Dr. Daniel Staffel 5 – Arztroman. Marie Francoise

Dr. Daniel Staffel 5 – Arztroman - Marie Francoise


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er wandte sich Manfred wieder zu.

      »Waren Sie kürzlich im Ausland? In Asien vielleicht?«

      Manfred schüttelte den Kopf.

      Stefan gab dies an Dr. Metzler weiter, dann legte er auf.

      »Der Chefarzt wird in ein paar Minuten hier sein«, meinte er.

      Das war auch tatsächlich der Fall, doch Manfred erschrak sichtlich, als Dr. Metzler mit Mundschutz und Handschuhen hereintrat.

      »Meine Güte«, entfuhr es ihm. »Habe ich denn so eine schlimme Krankheit?«

      »Ich fürchte, ja«, antwortete Dr. Metzler. »Mit solchen Symptomen bin ich vor ein paar Jahren schon einmal konfrontiert worden. Es tut mir sehr leid, Herr Klein, aber ich muß Sie sicherheitshalber isolieren.«

      Aus weitaufgerissenen Augen starrte Manfred ihn an. »Wie bitte? Aber… ich fühle mich doch vollkommen gesund!«

      Entsetzt sah er zu, wie sich Stefan Daniel auf Dr. Metzlers Anweisung hin gründlichst die Hände desinfizierte und sich dann ebenfalls einen Mundschutz anlegte. Auch Manfred bekam einen solchen Mundschutz gereicht.

      »Ich muß Sie bitten, das vor Mund und Nase zu binden«, erklärte der Chefarzt. »Wir müssen zu einem anderen Zimmer gehen, und ich möchte vermeiden, daß Sie mit irgendwelchen Patienten in Kontakt kommen.«

      Wie betäubt kam Manfred dieser Aufforderung nach, dann verließ er gemeinsam mit Dr. Metzler und Stefan das Untersuchungszimmer. Er war so geschockt, daß er gar nicht registrierte, wie Dr. Metzler die Tür hinter sich abschloß.

      Auf dem Weg zur Station begegneten sie einer hübschen jungen Krankenschwester.

      »Alexandra«, sprach der Chefarzt sie an. »Der Untersuchungsraum im Erdgeschoß muß gründlichst desinfiziert werden. Nehmen Sie sich einen Mundschutz, und ziehen Sie Handschuhe an.«

      Die Schwester nickte. Dann warf sie Manfred einen kurzen, fast ängstlichen Blick zu, bevor sie Dr. Metzlers Aufforderung nachkam. Danach wandte sich der Chefarzt Stefan zu.

      »Du gehst zu Zimmer einunddreißig und wartest dort, bis ich komme.«

      Es war Stefan deutlich anzusehen, daß ihm tausend Fragen auf den Lippen brannten, doch er gehorchte wortlos, weil er spürte, daß er im Moment keine befriedigenden Antworten bekommen würde.

      Dr. Metzler und sein Patient setzten ihren Weg fort und erreichten schließlich ein Zimmer, das ein wenig abseits lag.

      »Wie lange muß ich hierbleiben?« wollte Manfred wissen.

      »Mit zwei oder drei Wochen müssen Sie schon rechnen«, meinte Dr. Metzler.

      »Aber ich muß doch in meiner Firma Bescheid sagen und… und…« In seinem Kopf ging jetzt alles durcheinander.

      »Dafür haben Sie noch eine Menge Zeit«, fiel Dr. Metzler ihm ins Wort. »Erst mal müssen wir sehen, ob mein Verdacht richtig ist.« Er holte ein Klinikhemd und reichte es Manfred. »Kleiden Sie sich aus, und ziehen Sie das hier an.«

      Entsetzt starrte Manfred das weiße, etwa knielange Hemd an. »Das ist ja hinten offen!«

      »Richtig. Dadurch werden mir Untersuchung und Behandlung erleichtert. Bitte, Herr Klein, machen Sie mir keine Schwierigkeiten. Sie liegen in nächster Zeit nur im Bett, und da ist es doch völlig gleichgültig, was Sie tragen.«

      Manfred nickte ein wenig halbherzig, dann zog er sich aus und schlüpfte in das Klinikhemd.

      »Legen Sie sich ins Bett, Herr Klein«, bat Dr. Metzler. »Den Mundschutz können Sie jetzt abnehmen. Außer der Oberschwester und mir wird niemand dieses Zimmer betreten.«

      »Ist diese Krankheit denn so ansteckend?«

      »Ja, leider. Vorausgesetzt, es handelt sich um den Virus, den ich in Ihrem Körper vermute. Aber das werde ich innerhalb der nächsten halben Stunde herausfinden.«

      Dr. Metzler kontrollierte Manfreds Temperatur, doch die war normal. Damit hatte er allerdings schon gerechnet. Der gefährliche Temperaturanstieg würde erst am zehnten Tag nach Krankheitsausbruch erfolgen.

      »Ich muß Ihnen jetzt noch Blut abnehmen«, erklärte Dr. Metzler. »Dann sind Sie für den Augenblick erlöst. Dieses Zimmer hier dürfen Sie allerdings unter keinen Umständen verlassen. Wenn Sie etwas brauchen sollten, dann klingeln Sie nach der Schwester.«

      Rasch und geschickt erfolgte die Blutabnahme, dann verließ Dr. Metzler das Zimmer, ging in den Nebenraum, um sich zu desinfizieren, und eilte schließlich den Flur entlang. Unterwegs traf er die Oberschwester Lena Kaufmann.

      »Auf Zimmer fünfundzwanzig liegt ein Mann mit einer äußerst gefährlichen und ansteckenden Krankheit«, erklärte er. »Lassen Sie niemanden zu ihm, und wenn Sie den Raum betreten, dann nur mit Mundschutz und Handschuhen. Nach Verlassen des Zimmers müssen Sie sich gründlichst desinfizieren. Informieren Sie das gesammte Personal, daß ausschließlich Sie und ich dieses Zimmer betreten dürfen, und hängen Sie ein entsprechendes Schild an die Tür.«

      »Wird sofort erledigt«, versprach die Oberschwester, dann beeilte sie sich, Dr. Metzlers Anordnungen auszuführen.

      Währenddessen war er selbst ins Ärztezimmer gegangen und hob den Telefonhörer ab. Hastig wählte er die Nummer von Dr. Manon Carisi.

      »Frau Kollegin, hier Metzler«, gab er sich zu erkennen. »Kommen Sie sofort zu mir in die Klinik – desinfiziert und mit Mundschutz. Das gleiche gilt für Ihre Sprechstundenhilfe, falls sie mit Herrn Klein in Kontakt gekommen ist. Außerdem will ich jeden Patienten hierhaben, der mit Herrn Klein im Wartezimmer gesessen hat.«

      »Meine Güte, das klingt ja gefährlich«, stieß Manon erschrocken hervor.

      »Das ist es auch«, bestätigte Dr. Metzler. »Haben Sie seit Herrn Kleins Weggehen mit irgend jemandem Kontakt gehabt?«

      Manon verneinte.

      »Gut. Dann schließen Sie Ihre Praxis ab, und kommen Sie umgehend hierher. Sie müssen für die nächsten Tage in Quarantäne.«

      Dr. Metzler verabschiedete sich knapp, legte auf, hob aber sofort wieder ab, um Dr. Daniel anzurufen.

      »Robert, wir haben hier möglicherweise Alarmstufe Rot«, erklärte er ohne Begrüßung. »Wenn ich mich nicht irre, dann kursiert in Steinhausen ein Virus der gefährlichsten Sorte. Den ersten Patienten habe ich gerade bekommen, aber er kann kaum der einzige sein. Er muß sich angesteckt haben, und solange wir die Ansteckungsquelle nicht kennen, ist der ganze Ort gefährdet.«

      »Um Himmels willen, Wolfgang, wovon sprichst du da?« fragte Dr. Daniel erschrocken.

      »Komm in die Klinik, dann erkläre ich dir alles. Bis dahin habe ich auch die Blutanalyse durchgeführt und endgültige Gewißheit, allerdings besteht für mich nicht der geringste Zweifel, daß der Mann an dieser Krankheit leidet.«

      »An welcher Krankheit?«

      »Der Name ist sehr schwer auszusprechen, und er würde dir auch nichts sagen. Aber die Krankheit ist lebensgefährlich, und die Heilungschancen sind ab einem gewissen Zeitpunkt äußerst gering.«

      *

      Nach diesem alarmierenden Anruf hatte Dr. Daniel natürlich nichts Eiligeres zu tun, als zur Waldsee-Klinik hinauszufahren. Dr. Metzler erwartete ihn bereits mit Mundschutz und Handschuhen.

      »Es tut mir leid, Robert«, meinte er, »aber solange ich die Ansteckungsquelle nicht kenne, muß ich jeden Kontakt mit anderen vermeiden – sogar mit dir.«

      Dr. Daniel war sichtlich entsetzt. »Meine Güte, Wolfgang, was ist das für eine schreckliche Krankheit, und wie kann man sich davor schützen?«

      Dr. Metzler seufzte. »Das ist nun gleich die schlechte Nachricht. Es gibt keine Impfung. Jeder, der auch nur entfernt mit dieser Krankheit in Berührung gekommen ist, muß sofort in Quarantäne. Die Kollegin Carisi und ihre Sprechenstundenhilfe sind bereits hier in der Klinik.«

      »Manon?!«


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