet der Erfahrung der Mitglieder außer al-Khalid Hassan, die an der Grenze tödlich verwundet wurden, müssen wir davon ausgehen, dass die Besseren unter ihnen durchgekommen sind. Ziehen wir ferner in Betracht, dass es mindestens zweier Personen bedarf, eine Bombe ins Land zu schmuggeln, bedeutet das nach einfacher Hochrechnung, dass zwei oder womöglich sogar drei Gruppen in die Vereinigten Staaten gekommen sind, wobei ich mich auf das bereits Gesagte beziehe, nämlich dass sechs Mitglieder übrig bleiben, was im Augenblick selbstverständlich bloße Spekulation ist. Es mögen mehr oder auch weniger sein.«

      »Und was ist mit Pertschenko? Irgendwelche Rückmeldungen von unseren Horchposten?«

      »So einige«, antwortete Craner. »Er ist erwiesenermaßen wirklich in Minsk, und anscheinend haben die Russen Hebel in Bewegung gesetzt, um ihn vor uns zu stellen. Darum haben wir unsere Teams beauftragt, Lokale zu überwachen, wo Pertschenko regelmäßig aufschlägt. Hoffentlich schnappen wir ihn möglichst bald.«

      »Lassen Sie nichts unversucht, Doug. Ich finde keine Ruhe, bis ich nicht weiß, wie viele Bomben in den USA sind. Falls sie nämlich gezündet werden, verliert unser Land alles – seinen Willen, seinen Mut und die Fähigkeit, das Vertrauen seiner Bürger in die Regierung als schützende Instanz zu wahren.«

      »Ich stimme Ihnen zu, Sir.«

      »In der Zwischenzeit müssen wir uns Lösungen ausdenken – und mögliche Anschlagsziele abseits der naheliegenden in Erwägung ziehen, um ebendort die Sicherheitsvorkehrungen zu verstärken, soweit wir können. Zu diesem Zweck sollen Ihnen alle Mittel heilig sein. Ich möchte Sie jede Moschee, jeden Tempel und jede heilige Stätte abklappern sehen, die wegen radikaler muslimischer Umtriebe auffällig geworden ist. Diese Bomben könnten überall sein. Und Dean?«

      »Bitte, Mr. President?«

      »Alle verfügbaren Ressourcen sollen eingespannt werden. Ich will, dass jeder aktive Agent in diesem Land ständig auf Draht ist – und ständig heißt: vierundzwanzig Stunden am Tag. Sie dürfen sich keine Zeit zum Essen, Trinken oder Schlafen nehmen. Ich warte auf Taten und diesen Taten gemäße Ergebnisse.«

      Da Hamilton fürs FBI


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