Wyatt Earp Staffel 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 2 – Western - William Mark D.


Скачать книгу
nichts nach. Den Ärger mit beiden hatte der Marshal.

      Und jetzt sollte Wyatt auch erfahren, was Jenny Hoover damals gemeint hatte, als sie Wyatt andeutete, es seien noch andere Dinge, die seine Anwesenheit hier erforderlich machten.

      In der Wellstreet wohnte der Viehaufkäufer Jerry Lumbage. Er war ein feister Mann mit schwerem Bauch und kahlgeschorenem Hunnenschädel. Seine Lippen waren aufgeworfen und hielten stets, wenn man ihn sah, eine schwere helle Zigarre. Die kurze Nase war fleischig und breit, die Augen grau und wäßrig.

      Lumbage stammte aus dem Osten. Er war vor drei Jahren in die Stadt gekommen und hatte, als die Bahn gelegt wurde, mehrere Verladeschuppen unten neben dem Stationsgebäude gebaut.

      Zwar fuhr die Bahn anfangs nur alle zwei Tage, aber Lumbage hatte es verstanden, das Viehverladegeschäft im großen aufzuziehen. Er hatte mehr Leute in seinem Betrieb an den Verladeschuppen und in der Wellstreet als sonst irgendein Geschäftsmann in der Stadt.

      Die Leute flüsterten: Lumbage ist der heimliche König von Dodge. Der, mit dem sie prunken konnten, und dessen Name sie gern in aller Munde wußten, hieß Wyatt Earp. Er vertrat das Gesetz. Und er gehörte schon bald zu den Sehenswürdigkeiten der Arkansasstadt.

      Aber Jerry Lumbage war kein Mann, mit dem die Dodger Staat machen konnte. Zu gut war noch allen in Erinnerung, daß er damals, als die Bahn gelegt werden sollte, die Arbeiter am Schienenstrang wegkaufte, um sie in seinen Dienst zu nehmen. Damals ließ er das Vieh von Trailbossen an die Bestimmungsorte treiben. Die Bahn kam aber doch, und Lumbage stellte sich um. Er brauchte die Trailbosse nicht mehr, mietete Güterwaggons und ließ von seinen Leuten die Rinder auf die Bahn laden. Er begnügte sich nicht mit dem Rinderhandel. Bald wußte man, daß er auch Büffelhäute aufkaufte und verlud.

      Er war ein steinreicher Mann, der dicke Lumbage. Aber da waren noch andere Dinge, die den Leuten mißfallen hatten. Er war ein Gegner aller Small-Rancher. Jener kleinen Leute, die sich von den Randgebieten der großen Ranches kleine Landstücke abgepachtet hatten und darauf Vieh züchteten.

      Lumbage kaufte alles Land in der Umgebung auf, das er kriegen konnte. Da waren ihm die hartnäckig an ihren Weiden hängenden Small-Rancher arg im Wege.

      »Ich brauche die Weide für meine Herden!« pflegte er zu sagen, wenn ihn jemand daran erinnerte, daß auch die kleinen Farmer leben müßten.

      Mit nicht ganz fairen Mitteln hatte Lumbage sechs Small-Rancher vertrieben. Sie hatten, nachdem kein Cowboy bei ihnen arbeiten wollte, ihr Land für einen Spottpreis an Lumbage abgegeben.

      Nicht so Joe Jefferson und Bully Rood, der Großvater des kleinen Franky.

      Die beiden ließen sich nicht von ihrem Boden vertreiben. Er war ihr Eigentum, der große Rancher Jack Hutton hatte ihnen die kleinen Landstücke vor Jahren verkauft.

      Unablässig bohrte Lumbage am Lebensnerv der Farmer. »Ich werde sie verjagen«, sagte er einmal im Long Branch Saloon, »und wenn ich sie eigenhändig erschlagen müßte, diese Krauter.«

      Der alte Joe Jefferson hatte längst keine Arbeitskräfte mehr. Viele Jahre hatte der lange Tub Valkers bei ihm ausgehalten, aber schließlich hatte Lumbage auch ihn weggelockt. Jefferson machte seit einiger Zeit alle Arbeit allein. Aber er richtete sich dabei zu Grunde. Die Leute in der Stadt wußten es längst.

      An diesem Morgen nun kam der kleine Franky auf seinem Pony in die Stadt. Vor dem Marshal Office sprang er ab, ließ das Tier einfach stehen und sprang die Vorbaustufen hinauf.

      Bat Masterson, der den Kleinen bereits kannte, fuhr ihm durch den blonden Schopf. »Na, Franky, willst du deinen Freund, den Marshal, besuchen?«

      Der Junge nickte und ging auf die Tür zu. Als er sie aufgestoßen hatte und den Marshal hinter dem Tisch sitzen sah, hatte er Tränen in den Augen.

      Wyatt sprang auf. »Hey, Franky!«

      Die Tränen rannen dem Kleinen über die roten Wangen. »Mister Jefferson ist tot!« stieß er hastig hervor.

      »Jefferson, euer Nachbar?«

      »Ja, er ist tot. Er liegt vor seinem Haus…«

      Wyatt ritt selbst mit dem Jungen hinaus.

      Ja, er war tot, der alte Farmer. Er lag neben seinem Haus, hatte eine Schaufel in der verkrampften Hand und blickte mit gläsernen Augen in den azurblauen Junihimmel.

      Er hatte sich totgeschuftet, der Alte.

      Lumbage hatte ihn fertiggemacht.

      Franky biß sich auf die Unterlippe und konnte doch die Tränen nicht aufhalten, die über seine Wangen rollten. »Dieser verdammte Feistling! Er hat sie alle fertiggemacht. Er will auch Old Bully fertigmachen.«

      Als Lumbage die Nachricht vom Tod des Farmers erfuhr, rieb er sich die Hände, steckte die Daumen in die Ausschnitte seiner zitronengelben bestickten Weste und lachte breit. »Na, also, wieder einer weniger. Wie die Fliegen kratzen sie ab. Den alten Indianerscout mache ich jetzt mit Gewalt reif. Sein Widerstand wird nicht allzu lange anhalten. Duff Corbote und Jim Calligan habe ich ihm weggeholt. Und der alte Gruney hat versehentlich im März von einem Mann bei Dunkelheit einen Schlag über den Kopf bekommen, seitdem ist er nicht mehr viel wert bei der Arbeit. Im Gegenteil, ich habe beim Stadtrat und beim Marshal eine Beschwerde eingereicht: Der Alte ist irre, er ist gemeingefährlich. Wenn er weg ist, hat Bully Rood nur noch den Bengel. Und…« Was er weiter sagte, war nicht zu verstehen.

      Betty Lumbage, seine hübsche junge Frau, die er im vergangenen Winter aus Santa Fé mitbrachte, lachte leichtfertig und streichelte über den kahlen Schädel des Viehaufkäufers. »Du bist ein großartiger Mann, Jerry. Ich bewundere dich!«

      Lumbage musterte seine Frau selbstgefällig und erklärte dann: »Auf Roods Weide baue ich dir ein herrliches Sommerhaus!«

      Die Frau schlug die Hände zusammen und wurde puterrot. »Ein Sommerhaus? Wie wundervoll!« Und dann verzog sich ihr hübscher Mund zum Schmollen.

      »Wenn doch erst dieser gräßliche Rood mit dem Bengel von dem Land verschwunden wäre…«

      Der Wunsch der Betty Lumbage ging nicht so rasch in Erfüllung, wie sich das die leichtsinnige Frau gewünscht hätte.

      Der kleine Franky arbeitete wie ein Wilder, um den Großvater zu entlasten. Was die anderen Leute in der Stadt mit heimlicher Freude beobachteten, sah sie mit tiefstem Mißfallen: Seit der alte Gruney abgeholt und nach Kansas City ins Hospital gebracht worden war, schaffte Franky wie ein Erwachsener.

      Die junge Frau sah nicht, daß der Junge von Tag zu Tag bleicher wurde, sie sah nicht, daß es nicht mehr lange so weitergehen konnte. Sie sah nur, wenn sie in ihrem schmucken Buggy an der kleinen Ranch vorbeifuhr, daß Franky das Haus mit neuer Farbe strich, daß er den Zaun ausbesserte, daß er wie ein ausgewachsener Cowboy über die Weide fegte.

      Betty Lumbage haßte den kleinen Franky mehr und mehr. Und eines Tages reifte in ihr der unbegreifliche Entschluß, den Jungen verschwinden zu lassen.

      Sie war kein unbeschriebenes Blatt, die junge Frau mit der hübschen Larve. In Santa Fé hatte sie jahrelang in Bars gearbeitet und mit dem Falschspieler Ted Seroon zusammengelebt, ehe er in einem Duell erschossen wurde. Lumbage hatte sie kennengelernt, als sie Teds Erbschaft in einem Spielsaloon verpraßt hatte. Er wußte nicht viel von ihrem Vorleben. Und wenn er selbst auch ein rigoroser, egoistischer Mann war, was jetzt in der Seele seiner Frau vorging, hätte er sicher nicht gebilligt.

      Die Tragödie begann an einem sonnenüberstrahlten Morgen.

      Betty Lumbage hatte von Geoffrey, dem Leibwächter ihres Mannes, den kleinen Buggy anspannen lassen.

      »Soll ich Sie begleiten, Madam?« fragte der hagere, hartgesichtige Mann.

      Betty wehrte ab, so gern sie sich auch sonst in der Gesellschaft des düsteren Mannes aufhielt. Bei ihrem heutigen Weg wollte sie keinen Zeugen haben.

      In dem kleinen Korb, der neben ihrem Sitz auf dem Wagen stand, befand sich der kleine Schokoladenkuchen, den sie in der Nacht selbst gebacken hatte.

      Sie


Скачать книгу