Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


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starrte er auf das Bild, das sich ihm da bot.

      Der Sheriff stand in der Mitte des Raumes und hatte ein Schrotgewehr in der Hand.

      Wyatt sah nur seine Augen, sah die tödliche Entschlossenheit darin.

      Und da brüllte auch schon der Schuß los.

      Nicht den Bruchteil einer Sekunde zu früh hatte sich der Missourier zurückgeworfen und hinter der Türecke in Deckung gebracht.

      Das gehackte Blei stob mit einer ohrenbetäubenden Detonation ins Freie, schlug in den Türrahmen, in die Dachpfeiler und in die Vorbaubohlen.

      Aber noch hatte sich die graue Pulverwolke nicht ganz verzogen, da tauchte der Missourier hinter dem Türrahmen auf.

      Der Sheriff stand mit dem Gewehr mitten im Raum und starrte ihn an. In seinen Augen stand Angst.

      »Sie… sind es, Marshal?« stotterte er.

      »Ja, ich.«

      »Damned, ich habe Sie nicht erkannt!«

      Wyatt hatte jedoch die Brille auf dem Weg zum Office abgenommen, und so hätte der Sheriff ihn eigentlich erkennen müssen.

      Aber die Angst beherrschte diesen Mann.

      »Es tut mir leid, Marshal, aber ich konnte ja nicht ahnen, daß Sie zurückgekommen sind.«

      »Eigenartig«, antwortete der Missourier, während er die Tür hinter sich schloß und links an die Wand trat, wo er von der Straße aus nicht gesehen werden konnte. »Sie stehen hier in Ihrer Bude und schicken jedem, der in der Tür erscheint, eine Ladung Blei entgegen?«

      »Nein«, dehnte der Sheriff, »aber es… Ich habe… Es ist irgend etwas los in der Stadt.«

      »Ja, das kann man wohl sagen.«

      »Ich weiß nicht, was es ist, aber ich habe Männer gesehen, die nicht in die Stadt gehören. Einen Mexikaner und zwei andere.«

      »Richtig, die habe ich auch gesehen.«

      »Aber Sie waren doch gar nicht hier?«

      »Doch, ich war hier, drüben beim Rev. Seit vorgestern.«

      »Das kann doch nicht möglich sein.«

      »Doch, es ist möglich, Sheriff. Ich habe Sie auch beobachtet, die ganze Zeit über. Sie haben Ihren Raum kaum verlassen. Das nennen Sie, Ihr Amt versehen?«

      Wyatt ließ sich auf einen dreibeinigen Hocker nieder.

      Der Sheriff schob eine neue Rehpostenladung in den Lauf seiner Schrotflinte und knurrte: »Well, der Teufel soll diesen Job hier holen. Ich kann es Ihnen ja sagen: Ich war Hilfs-Sheriff in Dallas und in Austin und Oklahoma City. Überall war der Teufel los, aber hier ist es am schlimmsten. Seit die Railway-Company das Depot da drüben hat, streichen hier immer Gestalten herum, die einem wirklich das Fürchten beibringen können. Dabei gibt es hier nicht einen einzigen Menschen, der einem beisteht.«

      »Und da Sie keinen Menschen haben, der Ihnen beisteht, haben Sie sich gedacht, die Flinte muß mir beistehen?«

      »Nein, aber was soll ich tun? Ich habe gedacht, es wäre einer von diesen Fremden.«

      Wyatt winkte ab. »Hören Sie, Sheriff, es sind wenigstens sieben Männer in der Stadt, die ich im ärgsten Verdacht habe, daß sie zu den Galgenmännern gehören. Und was noch wichtiger ist, einer von ihnen könnte der Anführer der Bande sein.«

      Der Sheriff ließ den Kolben seiner Schrotflinte so hart auf den Boden sinken, daß der Staub aus den Dielenritzen aufstob. »Der Boß der Graugesichter?« stieß er heiser hervor.

      »Ja, es hat den Anschein. Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen. Jedenfalls ist da ein Mann, der einen großen goldenen Ring mit einem eingravierten Dreieck trägt. Hier, sehen Sie sich den Ring an. Er ist klein gegen den, den er trägt. Und dieser Ring gehörte einem der Unterführer der Galgenmänner.«

      Das Gesicht des Sheriffs war grau geworden, wie die gemauerte Wand zum Zellengang hinter ihm.

      »Sie glauben, daß der Chef der Galgenmänner hier in Marana ist?« Er vermochte ein Beben in seiner Stimme nicht zu unterdrücken.

      Wyatt hatte ihn forschend angesehen und entgegnete kühl: »Ich habe Ihnen gesagt, daß ich es nicht mit Sicherheit weiß. Aber es ist durchaus möglich. Es ist ein ziemlich großer Mann, der einen gutgeschnittenen braunen Anzug und ein weißes Rüschenhemd trägt, dazu eine weinrote Krawatte und einen Waffengurt mit zwei Revolvern. Außerdem schießt er mit einem Derringer, den er mit der Rechten aus der linken Westentasche zieht. Er hat dunkles Haar und, ich glaube: graue Augen. Wie alt er ist, kann ich schwer sagen. Vielleicht dreißig, vielleicht auch vierzig. Er war bis jetzt drüben in Flimberts Saloon.«

      Der Sheriff schluckte schwer. Sein Unterkiefer zitterte. Plötzlich packte er die Flinte, zog den Rehposten heraus und stellte sie zurück in den Gewehrschrank.

      »Ich werde Ihnen etwas sagen, Wyatt Earp. Ich habe die Nase voll! Restlos voll! Ich will nicht mehr. Ich habe mich jahrelang unten in Dallas herumgeschlagen und dann in Austin und dann in Oklahoma City. Ich bin hierhergekommen, um meine Ruhe zu haben. Ich habe die Railway-Company nicht gebeten, hier ihr Depot einzurichten. Ich habe keine Lust, auf diesem Posten zu sterben. Als einziger Mann – für eine millionenschwere Bahngesellschaft, verstehen Sie? Wenn Sie das wollen, bitte. Bilden Sie sich etwa ein, daß Sie mit Doc Holliday hier allein gegen eine ganze Bande von kaltstirnigen Verbrechern aufkommen können? Haben Sie vielleicht geträumt, daß Sie die Elite der Graugesichter stoppen können? Sie wußten ja, was Sie hier erwartet! Weshalb sind Sie denn auch zurückgekommen?«

      Mit gespreizten Beinen, geballten Fäusten und zitterndem Körper stand der verzweifelte Gesetzesmann mitten im Raum.

      Wyatt hatte sich von seinem Platz erhoben. Er überragte den Sheriff um Haupteslänge und blickte ihm jetzt ruhig in die Augen.

      »Ich bin zurückgekommen, weil es meine Pflicht war, Sheriff!«

      »Pflicht, ja, ja, immer die Pflicht. Ich bin ihr sechzehn Jahre nachgekommen. Sie hat mich so weit gebracht, daß ich jetzt nur noch ein Nervenbündel bin. Ich will nicht mehr, Marshal Earp, verstehen Sie?« Mit der Rechten griff er an die linke Brustseite, riß sich den Stern herunter und warf ihn dem Marshal vor die Füße. »Da haben Sie Ihren Stern! Ich brauche ihn nicht mehr.«

      Er packte seinen Mantel vom Haken und ging auf die Hoftür zu.

      »Augenblick noch«, nagelte ihn die metallene Stimme des Marshals fest.

      Der Mann blieb stehen und drehte den Kopf zurück.

      »Sie haben den Stern nicht von mir bekommen, Mister.«

      »Das ist mir egal, von wem ich ihn bekommen habe. Sie sind US-Marshal, und das genügt. Ich habe ihn ordnungsgemäß abgegeben.«

      »Gehen Sie zum Mayor, sagen Sie ihm Bescheid! Damit er wenigstens weiß, daß Sie die Stadt ohne Schutz zurücklassen.«

      Da wandte sich der Sheriff noch einmal voll um.

      »Ohne Schutz?« fragte er und legte den Kopf auf die Seite. »Sie sind doch hier.«

      »Ja, natürlich«, entgegnete der Marshal, »ich bin hier.« Ganz leise hatte er es gesagt, wandte sich um und ging hinaus.

      Da rannte ihm der Sheriff nach, erreichte ihn vor der Tür und zog ihn ins Office zurück.

      »Wyatt«, keuchte er, »verstehen Sie mich doch! Ich bin nicht mehr so jung wie Sie.«

      »Sicher, Sie sind fünf Jahre älter als ich, ich weiß.«

      »Und außerdem, ich habe nicht die Nerven. Ich bin kein Kerl wie Sie, ich bin… Ich kann es eben nicht!« Er rang die Hände.

      Wyatt nickte und legte die Linke auf seinen Unterarm.

      »Schon gut, schon gut.« Dann machte er sich von dem Zitternden los und ging quer über die Straße davon.

      Der


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