Dr. Daniel Staffel 5 – Arztroman. Marie Francoise

Dr. Daniel Staffel 5 – Arztroman - Marie Francoise


Скачать книгу
hören Sie aber auf.« Dr. Daniel warf einen Blick auf die Uhr. »Frau Doschek müßte jeden Moment aufwachen.«

      Die beiden Ärzte verabschiedeten sich, dann betrat Dr. Daniel den Aufwachraum, holte sich einen Stuhl heran und setzte sich neben Valeries Bett. Es dauerte nur ein paar Minuten, bis sie die Augen aufschlug.

      »Wie fühlen Sie sich, Frau Doschek?« wollte Dr. Daniel wissen.

      »Na ja… es geht«, brachte Valerie ein wenig mühsam hervor. »Kalt ist mir.«

      Fürsorglich breitete Dr. Daniel eine weitere Decke über sie, dann gab er Anweisung, die Patientin wieder auf die Station zu bringen.

      »Ich würde vorschlagen, Sie erholen sich noch bis morgen hier bei uns, dann können Sie wieder nach Hause gehen«, meinte er.

      Valerie nickte nur. Die Nachwirkungen der Narkose machten sie müde, und so dauerte es nicht lange, bis ihr die Augen zufielen.

      »Ich sehe nach der Sprechstunde noch einmal nach ihr«, erklärte Dr. Daniel an die Stationsschwester gewandt, dann verließ er die Klinik und kehrte in seine Praxis zurück.

      *

      Michaela Weller war erstaunt, als sie von der Arbeit kam und ihre Wohnung verlassen vorfand. Allerdings hatte sie kaum Gelegenheit, sich weiter darüber zu wundern, denn die Kopfschmerzen, die sie schon den ganzen Tag verspürte, wurden jetzt immer schlimmer. Mit Mühe schleppte sie sich ins Schlafzimmer und legte sich ins Bett, doch auch hier ließen die Schmerzen nicht nach.

      Irgendwo in der Ferne hörte sie das Telefon klingeln. Sie dachte noch, daß das Manfred sein könnte, doch sie war nicht fähig aufzustehen und den Hörer abzunehmen. In ihrem Kopf hämmerte und pochte es. Sie schloß die Augen, doch der schier unerträgliche Schmerz peinigte sie weiter.

      Einmal glaubte sie, die Türglocke gehört zu haben, und dann drangen plötzlich Stimmen an ihr Ohr. Stimmen, die ihren Namen riefen, doch Michaela konnte nicht antworten. Sie schaffte es nicht einmal, die Augen zu öffnen, und so fühlte sie nur, wie sie hochgehoben und weggetragen wurde, während der Schmerz in ihrem Kopf unvermindert weitertobte.

      Michaela hörte das Martinshorn des Krankenwagens, fühlte, wie ihre Temperatur gemessen wurde, und spürte dann einen feinen Stich in der rechten Armbeuge, während um sie herum lauter verzerrte, unheimlich klingende Stimmen waren.

      Nach einer Zeit, die Michaela wie eine halbe Ewigkeit vorkam, hörten die Kopfschmerzen plötzlich auf. Die junge Frau öffnete die Augen und erkannte, daß sie in einem fremden Zimmer lag. Erstaunt sah sie sich um.

      »Sie sind in der Waldsee-Klinik«, erklang neben ihr eine männliche Stimme.

      Erschrocken fuhr Michaela herum und betrachtete den Arzt, von dessen Gesicht sie nur die sanften, rehbraunen Augen sehen konnte, weil er einen breiten Mundschutz trug.

      »Ich bin Dr. Metzler, der Chefarzt dieser Klinik«, stellte er sich jetzt vor, dann fragte er: »Wie fühlen Sie sich?«

      »Gut«, antwortete sie. »Bis vor kurzem hatte ich schreckliche Kopfschmerzen, aber jetzt ist alles wieder in Ordnung. Wahrscheinlich habe ich zu lange vor dem Computer gesessen.«

      »Nein, Frau Weller, so harmlos ist die Ursache Ihrer Kopfschmerzen leider nicht«, entgegnete Dr. Metzler. »Sie haben sich mit einer sehr gefährlichen Krankheit angesteckt.«

      Michaela fuhr hoch. »Wie bitte? Dann schüttelte sie den Kopf. »Sie müssen sich irren, Herr Doktor. Ich fühle mich ganz hervorragend.«

      »Das ist eben die Heimtücke dieser Krankheit«, entgegnete Dr. Metzler. Er wies zu dem Infusionsständer, den man neben Michaelas Bett gestellt hatte. »Über diese Infusion bekommen Sie ein Medikament, das Ihnen helfen wird, aber ich fürchte, Sie werden trotzdem noch einige schlimme Anfälle bekommen. Sie beginnen mit Schwindelgefühl, danach kommen Schweißausbrüche und hohes Fieber. Der ganze Anfall dauert vielleicht eine halbe Stunde. Ich sage Ihnen das alles, damit Sie nicht erschrecken, wenn es soweit ist. Durch das Medikament werden die Anfälle ein bißchen gemildert, und in ein paar Tagen haben Sie es vielleicht schon überstanden.«

      Mit vor Schreck geweiteten Augen hatte Michaela dem Chefarzt zugehört.

      »O mein Gott«, stammelte sie jetzt. »Was ist denn das für eine Krankheit?«

      »Bei uns in Europa kommt sie normalerweise nicht vor, daher hat sie hier auch keinen Namen. Wir nennen sie der Einfachheit halber Asien-Syndrom. Ich selbst bin damit in Japan zum ersten Mal in Berührung gekommen.«

      »Japan«, murmelte Michaela. »Heißt das, daß Ines auch krank ist?«

      Dr. Metzler runzelte die Stirn. »Ines? Von welcher Ines sprechen Sie?«

      »Ines Holbe – die Ex-Freundin meines Freundes«, antwortete Michaela, dann erschrak sie. »Ist Manfred auch krank?«

      Dr. Metzler nickte. »Er ist ebenfalls hier in der Klinik, von ihm haben wir Ihren Namen erfahren. Eigentlich wollten wir Sie nur abholen, um Sie in der Klinik unter Quarantäne zu stellen, aber dann ergab eine Blutanalyse, daß Sie ebenfalls schon an der Krankheit leiden.« Er schwieg kurz. »Zurück zu dieser

      Ines: Wenn sie die Ex-Freundin von Herrn Klein ist, wie kommen Sie dann darauf, daß sie auch erkrankt sein könnte? Ich denke nicht, daß Herr Klein zu ihr noch immer Kontakt hat.«

      »Ines war doch vier Monate lang in Japan«, entgegnete Michaela. »Nach ihrer Rückkehr war sie noch eine Weile mit Manfred zusammen – nicht sehr lange, aber…«

      »Danke, Frau Weller«, unterbrach Dr. Metzler sie hastig. »Ich glaube, Sie haben uns sehr geholfen.«

      Eiligst verließ er das Zimmer, desinfizierte sich im Nebenraum und wäre beim Hinausgehen beinahe mit Dr. Daniel zusammengestoßen.

      »Wir haben höchstwahrscheinlich die Ansteckungsquelle gefunden«, erklärte Dr. Metzler. »Eine gewisse Ines Holbe hat sich vier Monate lang in Japan aufgehalten und womöglich dort angesteckt. Anscheinend grassiert diese Krankheit auch dort gerade wieder.«

      »Ines Holbe«, brachte Dr. Daniel mühsam hervor. »Meine Güte…«

      »Robert, was ist los?« fragte Dr. Metzler besorgt. »Du bist ja plötzlich ganz blaß.«

      »Ines Holbe war vor ein paar Tagen bei mir in der Sprechstunde, und sie war auch hier in der Klinik«, erzählte Dr. Daniel mit fast tonloser Stimme.

      »O mein Gott«, stöhnte Dr. Metzler auf. »Das bedeutet, daß der Virus schon überall sein kann. Halb Steinhausen kann bereits damit infiziert sein. Allein in deiner Praxis können sich während dieser Zeit fünfzig Frauen oder mehr angesteckt haben. Und wenn ich mir vorstelle, wie viele Einwohner Steinhausens in der Kreisstadt oder gar in München arbeiten…« Mit einer fahrigen Handbewegung wischte sich Dr. Metzler über die Stirn. »Nicht auszudenken, wenn wir hier eine Epidemie bekommen würden.«

      »Ich fürchte, in diesem Fall bleibt uns nichts anderes übrig, als an die Öffentlichkeit zu gehen«, meinte Dr. Daniel. »Wir müssen Hörfunk und Fernsehen alarmieren, ebenso sämtliche Tageszeitungen.«

      Dr. Metzler nickte. »Das übernehme ich. Du mußt vorerst in Quarantäne, Robert, ebenso deine Sprechstundenhilfe und deine Empfangsdame. Deine Schwester und Stefan natürlich auch. War Karina während der fraglichen Zeit in Steinhausen?«

      Dr. Daniel schüttelte den Kopf. »Glücklicherweise nicht. Es reicht, wenn wir alle betroffen sein könnten. Dabei fällt mir ein, Jeff hat bei Ines Holbe die Anästhesie gemacht. Er ist also auch gefährdet.« Und dann fiel ihm etwas viel Beunruhigenderes ein. »Meine Güte, ich habe heute mittag noch eine Frau behandelt. Valerie Doschek. Ihre Dammnaht ist aufgegangen und ich habe sie unter Narkose wieder geschlossen.«

      »Das heißt, daß sie auch in Quarantäne muß«, erklärte Dr. Metzler. »Ich veranlasse sofort, daß sie von der Gynäkologie herübergeholt wird.«

      »Die Frau hat ein fünf Tage altes Baby«, wandte Dr. Daniel besorgt ein.

      Für einen


Скачать книгу