Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


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nicht«, entgegnete der Marshal. »Sie bauen regelrechte Sperren auf.«

      »Ja, sieht ganz so aus.«

      Jetzt war es schwer für die beiden Dodger, noch weitere Einzelheiten auf der Straße zu erkennen, denn es wurde dunkler und dunkler.

      Als die Nacht endlich ihr schwarzes Tuch über die Stadt gebreitet hatte, verließen die beiden Wyatts Zimmer. Holliday ging hinüber in sein Gemach.

      Als er zurück in den Flur kam, blickte der Marshal ihm verblüfft entgegen.

      Er hätte den Georgier fast nicht wiedererkannt: Holliday trug eine schwarze Brille, die sein Gesicht völlig veränderte.

      »Damned, wie kommen Sie denn daran?«

      »Sie ist von Doc Lonegan aus Trinidad, Sie müssen sich doch noch an ihn erinnern.«

      »Ja, sehr gut sogar. Sie haben ihm drei Kugeln aus dem Leib geholt.«

      »Richtig.«

      »Und? Hat er Ihnen dafür die Brille geschenkt?«

      »Nein, aber seine Frau steckte sie nach der Operation versehentlich in meine Instrumententasche. Und da fand ich sie erst, als wir wenigstens sechshundert Meilen zwischen uns und Trinidad gebracht hatten. Ich werde sie ihm gelegentlich zurückgeben, wenn unser Weg wieder einmal nach Trinidad führt. Wie gefalle ich Ihnen?«

      »Ausgezeichnet. Am liebsten würde ich den Reverenden fragen, ob er für mich nicht auch eine Brille hat.«

      »Tun Sie das. Und lassen Sie sich möglichst auch einen anderen Hut geben, und vielleicht einen Mantel. Sie sehen, ich habe mir meinen Mantel mitgebracht.«

      Holliday zog einen langen schwarzen Mantel an. Als er den Hut jetzt etwas weiter zurückschob und etwas vorn­übergebeugt ging, erinnerte er wirklich nicht mehr an den berühmten Spieler.

      Der Reverend war sofort bereit, dem Marshal eine Brille und einen Hut zu leihen. Aber der Mantel, den er dem Missourier geben wollte, paßte nicht, er war viel zu klein.

      Der Neger hatte in der Zimmertür gestanden und meldete sich jetzt: »Wenn ich Ihnen vielleicht einen Mantel von mir leihen dürfte, Marshal, es wäre eine Ehre.«

      Wyatt musterte die Gestalt des Negers und stellte fest, daß der Mann nur etwa einen halben Kopf kleiner war als er. Vielleicht würde ihm ein Mantel von dem Schwarzen passen?

      Er paßte. Zwar war er an den Armen etwas kurz. Aber immerhin konnte der Marshal ihn anziehen.

      Die goldgeränderte Brille des Reverends machte Earp jedoch zu schaffen, da er durch ihre dicken Gläser nur schlecht sehen konnte.

      »Schieben Sie sie etwas hinunter auf die Nase«, meinte Holliday, »dann können Sie über den Rand blicken.«

      So maskiert verließen die beiden kurz nacheinander das Haus des Reverenden durch das Hoftor.

      Doc Holliday überquerte die Straße und ging hinunter in die Schenke.

      Der Mann hinter dem Tresen, der ihn vor drei Tagen noch einen Brandy verkauft hatte, erkannte ihn nicht. Der Keeper schob ihm das Glas hin und kassierte die beide Nickel, ohne auch nur einen forschenden Blick für den Fremden übrig zu haben.

      Holliday sah sich vorsichtig in der Kneipe um und konnte keinen der Männer entdecken, die er oben vom Haus aus beobachtet hatte.

      Aber vier von ihnen waren doch hier im Saloon verschwunden?!

      Er ließ sich noch einen Brandy geben und fixierte die Umgebung schärfer.

      Da sah er im Hintergrund des Schankraumes eine dunkelgrüne Portiere, die heruntergelassen war, nur ein winziger Lichtschein fiel hindurch.

      Da war also ein Nebenraum, in dem sich die Männer aufhalten konnten.

      Holliday zahlte auch den zweiten Brandy und ging hinaus in den Hof. Da sah er das Fenster des Nebenraumes sofort. Der typische Schein einer grün­abgeschirmten Kerosinlampe fiel zu weitem, verzerrtem Rechteck auf den Hof.

      Der Georgier lauschte zum Haus hinüber.

      Dann nahm er eine leere Whiskytonne, brachte sie ans Fenster, stülpte sie um und stieg hinaus.

      Von der Ecke aus riskierte er einen vorsichtigen Blick in den kleinen Raum.

      Das Zimmer war leer!

      Holliday verließ den Platz sofort, brachte die Whiskytonne zurück und ging wieder in die Schenke.

      Hier hatte sich nichts verändert.

      »Haben Sie ein Zimmer zu vermieten?« fragte er den Keeper mit heiserner Stimme.

      Der kahlköpfige Mann wischte sich mit dem Handrücken über die Nase, zupfte den rotbraunen Schnurrbart an der Spitze nach oben und meinte schulterzuckend: »Well, wenn Sie drei Dollar ausgeben, habe ich noch ein Zimmer frei.«

      »Haben Sie denn kein billigeres Zimmer?« knurrte Holliday ungehalten.

      »Schon – aber die sind besetzt.«

      »Nanu, heute mittag waren doch noch alle Zimmer frei.«

      »So, hat meine Frau das gesagt?« krächzte der Wirt.

      »Well, das stimmt, aber inzwischen…, eh, sind neue Gäste gekommen. Dann hätten Sie heute mittag mieten müssen. Tut mir leid.«

      »Ach, macht nichts«, versetzte Doc Holliday und ließ sich noch einen Brandy geben. »Ich habe in Geschäften mit der Bahn zu tun, wissen Sie, Holzgeschichten.«

      Es wunderte den Salooner nicht, daß ein Holzhändler sich hier aufhielt. Schließlich hatte die Railway-Company viel mit Händlern zu tun.

      »Schlechte Geschäfte mit dem Verein da drüben, stimmt’s?« krächzte er.

      »Ach«, winkte Holliday ab, »am liebsten hätten die Burschen die Schwellen geschenkt.«

      »Das kann ich mir denken. Man kennt die Brüder ja. Sie sind da wie eine Apotheke – aber selbst wollen sie von anderen alles geschenkt haben. Nehmen Sie es nicht tragisch. Trinken Sie lieber noch einen.«

      Der Schankraum war hinter der Theke in seiner Längsseite von einer Galerie überdeckt, die zu mehreren Zimmern führte.

      Doc Holliday konnte den Mann nicht sehen, der jetzt oben am Geländer erschien und in den Schankraum hinunterblickte.

      Der stechende Blick des Mexikaners flog über den Schankraum – und blieb an der Gestalt des Georgiers haften.

      Der Mexikaner zog sich sofort von der Galerie zurück und stemmte die behaarten braunen Fäuste mit den krallenartigen Fingern auf die schweren Hirschhornknäufe seiner Revolver.

      Da trat der blondhaarige Bursche aus einem der Zimmer und wollte an die Galerie gehen, um hinunterzusehen.

      Mit einem raschen Griff packte ihn der Mexikaner und zog ihn zurück.

      »Was gibt’s?« flüsterte der Mann.

      »Augenblick«, entgegnete der Mexikaner, »ich muß erst einmal nachdenken.«

      Der Bursche schwieg und blickte den anderen an. Fieberhaft arbeitete es in dem Hirn des Mexikaners.

      »Hölle und Teufel«, preßte er durch die Zähne, »wo habe ich diesen Revolver schon gesehen?«

      »Welchen Revolver?« forschte der Bursche.

      »Ah, geh vorne an die Treppe und sieh dir den Mann an, der vorn an der Theke steht.«

      Der Bursche kam nach zwei Minuten zurück.

      »He, Gip, da stehen wenigstens fünfzehn Leute!«

      »Aber nur ein Mann!« krächzte der Mexikaner.

      »Ich verstehe Sie nicht. Sie werden doch nicht den dickbäuchigen Kerl mit dem gelben Hut meinen?«

      »Nein.«

      »Oder den mit dem Zylinder?«

      »Nein,


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