Wyatt Earp Staffel 2 – Western. William Mark D.
der texanische Kuhtreiber Mannen Clements die Stadt Wichita stürmen und beherrschen wollte, hatte man gesagt: »Wild und Wooy Wichitia! Nun ja, das Nest liegt nahe am Indianerland und zu nahe an Texas!«
Aber Dodge, die wirklich blühende Stadt Dodge, Die Arkansas Metropole, die Endstation des berühmten Sante Fé Trails, Umschlagplatz der Büffelhäute aus dem Norden und Rindersammelstation aus dem Süden! Mehr als achthundert Häuser, sechs eng bewohnte Straßen. Eine stattliche Anzahl von Bürgern hatte in ruhigem Vertrauen auf die Sicherheit dieser Stadt hier gelebt. Sheriff Masterson hatte bisher mit rauher Hand allen wilden Burschen heimgeleuchtet.
Und nun war Milt Rice gekommen!
Der Bandit aus dem Norden.
Der Wegelagerer Milt Rice aus Rapid City in South Dakota! Der in vier Staaten steckbrieflich gesuchte Grenzgeldjäger und Postkutschendieb Milt Rice.
Sein Name wirkte wie ein Blizzard. Wie ein Orkan. Wo er auftauchte, verbreitete er Angst und Schrecken.
Als der Postkutscher Hal Geoffrey die Nachricht brachte, daß Rice in Garden City aufgetaucht sei, lachte man in der Frontstreet noch.
Und dann war er plötzlich da.
Er hatte Gil Latkins, Frank Hole und Jimmy Tucker erschossen; die drei Deputy-Sheriffs aus Mastersons Büro.
Dann hatte er Gag Fallagan draußen auf dem Galgenhügel aufgeknüpft, den Pferdehändler und Vorstand des Bürgerrates.
Daraufhin hatte Bürgermeister Hoover dem Banditen erlaubt, im Grand Hotel vorübergehend Quartier zu nehmen. Der grauhaarige Bürgermeister hatte es getan, um die Stadt vor weiteren Schreckenstaten zu bewahren.
Sheriff Masteron war zu diesem Zeitpunkt unterwegs gewesen.
In der letzten Nacht war er zurückgekommen.
Er hatte drüben an Vaughams Corral zwei der Banditen im Gunfigt niedergeschossen.
Milt war indessen auf einer nahegelegenen Farm gewesen und hatte da eine rauchende Trümmerstätte zurückgelassen. Daß zwei seiner Leute im Kampf mit dem eisgrauen Sheriff hatte dran glauben müssen, war ihm einerlei gewesen; aber daß ein Mann in der Stadt es gewagt hatte, eine Telegramm an den Marshal von Wichita aufzugeben, das war Rice ins Gedärm gefahren.
Er hatte den weithin bekannten alten Sheriff erschossen. Damit war der Bandit Rice zum Mörder geworden. Bisher hatte er selber keinen Mord ausgeführt. Nun hatte er selbst ein Menschenleben ausgelöscht!
Sheriffmord!
Sheriffmord in Dodge City!
Die Leute in der Frontstreet hatten die Schüsse im Office gehört.
Sie wußten, daß der Alte in seinem Büro war.
Und sie sahen die Tür offenstehen.
Die drei Banditen traten auf den Vorbau, überquerten ganz seelenruhig die Straße und verschwanden im Grand Hotel.
Der Banden-Boß blieb an der Rezeption stehen und schnauzte den kahlköpfigen Phil Uller an: »He, alte Eule, wo ist der Hoteleigner?«
Der alte Mann schluckte. »Mister Robinson ist nicht im Hause!«
Rice hieb dem Mann einen Faustschlag ins Gesicht, zertrümmerte die goldgeränderte Brille Ullers und achtete nicht auf die Scherben in seiner behaarten Faust. – »Wo ist Robinson?«
Im Hintergrund der Halle öffnete sich eine Tür. Ein hochgewachsener Mann von etwa fünfzig Jahren stand da. Er hatte ein kurzläufiges Schrotgewehr in der Hand. Es war der Hotelbesitzer Clint Robinson.
Die drei Banditen starrten ihn verblüfft an.
»Was wollen Sie, Rice?« fragte Robinson.
Da stieß der Bandit die Rechte auf den Coltgriff und feuerte durch den offenen Halfterboden.
Noch im Zusammensinken schoß Ronbinson das Gewehr ab.
Die beiden Begleiter des Bandenchiefs waren von dem gehackten Blei nur so gespickt.
Rice selbst hatte sich hinter einen schweren Ledersessel fallen lassen. Mit wutverzerrtem Gesicht schickte er noch eine Kugel auf den tödlich getroffenen Hotelier.
Von oben kamen mehrere Männer heruntergestürmt, die Revolver in den Fäusten.
Rices Leute.
Salt Cunnings, ein riesiger Bursche mit einem Pferdegebiß und gelber, blatternarbiger Haut, fletschte die Zähne. »Was
gibt’s denn?«
Rice schob die Unterlippe vor. »Was es gibt? Masterson hat einen Wolf bestellt!«
Cunnings grinste. »Zehn Wölfe helfen ihm nichts mehr. Schätze, du hast ihn erledigt?«
Rice nickte. »Jeff und Hanc sollen ihn aus dem Office schaffen!« Mit einem Sprung saß er auf dem Rezeptionstisch, fauchte Phil Uller an: »Verschwinde, Grandpa, sonst kannst du dich neben deinen Boß legen!«
Der alte Mann stürzte zum Ausgang.
Rice nahm eine zernagte Pfeife aus der Hosentasche, stopfte sie und setzte sie in Brand. Dicke weißblaue Tabakwolken zogen zur bestuckten Decke der Hotelhalle.
Der Bandit blickte mit stieren Augen in das Gesicht des toten Hotelbesitzers. »Schafft ihn in den Hof!« brüllte er schließlich.
Zwei Männer schleiften den toten Robinson hinaus.
Salt Cunnings ließ sich in einen der Sessel fallen. »Einen Wolf sagtest du?«
»Yeah!« knurrte der Bandenchief.
»Und – kennst du ihn?«
»Yeah. Du auch.«
»Steel Rollyce?« Rice schüttelte den Kopf. »So kleine Fische ruft ein Masterson nicht um Hilfe an.«
»Nun sag bloß, er hat es sich was kosten lassen und Wild Bill Hickock bestellt?« höhnte der Riese.
Der Boß nahm die Pfeife aus den Zähnen. »Du bist hart dran, fellow! Yeah, er hat es sich was kosten lassen. Aber er hat sich gleich den größten ausgesucht!«
Langsam stand Cunnings aus dem Sessel auf. »Wyatt Earp?« fragte er ungläubig.
Hinter einer Rauchwolke beobachtete der Boß seinen Genossen. »Yeah – wie gefällt dir das, Brother?«
Es war totenstill in der Halle geworden.
Die Banditen blickten ihren Anführer mit weit offenen Augen an.
»Yeah, Gents, so sieht das aus. Der Sheriff hat genau eine Stunde zu lange gelebt: Dieser Hund hat nach Wichita telegraphiert. Und wie ich diesen Marshal kenne, hält ihn nichts drüben in dem langweilig gewordenen alten Nest!«
Cunnings ließ sich wieder in den Sessel fallen und blickte sich unbehaglich um. »Glaubst du wirklich, daß er kommt?«
Milt reckte die mächtigen Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, daß diesem Büffel kein Weg zu weit ist, einen
Outlaw zu fangen.«
»Einen!« wiederholte der kleine, säbelbeinige Charlie Gin. »Wir sind sechsundzwanzig Mann!«
Rice warf den Kopf hoch und schob sein hartes Kinn vor. »Yeah – sechsundzwanzig Mann. Glaubst du, die Zahl hält den Kerl auf? Fünfundsiebzig halbwilde Treiber hat er in Wichita vor sich gehabt! Jim Clements hat es mir selbst erzählt. Es ware das härteste Stück, das es bisher im Westen gegeben hat!«
»Treiber!« versetzte der kleine Gin verächtlich. »Wir sind keine Treiber.«
»Nein, ihr seid hirnlose Strolche!« knurrte Rice gallig.
Da schob sich ein langer, dünner Mann nach vorn. Er hatte nur noch ein Auge, drei Finger an der linken Hand, und in seiner oberen Zahnreihe klaffte eine breite Lücke. Tief auf seinem linken Oberschenkel baumelte ein übergroßer Colt. Mit einer röhrenden Baßstimme grollte er: »Und – sollen wir vielleicht jetzt