Dr. Daniel Staffel 5 – Arztroman. Marie Francoise

Dr. Daniel Staffel 5 – Arztroman - Marie Francoise


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Allerdings kann ich das hier in der Praxis nicht so einfach feststellen. Zur genauen Diagnose ist eine Pelviskopie nötig. Das ist eine Untersuchung des tiefen Beckens mit einem Spezialgerät. Dabei kann ich gleichzeitig Abstriche von den Eileitern nehmen.«

      »Tut das nicht schrecklich weh?« fragte Ines ängstlich.

      »Keine Angst, Frau Holbe, die Untersuchung wird in Vollnarkose durchgeführt«, erklärte er beruhigend, dann griff er nach seinem Terminkalender. »Ich würde vorschlagen, daß wir sie gleich für morgen früh ansetzen. Und bitte ab zehn Uhr abends nichts mehr essen, wegen der Narkose.«

      Ines nickte ein wenig halbherzig. Dieser weitere Termin bedeutete für sie, daß sie morgen erneut Gefahr lief, in Dr. Daniels Anwesenheit einen dieser schrecklichen Anfälle zu bekommen. Aber die zweite Untersuchung ließ sich wohl nicht mehr vermeiden.

      »Ich werde pünktlich in der Klinik sein«, versprach Ines, dann verabschiedete sie sich und ging nach Hause. Sie erreichte ihre Wohnung keine Sekunde zu früh. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, als sie auch schon von dem inzwischen altbekannten Schwindel erfaßt wurde.

      In der folgenden Nacht und auch am frühen Morgen erlitt sie weitere Anfälle, und ihre Angst, daß diese seltsame Krankheit entdeckt werden könnte, wuchs noch. Mit sehr gemischten Gefühlen ging sie zur Waldsee-Klinik und hoffte inständig, in den nächsten Stunden von diesen gräßlichen Anfällen verschont zu bleiben.

      »Sie sind ja überpünktlich«, stellte Dr. Daniel fest, als er der jungen Frau in der Eingangshalle begegnete. »Dann können wir gleich anfangen.«

      Der neue Anästhesist, Dr. Jeffrey Parker, stand ebenfalls schon bereit und leitete die Narkose ein, dann nahm Dr. Daniel die Untersuchung vor, die genau den Befund ergab, mit dem er schon gerechnet hatte.

      »Es handelt sich tatsächlich um eine Chlamydien-Infektion«, erklärte er, als Ines sich von der Narkose ein wenig erholt hatte. »Ich werde Ihnen ein Antibiotikum verschreiben. Davon nehmen Sie täglich vier Kapseln, und in einer Woche kommen Sie zur Nachuntersuchung. Bis dahin müßten die Beschwerden eigentlich abgeklungen sein.«

      Ines nickte. »Danke, Herr Doktor.« Und obwohl ihr die Angst vor einem Anfall im Nacken saß, raffte sie sich zu einer Frage auf. »Wo kann ich mir das geholt haben?«

      »Chlamydien werden ausschließlich durch Geschlechtsverkehr übertragen«, antwortete Dr. Daniel. »Falls Sie in letzter Zeit mit jemandem intim waren, sollten Sie ihn über Ihre Erkrankung unterrichten. Möglicherweise ist Ihr Partner sogar die Ansteckungsquelle. Es wäre also für ihn erforderlich, sich ebenfalls untersuchen zu lassen.«

      Ines nickte. »Ich werde es ihm sagen.«

      Doch dazu kam sie nicht mehr, denn kaum zu Hause angekommen, wurde sie von einem so heftigen Anfall überrascht, daß es ihr unmöglich war, die Wohnung wieder zu verlassen. Mit letzter Kraft konnte sie sich in ihr Bett schleppen, dann schlief sie erschöpft ein. Halb besinnungslos dämmerte sie dahin…

      *

      Die langen und sehr einfühlsamen Gespräche mit Dr. Daniel taten Valerie Doschek gut. Sie spürte, wie sie allmählich begann, die unangenehmen Erlebnisse der Geburt zu verarbeiten. Natürlich war sie noch meilenweit davon entfernt, das alles wirklich bewältigt zu haben, doch sie fühlte sich wenigstens nicht mehr so elend wie in den ersten Tagen nach der Geburt.

      Dazu kamen auch die positiven Erfahrungen mit ihrem kleinen Sohn, denn trotz der widrigen Umstände bei der Geburt hatte sie keine Schwierigkeiten beim Stillen, was ihr Selbstvertrauen ungemein stärkte.

      Um so schlimmer war es für sie, als sie plötzlich Schmerzen im Intimbereich bekam. Der Gang zur Toilette wurde die reinste Tortur, und dazu kam das unangenehme Gefühl, als würde sich da unten etwas öffnen. Rasch packte sie Tobias in den Kinderwagen und machte sich auf den Weg zu Dr. Daniel. Dabei wurden ihre Schmerzen schier unerträglich. Valerie hatte das Gefühl, keinen Schritt mehr gehen zu können, doch immer wieder zwang sie einen Fuß vor den anderen, und sie atmete auf, als sie endlich vor Dr. Daniels Praxis stand.

      Mit schmerzverzerrtem Gesicht trat sie in den Vorraum, was die Empfangsdame Gabi Meindl erschrocken aufspringen ließ.

      »Um Himmels willen, Frau Doschek, was ist denn los?« fragte sie besorgt.

      »Ich habe schreckliche Schmerzen«, brachte Valerie mit Mühe hervor.

      Fürsorglich nahm Gabi die junge Frau am Arm und führte sie sofort ins Untersuchungszimmer.

      »Der Herr Doktor wird sich gleich für Sie Zeit nehmen«, versprach sie, während sie Valerie half, sich auf die Untersuchungsliege zu legen. »Und auf Ihren kleinen Sohn passe ich in der Zwischenzeit schon auf.«

      »Danke, Frau Meindl«, erwiderte Valerie mit leiser, schwacher Stimme. »Das ist sehr lieb von Ihnen.«

      Impulsiv tätschelte Gabi Valeries Arm. »Ist doch selbstverständlich, Frau Doschek.«

      Dann verließ sie das Untersuchungszimmer, doch Valerie blieb nicht lange allein, denn schon wenig später kam Dr. Daniel durch die Zwischentür herein. Sein Blick war besorgt.

      »Frau Meindl sagte mir, daß Sie Schmerzen haben.«

      Valerie nickte. »Seit heute früh. Jeder Schritt ist eine Qual, und wenn ich auf die Toilette gehe, brennt es ganz fürchterlich. Außerdem habe ich irgendwie das Gefühl, als wäre da unten etwas offen.« Sie zuckte die Schultern. »Das ist komisch ausgedrückt, aber ich weiß nicht, wie ich es sonst beschreiben soll.«

      Dr. Daniel nickte. »Ich sehe mir das gleich an, Frau Doschek. Für diese Untersuchung können Sie auch ruhig hier liegenbleiben.«

      Er streifte sich Plastikhandschuhe über, während Valerie versuchte, sich freizumachen, was ihr mehr schlecht als recht gelang. Dr. Daniel mußte ihr helfen, doch was er gleich darauf entdeckte, verschlug ihm für einen Moment tatsächlich die Sprache.

      »Das ist doch nicht die Möglichkeit«, murmelte er, dann sah er Valerie an. »Ihre Beschreibung war gar nicht schlecht, Frau Doschek. Die Dammnaht, die im Krankenhaus gemacht wurde, ist wieder aufgegangen.«

      Valerie erschrak. »Ist das schlimm?«

      »Nein, ich werde das gleich in Ordnung bringen«, versicherte Dr. Daniel. »Dazu müssen Sie aber leider in die Waldsee-Klinik, weil Sie eine Narkose benötigen. Haben Sie heute schon etwas gegessen?«

      Valerie schüttelte den Kopf. »Durch die Schmerzen war mir der Appetit gründlich vergangen.«

      »Gut, dann alarmiere ich jetzt einen Krankenwagen, der Sie in die Klinik bringen wird, und unmittelbar nach Ende meiner Vormittags-Sprechstunde werde ich die Naht noch einmal machen.«

      Auf Valeries Gesicht zeigte sich Erleichterung, aber auch eine Spur Ratlosigkeit.

      »Wie kann so etwas überhaupt passieren?« fragte sie.

      »Dafür gibt es verschiedene Gründe. Vielleicht haben Sie Ihre Rückbildungsgymnastik ein wenig zu intensiv gemacht, oder aber der Dammriß wurde nicht gründlich genug vernäht.«

      »Also an der Gymnastik kann es nicht liegen«, meinte Valerie überzeugt. »Damit habe ich nämlich noch gar nicht angefangen. Irgendwie habe ich bisher einfach keine Zeit dafür gefunden.«

      Valeries Worte bestätigten Dr. Daniels Verdacht, daß die Naht nur mangelhaft ausgeführt worden war.

      »Wie auch immer. Wir werden das jedenfalls innerhalb der nächsten zwei Stunden in Ordnung bringen«, erklärte Dr. Daniel. »Bleiben Sie erst mal hier liegen. Die Sanitäter werden Sie dann abholen, und Ihren kleinen Sohn nehmen sie auch gleich mit. Er kann bei Ihnen bleiben, bis Sie in den Operationssaal gebracht werden. Sie werden nur eine ganz leichte Narkose bekommen, von der Sie sich bestimmt schnell erholen werden.«

      Da konnte Valerie endlich wieder lächeln. »Vielen Dank, Herr Doktor. Ich bin ja so froh, daß es Sie gibt.«

      *

      Als Manfred Klein neben Mi-

      chaela Weller erwachte,


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