Wyatt Earp Staffel 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 2 – Western - William Mark D.


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sofort: Es waren also wieder drei Männer gekommen, um mit Doc Holliday abzurechnen.

      Es würden immer wieder Männer kommen.

      Die Luft auf der Straße war zum Zerreißen gespannt.

      Der vierschrötige, schlitzäugige Kreole Mac Yster stieß den kantigen Schädel wie ein Raubvogel nach vorn. »Doc Holliday! Es ist gut, daß du da bist. Wir suchen dich.«

      »Dachte ich mir«, versetzte der Spieler gelassen. Dann kam er langsam auf die Straße hinunter, auf deren Mitte er stehen blieb.

      Yster war höchstens noch fünfzehn Yards von ihm entfernt. »Hattest einen feinen Partner, Doc. Den hättest du behalten sollen, dann hätten wir es schwerer mit dir gehabt.«

      »Schwer bleibt es für euch sowieso.«

      Yster schüttelte langsam den Kopf. »No, Brother, einer von uns dreien wird dich töten, Doc.«

      Hollidays Gesicht war zu Eis erstarrt. Seine kalten Augen funkelten wie Bergkristalle. »Vielleicht. Auf jeden Fall aber nehme ich euch alle drei mit.«

      »Diesmal geht die Rechnung nicht auf, Doc«, krächzte Yster mit vorgezogenem Mund. »Wir drei haben nichts zu verlieren. Wir können es uns also leisten, zu sterben. Wir haben nur noch einen Wunsch: daß du auch stirbst!«

      Da trat einer der hinter Yster stehenden Burschen vor. Er war ein langer, hagerer Mensch mit einem Affengesicht. Er hatte den Unterleib vorgeschoben, und auf seinem gekrümmten Rücken war die Jacke zerfetzt. »Du hast uns in Topeka auffliegen lassen, Doc Holliday. Dabei kam eine dumme Sache ’raus, als wir im Jail bei Sheriff Anderson saßen. Sie haben ’rausgefunden, daß wir in Lawrence die Bank ausgeräumt…«

      »… und drei Männer erschossen haben!« versetzte Holliday hart. »Ich weiß, Gene Tucker, ich wußte es schon vorher. Ich habe es dem Sheriff nämlich erst verraten.«

      Die Gesichter der drei wurden schlagartig aschgrau.

      Yster preßte einen nicht wiederzugebenden Fluch durch seine gelben Zähne. Dann brüllte er: »So ist es also. Es ändert jedoch nichts an der Sache. Wir werden nun in vier Staaten gesucht, und es ist also völlig einerlei, ob wir in sieben Monaten in irgendeinem Nest aufgehängt werden oder ob wir hier auf der Mainstreet von Dodge unter deinen Kugeln fallen. Wichtig ist nur, daß du mitkommst.«

      Der letzte der drei, der bis jetzt geschwiegen hatte, rief mit einer Stimme, die an das scharfe Klirren von aufeinanderreibendem Metall erinnert: »Ich werde es sein, der dich tötet, Doc Holliday.«

      Der Spieler spreizte die Beine und stemmte die schlanken Hände in die Hüften. Die Rechte lag dicht über dem abgegriffenen Kolben des schweren Revolvers.

      »Freut mich, daß du dir soviel zutraust, Jess Willard – ich hatte mir meinen Mörder immer ein wenig anders vorgestellt.«

      »Schluß mit dem Geschwätz!« stieß Yster grimmig hervor.

      »Bist du nervös?« fragte ihn der Spieler feixend. »Ich verstehe dich nicht, Mac – wo es jetzt doch mit uns zu Ende geht, können wir doch ruhig noch mal über alles sprechen.«

      »Du sollst still sein!« schnauzte der Bandit.

      Holliday hob die linke Hand und deutete mit dem Zeigefinger nach vorn. »Siehst du, Mac, da verstehen wir uns nicht. Du hast einfach zu schlechte Nerven. Wie so was zum Bankräuber und Mörder werden konnte, kann ich einfach nicht begreifen.«

      »Halt’s Maul!« kreischte der Bandit heiser.

      »Wir wollen uns doch nicht wie alte Weiber benehmen!« versetzte der Spieler. »Ihr seid Mörder, Bankräuber und Falschspieler. Ihr wolltet mich in Hookes Spielsaloon betrügen. Ich habe euch gestoppt. Dann habe ich dem Sheriff, als er ungerechtfertigterweise auch mich einlochen wollte, einen kleinen Wink gegeben, was für wertvolle Vögel er sich da eingefangen hat. Und wie wertvoll ihr seid, habt ihr bewiesen, indem ihr in Topeka ausgebrochen seid und hier auf der Frontstreet von

      Dodge aufkreuzt!«

      »Du sollst still sein!«

      »Daß es hier einen Marshal geben könnte, der keinen Gefallen an euch hat, kümmert euch anscheinend herzlich wenig.«

      Yster stieß eine heisere Lache aus. »Jim Deger? Er soll froh sein, wenn wir uns nicht um ihn kümmern.«

      »Dachte ich mir. Aber noch was, Yster – dein Sohn Fred sitzt doch in den Steinbrüchen von Sescatewa und wird in drei Jahren frei sein. Dann ist die Zeit abgelaufen, die er für seinen Totschlag bekommen hat. Soll ich ihm denn nicht wenigstens einen Gruß von dir bestellen. Ich könnte ihm beispielsweise sagen, daß du hier im Duell gegen mich gefallen bist. Zusammen mit deinen Freunden Gene Tucker und Jess Willard.«

      Yster stieß die Hand auf den Coltgriff.

      Doch noch immer rührte sich Holliday nicht.

      Dieser Mann war seiner überschnellen Hand so sicher, daß er – wie immer übrigens – wartete, bis der Gegner gezogen hatte.

      Aber es zog sich noch ein weit größeres Gewitter über dem eigenwilligen Manne zusammen. Den Mann, der sich da drüben aus der Gasse hinter ihn auf die Straße schlich, konnte er nicht sehen. Außerdem übertönte das Singen einer Säge in einem Hof jedes andere Geräusch.

      Doc Gilbert biß die Zähne aufeinander. Dann rief er: »Holliday, das ist ein ganz fauler Dreh hier! Hinter Ihnen steht einer mit einem Colt in der Hand!«

      Der Spieler rührte sich nicht.

      »Wenn du dich umdrehst, knallen wir los!« belferte Yster.

      Da hörte Doc Holliday eine Stimme, deren Klang er genau kannte: Es war die Stimme des Bandenführers Milt Rice. »Hallo, Brother. Nett, dich mal von hinten zu sehen. Gib gut acht, du nimmst jetzt deine Hände hoch und rührst dich dann nicht mehr!«

      Mac Yster paßte der Mann im Rücken des Gegners absolut nicht. Auch er kannte ihn. »He, Rice! Der Mann gehört uns!«

      »Irrtum, Yster!« brüllte Rice zurück. »Ich hatte eine ältere Rechnung mit ihm zu begleichen. Diesmal sitzt der Fuchs im Loch. Drüben steht Salt Cunnings mit einer Winchester, und hier in der Gassenmündung habe ich Pal Fedderson postiert.«

      »Wir hätten ihn allein fertiggemacht, Rice!« versetzte Mac Yster dumpf.

      »Zusammengeschossen hätten wir ihn!«

      »Dessen bin ich nicht so sicher«, entgegnete Rice. »Was meinst du, Salt?«

      Cunning’s Stimme kam sofort zurück. »Ich bin ganz deiner Meinung, Milt!«

      Rice trat noch einen Schritt näher an Holliday heran. »Ich habe einen Colt in der Hand, Doc. Die Sache ist aussichtslos. Vielleicht hättest du diese drei Landstreicher noch geschafft, aber mit einem Colt im Rücken und zwei Gewehren in den Flanken bist du aufgeschmissen. Das

      siehst du doch ein? He? – Ho, es hat dir wohl die Sprache verschlagen. Schade, dein Freund mit dem Stern hätte noch etwas hierbleiben sollen…«

      »Er war ja lange genug hier und hat auf dich alten Feigling gewartet«, entgegnete Doc Holliday gelassen. »Aber du hast es vorgezogen, so lange zu warten, bis er die Stadt verlassen hat.«

      »Ah, jetzt ist ihm die Sprache wiedergekommen, und schon bellt dieser Köter wieder.«

      »Was soll das Hin und Her mit diesem Kerl!« maulte Yster. »Wir sind hierhergekommen, um ihn zu erledigen.«

      »Ich weiß«, gab Rice zurück. »Ich kam in der gleichen Absicht. Es ist nur so, Yster, daß der Stärkere bestimmt. Und der bin ich ja nun mal. Aber du sollst auch nicht leer ausgehen. Ich mache dir einen Vorschlag. Wir hängen den Kerl auf, dann haben wir alle etwas davon, und niemand braucht sich über die Kugel zu ärgern, die der andere dieser Ratte ins Leben schickt.«

      Yster sah einen Augenblick vor sich hin. Dann blickte er seine beiden Genossen an.

      »Good«, knurrte er schließlich. »Vorwärts, hängen wir ihn also!«


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