Wyatt Earp Staffel 2 – Western. William Mark D.
das schon einmal gesagt.«
»Ja, das haben Sie.«
»Sie werden nicht bleiben?«
Wyatt schüttelte den Kopf. »No, Doc – ich bin als Marshal hierhergekommen, und ich werde auch Marshal bleiben. Es gibt noch andere Cowtowns, die einen Marshal brauchen…«
Der Arzt sprang auf. »Eben, und das habe ich diesem hirnverbrannten Hoover auch gesagt. Und Doc Holliday meinte, die Stadträte von Abilene, Topeka und Kansas City würden sich um Sie reißen, er wüßte es genau.«
Wyatt wurde das Gefühl nicht los, daß Holliday in der whiskyschweren Nacht furchtbar aufgeschnitten hatte.
»Doch, so ist es!« rief der Arzt. »Und ich sehe nicht ein, daß wir für die Dummheit unseres Bürgermeister büßen sollen. Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Mister Earp. Sie haben bis jetzt gearbeitet. Sie machen einmal ein paar Tage Pause. Und zwar als mein Gast, als mein lieber Besucher. Meine Frau kocht eine vorzügliche Warschauer Suppe, sie macht Bratkartoffeln wie eine Wiener Köchin, und das Steak können Sie am Broadway in Manhattan nicht saftiger und würziger bekommen. Unser Junge ist im Krieg oben bei Gettysburg gefallen. Er wäre heut in Ihrem Alter. Wir würden uns furchtbar freuen, Marshal, wenn Sie ein paar Tage bei uns wohnen wollten.«
Ein kleines Lachen lag auf den Lippen des harten Mannes. »Ich verstehe Sie nicht, Doc, was wollen Sie damit bezwecken?«
»Nichts – oder wenn ich ehrlich sein soll, ich möchte, daß Sie in Dodge bleiben.«
»Aber ich kann doch, selbst wenn ich Ihre freundliche Einladung annehme, nicht ewig bei Ihnen wohnen bleiben.«
»Wir würden uns freuen, einen so berühmten Mann in unserem Haus willkommen zu heißen«, sagte der alte Arzt. Und Wyatt sah ihm an, daß er das ehrlich gemeint hatte. »Wenn ganz Dodge Sie nicht zu schätzen weiß, Mister Earp – ich weiß es.«
Wyatt blickte aus dem Fenster auf die belebte Frontstreet hinunter. Er ahnte nicht, daß er eine ganze Reihe von Jahren in dieser Stadt verbringen sollte. Daß von hier aus sein Ruf als der große Pionier des Gesetzes erst richtig in das Land ziehen würde…
»All right, Doc. Eine kleine Pause kann tatsächlich nichts schaden.«
»Wunderbar!« Der Arzt richtete sich auf und schlug ihm auf die Schulter. »Kommen Sie mit Ihren Sachen rüber zu uns. Meine Frau weiß schon Bescheid.«
Wyatt lächelte still vor sich hin, packte sein Bündel, zahlte seine Rechnung und ging mit dem Arzt über die Straße.
Gerade als er das Haus hinter Gilbert betreten wollte, kam von Osten her ein Reiter die Straße herunter.
Am Long Branch Saloon stieg er vom Pferd.
Es war ein mittelgroßer Mann mit hartem braungebranntem Gesicht und grünen Augen. Tief an seiner linken Hüfte über dem Oberschenkel baumelte ein schwerer Colt.
Wyatt blickte noch einen Augenblick in dieses Gesicht und gewahrte eine brandrote Narbe, die sich vom rechten Auge quer über die Wange zum Mundwinkel zog. Sie entstellte das Gesicht des Mannes fürchterlich.
»Kommen Sie, Marshal! Hier ist meine Frau…«
Wyatt wollte ins Haus treten, als er sah, wie der Mann kurz vor der Tür des Saloons den Colt lockerte.
Gilbert hatte Wyatts Zögern bemerkt. Er kam an die Tür. Auch er sah den Mann.
»All devils! Reg Gellico!«
»Kennen Sie ihn?«
Der Arzt zog die Brauen zusammen. »Jeder hier kennt ihn. Es ist ein Spieler. Aber einer von der harten Sorte.«
Da stieß Gellico die Tür des Saloons auf. »Holliday!« rief er schneidend.
Als seine Hand zum Colt zuckte, peitschte ein Schuß auf.
Reg Gellico bekam einen Stoß, wie von einem Stock, wurde rückwärts geworfen und rutschte an einem Vorbaupfeiler hinunter.
Wyatt war sofort losgerannt.
Als er die Pendeltür des Saloons auseinanderstieß, sah er nur einen Mann in dem großen Raum. Doc Holliday. Er saß an einem der grünen Tische, hatte ein Kartenspiel vor sich liegen und den Colt daneben. Vor seiner linken Hand stand ein halbgefülltes Whiskyglas.
Wyatt sah ihn mit großen Augen an.
Da hob der Spieler den Kopf. »Hallo, Marshal! Gut geschlafen?«
Wyatt blickte auf Gellico. Dessen Gesicht war aschgrau geworden, seine Hände hingen kraftlos neben seinem muskulösen Oberkörper.
Der Mann war tot.
Wyatt betrat den Saloon und blieb vor Hollidays Tisch stehen. »Was hatte er mit Ihnen?«
Der ehemalige Zahnarzt zog die Karten mit der Geschicklichkeit eines Taschenspielers wie eine Ziehharmonika auseinander und ließ sie wieder zusammenrutschen. »Er hat in Abilene mit mir gespielt.«
»Und?«
»Und verloren!«
»Und deshalb ist er Ihnen nachgeritten?«
»Nein, er hat falschgespielt. Ich habe es ihm gesagt und einen Stuhl auf seinem Schädel zertrümmert. Dann kam der Sheriff und wollte uns beide einsperren. Die Leute hatten aber gesehen, daß Gellico falsch gespielt hatte – deshalb mußte mich der Sheriff laufen lassen. Er verwies mich aus der Stadt.«
Wyatt blickte wortlos auf den merkwürdigen Mann.
»Sie können beruhigt sein«, sagte Holliday gelassen. »Er hat zuerst gezogen.«
Das hatte Wyatt schließlich mit eigenen Augen gesehen. Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich an den Tisch. »Auf diese Art wird man Sie überall aus den Saloons und aus den Städten weisen, Doc.«
Da hob der Spieler das Gesicht. »Mag sein. Was hätte ich sonst tun sollen?«
»Sie hätten ihn nicht zu töten brauchen. Selbst in Notwehr nicht. Jeder andere, ja, aber Sie sind ein so hervorragender Revolverschütze, daß es Ihnen auch in dieser Sekunde nicht schwer gefallen wäre, ein anderes Ziel als dessen Herz zu nehmen.«
Holliday legte die Karten mit einem harten Ruck neben seinen Colt. »Weshalb, Marshal? Weshalb? Damit er von einem Knochenflicker wieder zusammengeleimt wird und mich ein paar Wochen später wieder anfällt? No, Sir. Ich bin doch nicht wahnsinnig.«
Wyatt stand auf. »Vielleicht haben Sie recht. Aber Sie werden nicht glücklich damit werden.«
Hollidays hartes Gesicht verdüsterte sich noch mehr. »Glücklich? Ich will nicht glücklich werden, Earp?«
*
Fast eine Woche war vergangen.
Das Leben in der Stadt lief wieder in seinen alten Bahnen. Die Bürger hatten den großen Schock, den ihnen der Bandit Milt Rice beigebracht hatte, schon fast überwunden.
Jim Deger lief mit dem Marshalstern durch die Frontstreet, ließ sich von den Leuten grüßen und machte sich einen Dreck daraus, daß jedermann wußte, daß er ein Feigling war. Hinter ihm stand ja ein mächtiger Mann: der Major Clint Hoover.
Wyatt hatte sorglose Tage bei den Gilberts verbracht. An diesem Morgen legte er nun seine Sachen zusammen und erklärte dem Arzt, daß er nun wieder aufbrechen müsse.
»Weshalb müssen Sie das?« wollte Gilbert wissen.
»Ich werde mir einen Job in einer anderen Stadt suchen. Der Major von Topeka war vor einigen Monaten in Wichita und hat mir das Amt eines Marshals in seiner Stadt angeboten.«
»Dodge braucht einen Marshal!« beharrte der Arzt.
Wyatt lachte, und diesmal wirkte er richtig jungenhaft dabei. »Ihr habt doch einen tüchtigen Marshal!«
Der Arzt unterdrückte einen Fluch. »Diese Krähe! Ich wette, wenn Sie aus der Stadt sind, ist der Teufel los. Gestern abend hörte ich, wie Hoover in der Stadtversammlung