Wyatt Earp Staffel 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 2 – Western - William Mark D.


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blickte in die Gasse zurück. »Wissen Sie, ich habe einen Freund in der Stadt. Er hat eine Höhle in den Bergen. Da habe ich erst mal haltgemacht – und plötzlich hatte ich die verrückte Idee, daß ich noch mal zurückreiten müßte.«

      Doc Holliday warf ihm einen grinsenden Blick zu. »Gute Idee«, sagte er halblaut. »Ich hoffe, daß ich auch noch öfters brauchbare Einfälle habe.«

      Eine halbe Stunde später wußte die ganze Stadt, daß Wyatt Earp zurückgekommen war.

      Es gab nur zwei Menschen, die sich nicht darüber freuten: Jim Deger und der Bürgermeister.

      Wyatt und John Holliday saßen im Long Branch Saloon stumm nebeneinander. Doc Gilbert, Babe Asmussen, der Händler Leeverey und der Mietstallbesitzer saßen mit am Tisch.

      Leeverey führte das große Wort. »Ich habe alles genau beobachtet. Doc Holliday hatte gerade Patronen bei mir gekauft…«

      »Ein Glück!« unterbrach ihn der Schmied.

      An den anderen Tischen war es still; die Männer blickten auf Wyatt Earp und den Spieler an seiner Seite.

      Da wurde vorn die Tür aufgestoßen, und ein mittelgroßer Mann stand im Rahmen. Er hatte ein sehr ungleichmäßiges Gesicht mit einer fliehenden Stirn und großen Kalbsaugen. Auf seiner Brust blinkte der Stern eines Town-Marshals.

      Langsam kam er an den Tisch heran.

      Hier stemmte er die Hände in die Hüften und warf sich in die Brust. »Holliday, Sie verschwinden endgültig aus der Stadt!«

      Totenstille im Saloon.

      »Sie haben mich verstanden, noch in der Nacht verschwinden Sie!«

      Der Spieler blickte den Marshal mit einem unergründlichen Blick an. Dann flog ein winziges Lächeln über sein Gesicht. »Sie sind ein großartiger Mann, Deger. Schade, daß der Stern so wenig auf Ihre Brust paßt wie das Geld in meine Tasche.«

      »Wie meinen Sie das? Was soll das heißen! Wenn Sie glauben, Sie könnten mich hier verspotten, werde ich veranlassen, daß Sie die Stadt sofort verlassen, Holliday!«

      Doc Holliday grinste. Dann sagte er ganz deutlich: »Du bist eine Flasche, Deger, eine ganz erbärmliche Flasche!«

      Der Marshal tat, als wolle er nach dem Colt greifen.

      Da lachte der Spieler schallend auf. »Verschwinde, Mann – und sieh zu, daß du mir nicht mehr begegnest. Du bist eher eine Schande für die Stadt, als ich!«

      Deger stierte in das Gesicht Hollidays und dann in die verschlossenen Gesichter der anderen Männer und drehte sich mit einem Ruck um.

      »He!« rief Holliday ihm schneidend nach.

      Deger blieb stehen, ohne sich umzudrehen.

      »Laß deinen Stern hier!«

      Die Linke des Mannes tastete nach der Brust, nestelte tatsächlich den Kreisstern herunter und ließ ihn auf die Dielen fallen.

      Dann ging er hinaus.

      Das war die letzte Amtshandlung des Marshals Jim Deger. Der Abenteurer John Holliday hatte ihn ausgespielt; ganz einfach ausgespielt mit seiner eisigen unerschütterlichen Kälte.

      *

      Dodge hatte keinen Marshal mehr.

      Am nächsten Morgen warteten in der Halle des Hotels London neun Männer auf den Missourier.

      Die Stadtväter. Sie beknieten den Marshal, in Dodge zu bleiben.

      »Was meint der Major dazu?« forschte Wyatt.

      »Er hat nichts dazu zu meinen. Den Marshal, den er uns aufgedrängt hat, hat Doc Holliday abserviert. Wir suchen uns den neuen Marshal selber aus. Ganz davon zu schweigen, daß Ihre Befugnisse als US-Marshal weitaus größer sind, wären Sie uns ohnehin wilkommen gewesen, Mister Earp…«

      Wyatt sah Doc Gilbert an.

      Der kniff das linke Auge zu.

      Da sagte der Missourier zu.

      Von diesem Tage an, war er der Marshal von Dodge City. Er unterschrieb in der neuen City Hall die Urkunde (sie befindet sich noch heute im Dodger Stadt-Museum) und trat drüben im Office des toten Sheriffs William Masterson seinen Dienst an.

      Vierzehn Tage später kam mit der Overland ein junger, kräftiger Bursche aus Texas. Es war William Masterson, ein Neffe des toten Sheriffs. Wyatt hatte den Burschen im vergangenen Jahr kennen- und schätzengelernt und ihn jetzt als seinen Chief Deputy eingestellt.

      Mit William Masterson, den seine Freunde Bat nannten, kam ein Mann in die Stadt, der sie nie wieder verlassen sollte. Der nach Jahren das Erbe des großen Wyatt Earp antreten und noch viele Jahre Sheriff in Dodge City sein sollte.

      Vielleicht ist es richtig, wenn an dieser Stelle einmal darauf hingewiesen wird, daß die Stadt Dodge ein historisches Unikum ist. Damals, als Wyatt Earp die Polizeigewalt in der Stadt übernahm, war Dodge ganze vier Jahre alt. Vorher hatten dort nur zwei kleine Zeltlager von Büffeljägern gestanden. Die Treibherden schlugen ihre Zeltstadt nur im Frühling auf, wenn sie kamen.

      Ihren Höhepunkt erlebte die Stadt in der Zeit zwischen 1875 und 1880. Da war sie die bedeutendste Treibherdenstadt der Vereinigten Staaten. Sie war ein gewaltiger Handels- und Umschlagplatz und wuchs ständig. Es war die Blütezeit

      Dodge Citys. Nie wieder hat die Stadt sich einen solchen Namen machen können. Nach den achtziger Jahren wurde es still um sie. Die großen Treibherden kamen nicht mehr über den Santa Fé-Trail, da die Büffel fast ausgerottet waren, und in einer bestürzenden Schnelle schmolz die Stadt wieder in sich zusammen. Heute, achtzig Jahre später, ist sie kaum viel größer als damals, da sie neben Santa Fé die Königin der Westernstädte war. Um 1910 herum hatte ein gewaltiger Brand die zu achtzig Prozent aus Holzbauten bestehende Stadt fast völlig hinweggefegt.

      Von Dodge übriggeblieben ist eigentlich nur noch der große Name. Den kennt noch heute jedes Schulkind in Amerika – und jetzt auch schon in Europa.

      Ja, groß war Dodge City unter Wyatt Earp. In den Jahren, in denen der eisenharte Missourier für Ruhe und Ordnung in der Stadt sorgte.

      *

      Es war ein Monat vergangen.

      Milt Rice hatte den Weg nicht mehr zurückgefunden. Er hütete sich, noch einmal mit dem Marshal zusammenzugeraten.

      Trotzdem war Wyatt Earp weiterhin auf der Hut. Er wußte, daß er die Crew des Banditen gesprengt, aber nur vorübergehend gelähmt hatte. Aber er sollte auf Granit beißen, wenn er zurückkam, der Sheriffmörder Milt Rice. Er wurde von allen Polizeistellen der Unionstaaten gesucht.

      Im Marshal Office in der Frontstreet waren drei Deputys vom Schlage des schnell populär gewordenen Chief-Deputys Bat Masterson.

      Bat empfand eine grenzenlose Verehrung für den großen Wyatt Earp. Er war es auch, der vieles von dem, was wir heute über Earp wissen, aufgeschrieben und festgehalten hat. Der Missourier selbst war im Grunde ein schweigsamer Mann.

      Dodge hatte seine Ruhe wieder.

      Mit dem Namen Wyatt Earp waren Sicherheit und Frieden in die Stadt zurückgekehrt.

      Aber schon zogen wieder dunkle Gewitterwolken aus dem Süden heran. Es sollte lange dauern, bis es dem eisernen Marshal gelang, die wilde Treibherdenstadt zu zähmen.

      Wenn nämlich die Herden vor der Stadt ankamen, dann wimmelte es in Dodge nur so von Menschen.

      Das Gros der Treiber wohnte in der Stadt, so lange, bis die Herde verkauft waren.

      Unglücklicherweise kamen die Büffeljäger fast zur gleichen Zeit aus dem Norden heran. Sie schlugen nicht mehr, wie in Lederstrumpfs Zeiten, ihre Zelte unten am Arkansas auf, sie hatten Dollars gemacht und wollten sie verleben. Sie waren wohlhabend und ließen es auch jeden fühlen, der es wissen oder nicht wissen wollte.

      Der alte Streit, wer schlimmer war, die Treiber oder


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