Wyatt Earp Staffel 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 2 – Western - William Mark D.


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ich habe ein paar verstummen lassen, es werden also weniger sein.«

      Verstummen lassen! Hallte es im Kopf des Marshals. Ja, das war es. Dieser John Holliday traf genau und er traf auch jedesmal tödlich. Wohingegen er selbst es sich zum Prinzip gemacht hatte, seine Gegner nach Möglichkeit nur kampfunfähig zu schießen.

      »Der Sheriff hat Ihnen telegrafiert?« forschte Holliday.

      »Ja. Ich bin bis Hutchinson geritten. Von da wollte ich die Bahn nehmen. Aber die trifft erst heute abend hier ein. Deshalb habe ich die Overland genommen.«

      Holliday nickte. »Gemütliches Städtchen, nicht wahr?«

      »Doch, ja.« Wyatt schob blitzschnell den Lauf seines langläufigen Buntline-Revolvers vor und gab einen Schuß ab.

      Drüben brüllte einer der Banditen, der seine Deckung verlassen hatte, gellend auf.

      Sofort schoß auch Holliday.

      Limp Owens, der unten vom Arkansas heraufgekommen war, weil er die Schießerei gehört hatte, fiel mit seinem Gewehr hinter einem Mauervorsprung drüben aus einer Gasse heraus auf die Straße.

      Mit dem Gesicht in den Staub.

      Wyatt preßte die Zähne zusammen. »Sie sind etwas zu genau, Doc.«

      Holliday warf ihm einen erstaunten Blick zu. »Wie meinen Sie das? Soll ich den Halunken vielleicht leben lassen? Jeder Colt, der da drüben noch benutzt werden kann, ist gefährlich für uns!«

      Wyatt hatte plötzlich das Gefühl, daß dieser John Holliday Freude am Kampf hatte. Daß er vielleicht aus purem Zufall ausgerechnet an diesem Tag nach Dodge gekommen sein mochte, das konnte noch stimmen, aber den Kampf suchte er.

      Wyatt Earp sollte das noch viele Jahre lang erfahren müssen. Gleich jetzt, in dieser Stunde würde Doc Holliday ihm ein Probestück seines sonderbaren Charakters bieten.

      Der Marshal ließ seinen Blick forschend über die Straße schweifen. »Was soll das werden?«

      Holliday zog die Schultern hoch. »Kleiner Maientanz mit Pulverdampf und viel Geschrei. Hübsche Stadt, dieses Dodge.« Mit der Linken angelte er eine Zigarette aus seiner Reverstasche, riß mit der gleichen Hand an der Wand ein Zündholz an und rauchte, wobei er die Straße keine Sekunde aus den Augen ließ. »Wirklich eine nette Stadt, mit bleihaltiger Luft, ziemlich nervösen Leuten und allem Drum und Dran.«

      Wyatt verspürte trotz des Ernstes der Situation zum zweiten Mal einen Lachreiz in sich aufsteigen. Überhaupt wußte man bei diesem seltsamen Mann nie genau, ob man nun lachen sollte oder sich ärgern mußte. Was er sagte, war immer eine Mischung von intelligentem Spott und versteckter Wahrheit, Bosheit und Witz.

      Ohne die Zigarette aus dem Mund zu nehmen, sagte er: »Ein Glück, daß ich die Taschen voller Blei habe; ich hatte sie gestern noch voller Zigaretten… Die Munition soll in Dodge teurer sein als der Tabak.« Er hustete und kniff das rechte Auge ein. »Wußten Sie übrigens, daß Sie einen Kranz spenden müssen? Zu dumm, daß ich meinen schwarzen Anzug in Topeka versetzt habe… Milt Rice wird mir seinen geben müssen, sonst kann ich Sie nicht zum Friedhof begleiten…«

      Wyatt blickte auf das scharfgezeichnete Profil des ehemaligen Zahnarztes und jetzigen Spielers. »Ich verstehe Sie nicht…«

      Holliday stieß eine Doppelwolke von Tabakrauch durch die Nasenlöcher nach unten. »Sheriff Masterson ist tot… Unser Freund drüben hat ihn umgelegt…, weil er Ihnen ein Telegramm geschickt hat.«

      Wyatts Fäuste umspannten die Knäufe der Revolver. Er fühlte, wie ihm das Blut siedenheiß vom Herzen in den Kopf stieg. Und wie eiskalt und gelassen dieser Mann ihm das mitgeteilt hatte!

      Wyatt wäre am liebsten auf den Vorbau gerannt und hätte geschossen, geschossen, was die Colts hergaben.

      Er spürte, daß unter seinem Hutrand kleine Schweißperlen standen. »Milt Rice hat den Sheriff erschossen?« wiederholte er leise. Er hatte alle Mühe, den wilden, aufsteigenden Zorn hinunterzuschlucken.

      Da sprangen drüben vier Banditen hinter einem Versteck hoch und rannten wild schießend schräg über die Straße.

      Ehe Wyatt die Revolver in Position brachte, mußte er zusehen, wie der Mann neben ihm nach vorne sprang, vor die offene Tür, den schweren Colt wie einen Stock nach vorne stieß und die Linke blitzschnell über den Hammer fliegen ließ.

      Vier rasend schnelle Schüsse peitschten über die Frontstreet. Sie waren so schnell gefallen, daß sie sich wie ein einziger anhörten.

      Nur den Bruchteil von Sekunden hatte es gedauert.

      Die vier Rice-Männer rollten sich im Straßenraub.

      Doc Holliday stand noch vor der Tür und blickte über die Getroffenen hinweg zu der Häuserfront hinüber.

      »Weg von der Tür!« zischte Wyatt.

      Langsam kam der Spieler zurück.

      Und im Bruchteil der Sekunden klatschten zwei Kugeln neben ihm in den Türpfosten.

      Wyatt starrte fasziniert in das Gesicht seines Partners.

      War dieser Mann sein Partner?

      Ja, und wenn es ein grausiger Scherz war – in dieser Minute jedenfalls war der Abenteurer Holliday der Partner des Marshals Wyatt Earp. Ein Mann, der sich dem Tod kaltblütig wie kein anderer in die Bahn stellte, und der so schnell schoß, wie Wyatt Earp nie zuvor einen anderen Mann hatte schießen sehen.

      Ein Naturtalent – und doch ein Verlorener. Der gut geschnittene Mund brachte nur Spott in wohlgesetzte Worte verpackt heraus… Spott auf alles, sogar auf sich selber.

      *

      Milt Rice lag mit zusammengebissenen Zähnen hinter der Holzverkleidung und schielte durch ein Astloch über die Straße.

      »Verdammt gut haben die Hunde sich da verschanzt. Hast du den anderen schießen sehen? Ich habe nur Pulverrauch und seine Beine gesehen.«

      Salt Cunnings hatte dicke Schweißperlen auf der Stirn stehen. »Ich weiß es nicht… Ich weiß nur, daß du verdammt recht hast: Er ist ein Wolf. Und sein Partner ist nicht eine Unze schlechter.«

      Milt Rice war nicht der Mann, schnell weich zu werden. »Er hat uns hart zugesetzt. Aber wir sind immer noch Männer genug, ihn fertigzumachen. Ich werde ihn jetzt mit seinen Waffen schlagen. Er ist ja fair, der Skunk. Ich biete ihm ein all for all-Duell an.«

      »Bist du verrückt?« fauchte Cunnings.

      Milt lächelte maliziös. »No, fellow. Brisbane soll sich mit ihm schießen. Und während sich die zwei da unten auffressen, sorge ich dafür, daß unsere restlichen Leute irgendwo über die Straße kommen und das Haus von hinten und den Seiten stürmen können.«

      Salt pfiff leise durch die Zähne. »Du bist doch ein Höllenhund, Milt!«

      »Earp!« brüllte der Bandit mit Stentorstimme über die Straße. »Earp, hör einen Augenblick zu. Du hast eine Reihe meiner Leute weggeputzt, all right, trotzdem hast du kaum eine Chance. Ich will es kurz machen, es ist nur ein Geschäft. Ich schlage dir ein all für all-Duell vor. Was hältst du davon?«

      »Eine Menge, wenn du es auch so meinst!« rief der Marshal zurück.

      »All right. Unser Mann kommt auf die Straße!«

      Es vergingen fünf Minuten.

      Dann öffnete sich drüben die Hoteltür, und der texanische Schießer Cass Brisbane kam auf den Vorbau. Mit hölzernen Bewegungen ging er die drei Treppenstufen hinunter und blieb auf der Straßenmitte stehen.

      Ehe Wyatt sich in Bewegung gesetzt hatte, war Doc Holliday auf dem Vorbau. Er hatte beide Hände in einer für ihn typischen geradezu herausfordernden Manier in der Tasche.

      Vor der obersten Treppenstufe blieb er stehen. »Milt Rice«, rief er mit schneidender Stimme. »Die Blamage willst du doch einem so berühmten Mann wie Wyatt Earp nicht antun. Dieses texanische Gipsgesicht, dessen


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