Wyatt Earp Staffel 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 2 – Western - William Mark D.


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Rice wischte sich über die Stirn. Er stützte den Schußarm auf und stierte angestrengt zu der Treppe hinüber. »Was habe ich gesagt«, stieß er leise durch die Zähne. »Der Hund hat sich was Hübsches zur Begrüßung ausgedacht.«

      Cunnings schüttelte den Kopf wie ein begossener Hund und preßte mit der Linken den verwundeten Arm. »Das war er?« stotterte er noch immer benommen. »Goddam, er ist ja über uns gekommen wie das Gewitter!«

      Wieder mußte Rice sich den Schweiß, der ihm in die Augen rinnen wollte, mit dem Ärmel von der Stirn wischen. »Yeah – und ihr habt gelacht, ihr Schafsköpfe! Er ist noch keine Minute hier und hat schon ein halbes Dutzend von uns angeschossen!«

      »Und wie der Skunk das gemacht hat!« Stieß Tim Harley hervor, der hinter einem Korbsessel steckte. »Das wird ein feiner Spaß. Bin neugierig, wen er noch alles erwischt, ehe er ausgepustet hat.«

      Milt warf ihm einen giftigen Blick zu. »Dich bestimmt, du Hammel!«

      Da bellte von oben die Stimme des Texaners herunter: »Earp! Ich habe dich sofort erkannt, obgleich ich dich nie gesehen hatte.«

      »Prächtig, Freund!« rief der Mann hinter der Treppe zurück.

      »Du hast keine Chance, Earp. Wenn du mich auch an der Schulter erwischt hast…«

      Und dann heulten zwei brüllende Revolverschüsse aus einer Sixgun über die Straße.

      Vom Dachfirst des Grandhotels stürzten zwei Männer mit Gewehren in die Tiefe.

      Wyatt Earp blickte verblüfft zurück und sah hinter sich, seitlich in der Tür eines Saloons, einen Mann stehen, der ihn angrinste.

      Es war ein großer, schlanker Mann im grauen Tuchanzug. Er hatte ein scharfgeschnittenes, eckiges Gesicht, das von zwei kalten hellblauen Falkenaugen beherrscht wurde. Über dem gutgeschnittenen Mund saß ein kleiner, sauber getrimmter Bart. Der Mann mochte vielleicht dreißig Jahre oder weniger älter sein.

      Wyatt Earp kannte ihn genau, diesen seltsamen Mann: Es war Doc Holliday, den er vor zwei Jahren unten in Wichita kennengelernt hatte.

      »Verdammt!« fauchte Rice erschrocken. »Da drüben steht noch einer, der mit ihm schießt. Hast du die beiden Schüsse gesehen? Frank Loobe und Gab Harrings sind erledigt!«

      Wyatt Earps Gesicht war sofort wieder ernst. Er hatte Mastersons Nachricht bekommen und so schnell wie möglich seinen Falben bestiegen. Aber er war nur bis Hutchinson geritten, hatte das Pferd zum Verladen bei der Bahn abgegeben und selbst die Overland genommen, die noch vor dem Zug heute in Dodge eintreffen sollte.

      Was seiner hier erwartete, hatte er nicht ahnen können. Er hatte dem alten Herrn nach dem Aussteigen geholfen, den Koffer zu tragen. Sein eigenes Gepäck lag noch drüben in der Kutsche.

      Das war ja eine schöne Überraschung, die man ihm hier bereitet hatte. Auf den scharfen Anruf hin hatte er sofort reagiert. Allerdings waren ihm beim Aussteigen die Gestalten auf dem Hotelvorbau an den Fenstern und drüben unter den Brettern der hochliegenden Stepwalks aufgefallen. Eine seiner dunklen Ahnungen – die ihn selten getrogen hatten – war für diesen einmaligen Mann Warnung genug gewesen. Seine Reaktion hatte den Angriff drüben zerschlagen.

      Und dann war Doc Holliday da!

      Die beiden Meisterschüsse, mit denen der Zahnarzt die Heckenschützen getroffen hatte, die für den Marshal unsichtbar drüben hinter dem Dachfirst versteckt lagen, hatten dem Missourier vielleicht das Leben gerettet.

      »Krauchen Sie nun unter den Bohlen heran, Marshal«, rief ihm Holliday zu. »Hier vor der Tür ist eine Klappe. Ich reiße sie hoch, und während Sie aussteigen, mache ich ein bißchen Feuerwerk!«

      Sein Feuerwerk riß Rim Harley, der am unteren Hotelfenster erschien und auf den zurückrobbenden Marshal schoß, von den Beinen.

      Auch Milt Rice bekam einen Streifschuß am linken Oberarm ab.

      Der Bandenchief warf einen schnellen Blick in das bleiche Gesicht Salt Cunnings. »Hast du das gesehen?«

      »Vielleicht hat er Bill Hickock mitgebracht!« stieß Cunnings heiser hervor. »Der Halunke schießt ja ebenso schnell wie der Marshal selbst!«

      »Wären wir bloß weitergeritten!« zischte einer der Männer unter dem Vorbau. »Das sind ja die reinsten Schießmaschinen!«

      »Ich habe mal gehört, daß der Earp noch drei Brüder hat«, knurrte Hanc Butler zurück. »Vielleicht sind die alle so gut wie er…«

      »Halt’s Maul!« knurrte Milt Rice. »Wir sind noch fast zwanzig Mann…«

      »Gegen zwei Schießteufel!«

      *

      Wyatt Earp und Doc Holliday waren längst in Sicherheit. Sie standen zu beiden Seiten der Saloontür und spähten auf die Straße.

      Holliday schob neue Patronen in seine Colttrommel, und ohne den Blick von der Straße zu lassen, meinte er, so als habe man sich gerade in einem Bostoner Café getroffen: »Wie geht’s?«

      Wyatt sah den Mann an. Er war kaum älter geworden. Sein Gesicht war immer noch blaßbraun, vielleicht etwas ernster noch als damals. Die Falten um den Mund waren schärfer geworden, und die tiefen Schatten unter den Augen gaben seinem Gesichtsausdruck etwas sehr Hartes, Kaltes.

      »Doctor John Holliday aus Boston«, sagte Wyatt halblaut. »Ist es die Möglichkeit! Welcher Wind hat Sie denn ausgerechnet hierhergeweht?«

      Holliday zog auf eine für ihn typische Art die Brauen in der Stirnmitte hoch und grinste. »Hier gibt’s ’ne Menge prächtiger Saloons, Marshal.«

      »Ich denke, Sie sind Arzt?«

      »In Kansas City hat mir ein Patient in den Magen getreten, dann gab’s ’ne Schießerei, und den Leuten paßte es nicht, daß ein Zahnarzt auch mit dem Colt umgehen konnte.«

      Wyatt sah lange in das Gesicht des anderen.

      Plötzlich begriff er. »Und jetzt suchen Sie keine Leute mehr mit kranken Zähnen, sondern nur noch Saloons?«

      »So ist es.«

      »Und wovon leben Sie?«

      »Vom Spiel.« Holliday lachte. Es war ein leises, eindringliches Lachen, das Wyatt von nun an über ein volles Jahrzehnt hören würde.

      Der Missourier ahnte in dieser heißen Minute sicher nicht, daß der Mann, der ihm da mit dem Colt in der sehnigen Hand gegenüberstand, von nun an in seinem Leben bleiben sollte.

      Er war also ein Spieler geworden, der tüchtige Bostoner Zahnarzt Holliday. Jetzt sah Wyatt es auch deutlicher. Das Gesicht des Mannes war blasser geworden, noch eckiger und härter. Und die Schatten unter den Augen waren ein Zeichen von den vielen in rauchigen Saloons verbrachten Nächten. Da hatte ihn also ein unseliger Zufall aus seiner Bahn geworfen.

      Wyatt ahnte noch nicht die wahren Zusammenhänge, die das tragische Geschick des John Holliday heraufbeschworen hatten.

      »Sind Sie schon lange hier?« forschte der Marshal,

      »Nein. Ich bin in der Nacht gekommen. Vor der Stadt hockte ein Kerl im Graben und schlief. Das machte einen ziemlich komischen Eindruck auf mich. Ich weckte ihn, und als er den Colt ziehen wollte, gab ich ihm einen Klaps über den Schädel. In der Stadt war es totenstill. Ich merkte dann auch schnell, daß was los war. Eine Bande terrorisiert seit zwei Tagen die Stadt und wartet auf einen Mann. Daß Sie dieser Mann sein könnten, erfuhr ich erst heute morgen von meinem Kollegen Gilbert. Er kam hinten über die Höfe in mein Quartier. Ich hatte mich hier bei Chalk Beeson im Long Branch Saloon einquartiert. Ohne Erlaubnis Milt Rices.«

      »Milt Rice?« fragte Wyatt. »Er hat den Laden hier also verrückt gemacht.«

      »Kennen Sie ihn?«

      »Nicht persönlich. Aber ich habe genug von ihm gehört, um ihn an den Strick zu bringen, wenn ich ihn zu packen kriege.«

      Holliday nickte.

      »Sind


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